Überlebt!? Ein Hanomag „Rekord“ Diesel im Jahr 1948

Auf diesem Blog ist der Mittelklasse-PKW „Rekord“ des Maschinenbaukonzerns Hanomag bereits öfters in unterschiedlichen Varianten und Zuständen vorgestellt worden (siehe Hanomag-Bildergalerie).

Der von 1934-40 in weniger als 20.000 Exemplaren gebaute Wagen hat erstaunlich oft den 2. Weltkrieg überlebt – obwohl er von der Wehrmacht keineswegs verschmäht wurde (Beispielfoto).

Das spricht für die besonderes Robustheit des Wagens. Ein Maschinenbauer legt nun einmal besonderen Wert auf Zuverlässigkeit. So waren nach 1945 die übriggeblieben Fahrzeuge noch gut für einige Jahre Dienst im Wiederaufbau.

Eine der seltensten Versionen des Hanomag „Rekord“zeigt das folgende Originalfoto aus der frühen Nachkriegszeit:

Hanomag_Rekord_Diesel_1948_Galerie

© Hanomag „Rekord“ Diesel, aufgenommen 1948; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Als „Opel Rekord“ pries der ahnungslose Anbieter der Aufnahme den Wagen an. Das ist insofern verzeihlich, als das typische markentypische Flügelemblem fehlt und auf dem Kühlergrill nun einmal der Schriftzug „Rekord“ zu sehen ist.

Zwar könnte es sich auf den ersten Blick auch um eine Nachkriegsbastellösung handeln, bei der Teile unterschiedlicher Autos kombiniert wurden. Das war in jener Zeit gar nicht so selten, als jedes motorisierte Fahrzeug einen enormen Wert repräsentierte.

Doch ein genauer Blick auf die Frontpartie bestätigt, dass es sich um einen originalen Hanomag Rekord handelt:

Hanomag_Rekord_Diesel_1948_Frontpartie

So weist die Mittelstange der Kühlermaske im oberen Drittel eine Abflachung auf – dort saß das Hanomag-Flügellogo. Vermutlich hat es in der Endphase des Kriegs ein Souvenirjäger mitgehen lassen – die von der Wehrmacht genutzten Autos wurden ja bei Kriegsende einfach irgendwo stehengelassen, wenn das letzte Benzin aufgebraucht war.

Zu einem späten Hanomag „Rekord“ passt auch die Montierung der Scheinwerfer rechts und links in der Kühlermaske, frühe Modelle verfügten über eine durchgehende Querstange. Typisch sind außerdem die ausstellbaren Luftklappen in der Motorhaube.

Auch der übrige Wagen erscheint original, wenn man von der fehlenden Radkappe und der verlorengegangenen Abdeckung der Öffnung für die Anlasserkurbel absieht.

Zu einer Rarität wird dieses Fahrzeug durch die umseitige Beschriftung: „Unser Dieseler, 1948“ ist dort vermerkt. Demnach haben wir es mit einem von nur rund 1.000 Diesel-Modellen des Hanomag „Rekord“ zu tun, die von 1938-40 gebaut wurden.

Was viele nicht wissen: Fast zeitgleich mit Mercedes stellt Hanomag 1936 einen Dieselmotor für PKW vor – allerdings gelang den Stuttgartern die Serienproduktion vor den Hannoveranern. Erst 1938 wagte man sich bei Hanomag aus der Deckung und bot den „Rekord“ bis 1940 mit einem 1,9 Liter großen und 35 PS leistenden Selbstzünder an.

Das Fahrzeug auf unserem Foto muss irgendwie den Krieg überlebt haben – vielleicht galt das Dieselmodell als zu exotisch und wurde daher nicht eingezogen.

Auf durchgehenden Privatbesitz weist hin, dass auf der Rückseite noch das Kennzeichen vor Kriegsausbruch vermerkt ist, das nach der Unabhängigkeit Österreichs wieder Nummernschildern nach der bis 1938 geltenden Konvention (weiße Schrift auf schwarzem Grund) wich.

Das Kennzeichen auf unserem Foto ist frühestens 1947 im Bundesland Niederösterreich vergeben worden. Die Aufnahme ist – wie gesagt – auf 1948 datiert und zeugt von der Wertschätzung, die der treue Hanomag damals noch genoss. Filmmaterial war kostbar und die meisten Leute hatten andere Sorgen, als ein gebrauchtes Auto zu fotografieren.

In unserem Fall war jemand erkennbar stolz auf seinen „Dieseler“ und hat ihn ohne störendes Beiwerk aus einer vorteilhaften Perspektive aufgenommen. Ob dieses Auto auch die nächsten rund 70 Jahre überstanden hat – wer weiß?

Die Hanomag PKW besaßen nie besonderes Prestige, doch heute ist ein solcher „Rekord Diesel“ vermutlich seltener als ein Mercedes 300 SL Flügeltürer…

3 Gedanken zu „Überlebt!? Ein Hanomag „Rekord“ Diesel im Jahr 1948

  1. Gratulation, Herr Garmeister! Bilder wären natürlich eine feine Sache. Könnte man mit historischen Aufnahmen kombinieren und dabei die Geschichte Ihrer Restauration erzählen.
    Beste Grüße
    Michael Schlenger

  2. Der von mir oben genannte Hanomag-Cabrio Bauj.1938, ist fertig,hat TÜV,ist angemeldet nach
    § 23 für „H“ Kennzeichen . Er ist mit orig.1,5 lHanomag Benzinmotor ausgestattet.
    Farbe- dunkelblau. Bei Interesse kann ich Bilder u.weitere Infos zu kommen lassen.

  3. Hallo Hanomag-Fan`s ,ich haben auch einen „Hanomag-Diesel“Bauj,1938,jedoch mit der
    Lampenstange vor dem Kühlergrill +leicht gebogen.Oben am Kühler ist auch 1 Emblem.
    Der D19 Motor ist von 1937.Der Wagen ist noch nicht fertig restauriert,da ich erst noch
    einen Rekord-Cabrio(Benziner)Bauj.1938, fertig restauriern muß.Viele Grüße a.d.Heide.

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