Skoda 645 bei den Classic Days auf Schloss Dyck

An diesem Wochenende findet wieder „die“ Pflichtveranstaltung für Freunde klassischer Automobile in Deutschland statt – die Classic Days auf dem ehrwürdigen Schloss Dyck am Niederrhein.

Über den Rang der Veranstaltung muss man nicht viele Worte verlieren:

Herrliches historisches Ambiente, alle Epochen und Stilrichtungen abedeckende Fahrzeugvielfalt, abwechslungsreiche Vorführungen auf der Rundstrecke und höchster Qualitätsanspruch – das ist auf dem Kontinent einzigartig.

Der Veranstalter schafft es Jahr für Jahr, auch Automobilgourmets immer wieder aufs Neue zu überraschen. Speziell in der gut bestückten Vorkriegsklasse bekommt man Preziosen zu sehen, die man andernorts vermisst.

So hatte auch der Verfasser des öfteren beklagt, dass von den Qualitätswagen aus tschechischer Fertigung der 1920/30er Jahre im deutschen Sprachraum kaum etwas zu sehen ist.

Sicher, einem Tatra begegnet man mitunter, doch wann hat man zuletzt irgendwo eine großzügige Limousine von Praga oder Skoda zu Gesicht bekommen?

Leser dieses Blogs werden sich an das eine oder andere Exemplar erinnern, das zumindest auf historischen Originalfotos erhalten geblieben ist. Das sieht dann beispielsweise aus wie dieses hier:

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Skoda 430; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

So reizvoll diese 1931 bei Tynec (Tschechoslowakei) entstandene Aufnahme eines Skoda 430 auch ist – nicht zuletzt wegen des ansehnlichen Paars daneben – so gern würde man einen solchen Wagen einmal in natura erleben.

Gelegenheit dazu ergab sich erfreulicherweise bei den Classic Days 2017, wo der Verfasser auf dieses Prachtexemplar stieß:

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Skoda 645; Bildrechte: Michael Schlenger

Dem aufmerksamen Beobachter wird hier auffallen, dass die Vorderkotflügel ein einheitliches, harmonisch gerundetes Element darstellen.

Das eingangs gezeigte historische Foto zeigt eine frühere Version, bei der die Schutzbleche zumindest optisch wie aus zwei Bauteilen zusammengesetzt erscheinen. Gemeinsam sind beiden aber Kühlerausführung und Scheibenräder.

Nicht viel zu bedeuten haben die unterschiedlichen Kühlerfiguren – diesbezüglich waren die Fahrzeuge einst oft individueller, als es heutige restaurierte Exemplare vermuten lassen.

Hier sieht man das typische Skoda-Emblem, das dem Grundsatz nach bis heute in Verwendung ist, nur keine Dreidimensionalität mehr besitzt. Auch das geschmackvolle Farbschema ist in der modernen Aufnahme auf einmal zu erkennen, Schwarz-Weiß-Photos lassen diesbezüglich nur Vermutungen zu:

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Skoda 645; Bildrechte: Michael Schlenger

Die im wahrsten Sinne „größte“ Überraschung stellen aber die Proportionen des Wagens in der Seitenansicht dar.

Auf der historischen Aufnahme haben wir es mit einer Vierfenster-Limousine zu tun, und auch die aus ähnlich spitzem Winkel gemachte moderne Aufnahme lässt den Wagen nicht sonderlich groß erscheinen.

Ganz anders sieht das Bild jedoch aus, wenn man den Skoda bei den Classic Days von der Seite betrachtet – nun wieder in Schwarz-Weiß:

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Skoda 645; Bildrechte Michael Schlenger

Dieses eindrucksvolle Automobil verdankt seine mächtige Erscheinung der Tatsache, dass es sich um eine Sechsfenster-Limousine handelt. Sie hat einen gegenüber der Normalausführung verlängerten Radstand.

Die Motorleistung des Skoda 430 (rund 30 PS aus 1,8 Liter Hubraum) wäre dafür etwas dürftig gewesen. Tatsächlich handelt es sich um die parallel verfügbare, größere Sechszylinderversion 645 mit 2,5 Liter Hubraum und – natürlich – 45 PS.

Was aber mehr zählte, waren der Komfort und das enorme Prestige, das der Besitz eines solchen ausgewachsenen Wagens im perfekten US-Stil der späten 1920er Jahre bedeutete.

Noch mehr als in Deutschland waren Automobile bei den tschechischen Nachbarn damals eine Rarität und wurden überwiegend in Manufaktur gefertigt.

Vom Skoda 645 entstanden zwischen 1929 und 1934 nur rund 750 Exemplare, im Vergleich zu amerikanischen Wagen oder auch den Großserienfahrzeugen von Opel oder Fiat verschwindend wenige.

Und so erhält eine Rarität wie dieser Skoda bei den Classic Days auf Schloss Dyck endlich auch hierzulande das angemessene Ambiente…

Lesetipp: http://www.skoda-oldtimerclub.de/kategorie/dokumente/presse/autozeitung_oktavia_645/Skoda645.pdf

© Michael Schlenger, 2017. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://www.klassiker-runde-wetterau.com with appropriate and specific direction to the original content.

2 Gedanken zu „Skoda 645 bei den Classic Days auf Schloss Dyck

  1. Danke für das Lob, Herr Pollak! Freut mich besonders, wenn der Bildbeitrag auch Skoda-Kennern wie Ihnen gefällt.

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