Original “Opel Darracq” newspaper advertisement, c. 1902/03
Opel Darracq 16/18 h.p., built in 1904/05
Opel phaeton, built in 1906, prewar picture
Opel 25/40 h.p., built in 1906/07, postcard from December 1907
Opel double phaeton, c.1907/08
Opel 6/12 h.p. double phaeton, built in 1908/09, photo taken in 1910
Opel, c. 1908, photo taken in Friedberg (Hesse), on the rear seat Grand Duke Ernst-Ludwig von Hessen, the Russian tsar Nikolaus (Ernst-Ludwig’s brother in law) and his daughter
Opel advertisement from ca. 1908/09
Opel 24/50 h.p. from c.1910
Opel 6/16 h.p. taxi, built c.1911
Opel double phaeton from 1910/11
Opel 6/16 PS, built from 1911 until 1920 (this car c.1913), photo taken in the late 1920s in Jauer (Lower Silesia, today: Poland)
Opel 8/20 or 10/24 h.p. from c.1912, postcard from 1916
Opel phaeton, unknown model with pointed radiator, c.1920
Opel 21/50 h.p. phaeton, built from 1921 until 1923
Opel 21/50 h.p. landaulet, rebodied by Reutter in 1927
Opel 8/25 HP phaeton, built from 1921 until 1922
Opel 8/25 HP phaeton, built from 1921 until 1922
Opel 8/25 h.p. 2-seater, photo taken in 1925 in Lower Saxonia
Opel 4/12 h.p., two-seater, built in 1924
Opel 4/12 h.p. phaeton from 1925, photo taken in 1928 near Wilhelmshaven
Opel 4/12 h.p. tourer, built in 1925
Opel 4/16 HP 2-seater cabriolet, built from 1926 until 1927
Opel 4/16 h.p. phaeton, built from 1926 until 1927, photo taken in 1928
Opel 4/16 HP phaeton, built from 1926-27
Opel 4/20 HP, 2-seater and phaeton (built from 1928 until 1931)
Opel 4/20 h.p. sedan, built from 1928 until 1931
Opel 4/20 h.p. 2-seater, built starting in 1929
Opel 4/20 h.p. tourer, built in 1930/31, photo taken in Baden-Baden
Opel 4/20 h.p. phaeton, built from 1928 until 1931, photo taken in 1935 in Freudenstadt (Black Forest, Southern Germany)
Opel Model 80 (10/40 h.p.), built from 1925 until 1929
Opel Model 90 (12/50 h.p.) or Model 100 (15/60 h.p.), early version from 1927
Opel Model 90 (12/50 h.p.) or Model 100 (15/60 h.p.), built in 1927/28
Opel 12/50 h.p. (Model 90) or 15/60 h.p. (Model 100) with phaeton body, built in 1927/28
Opel Model 90 (12/50 h.p.) or Model 100 (15/65 h.p.), built in 1928/29
Opel 24/110 HP “Regent” built in 1929, official press photo
Es gibt wenig im Bereich unserer Wahrnehmung, das nicht zum erheblichen Teil Ansichtssache ist und dessen Wesen sich erst aus verschiedenen Perspektiven einigermaßen erfassen lässt.
Nur innerhalb logisch geschlossener Systeme wie der Mathematik gibt es objektive Klarheit, die sich jedermann gleichermaßen offenbart. Was nicht bedeutet, dass es jenseits solcher in sich vollkommener Modelle nicht Dinge geben kann, die uns (noch) nicht zugänglich sind.
Die Ideen der Planetenbewegung, der Evolution, der Kontinentalverschiebung oder der Relativität verstießen zu ihrer Entstehungszeit nicht nur gegen den Stand der Wissenschaft, ihre Vertreter wurden sogar als Verrückte oder gefährliche Subjekte diskreditiert.
Dieselben Mechanismen sind auch heute in Kraft, weil es bei kontroversen Fragestellungen grundsätzlicher Art meist um Machtpositionen geht (Parole: “The science is settled”).
So schön es ist, recht zu haben und auch zu behalten, müssen wir uns dagegen immunisieren, auf die vermeintlich zwingende Logik der eigenen Sicht oder der anderer hereinzufallen. Das gilt auch für so banale Dinge wie ein altes Autofoto:
Dixi Typ G1 6/18 PS; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Wir können uns für noch so objektiv halten, unser Blick konzentriert sich anstatt auf den abgebildeten Tourenwagen auf die Menschen, die einst mit ihm abgelichtet wurden. Schon tritt unsere unhintergehbare Subjektivität zutage.
IImmerhin ist das “einst” zur Abwechslung als klares Datum überliefert: März 1928.
Schön an dieser Ansicht finde ich den Moment der Erwartung, der darin festgehalten ist. Wir ahnen, dass gleich nachdem die Aufnahme im Kasten ist, der Wagen gestartet wird und die ganze Baggage eine Ausfahrt oder gar eine kleine Reise unternimmt.
Vielleicht geht es auf Verwandtenbesuch und das ernst dreinschauende Mädchen, das wie bereits wie eine junge Dame wirkt, hält ein Geschenk für die Großeltern oder auch die Cousine in den Händen.
Unterdessen können es die beiden Buben hinter ihr kaum erwarten, dass es losgeht – sie schauen weniger dem Ziel als dem Abenteuer des Fahrens entgegen, wohl nicht zum ersten Mal.
Ganz anders gestimmt scheint der Herr mit Hut auf dem Trittbrett. Mit verhaltener Freundlichkeit sieht er in die Kamera. Vielleicht lagen in dem Moment irgendwelche Sorgen wie ein Schatten auf seinem Gemüt, dennoch bemüht er sich um Contenance.
Sie sehen, schon die Interpretation der Verfasstheit der einzelnen Personen auf diesem Foto ist Ansichtssache. Wie immer in solchen Fällen freue ich mich über erfrischend andere Perspektiven.
Bei einer Sache bin ich mir jedoch sicher: Der Wagen ist ein Fabrikat der Fahrzeugwerke Eisenach, die seit 1904 unter der Marke “Dixi” hochwertige Automobile produzierte und dabei bis zum 1. Weltkrieg alle Kategorien abdeckte.
Danach baute man noch für kurze Zeit einige Vorkriegsmodelle weiter, bis 1921 der neu konstruierte Typ G1 6/18 PS erschien, welcher 1923 zum G2 6/24 PS mutierte.
Eine erhellende Ansicht in der Richtung liefert uns folgende Aufnahme aus der Sammlung von Leser Matthias Schmidt:
Dass wir es hier mit einem “Dixi” zu tun haben, das verrät dem Kenner schon die Kühlerfigur – ein vorwärtsstürmender Kentaur.
Typisch für die G-Modelle der Marke war speziell die Kombination aus leicht spitz zulaufendem Kühler, Drahtspeichenrädern, schrägstehenden Haubenschlitzen und unten “geknicktem” Frontscheibenrahmen.
Keines dieser Elemente war für sich genommen exklusiv den Dixis vorbehalten, aber in dieser Zusammenstellung waren sie letzlich einzigartig, so meine Sicht der Dinge.
Bei der Gelegenheit vergleiche man auch die ungewöhnliche Gestaltung des Heckkotflügels mit seitlicher “Schürze” mit dem Wagen auf dem ersten Foto.
Nach meiner Ansicht ist so etwas selten zu sehen, während der Tourenwagenaufbau mit “Tulpenkarosserie” und umlaufendem Verdeckkasten nicht markentypisch war, sondern kurz nach dem 1. Weltkrieg einen Standard bei fast allen deutschen Herstellern repräsentierte.
Vermutlich werden Sie sich jetzt meiner Ansicht anschließen, dass auch mein eingangs gezeigtes Foto einen solchen Dixi des Typs G1 6/18 PS zeigt, eventuell auch ein frühes Exemplar des G2 vor der Einführung großer Bremstrommeln hinten.
Aber würden Sie auch die oberflächliche Ansicht teilen, dass dieser Wagen ein Nummernschild trägt, dessen Kennung mit “NB” beginnt?
Klarer Fall – das ist erst ein “N” und dann ein “B” zu sehen, oder?
Nun, wenn Sie das glauben, dann sind Sie zwei vermeintlichen Autoritäten auf den Leim gegangen. Die eine bin ich, die Ihnen diese auf perfide Weise Lesart nahelegt, die andere ist ihre eigene Sinneswahrnehmung, welche sie dort tatsächlich “NB” sehen lässt.
Auf beides zu vertrauen, ist indessen gefährlich. Es gibt nur eine Instanz, die einen vor solchen Irrtümern bewahrt – der kritische Gebrauch des eigenen Verstandes, auch wenn es vielen lästig ist, wie schon der Aufklärungspapst Immanuel Kant feststellte.
So muss man sich nämlich fragen: Selbst wenn ich dort klar und deutlich “NB” lese, kann das denn überhaupt sein? Der Verstand sagt einem, dass man das trotz aller scheinbarer Offensichtlichkeit kritisch prüfen muss.
Dass ich selbst dieser Sinnestäuschung zum Opfer gefallen bin, will ich gerne bekennen. Mir kam das Nummernschild zwar von Anfang an “spanisch” vor, dennoch nahm ich es für den Nennwert und schaute im “Herzberg” (Handbuch Deutsche KfZ-Kennzeichen, Band 1) nach, ob es nicht vielleicht doch so etwas wie “NB” in deutschen Landen gegeben haben könnte.
Dort fanden sich jedoch nur zwei optisch ähnliche Kennungen “HB” für Bremen und “IV B” für den Raum Baden. Allerdings fällt es schwer, diese mit dem zur Deckung zu bringen, was das Auge auf dem Foto wahrnimmt.
Den Erkenntnisdurchbruch lieferte erst das Einnehmen einer ganz anderen Perspektive – die titelgebende erhellende Ansicht fand sich sogar in meinem eigenen Fundus:
Dixi Typ G1 6/18 PS; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Ich hatte vergessen, dass sich in meinem Bestand an unaufgearbeiteten Fotos auch diese Dixi-Aufnahme befand – auf welcher der Wagen belichtungsbedingt ganz anders wirkt.
Doch nicht nur einige Insassen kommen einem auffallend bekannt vor, auch die laufende Nummer auf dem Kennzeichen war identisch: “43058”!
Für mich steht außer Frage, dass es sich um dasselbe Auto handelt, wenngleich ich mich nicht daran erinnern konnte, beide Abzüge gemeinsam erworben zu haben. Nur bei dem ersten hatte ich das umseitig vermerkte Aufnahmedatum im Dateinamen festgehalten.
Bleiben wir also skeptisch und schauen genau hin:
Was meinen Sie? Lesen Sie jetzt ebenfalls “IV B” für Baden? Und bemerken Sie ebenfalls die übereinstimmende Gestaltung der Doppelstoßstange, die aus dem Zubehör stammte und US-Vorbildern ab etwa 1925 nachgebildet war?
Sollten Sie meine neu gewonnene Ansicht für erhellend halten, dann dürfen Sie auch meiner Feststellung glauben, dass dieser Dixi im Landkreis Waldkirch zugelassen war. Doch Vorsicht: Dies stützt sich nur auf die entsprechende Zuordnung zum Nummernkreis 43001-43400, wie sie für 1936 im “Herzberg” dokumentiert ist.
Ob das auch in den 1920er Jahren so war, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. So erhellend sich das Einnehmen einer anderen Ansicht im vorliegenden Fall erweist, so vage bleibt am Ende das, was wir wirklich als gesichert ansehen können.
Doch muss man alles ganz genau wissen? Mitunter genügt es auch, sich mit dem zufrieden zu geben, was uns spontan zugänglich ist und uns für einen flüchtigen Moment Vergnügen bereitet wie die Vorfreude auf diesem Dokument:
Michael Schlenger, 2023. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.