Auch beim heutigen Blog-Eintrag beziehe ich meine Inspiration aus Erlebnissen bei der abendlichen Fahrradrunde.
Auf dem betonierten Feldweg aus den 1970er Jahren – als man das Geld der Bürger für solche Sachen und für Flussbegradigungen zum Fenster herauswarf – näherte sich mir entgegenkommend ein Traktor mit Anhänger.
Ich dachte zunächst, dass der mir ja mühelos ausweichen könnte, indem er einfach einen Meter auf seiner Seite ins abgeerntete Feld lenkt. Doch dann erkannte ich, dass der mir eher unwillig allenfalls etwas Platz auf meiner Seite des Feldwegs machte.
Vermutlich hätte es knapp gereicht, doch mir gefiel die Sitation nicht und so fuhr ich statt seiner rechts in die Botanik, mit Stollenreifen kein Problem, nur der Vortrieb leidet spürbar.
Ich bin dem Landwirt nicht böse, der nur seine Arbeit machte und an diesem Tag wahscheinlich schon einem Dutzend Zweiradlern begegnet war.
Weit besser gefiel mir, was ich einige Zeit später von der hiesigen Landfrauenfraktion geboten bekam. Mitten auf dem Weg stand ein Lastwagen, auf den vom Feld zur Linken gewaltige Rollen mit Stroh aufgeladen wurden. Zur Rechten war ein Mähdrescher unterwegs, obwohl das Feld längst kahl war.
Egal, vielleicht drehte auch da einer bloß seine Feierabendrunde.
Ich schaute, ob ich links an dem Laster über’s Feld fahren könnte, während ein Traktor gerade eine weitere Strohrolle in Angriff nahm. Dann sah ich neben dem Laster zwei ansehnliche Karrierefrauen, die eine in den 30ern und mit Hotpants bekleidet.
Ich nahm das wohlwollend zur Kenntnis und wünschte den Landmädels einen guten Abend – das übliche „Hallo“ vermeide ich, wenn möglich. Nichts geht über Frauen, die herzhaft zupacken können, wenn es darauf ankommt, und diese standen stellvertretend für diese rar gewordene Spezies (gilt für die deutschen Buben ebenso).
Dieses Erlebnis robuster Arbeit nicht abgeneigter Weiblichkeit bringt mich zu der folgenden Aufnahme, die mir Leser Klaas Dierks in digitaler Kopie zur Verfügung gestellt hat:

Die Lady im Trachtenlook vor der mächtigen Limousine scheint mir genauso eine Vertreterin gewesen zu sein: Selbstbewusst, kein Hungerhaken und beim Maßstemmen oder Armdrücken vermutlich manchem tätowierten Jüngling unserer Tage haushoch überlegen.
„Kommen wir noch zu dem Auto?„, mögen jetzt die Ungeduldigen unter Ihnen fragen, die meinen Blog noch nicht so lange lesen und nicht wissen, dass sie einfach nur die umständliche Einleitung ignorieren müssen.
Also: Der Löwe als Kühlerfigur mag für ein Luxusauto naheliegend erscheinen, aber meines Wissens traute sich nur Gräf & Stift aus Wien, ihn auch zu wählen. Das macht die Sache etwas einfacher, dennoch ist es keineswegs leicht, den konkreten Typ zu identifizieren.
Ich weiß nicht mehr genau, wie ich auf die Lösung gekommen bin und falls es ein Leser meiner nächtlichen Pamphlete war, der sie mir präsentierte, bitte ich um Nachsicht. Ich mache das hier nur aus Neigung nebenbei und bin kein Automobilhistoriker.
Jedenfalls scheinen wir es mit einem der letzten Personenwagen zu tun zu haben, der unter dem Namen „Gräf & Stift“ entstand. Die Kompetenz zum Bau eines zeitgemäßen Automobils scheint man Anfang der 1930er Jahre nicht mehr besessen zu haben.
Denn technisch betrachtet war der MF6 von Gräf & Stift bloß ein Lizenznachbau des 6-Zylindermodells „Rosalie“ von Citroen.
Dieser Abgang der Marke mit einem 2,5 Liter-Motor, der 55 PS leistete, aus der PKW-Geschichte mag enttäuschen, doch bleibt für uns Zeitgenossen des frühen 21. Jh. das Bild einer Frau, die vor bald 90 Jahren vor einem solchen Wagen gute Figur machte…
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.