Ein Renault Celtaquatre bei der Luftwaffe

Auf einem Oldtimerblog, der Vorkriegsautos anhand zeitgenössischer Originalfotos präsentiert, begegnen einem immer wieder Fahrzeuge, die im Krieg eingezogen, vom Gegner erbeutet wurden oder auf zivilen PKW basierende Kübelwagen waren.

Speziell beim deutschen Frankreichfeldzug im Sommer 1940 fielen der Wehrmacht in großer Zahl Autos der gegnerischen Truppen in die Hände. Da es der Armee stets an Fahrzeugen für Stabszwecke mangelte, wurden bewährte und verbreitete französische Modelle kurzerhand in den Fuhrpark eingegliedert.

Solche Beutewagen sieht man auf Privatfotos deutscher Landser aus dem 2. Weltkrieg an allen Fronten. Vor längerer Zeit hatten wir diesen Renault Celtaquatre vorgestellt, den es in deutschen Diensten nach Russland verschlagen hatte (Bericht):

Renault_Celtaquatre_Wehrmacht_Ostfront

© Renault Celtaquatre 1941/42 an der Ostfront; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Mit der ab 1937 verfügbaren Ausführung des Renault Celtaquatre, die die Typenbezeichnung ADC2 trug, wurde das seit 1934 gebaute Modell der unteren Mittelklasse optisch an den Zeitgeschmack angepasst.

Die Kühlerform erinnert an amerikanische Modelle, denen auch der deutsche Ford Eifel nacheiferte. Unter der Motorhaube fand sich trotz der schnittigeren Front weiterhin nur ein 1,5 Liter-Vierzylindermotor mit etwas mehr als 30 PS.

Das bot schon das Vorgängermodell ADC1 des Renault Celtaquatre, das wir auf dem folgenden Foto sehen:

© Renault Celtaquatre 1940 in Frankreich; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

In dieser früheren Ausführung wirkt der Renault Celtaquatre weniger dynamisch, doch bewährte Konstruktion und gute Ersatzteilversorgung machten ihn zum attraktiven Beutefahrzeug.

Ob das Auto aus französischen Armeebeständen stammte oder nach der Kapitulation Frankreichs von privaten Besitzern beschlagnahmt wurde, wissen wir nicht.

Wie es scheint, wurde der Wagen auf einem heruntergekommenen Anwesen abgestellt, das einer Einheit der deutschen Luftwaffe als Quartier diente:

Zu erkennen ist die Zugehörigkeit zur Luftwaffe am Kürzel „WL“ auf dem in Fahrtrichtung rechten Schutzblech, das für „Wehrmacht Luftwaffe“ stand.

Vermutlich ist der Wagen zum Aufnahmezeitpunkt gerade erst dem Luftwaffenfuhrpark eingegliedert worden, da die übliche Kennzeichnung der Einheit auf dem anderen Kotflügel fehlt.

Immerhin ist der Renault bereits in mattes Luftwaffenblau umgespritzt worden. Ob die Stoßstange von vornherein fehlte, ist ungewiss. Normalerweise besaß das Modell eine der Karosserielinie folgende geschwungene Stoßstange nach Vorbild des Ford V8.

Die Tarnschlitze auf den Scheinwerfer wirken behelfsmäßig, was auf eine zivile Herkunft des Renault hindeuten könnte. Möglicherweise wurde aber bei französischen Armeefahrzeugen die Tarnbeleuchtung nicht so strikt gehandhabt.

Die Identifikation des Typs ist übrigens anhand der fünf eng beieinanderliegenden Luftschlitze in der Motorhaube möglich. Dieses Detail und die leicht geneigte, nach unten schmaler werdende Kühlermaske sind typisch für den Renault Celtaquatre in der Ausführung von 1935 (Typ ADC1).

Wann und wo diese Aufnahme entstanden ist, bleibt offen. Die Umstände deuten auf Nordfrankreich hin, wo die deutsche Luftwaffe im Sommer 1940 Stützpunkte hatte, von denen aus Angriffe auf England geflogen wurden („Battle of Britain“).

Ungeklärt ist auch, um was für einen Typ es sich bei dem LKW auf unserem Foto handelt. Die Speichenfelgen sprechen für ein damals bereits veraltetes Modell. Vielleicht war auch dieses Fahrzeug bei der französischen Armee erbeutet worden:

Weiterführende Hinweise von sachkundigen Leser sind willkommen und werden in diesem Blogeintrag entsprechend berücksichtigt.

2 Gedanken zu „Ein Renault Celtaquatre bei der Luftwaffe

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