Hat Sie dieses Jahr schon etwas auf die Palme gebracht hat? Wenn das noch nicht der Fall war, haben Sie vermutlich noch nicht ihren neuen „Grundsteuer“-Bescheid oder Ihre Nebenkostenabrechnung erhalten…
Mir als gewohnheitsmäßigem Skeptiker und Pessimisten passiert es es außerhalb des Straßenverkehrs nur selten, dass mich etwas wirklich auf die Palme bringt.
Doch einem Leser ist genau das gelungen – er nahm sich nämlich die Freiheit, mir mitten im Grau des germanischen Winters ein Foto von seinem derzeitigen Aufenthaltsort auf Fuerteventura mit tropischer Vegetation zu senden – Frechheit!
Damit brachte er mich auf die Palme, die heute im Mittelpunkt des Interesses stehen wird.
Bevor wir uns jedoch mit einschlägigen botanischen und benachbarten Studien befassen können, war erst einmal Arbeit angesagt.
Die Vielzahl der Kratzer auf dem folgenden Foto brachte mich irgendwann so auf die Palme, dass ich es bei einer nur halbherzigen Reinigungsaktion beließ – die Qualität war schon bei Entstehung des Abzugs vor rund 95 Jahren nicht berauschend:

Auf ebendiese Palme brachte mich also besagter Leser und ihm sei an dieser Stelle dafür gedankt. Denn solche spontane Inspiration ist mir die liebste, weil dann der Denkapparat nach einem langen Arbeitstag im Leerlauf bleiben kann.
Beim Erwerb der Aufnahme hatte ich schon eine Ahnung, was für ein Wagen hier zu sehen ist – die Vermutung sollte sich auch bestätigen. Nach wie vor ratlos bin ich indessen bezüglich des Aufnahmeorts. Irgendwo in Frankreich vermute ich – aber wo?
Üppige Palmen gedeihen dort ja an einigen Küstenabschnitten – also kann nur das repräsentative Gebäude im Hintergrund einen Hinweis liefern. Es wirkt nicht sonderlich markant, aber vielleicht hat es schon jemand von Ihnen auf Reisen oder in der Literatur gesehen und dann geht meist zuverlässig eine Schublade in der Erinnerung auf.
Ich beschränke mich ganz auf das Auto, das anhand des hufeisenförmigen Kühlers und des mittig angebrachten Markenemblems leicht als „Hotchkiss“ zu identifizieren ist.
Die komplizierte Geschichte dieses französischen Herstellers können Sie in einem älteren Blogeintrag nachlesen, der den 6-Zylindertyp AM 80 von 1931 zum Gegenstand hatte.
Ganz so mondän geht es im vorliegenden Fall nicht zu, aber auch dieser Hotchkiss hatte seine repräsentativen Seiten – obwohl er seinen Fahrer hier auf die Palme zu bringen scheint, er streckt sich jedenfalls schon auf dem Trittbrett stehend sehnsüchtig schauend dorthin:
Leider gibt der arg mitgenommene Abzug nicht mehr her – bei Gelegenheit bringe ich ein Foto eines weit früheren Hotchkiss in bester Qualität, versprochen!
Doch wo genau ist eigentlich dieser Wagen zeitlich anzusiedeln? Gar nicht so einfach zu sagen, mir liegt keine Literatur zu dieser langlebigen Marke vor, die von 1903 bis Anfang der 1950er Jahre gehobene und teilweise luxuriöse Wagen baute.
Bei der Recherche las ich nebenher, dass Hotchkiss neben Delage eine der wenigen Marken war, die bereits ab etwas 1920 serienmäßig Vierradbremsen verbauten. Standard wurde das in Europa erst Mitte der 20er Jahre.
Mit dem Wagen auf dem heute vorgestellten Foto bewegen wir uns aber zwei Autogenerationen später – um 1930 würde ich sagen. Ich schätze, dass es sich um eines der recht oft gebauten Vierzylindermodelle von Hotchkiss handelte.
1923 brachte die Marke mit dem Typ AM einen bereits gut motorisierten Wagen mit 2,4 Litern Hubraum neu heraus. Limitiert wurde dessen Leistung (ca. 45 PS) jedoch durch die traditionellen seitlich stehenden Ventile – eine einfache, aber auch wenig strömungsgünstige Lösung für den Gaswechsel im Motor.
Ab 1926 wurde dann bei gleichem Hubraum eine Version mit im Zylinderkopf hängenden Ventilen eingeführt – die Leistungsangaben dafür schwanken zwischen 50 und gut 55 PS.
Damit ließen sich zwar keine Bäume ausreißen, doch es genügte, um einen auf die Palme zu bringen, wie man an dem heute vorgestellten Foto sieht, das nach meiner Einschätzung so einen Hotchkiss des Typs AM2 um 1930 zeigt.
Ein ganz ähnliches Exemplar hat jemand auf einer Oldtimer-Veranstaltung für uns auf Video festgehalten. Das Einzige, was einen hier vielleicht auf die Palme bringt, ist das Drumherum, das dieses schönen Wagens nicht ganz würdig ist – aber Sie sind ja auch verwöhnt!
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.
Hut ab vor dieser Interpretation – sehr bezwingend!
Die auf diesem Photo abgelichtete Szenerie – wer wollte bestreiten, daß es sich um eine solche handelt – wirkt auf mich wie ein Standbild aus einem zeitgenössischen Kino- Krimi oder Polit- Thriller!
Wird hier nicht der Moment festgehalten, ehe das entscheidende Ereignis alles verändert? Die (männlichen) Personen, welche das Bild auf irgendwie zwielichtige Art bevölkern, scheinen irgendwie aufeinander bezogen in ihrer zu Schau getragenen Aufmerksamkeit , als sollten sie sich Momente später zu abgestimmter Aktion vereinigen…
Der Fahrer des leistungsfähigen
( Flucht?)- Wagens beobachtet aus seiner erhöhten Position konzentriert den geplanten Fluchtkorridor während eine Gruppe von Helfern sich auffällig unbeteiligt hinter dem Wagen versammelt.
Der Kommandeur des Unternehmens wartet rechts im Bild auf den rechten Moment zum Losschlagen – ihm gegenüber die beiden Hauptakteure als harmlos wirkende Flaneure.
Im Hintergrund, unscharf nur auszumachen und offenbar nicht bekleidet zum Ausgehen,
eine Dame.
Gilt ihr ein Anschlag? Soll sie entführt werden – oder gar….?
Zur Auto- Marke Hotchkiss er- fahren wir als geübte Internet- Rechercheure, daß es sich hier um eine „traditionsreiche“ Waffenschmiede mit amerikanischen Wurzeln handelte, die in Frankreich groß wurde und deren Erzeunisse seit dem deutsch- französischen Krieg in so ziemlich jeder kriegerischen „Auseinandersetzung“ weltweit mitwirkten.
Auch sämtliche Jeeps, die so aussahen wie „richtige“ Ami-Jeeps waren in der Nachkriegs- zeit Lizenz- Produkte von Hotchkiss . Sie sind zwar baugleich dem Original aber bis heute wesentlich billiger zu erwerben als das Original .
Ein längst verstorbener Oldie- Freund musste in fortgeschrittenem Alter unbedingt noch einen Jeep haben, weil er als kleiner Junge, so erzählte er, mit seinen Altersgenossen vom Bordstein aus das rege Verkehrsgeschehen auf Ulmer Strassen beobachtete, das ja zunächst ausschließlich aus den Jeep- fahrenden US- Besatzern
bestand.!