Horch 8-Zylinder mit Anhängerkupplung

Die Wagen von Horch aus Zwickau in Sachsen genießen unter Freunden deutscher Vorkriegsautos weltweit einen einzigartigen Ruf.

In der Tat: Die Schöpfungen von Horch aus den späten 1930er Jahren gehören zum elegantesten, was je eine Automobilfabrik in Deutschand verlassen hat. Doch der Weg bis zu diesen Spitzenleistungen war weit und so gibt es einige frühere Horch-Modelle, die formal eher dröge waren.

Ausgerechnet die ersten ab 1927 gebauten 8-Zylindermodelle von Horch, deren Doppelnockenwellenmotor eine Delikatesse war, kamen mit einer Karosserie daher, die sich kaum von US-Massenware jener Zeit abhob (Beispiel hier). Es sollte noch etwas dauern, bis Horch das gestalterische Niveau erreichte, für die die leider (oder vielleicht zum Glück) untergegangene Marke berühmt ist.

Heute zeigen wir ein weiteres Beispiel eines frühen Horch-Achtzylinders, bei dem die Zeichner offenbar noch auf der Suche nach Inspiration waren:

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© Horch 8, Typ 400; Originalfoto aus Sammlung: Michael Schlenger

Der erste Gedanke des Verfassers war: „Ah, mal wieder ein Horch-Kübelwagen“. Doch fairerweise muss man sagen, dass dieser noch sachlicher gestaltet war (Beispiel hier).

Die militärische Anmutung rührt vom in Wagenfarbe lackierten Kühlergrill her. Doch die Chromstoßstangen und die fehlenden Tarnüberzüge an den Scheinwerfern verweisen auf eine zivile Herkunft dieses Modells.

Dass es ein Horch ist, beweist der nähere Blick auf die Kühlermaske, wo man das gekrönte „H“ ahnen kann, das das Markenzeichen von Horch war.

Kurioserweise fehlen die Flügel an der Weltkugel, die seit 1929 als Kühlerfigur an allen Horch-Modellen fungierte.

Details wie die leicht nach vorne geschwungenen Scheinwerferhalter, die Doppelstoßstange und die geprägten Radkappen sprechen aber für einen Horch der Baureihe 400, die als letzte den von Paul Daimler konstruierten 8-Zylinder besaß.

Das Aggregat mit über Königswelle angetriebenen obenliegenden Nockenwellen leistete nach wie vor 80 PS aus knapp 4 Litern Hubraum. Dank des neu entwickelten Kastenrahmens hatte der Horch 8 Typ 400 aber erheblich abgespeckt.

Der Rahmen war dennoch robust genug, um den Einsatz als Zugfahrzeug zu erlauben, wie unser Foto beweist:

Wie man sieht, handelt es sich beim Aufbau des Horch um ein Zweifenster-Cabriolet. Es wurde zwar als „Sport-Cabriolet“ angepriesen, erreichte aber wie die anderen Ausführungen gerade einmal die Marke von 100km/h.

Mit dem Anhänger im Schlepptau waren sportliche Ambitionen erst recht illusorisch, oder vielleicht doch nicht? Die Gesamtsituation spricht nämlich dafür, dass sich unter dem langen Anhänger ein Segelflugzeug verbirgt!

Das würde gut zum Kennzeichen des Horch passen, wonach der Wagen zur deutschen Luftwaffe gehörte (das Kürzel WL stand für „Wehrmacht Luftwaffe“). Da das Auto noch keine Tarnscheinwerfer besitzt, muss dieses Foto noch zu Friedenszeiten entstanden sein.

Der Fahrer des Horch und zugleich der Fotograf dieser einzigartigen Aufnahme, wird demnach ein Militärflieger gewesen sein, der den Horch wohl auch privat nutzen konnte. Möglicherweise war es einst sogar sein eigener Wagen.

Er hat auf diesem schönen Foto zugleich seine charmante Begleiterin mit Hund verewigt. Was wohl aus dem Paar und dem Horch in den folgenden Kriegsjahren geworden ist? Wir wissen es nicht.

Doch zumindest das Fotoalbum von einem der beiden hat es bis in unsere Zeit geschafft, sonst besäßen wir dieses Dokument eines Moments vor 80 Jahren nicht…

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