Novemberausflug im Horch 350 Sedan-Cabriolet

Der November des Jahres 2016 neigt sich seinem Ende zu und zeigt sich – zumindest was die Temperaturen angeht – winterlich. In diesen Tagen fegt der Wind die letzten Blätter von den Bäumen – die Natur präsentiert sich leblos und kalt.

Eine ganz ähnliche Situation sehen wir auf folgendem Foto: kahle Bäume, kaltes Licht – aber auch einige Optimisten, die im Cabriolet unterwegs sind:

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© Horch 8, Typ 350, Sedan-Cabriolet; Originalfoto aus Sammlung: Michael Schlenger

Dass dies nicht ein x-beliebiger Tourenwagen ist, dessen Besitzer sich bloß keinen geschlossenen Aufbau leisten konnten, verrät schon der großzügige Umgang mit Chrom an den gewaltigen Scheinwerfern und den Radkappen.

Selbst ohne Ausschnittsvergrößerung erkennt man auf der Radkappe vorne links ein „H“, was auf die sächsische Luxuswagenschmiede Horch verweist. Ab 1928 tauchte dieses Detail an den modernen Achtzylindertypen der Marke auf.

Auch die Kühlerfigur – ein geflügelter Pfeil auf nach vorn geneigter Stütze – wurde in dieser Zeit erstmals montiert. Damit kommen die kurzzeitig parallel produzierten Typen Horch 305 (1927-28) und 350 (1928-32) in Frage.

Was zu beiden Typen nicht passt, sind die Positionsleuchten auf den Vorderschutzblechen. Sie sollten ausweislich der Literatur (Kirchberg/Pönisch:  Horch – Typen, Technik, Modelle, 2011) erst beim Nachfolgetyp 375 dort sitzen. Dieser verfügte jedoch über eine dreigeteilte Stoßstange und andere Luftschlitze.

Vermutlich scheinen manche Details je nach Karosserieausführung unterschiedlich ausgefallen zu sein, was übrigens die Abbildungen im genannten Buch selbst belegen.

Eigentümlich ist auch der viertürige Cabriolet-Aufbau. Diese Ausführung wurde seinerzeit als Sedan-Cabriolet bezeichnet und scheint von Firmen wie Baur, Gläser und Kellner für die Modelle Horch 305 und 350 angeboten worden zu sein.

Doch wer genau hat diese opulente Karosserie einst geschaffen? Die Literatur liefert bislang jedenfalls keine Entsprechung.

Vielleicht liefern die Trittschutzbleche am Schweller und die eigenwilligen Zierleisten an der Oberseite der Türen einen Hinweis auf den Hersteller.

Bis auf Weiteres gehen wir davon aus, dass die Basis für diesen mächtigen Wagen ein Horch des Typs 350 lieferte – einfach weil er weit länger als der 305 gebaut wurde.

Dass den Besitzern des Horch irgendwann doch kalt geworden sein muss, belegt folgende Aufnahme desselben Autos, die das Cabriolet geschlossen zeigt:

© Horch 8, Typ 350, Sedan-Cabriolet; Originalfoto aus Sammlung: Michael Schlenger

Lesern dieses Oldtimerblogs sei versichert, dass es sich um denselben Horch handelt. Tatsächlich gibt es noch etliche weitere Aufnahmen dieses eindrucksvollen Achtzylinders, die den Wagen auf Fernreisen zeigen.

Doch diese Bilder müssen noch ein wenig warten. Jetzt folgen erst einmal der Jahreszeit gemäß vorzugsweise winterliche Fotos anderer Vorkriegsautos…

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