Für die Freunde des Besonderen: DKW F2 „Spezial“

Dass die Vorkriegsautos von DKW immer wieder für Überraschungen gut sind, das konnten wir auf diesem Oldtimerblog schon des öfteren beweisen.

Ob nun Lieferwagenumbauten des Typs F1, die Roadster-Ausführung des F5 oder der entfernte Verwandte Tornax „Rex“ – das Stöbern in alten Originalfotos zaubert die ganze Vielfalt an Typen und Karosserieausführungen wieder hervor.

Im Fall von DKW sind die meisten davon im Standardwerk „DKW-Automobile 1907-1945“ von Thomas Erdmann hervorragend dokumentiert, das mit Unterstützung von Audi Tradition 2012 im Delius-Klasing-Verlag erschien.

Doch heute präsentieren wir ein Exemplar, das bislang in der einschlägigen Literatur nicht dokumentiert ist, und zwar dieses hier:

DKW_F2_Sonderkarosserie_Galerie

DKW F2 Cabriolimousine; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Auf den ersten Blick verdient diese Aufnahme in mäßiger Qualität keine besondere Aufmerksamkeit.

Klar war von Anfang an, dass sie einen der populären DKW-Fronttriebler der frühen 1930er Jahre zeigt – was sollte da schon Überraschendes zu finden sein?

Der Typ als solcher ist anhand der leicht schräg stehenden, schmalen Luftschlitze in der Motorhaube schnell identifiziert: Dass wird ein DKW F2 sein, wie er von 1932-35 in fast 30.000 Exemplaren gebaut wurde.

DKW-Kenner werden einwenden, dass es auch der Nachfolgetyp F5 in der „Reichsklasse“-Ausführung sein könnte. Ja, die Haubenschlitze sahen dort genauso aus, doch diese Basisversion verfügte über keine Zierleiste entlang der Haube.

Und wo wir schon bei solchen Details sind: schauen wir doch einmal genauer hin:

Wer sich ein wenig mit der Geschichte der DKW-Frontantriebswagen der Vorkriegszeit ein wenig auskennt, dem wird der markante Aufwärtsschwung besagter Zierleiste zur A-Säule hin auffallen.

Die Leiste setzt sich dann – in einer Sicke verlaufend – nach hinten weiter fort. Beim DKW F2 gab es den erwähnten Knick der seitlichen Leiste nicht.

Damit ist ein Anfangsverdacht gegeben: Könnte das eine Sonderkarosserie auf Basis des DKW F2 sein?

Tatsächlich finden sich weitere Details, die deutlich von der Serienausführung abweichen: So fällt auf, dass die Vorderschutzbleche weiter nach unten gezogen sind, auch die großen Radkappen fallen aus dem Rahmen.

Dann wäre da noch das Farbschema: Zweifarblackierungen waren zwar bereits beim DKW F2 Standard (von der ganz schwarzen Ausführung abgesehen). Doch hier waren immer nur die Kotflügel von der übrigen Karosserie abgesetzt.

Auf unserem Foto ist aber die gesamte Partie oberhalb der Gürttelinie dunkler gehalten: 

Wenn nicht alles täuscht, weisen alle Partien den gleichen Grad an Glanz auf – das würde für eine Stahlkarosserie sprechen, während bei den Serienausführungen der DKW Fronttriebler ein Großteil des Aufbaus stoffbespannt war. Dort war kein vergleichbar glänzender Lackauftrag möglich wie auf Blech.

Zuletzt sei auch auf das ungewöhnlich tief sitzende Auto-Union-Emblem auf dem Kühlergrill verwiesen. Bei Serienwagen war es im oberen Drittel montiert.

Alles in allem spricht einiges für eine Spezialausführung des DKW Front F2, die von einer eigenständigen Karosseriebaufirma angefertigt wurde.

Möglich, dass dieser Aufbau erst entstand, nachdem der Wagen schon ein paar Jahre alt war. Die Werkskarosserien waren speziell in feuchtem Klima nicht sonderlich haltbar und bei Unfällen kaum reparabel.

Auf einen nachträglichen Neuaufbau deuten auch die großen Radkappen der Scheibenräder hin, die es erst bei späteren DKW-Typen gab.

Stil und Qualität der Ausführung dieses DKW F2 lassen an die Firma Hornig & Co. aus Meerane unweit von Zwickau in Sachsen denken. Von Hornig stammten auch etliche der hochwertigen Ganzstahlausführungen späterer DKW-Modelle.

Ja, so führt ein banal wirkendes Foto eines DKW-Vorkriegswagens vielleicht zu einer bisher unbekannten Sonderausführung. Leser, die dazu etwas Erhellendes beitragen können, mögen bitte die Kommentarfunktion nutzen.

Ist es nicht eine Freude, wie eine scheinbar abgeschlossene Episode der Automobilgeschichte immer noch Anlass zu Überraschungen und Recherchen gibt?

Wen das angesichts des deprimierenden Wetters (Anfang Mai 2017) noch nicht glücklich macht, dem zaubert vielleicht der folgende Schlager aus der großen Zeit von DKW ein Lächeln auf die Lippen:

© Videoquelle YouTube; hochgeladen von Deutschlandsender

© Michael Schlenger, 2017. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and http://www.klassiker-runde-wetterau.com with appropriate and specific direction to the original content.

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