Mein heutiger Blog-Eintrag beschäftigt sich mit den letzten Benz-Modellen, die vor dem Zusammenschluss mit Daimler im Jahr 1926 entstanden.
Im Gegensatz zu der kaum überschaubaren Typenvielfalt, die bei Benz noch kurz vor dem 1. Weltkrieg herrschte, fiel die Modellpalette ab 1918 deutlich bescheidener aus.
Anfänglich baute man noch vier Haupttypen in den Leistungsklassen 20, 30, 40 und 50 PS. Damit deckte man alle wesentlichen Kategorien vom Einsteigermodell bis zum Luxuswagen ab. Vereinzelt wurde auch der Sechszylinderriese 27/70 PS gebaut.
1921 kam das Ende für den Basistyp 8/20 PS, auf den man vor dem Krieg große Hofffnungen gesetzt hatte. Hier eine schöne Aufnahme, die mir Leser Klaas Dierks zur Verfügung gestellt:

Benz 8/20 PS Tourenwagen; Originalfoto aus Sammlung Klaas Dierks
Auch dieses kompakte Modell mit seinem 2,1 Liter messenden Vierzylinder konventioneller Bauart trug den markanten Spitzkühler, mit dem Benz-Wagen ab 1914 meist (nicht immer) ausgestattet waren.
Ebenfalls aufgegeben wurde der größere Vierzylindertyp 14/30 PS, der wahrscheinlich auf dem folgenden Foto aus meiner Sammlung abgebildet ist, das ich vor längerem präsentiert habe:
Benz 14/30 PS Tourenwagen; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Die größeren Abmessungen und die zahlreicheren Luftschlitze in der Haube weisen diesen Benz jedenfalls als Mittelklassemodell aus. Es könnte sich auch um einen 18/45 PS-Typ handeln, der etwas länger war und ebenfalls 1921 eingestellt wurde.
Im Unterschied zum Benz 8/20 PS erhielt dieses Modell jedoch einen Nachfolger – mit identischer Leistung aber kleinerem (2,6 statt 3,6 Liter Hubraum) Motor: den Benz 10/30 PS, den es vor dem 1. Weltkrieg schon einmal gegeben hatte.
Zu erkennen ist dieses Modell an den (nach meiner Recherche) meist 16 Luftschlitzen in der Motorhaube wie im Fall des hier abgebildeten flotten Tourenwagens:
Benz Typ 10/30 PS; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Nebenbei ist dies eines der ganz wenigen zeitgenössischen Fotos, das einen deutschen Vorkriegswagen mit Weißwandreifen zeigt – noch dazu in Verbindung mit Stahlspeichenrädern, sehr ungewöhnlich.
Diesem Vierzylindertyp wurden 1923 zwei kräftigere Sechszylinder beigesellt, die neuen Typen 11/40 PS und 16/50 PS mit 2,9 Liter bzw. 4,2 Liter Hubraum.
Vom größeren Radstand abgesehen unterschieden sich diese beiden Spitzenmodelle durch eine nochmals größere Anzahl von Luftschlitzen in der Haube, die dem leistungsbedingt größeren Luftdurchsatz im Kühler Rechnung trugen.
Ansatzweise zu erkennen ist diese bei dieser mächtigen Chauffeur-Limousine, die einst einer Familie im Raum Hamburg gehörte:
Benz 11/40 oder 16/50 PS; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Dieser Aufbau mit seitlich offenem Fahrerabteil sollte bald der Vergangenheit angehören.
Wer genau hinschaut, kann zwischen den Ersatzrädern und dem Oberarm des jungen Mädchens die außenliegenden Hebel für Gangschaltung und Handbremse erkennen.
Um 1925 wanderten die Hebel ins Wageninnere und das Lenkrad konnte ab dann auf der linken Seite angebracht werden. Auch die Zeit der zwangsläufig offenen Fahrerabteile war damit vorbei.
Praktisch denselben Typ – also eine Chauffeurlimousine auf dem Chassis eines Benz 11/40 oder 16/50 PS sehen wir auf der nächsten Aufnahme:
Benz 11/40 oder 16/50 PS; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Zwar können wir hier nur sechzehn Luftschlitze in der Haube zählen, doch hinter den Ersatzrädern dürften sich weitere verbergen, sodass wir es sehr wahrscheinlich wieder mit einem der beiden Sechszylindertypen 11/40 oder 16/50 PS zu tun haben.
Der am Frontscheibenrahmen angebrachte Suchscheinwerfer und das seitliche Rollo am Fahrerabteil unterscheiden diesen Wagen von dem zuvor gezeigten – ansonsten stimmen sie weitgehend überein.
Offenbar gab es auch nach dem 1 Weltkrieg noch eine Schicht, die sich eine Chauffeur-Limousine leisten konnte und hier hat vermutlich der Fahrer auch das Bild gemacht.
Wie so oft ist hier auch die Betrachtung der Personen von großem Reiz, die mit dem Benz abgelichtet wurden und wie so oft frage ich mich: Wo gibt es solche Typen heute? Egal, es kann ohnehin keiner mit der jungen Dame am Lenkrad aufnehmen:
Ob den Passagieren in diesem Benz bewusst war, dass sie in einem der letzten von der deutschen Traditionsmarke gebauten Wagen unterwegs waren? Vermutlich nicht, der Wagen wirkt noch recht neu.
Doch mit einem dieser Sechszylindertypen endete 1926 die Geschichte von Benz, jedenfalls zeigt die Aufnahme des letzten gebauten Benz ein ähnliches großes Modell, wenn auch mit nunmehr komplett geschlossenen Limousinenaufbau (vgl.“Benz & Cie. Zum 150 Geburtstag von Carl Benz“, Motorbuch-Verlag 1994, S. 113).
Die wahre Größe dieser letzten Automobile aus dem Hause Benz wird aber erst bei den Tourenwagenausführungen deutlich. Hier eine Aufnahme aus meiner Sammlung, von der ich annehme, dass sie einen Benz 16/50 PS mit 3,50 m Radstand zeigt:
Benz 16/50 PS Tourenwagen; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Die Benz-Wagen aus der Zeit kurz vor dem Zusammenschluss mit Daimler mögen technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit gewesen sein, doch waren sie auf jeden Fall ein würdiger Abschluss der Tradition, die einst in Mannheim begonnen hatte…