Fund des Monats: Ein SAM „C25“ Tourer

Der Fund des Monats April ist nicht zum ersten Mal ein hübsches Beispiel für die erfreuliche Zusammenarbeit von Sammlern aus der Welt des Vorkriegsautomobils.

So gilt heute mein Dank gleich zwei Enthusiasten, deren Interessen und Archive sich hier vortrefflich ergänzen – sie werden weiter unten noch gewürdigt.

Im Unterschied zu Zeitgenossen, die ängstlich ihre Schätze vor dem Auge des Publikum verbergen, als ob sie dadurch irgendwie beeinträchtigt werden könnten, lassen sie uns an den Ergebnissen von Jahren der Suche, Recherche und Aufbereitung ihrer Funde teilhaben.

So soll es sein und gern stelle ich in solchen Fällen meinen Blog als Plattform zur Präsentation zur Verfügung. Dass dies von Vorkriegsfreunden geschätzt wird, bekam ich dieser Tage schwarz auf weiß in mein Postfach geliefert.

Ein Blog-Leser aus Hamburg schrieb mir auf einer Postkarte mit einer Ansicht aus Berlin in den 1920er Jahren, dass er Freude an diesen meinen Aktivitäten hat und sich auf diese Weise einfach bedanken wollte.

Das hat genau den Stil, dessen Fehlen ich in unseren Tagen ich immer wieder beklage – zumal die Postkarte sogar ein historisches Original war, das nach rund 90 Jahren ihre bestimmungsgemäße Verwendung fand.

Sie wird einen besonderen Platz in meiner Sammlung finden, denn ich schätze solche alten Stücke dann besonders, wenn ich ihre Herkunft kenne. Daher besten Dank an den Leser aus Hamburg!

Zurück zum Fund des Monats April. Tatsächlich ist er mir schon vor etwas längerer Zeit übermittelt worden, doch erst heute ist die Gelegenheit, ihn angemessen vorzustellen. Der Besitzer der Aufnahme ist jemand, dessen Arbeit in Sachen Vorkriegsdokumentation schon öfters als vorbildlich erwähnt habe.

Was er im Alleingang zur Historie von Fiat (nebst Derivaten) und Steyr/Puch zusammengetragen und im Netz attraktiv aufbereitet zugänglich gemacht hat, ist nach meiner Einschätzung in dieser Breite hierzulande konkurrenzlos.

Die Rede ist von Ferdinand Lanner und seiner Website, die ständig ergänzt wird und in der man sich verlieren kann. Selbst in Italien wüsste ich keine bessere Online-Quelle zur langen Fiat-Historie mit allen ihren unterschiedlichen Phasen und allen ihren Verästelungen.

Bei einem dermaßen breit und vielfältig angelegten Sammelthema und tief in der Familie wurzelnder Autoleidenschaft bleibt es nicht aus, dass sich auch Entdeckungen anderer Art ergeben, die der Welt ebenfalls nicht vorenthalten werden dürfen.

Auch wenn es kein Fiat ist, kann man einen solchen eleganten Tourer mit unverkennbar italienischer Kühlerpartie doch nicht unveröffentlicht lassen, oder?

SAM C25; Originalfoto: Sammlung Ferdinand Lanner

Vom Hersteller dieses kompakten und knackig gezeichneten Wagens dürften die wenigsten je gehört haben – auch mir war der Markenname neu: SAM – Società Automobili e Motori.

Unter diesem Namen wurde ab 1923 in Legnano bei Mailand zunächst ein von Guglielmo Ghioldi entwickeltes Motordreirad mit luftgekühltem 1,1 liter-V2-Aggregat gefertigt. Dazu hatte der Mailänder Industrielle Attilio Vaghi die Rechte von Ghioldi erworben.

Dem Dreirad wurde eine vierrädrige Version zur Seite gestellt, die ebenfalls nur zwei Sitze besaß und damit eher der Kategorie der Cyclecars zuzuordnen war. Beim Gran Premio Internazionale im April 1923 heimste man damit einen eindrucksvollen Sieg gegen die etablierte Konkurrenz von Anzani ein und belegte die drei ersten Plätze.

Publikumswirksame Sporterfolge beflügelten zunächst auch den Absatz des 1925 neu eingeführten SAM Typ C25 – genau so ein Gerät sehen wir auf dem Foto von Ferdinand Lanner.

Dieses Modell besaß keinen selbstentwickelten Zweizylindermotor mehr, sondern einen von CIME zugekauften 1,1 Vierzylindermotor. Damit trat man ab 1925 allerdings auch gegen einen neuen Gegner an – den Fiat 509 mit seinem zwar kleineren, aber dank obenliegender Nockenwelle höherdrehenden und belastbareren Motor.

Dieser machte in der heißgemachten Version „509S“, die 27 PS bei damals enormen 4000 Umdrehungen leistete, der Sportkarriere des SAM C25 den Garaus.

Hier haben wir wahrscheinlich ein derartiges getuntes Gerät aus Turin (nun aus meinem Fundus, irgendetwas muss ich heute ja auch beisteuern…):

Fiat 509 (S?) Sport-Tourer; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger

Die Ähnlichkeit der Kühlerpartie und der Frontscheibe fällt gleich ins Auge – doch so kamen auch etliche andere italienische Wagen um die Mitte der 1920er Jahre daher. Man schätzte diesen klassischen Look damals in Italien (aber nicht nur dort), der sich deutlich von den Trends abhob, die zunehmend aus den USA nach Europa herüberschwappten.

Dass der Fiat 509 dank rationeller Großserienproduktion deutlich günstiger als der SAM C25 zu bekommen war, akzeptierten die Käufer, solange die Marke Rennsiege einfuhr. Damit war aber ab 1926 Schluss, als der Fiat 509 S in der Targe Abbruzzo seine Überlegenheit mit beeindruckendem Abstand bewies.

Bis 1928 konnnte SAM noch den zunehmend veralteten Typ C25 absetzen, dann schloss die Firma die Tore. Mindestens fünf überlebende Exemplare soll es immerhin noch geben.

An dieser Stelle – rechtzeitig zu Toresschluss – soll noch Claus Wulff aus Berlin erwähnt werden, in dessen spektakulärer Sammlung von Kühleremblemen sich tatsächlich auch ein Exemplar des C25 von SAM findet – nämlich hier.

So können Sie nun auch besser erkennen, wie der Markenschriftzug auf dem Kühler gestaltet war – die perfekte Ergänzung zu Ferdinand Lanners Foto, finde ich…

Michael Schlenger, 2024. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.

2 Gedanken zu „Fund des Monats: Ein SAM „C25“ Tourer

  1. Hallo Michael, ein ideales Foto für den Fund des Monats, welches die italienische Eleganz perfekt wiedergibt ! Meinen SAM C25 Kühler habe ich vor Jahren via Catawiki erworben. Ein schwieriges Geschäft, denn der italienische Verkäufer wollte sich nach Zuschlag an mich nicht an den Endpreis halten, weil er ihm zu gering erschien. Schließlich mußte ich mehr als den Zuschlagspreis überweisen oder den Kühler abschreiben….. Als er dann endlich in meinen Händen war stellte ich fest, dass er nicht verchromt oder vernickelt war, sondern aus Neusilber ( German silver ) bestand, ein besonders hochwertiges extrem korrosionsbeständiges Material. Mit der Wahl dieses exquisiten Materials zeigte SAM auch, dass es sein Fahrzeuge in der Oberklasse ansiedelte. Übrigens hatten zumindest einige Exemplare des LANCIA Lambda auch einen Kühler aus Neusilber. Weitere Hersteller, die sich diesen Luxus leisteten sind mir bisher nicht bekannt.

    Mit den besten Grüßen aus Bärlin
    Claus

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