Zu den von mir geschätzten Auto-Berufen, für die sich hierzulande viele Auto-Chtone zu fein sind, gehört die Profession des Auto-Aufbereiters – auch als „Car Detailer“ bekannt.
Wer seinen vierrädrigen Hausgenossen wieder richtig zum Strahlen bringen will, für sich selbst oder weil ein Verkauf ansteht, der tut gut daran, das Profis zu überlassen.
Dieser Job, der großes Können und viel Sorgfalt erfordert, ist nach meiner Wahrnehmung fest in Hand von meist orientalischen Immigranten und das ist auch gut so.
So klappt Integration und alle haben etwas davon, auch wenn sich die Damen für dieses Handwerk irgendwie überhaupt nicht erwärmen können – oder sie werden ebenso ausgegrenzt wie auf der Baustelle und mit Schreibtischjobs abgespeist…
Als Frauenversteher erkläre ich mich selbstlos bereit, die Auto-Aufbereitung im Maßstab 1:1 den Ladies zu überlassen und ihren öden Schreibtischjob zu übernehmen. Allerdings kann ich es nicht lassen und betreibe auch am PC heimlich Car-Detailing.
Heute habe ich dieses Projekt auf dem Tisch bzw. Bildschirm, an dem Sie ermessen können, wieviel Arbeit in den Vorkriegsauto-Fotos steckt, die Sie hier konsumieren können:

Solche Foto-Leichen sind es, die ich in der von mir bevorzugten Preisklasse von 5 EUR an Land ziehe – nur ganz selten gebe ich mehr aus, denn über’s Jahr geht der Spaß ganz schön ins Geld, wie sie leicht selbst ausrechnen können.
Aber wie sagte der Vater einer Verflossenen einmal zu mir. „Ein Hobby, das nichts kostet, taugt nichts„. Also vergessen wir die Moneten, und verbuchen diese Ausgaben einfach als Sondervermögen oder Investition, schon stellt sich die Sache viel seriöser dar, nicht?
So, jetzt muss ich eine kleine Pause einlegen und diesen angejahrten Gebrauchtwagen gründlich aufbereiten. Zur Ablenkung bei dieser ins Detail gehenden Tätigkeit habe ich eine CD eingelegt, auf der Schellackaufnahmen der Vorkriegszeit versammelt sind…
Bin zurück – ist zwar kein Neuwagen mehr geworden nach fast 100 Jahren, aber doch ein deutlich ansehlicheres Gefährt nebst Besitzer mit nunmehr blütenweißem Hemd:
Mag sein, dass Sie auch nach dieser Detailing-Aktion immer noch auf dem Schlauch stehen, wie man hier Hersteller und Typ erkennen soll. Das kann ich verstehen und vor 10 Jahren, als ich mit meinem Blog begann, hätte ich das auch nicht gekonnt.
Doch seither haben mehrere tausend solcher Fotos den Weg in meine Aufbereitungs-Werkstatt gefunden und dabei entwickelt man ein Auge zumindest für gängige Typen.
Und auch wenn die für meine Begriffe nur oberflächliche Literatur zur einst bedeutenden deutschen Marke Brennabor wenig hergibt und sich auch im Netz abseits meiner Brennabor-Galerie noch keine vergleichbar ins Detail gehende Dokumentation der Typen findet, lässt sich der heutige Kandidat doch identifizieren.
Dazu genügt ein Blick auf das folgende Vergleichsfoto, das eine praktisch identische Limousine zeigt, um zum Befund Brennabor Typ AL 10/45 PS von 1927-29 zu gelangen:
Für diese Pullman-Limousine, der eine damals gängige Doppelstoßstange gut getan hätte – speziell bei einer Zulassung im Raum Dresden – wird in der Literatur eine Stückzahl (zusammen mit anderen Ausführungen des Typs A) von 10.000 genannt.
Dieselben Zahlen bzw. ganzahlige Vielfache davon finden sich bei den Brennabor-Typen P, R, Z und Ideal. Man darf vermuten, dass es sich um sehr grobe Schätzungen oder auch frei erfundene Zahlen handelt.
Im Vergleich zu anderen deutschen Wagen der 1920er Jahre, für die Stückzahlen in dieser Größenordnung genannt werden, sind diese 6-Zylinderwagen von Brennabor nur ganz selten auf zeitgenössischen Fotos zu finden.
Es müssten ohne weiteres noch rund 10 dieser Wagen existieren, wenn auch nur ein Tausendstel der ursprünglichen Produktion die Zeit überdauert hat – bei Wagen der gehobenen Mittelklasse ohne besonderes Prestige ist kaum mehr zu erwarten.
Aber gibt es überhaupt noch einen solchen großzügigen Brennabor des Typs AL 10/45 PS oder seines Nachfolgers ASL 12/55 PS? Das wäre doch mal ein Fall für die Car-Detailer mit Bezug zu dieser Marke…
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.
Ja, es gibt mindestens einen bekannten überlebenden Wagen. Leider weiß ich nichts über den aktuellen Zustand. Ob er inzwischen fahrbereit ist, ist mir unbekannt. Gern kann ich ein Foto senden.
Gruß Mario Steinbrink