Beim heutigen Besuch im Bau- und Gartenmarkt mangelte es nicht an Charaktertypen – man trifft dort viele schräge Vögel und viel mehr ungesund aussehende Leute als noch vor einigen Jahren. Mehr Bewegung und weniger Essen könnte da nicht schaden.
Auch auf der Straße waren einige vierrädrige Exemplare zu besichtigen, denen es guttun würde, einmal auf’s Wesentlche reduziert zu werden, um wieder als kantiger Charakter wahrgenommen zu werden.
Auffallend fand ich diesmal aufgeblähte Erscheinungen aus der aktuellen BMW-Produktion – mit grotesk verzerrter Frontpartie. Was ist nur aus den klassischen BMW-Nieren geworden?
Schauen wir mal, was eine aktuelle KI wie GROK abliefert, wenn man ein Foto einer idealisierten BMW-Limousine der späten 1930er Jahre mit extralanger Haube und an britischen Vorbildern der Zeit inspirierter Karosserie in Auftrag gibt.
Hier das Ergebnis, welches ich kürzlich erhielt:

Natürlich kann man hier im Detail vieles beanstanden, aber eines ist klar:
Das ist nicht nur einfach ein Klon von BMWs der 30er Jahre, sondern eine attraktive Kombination aus BMW-Elementen wie der Doppelniere, der geteilten Frontscheibe und der für sportliche britische Wagen jener Zeit typischen niedrigen Dachlinie.
Was ich zum Ausdruck bringen will: Schon eine kostenlose KI liefert auf Basis existierender Bilder Entwürfe möglicher Varianten ab, die dem ikonischen Charakter der Marke BMW gerecht werden und zugleich durchaus eigenständig wirken.
Vielleicht sollte man die hochbezahlten Designer bei BMW heutzutage einfach der Billigkonkurrenz aus dem Netz aussetzen – vielleicht gibt es dann auch heute mehr wieder mehr Charakterypen – aber auf’s Wesentliche reduziert.
Gutes Styling braucht keine bemühten Effekte, es wirkt durch perfekt austarierte Proportionen und lässig wirkende Linien.
Wie bei einem Vorkriegs-BMW der späten 1930er Jahre selbst dann noch die Klarheit der Form fortwirkt, wenn man den chromglänzenden Kühlergrill weglässt, das illustriert beeindruckend die folgende Aufnahme:
Ich habe mich mit dem BMW auf dieser Aufnahme gar nicht groß beschäftigt – aus der Situation mit in Arbeit befindlichen einfachen Ziegelbauten im Hintergrund und dem Fehlen des Kühlergrills schließe ich, dass dieses Exemplar ein stark gebrauchtes war, welches nach dem 2. Weltkrieg aufgenommen wurde.
Interessant ist die Aufnahme deshalb, weil trotz des ungewöhnlichen Durchblicks auf den sonst verborgenen eigentlichen Kühler des Wagens kein Zweifel daran besteht, dass wir es mit einem typischen BMW der zweiten Hälfte der 1930er Jahre zu tun haben.
Wenn ich in diesem Fall auf den Typ 326 tippe, ist das gar nicht so entscheidend wie sonst – mir geht es heute weniger um das genaue Modell als vielmehr um den Charaktertyp als solchen – diesmal reduziert im Angebot.
Wer den Eindruck hat, das ich heute ziemlich billig davonkommen zu versuche, hat völlig recht. Ich habe noch soviel großartigeres Material zu verarbeiten und vorzustellen, dass ich es mir mitunter einfach mache – aber nicht so einfach, über solche interessanten Dokumente einfach hinwegzugehen.
Wie immer gilt: Anmerkungen zu der Fotosituation und Details darin sind willkommen, auch wenn sie vom Thema wegführen. Im vorliegenden Fall scheint es Anlass dazu zu geben…
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.
An der Größe dieser Autos habe ich weniger auszusetzen – man mag die dicken Brocken im Einzelfall beklagen, aber: fette Poserautos gab es schon immer, außerdem wer wollte vorgeben, wo die Grenze liegt? Eine zentrale Regelung aus Brüssel inkl. Begrenzung von Reifenbreite, PS-Zahl wäre gewiss nicht zu wünschen. Über einen alten Landy freut sich jeder, aber wenn einer ’nen Dacia Duster (DAS Vernunftauto schlechthin) fährt, heißt es oje, ein SUV, muss das sein? Mich nerven eher die in Deutschland viel zu großen Linienbusse auf dem Land. Meistens leer, viel zu lang und breit für enge Straßen und die Haltestellen geschickt so platziert, dass man nicht vorbeikommt. In Italien gibt es x-Abstufungen von Bussen, übrigens auch von LKW, davon könnte man sich in punkto Downsizing einiges abschauen wenn man wollte. Noch zum Styling: Die Oldtimerliebe ist auch Ausdruck des aktuellen Kults des Grotesken – dass es anders geht, zeigen seit Jahr und Tag der Mini und der Fiat 500.
KLasse Hinweis, danke! Speziell der an den Fiat 127 angelehnte Entwurf ist großartig.
Danke, dachte ich mir fast, mir war das Teil aber nicht so geläufig (hatte auch eine Horn auf dem Dach) vermutet)
Lieber Herr Schlenger,
Einfach nur herrlich, wie Sie erneut mit der Formulierung : „ Gutes Styling braucht keine bemühten Effekte …..“ wieder den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Besser kann man es nicht beschreiben.
Nicht nur im Automobilbereich sondern auch in der Architektur und vielen anderen Bereichen ist der ästhetische Anspruch leider häufig verloren gegangen.
Bisweilen könnte man fast zu der Auffassung kommen, dass ein Großteil nicht nur der BMW Typreihen heute in der Panzerschmiede Krauss- Maffei in München entwickelt und produziert wird. Über die Sinnhaftigkeit solch voluminöser „Panzerfahrzeuge“ gerade in Großstädten darf nachgedacht werden.
Fakt ist, dass die Straßen und der Parkraum im innerstädtischen Bereich sich sicher nicht vergrößern wird. Dass Fahrzeughersteller das produzieren was der Kunde kauft ist verständlich, löst das Problem nur leider nicht. Bleibt zu hoffen dass ggf. speziell dafür entwickelte KI einen positiven Einfluss auf die menschliche I nehmen kann.
Mit freundlichen Grüßen.
Wolfgang Hirmer
„Gutes Styling braucht keine bemühten Effekte, es wirkt durch perfekt austarierte Proportionen und lässig wirkende Linien.“
Ihren Satz, Herr Schlenger, unterschreibe ich so! Da sie BMW ansprechen – geben sie mal bei der Google-Suche ‚David Obendorfer BMW‘ ein. Der Mann gestaltet beruflich Yachten. Wenn ich seine Entwürfe zum Thema BMW sehe frage ich mich weshalb die Autoindustrie solche Talente bis heute gekonnt und beharrlich ausblendet?
Spannendes Thema, ihr Entwurf mittels KI.
Mit Grüßen aus dem brandenburger Land,
M. Grunwald
Ausser dem Fürsten von Thurn und Taxis hat früher kaum einer ein gelbes Auto gefahren , so eins mein ich , KKKi BMW 326 Gruß gottfried Müller
Hallo,
wir haben es hier wohl mit einem Fahrzeug der Polizei zu tun. Das signalisieren nicht nur die beiden uniformierten Herrn im Inneren des Autos, sondern auch der Polizei-Tsachko auf dem Dach, der eventuell das Blaulicht verbirgt, das wiederum dem Tschako Halt gibt.
KD