Heute erlaube ich mir, Sie ins schöne Salzburg zu entführen – ja, der Blog-Wart weiß nicht nur die historischen Stätten südlich der Alpen zu schätzen. Auch in Österreich fühlt er sich gut aufgehoben, speziell dort, wo man das Erbe des Alten Europa lebendig erhält.
Mit Erschrecken stelle ich fest, dass mein letzter Aufenthalt in der bereits von den Römern gegründeten Stadt an der Salzach bereits 12 Jahre her ist. Höchste Zeit also, dorthin zurückzukehren.
Den Anlass dazu lieferte mir die virtuelle Begegnung mit einer alten Flamme – der verführerischen Rosalie. Zuletzt präsentierte sie sich hier ausgesprochen offenherzig und eindeutig zum Verweilen einladend:

Dass wir es tatsächlich mit der Sechszylinderversion des im Volksmund „Rosalie“ genannten, ab 1932 gebauten Modells von Citroen zu tun haben, das verraten die fünf Luftklappen in der Motorhaube. Die Vierzylinderausführungen 8CV und 10 CV besaßen nur deren vier.
Mit 56 PS war die „sechsy“ Rosalie für ihre Größe sehr ordentlich motorisiert. Übrigens wurden die heckgetriebenen Modelle des Typs Rosalie auch nach Erscheinen des innovativen Fronttrieblers „Traction Avant“ (ab 1934) weitergebaut.
Nachdem ich „Rosalie“ für viele Jahre aus dem Auge verloren hatte, traf ich sie kürzlich wieder und das ausgerechnet bei einem neuerlichen Ausflug nach Salzburg.
Ich hatte noch in Erinnerung, dass sich einem dort endlos reizvolle Perspektiven darbieten, wie das nur in historisch gewachsenen, von der „Moderne“ verschonten Städten der Fall ist.
So hatte ich seinerzeit reichlich Gelegenheit gefunden, mit meiner Kamera zu dilettieren:
Natürlich war mir auch nicht die herrliche „Landschaft“ aus Türmen und Kuppeln der zahlreichen Kirchen entgangen, die vor allem in der Barockzeit in Salzburg entstanden.
Allerdings muss ich eine davon übersehen haben – und das, obwohl sie die italienischste ihrer Art ist, die man dort findet. Die Rede ist von der Dreifaltigkeitskirche, deren spielerisch zurückschwingende Fassade ihresgleichen nördlich der Alpen sucht.
Doch zum Glück war irgendwann in der frühen Nachkriegszeit ein gleichgesinnter Amateur aufmerksamer als ich und hatte den Bau im damals noch analogen Format festgehalten.
Und dabei war nebenbei auch die schöne „Rosalie“ auf’s Bild gelangt:
Nicht nur erfreut mich hier das Wiedersehen mit Rosalie, die sich gut gehalten hat – sie scheint nichts von ihrem Reiz verloren zu haben.
Mir scheint dies auch wieder einmal ein Dokument zu sein, welches zeigt, dass Vorkriegsautos keine stilistischen Fremdkörper in vormodernen Stadtumgebungen sind.
Ihre organische Formgebung mit spannungsreichen Bögen anstelle simpler Kastenformen entstammt derselben gestalterischen Tradition wie alle historischen Bauten bis zum Ende des Jugendstils.
Tatsächlich wäre diese Frontalaufnahme der symmetrisch gestalteten Kirche beinahe langweilig ohne die skulpturenhafte Erscheinung des Citroen außerhalb der Hauptachse.
Nachdem wir wieder einmal die überlegene ästhetische Harmonie von traditionellen Bauten und Vorkriegsautomobilen „bewiesen“ haben, können wir uns nun endlich der schönen Rosalie an den Hals werfen – denn neben ihr verblasst doch aller anderer Glanz:
Doch halt, können wir ihr auch wirklich trauen? Ist das wirklich noch „unsere“ Rosalie mit dem Temperament von sechs Zylindern? Oder hat verbirgt sich hinter viel Make-up doch nur die eher schale Vierzylinder-Schwester?
Ich meine, dass unser Gefühl nicht trügt. Denn hier scheint tatsächlich Platz für fünf statt nur vier Luftklappen in der Motorhaube zu sein, auch wenn wir nicht alle davon sehen können.
So geht dieses Rendezvous mit Rosalie nach langer Zeit am Ende gut aus, keineswegs selbstverständlich wenn man einer alten Flamme wiederbegegnet.
Haben auch die Jahre für Abstand gesorgt und ist nun das Verhältnis nur noch platonischer Natur, bleibt in unserem Herzen doch die Erinnnerung wach an das, was einst war. Genau darin liegt die unauslöschliche Schönheit von Vorkriegsautos.
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.