Kölsche Klasse schont die Kasse: Ford Model B 40-4

Wenn man wie ich in einem Zipfel des einstigen römischen Imperiums großgeworden ist und sich für die Geschichte seiner Heimatregion interessiert, kann es passieren, dass man ein lebenslanges Faible für die klassische antike Zivilisation entwickelt.

Auch wenn die Wetterau „nur“ etwa 180 Jahre lang zum Römerreich gehörte, sind die Spuren immer noch allgegenwärtig. Ob die stark gesicherte Grenze – der „Limes“ – mit unzähligen Kastellen und Wachtürmen, ob die in die Hunderte gehende Gutshöfe oder die schnurgeraden Straßen – vieles ist sichtbar geblieben oder ergraben worden.

Egal wohin ich komme, die Hinterlassenschaften Roms interessieren mich am meisten – das ist einfach, wenn man immer innerhalb der einstigen Reichgrenzen gelebt hat und mit ganz wenigen Ausnahmen auch nur dort gereist ist.

Da wundert es nicht, dass ich mich an Köln die rund 400 Jahre währende Geschichte als Hauptstadt der römischen Provinz Niedergermanien am meisten interessiert. Neben dem Dom, der mich im Vergleich zu anderen Kirchen dieses Kalibers eher kalt lässt, steht ein typisches Beispiel für den erbärmlichen Betonbaustil der Nachkriegszeit, das jedoch eine wahre Schatzkammmer der Antike beherbergt – das Römisch-Germanische Museum.

Nachdem die Bombardierungen der Westalliierten und die anschließenden Verheerungen des „Wiederaufbaus“ dem historischen Zentrum Kölns die Seele geraubt haben, ist besagtes Museum für mich der einzige Grund, hin und wieder die Stadt anlässlich einer Sonderausstellung aufzusuchen.

Was Kölsche Klasse angeht – übrigens war in der Colonia auch ein Teil der „Classis Germanica“ stationiert, also die Rheinflotte der römischen Armee – lasse ich ansonsten nur die Hervorbringungen des Ford-Werks gelten, das 1931 in Betrieb ging.

Dort entstand von 1932 bis 1934 in wohl überschaubaren Stückzahlen der Nachfolger des auch in Deutschland gut nachfragten Ford Model A. Der vor allem optisch überarbeitete neue Typ B mit 40 PS-Vierzylinder wurde in den USA zwar rasch zugunsten des brandneuen V8-Modells auf identischem Chassis eingestellt.

In Deutschland sollte der sensationelle Ford V8 aber erst später in die Gänge kommen – ein Thema für den Blog, das ich angesichts der Masse an Material seit Jahren vor mir herschiebe. Stattdessen wurde der Ford B in Köln erst einmal als Vierzylindertyp 40-4 gebaut – jedenfalls ist das mein Eindruck auf Basis der wenigen verfügbaren Fotos.

Hier haben wir eine erst kürzlich erworbene Aufnahme, die so einen Vertreter der Kölner Klasse für den Mann mit knapper Kasse zeigt:

Ford Model B 40-4 mit Kölner Zulassung; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Kölner Model B, das wir hier in klassischer Ansicht schräg von vorne und leicht von unten aufgenommen sehen, war natürlich nur im Vergleich zum V8 etwas für Leute mit knapper Kasse – das waren die, welche beim Benzinverbrauch etwas mehr auf die Mark achten mussten.

Für den deutschen Durchschnittsverdiener dagegen war in den 1930er Jahren jedes Auto von vornherein unerschwinglich. Selbst ein leichtes Motorrad war ein Luxusgegenstand und für ein gutes Fahrrad war der Gegenwert mehrerer Monatsgehälter zu sparen.

Vor diesem Hintergrund ist der damalige Autobahnbau ab in Deutschland als reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und Prestigeangelegenheit zu sehen, was die Leistung der Planer und Baufirmen keineswegs schmälert – die darf man losgelöst vom Auftraggeber durchaus bewundern, gerade gemessen an heutigen Verhältnissen.

Warum man dem Model B von Ford auf zeitgenössischen Fotos deutlich seltener begegnet als seinem Vorgänger, erkläre ich mir damit, dass Ford mit dem Modell „Köln“ (Y-Type) ab 1933 ein simpleres und günstigeres Auto anbot, das sich besser verkaufte.

Vielleicht weiß aber auch ein Leser mehr darüber – mit den deutschen Ford-Modellen jener Zeit kenne ich mich nicht sonderlich gut aus.

Die V8-Modelle von Ford kommen auch noch zu ihrem Recht – die vielen in Deutschland dokumentierten Fahrzeuge dieses Typs scheinen heute völlig verschwunden zu sein – ein weiteres Mysterium, für das ich allerdings eine Erklärung zu haben glaube…

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3 Gedanken zu „Kölsche Klasse schont die Kasse: Ford Model B 40-4

  1. Ein Kölsch der Privatbrauerei Reissdorf klärt mit passendem Bierfilz u.a. auch über Horch in Köln-Ehrenfeld, die eher durch Fahrräder bedeutsame Marke Cito sowie den in Köln-Poll gebauten Citroën auf. Das große C ist auch für den Ford Rheinland wichtig, wie er hier schon am 27.6.2022 und am 7.8.2024 zu sehen war. Am River Rouge wurden nach dem 4,5 Mio. mal hergestellten Mod. A der B im Jahr 1932 und der C im Jahr 1933 gebaut. Im jeweils selben Gewand erschienen aber auch die beiden ersten Achtzylinder, wobei sich die dortige Gesamtproduktion 1932 auf 71.829 B und 178.749 V8-18 belief und im Jahr darauf entstanden zwar nur 9.472 C, aber 304.948 V8-40. Trotz des Mißerfolgs in USA wurde der Rheinland auf Basis des Mod.C in Köln dreimal länger produziert, erkennbar an den schrägen seitlichen Luftschlitzen :

    https://alt-ford-freunde.de/photo-album/ford-typen-1934/

    Nun zeigen Sie uns den Vorgänger des Rheinland, der in Dearborn als Mod. B auf den A folgte und mit Erscheinen der Achtzyllndermotoren äußerlich wie der als Mod. 18 bezeichnete V8 aussah. Der in Niehl gebaute große Vierzylinder mit 3,3-Liter Reihenmotor ist hier mit dem Kennzeichen IZ-56301 und den ganz senkrechten seitlichen Luftschlitzen zu sehen, wie er hierzulande 1932-1934 in 1.784 Einheiten entstand. Ein Vielfaches entstand vom Ford Köln mit 11.121 Exemplaren, und als 1937 neben dem Mod.78 mit 3622 ccm auch der kleine V8 mit 2228 ccm als Mod.74 kam, war der großvolumige Reihenvierzylinder wohl nicht mehr gefragt ?
    Indem in Dearborn mit dortigem Wegfall des C der V8-40 leicht modifiziert für ein Jahr zum 513.063 mal hergestellten V8-40B wurde, bevor der V8-48 erschien, hätte man mit einem „Rheinland-18“ oder „B-18“ und einem „Rheinland-40“ oder „C-40“ eine plausiblere Benennung gehabt.

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