Etwas Farbe gefällig? Neues vom Hanomag „Sturm“…

Wer würde sich angesichts der näherrückenden dunklen und meist grauen Jahreszeit nicht etwas mehr Farbe im Alltag wünschen?

Nachdem das mit dem Goldenen Oktober dieses Jahr nichts mehr wird – in meiner Heimatregion, der hessischen Wetterau, regnet und windet es seit Wochen überwiegend – konnte ich mich dieser Tage immerhin an den Farben des wilden Weins am benachbarten Gartenhof von Löw erfreuen, dessen Blätter sich in unserer Einfahrt sammelten und ein herrliches Bild abgaben.

Fast tat es mir leid, die Pracht zusammenzufegen, aber irgendwann schlägt eine malerische Melange in Unordnung um, und das mag ich gar nicht – was nicht heißt, dass ich alles so in Ordnung zu halten vermag, wie ich mir das wünsche.

Immer wieder kommt mir bei meinen selbstgeschaffenen Aufgaben und vielfältigen Neigungen die Notwendigkeit zum Geldverdienen dazwischen. Kaum meint man, alles im Griff zu haben, kommen wieder einige eilige Aufträge herein und alles andere bleibt tagsüber stehen und liegen.

Auch das Wochenende muss mitunter dran glauben und sechs Wochen bezahltes Nichtstun kenne ich seit gut 10 Jahren nicht mehr – die Vorteile des Freiberuflerdaseins überwiegen indessen.

Ebenfalls seit rund 10 Jahren gelingt es mir immerhin, nebenher diesen Blog am Leben zu halten, der monatlich stabil rund 5.000 Besucher anzieht. Das dürfte in etwa das Potenzial derer im deutschen Sprachraum sein, die sich hauptsächlich für Vorkriegsautos interessieren und keine „German Angst“ vor dem Internet haben.

Mir genügt das, zumal es mir vor allem darauf ankommt, eine sonst nirgends zu findende markenoffene sowie kosten- und werbefrei zugängliche Fotodokumentation von Vorkriegswagen in Europa aufzubauen.

Zu den gar nicht mal so exotischen Marken, die merkwürdigerweise andernorts nicht annähernd so umfassend im Netz präsent sind wie in meinen Galerien, gehört der Maschinenbauer Hanomag aus Hannover.

Während viele damit vor allem das minimalistische „Kommissbrot“ – den Typ 2/10 PS von Ende der 1920er Jahre – verbinden, interessieren mich eher die richtigen Autos der Marke, die einigermaßen auf der Höhe der internationalen Entwicklung waren.

Mein Favorit ist das 6-Zylindermodell „Sturm“, das von 1934-39 gebaut wurde. Neben schicken Cabriolets dieses Typs begegnen einem vor allem Limousinenausführungen – aber auch diese Klassiker können je nach Aufnahmesituation extravaganten Reiz entfalten:

Hanomag „Sturm“; Originalfoto: Sammlung Klaas Dierks

Den prächtigen Pfau im Vordergrund erkennt man ohne Spezialwissen als solchen, doch benötigt man im Fall des geschlossenen Viertürers dahinter gewisse Vorkenntnisse.

Dass wir es mit einem Hanomag zu tun haben, das kann man dem Flügelemblem entnehmen, welches nur sehr entfernte Verwandschaft mit dem von „Adler“ aus Frankfurt am Main aufweist.

Während der parallel gebaute und ziemlich verbreitete Vierzylindertyp „Rekord“ nur vier der seitlichen Luftklappen in der Motorhaube besaß, waren deren fünf der 6-Zylinderversion „Sturm“ vorbehalten.

So beeindruckend dieser Wagen mit seinem gut 20 Zentimeter längeren Radstand auch daherkam, waren mit 50-55 PS aus 2,3 Litern keine großen Sprünge möglich. Das war in Ordnung, denn immerhin Dauertempo 100 auf den neuen und mangels Masse leeren Autobahnen war damit machbar – mehr bot auch der Mercedes-Benz 230 damals nicht.

Vielleicht hätte man bei der Namenswahl dieses durchaus repräsentativen Hanomag aber weniger reißerisch sein sollen. „Stürmisch“ unterwegs war man mit diesem Fahrzeug ebensowenig, wie man als Pfau Flugrekorde aufzustellen vermochte.

Dass kurze Strecken aber durchaus elegant im Fluge zurückgelegt werden können, das weiß ich aus eigener Anschauung, weil die Pfauendamen aus der Nachbarschaft schon einmal über den First unserer alten Ziegelsteinscheune geflogen kamen.

Schade, mag man beim eingangs gezeigten Foto denken, dass man den trefflich fotografisch eingefangenen Pfau nicht in Farbe bewundern kann. Die sonst so spannende Schwarz-Weiß-Ästhetik der Vorkriegsfotos hat bisweilen auch ihre Nachteile.

Doch zumindest was den Hanomag „Sturm“ angeht, kann ich dem verständlichen Wunsch nach etwas Farbe nachkommen. Ob nun im Original bereits so fotografiert oder nachkoloriert, hat dieses in der Vorkriegszeit abgelichtete Exemplar besonderen Reiz:

Hanomag „Sturm“; Originale Ansichtskarte aus Sammlung Michael Schlenger

Vor dem Café von Konditor Otto Winkler in Wernigerode im Harz stand in den späten 1930er Jahren ein Hanomag Sturm. Sein Konterfei und das des schönen Baus im Stil der frühen 20er wurde einst auf einer Ansichtskarte verewigt.

Mein Exemplar ging erst im Oktober 1959 im Osten unserer Republik auf die Reise, als ebenfalls Herbst war und die Landsleute noch nicht wussten, wie trüb die Aussichten waren und wie lang das Grau der sozialistischen Elendswirtschaft anhalten würde…

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Ein Gedanke zu „Etwas Farbe gefällig? Neues vom Hanomag „Sturm“…

  1. Mein Vater bezeichnete das Sturm Cabrio als das tollste Auto welches Sie jemals gehabt hatten. Die Türen so lang, dass man mit offenen Türen auf der B19 stehend diese sperren konnte. Wird aber wohl aus heutiger Sicht eher an der schmalen Bundesstr.
    gelegen haben. Bilder davon hatte ich Ihnen schon vor längerer Zeit gemailt.

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