Im Tatra 87 durch Afrika und Lateinamerika

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Tatra mit dem Modell 77 das erste Serienfahrzeug mit Stromlinienkarosserie und Heckmotor gebaut (ab 1934). Alle vorherigen Versuche (Claveau, Burney, Briggs) waren im Prototypenstadium steckengeblieben.

Tatra77_1© Tatra 77 in der Klassik Remise Düsseldorf, 2015; Bildrechte: Michael Schlenger

Der kurze Zeit später vorgestellte Tatra 87 folgte demselben Konzept, war aber etwas kürzer, deutlich leichter und damit noch leistungsfähiger. Dieses Modell sollte bis 1950 nur wenig verändert in über 3.000 Exemplaren gebaut werden.

Dass die luftgekühlten Tatras ausgereift und zuverlässig waren, stand bald außer Zweifel. Dass sie aber auch den harten Anforderungen abseits geteerter Straßen standhalten würden, sollte sich erst nach dem Krieg erweisen.

Ab 1947 waren die beiden tschechischen Reisejournalisten Jiri Hanzelka und Miroslav Zikmund über mehrere Jahre mit einem Tatra 87 in Afrika und Südamerika unterwegs, um Material für Film- und Bildreportagen zu sammeln. Die Nutzung als Expeditionsfahrzeug auf schlechten Wegstrecken und unter extremen Klimabedingungen verlangte dem Tatra Dinge ab, für die er eigentlich gar nicht konstruiert war.

Für die beiden Abenteurer scheint es aber genau das richtige Gefährt gewesen zu sein. In ihren zahlreichen Reisebüchern finden sich immer wieder sorgfältig komponierte Bilder, bei denen der treue Tatra im Mittelpunkt steht.

© Bildquelle: „Südamerika“ von Jiri Hanzelka/Miroslav Zikmund, Verlag: Volk und Welt, 1958

Sind die luftgekühlten Tatras schon auf europäischen Straßen ein außergewöhnlicher Anblick, wirken sie erst recht in freier Natur wie Erscheinungen aus einer anderen Welt.

Leider gibt es nur wenig Filmmaterial, auf dem der Tatra 87 im Einsatz abseits der Zivilisation zu sehen ist. Die folgende zeitgenössische Filmsequenz zeigt eine solche Situation:

   

© Videoquelle: YouTube, hochgeladen von: Luka Regmuko; Urheberrecht: Jiri Hanzelka/Miroslav Zikmund

Hier zeigt der Tatra nicht nur gute Geländegängigkeit dank weicher Federung, sondern erweist sich auch als tauglich für Flussdurchfahrten.

Da die Luft für den V8-Motor hinten von oben angesaugt wird, bestand kaum Gefahr, dass bei solchen Aktionen Wasser den Antrieb lahmlegt. Auch Überhitzung oder Frostschäden im Wechsel zwischen Wüste und Hochgebirge sowie Steinschlagschäden am Kühler waren nicht zu befürchten.

Buchtipp für Tatra-Freunde:

Auf deutsch sind von Jiri Hanzelka und Miroslav Zikmund folgende Reisebücher mit vielen Tatra-Bildern erschienen:

  • Afrika – Traum und Wirklichkeit
  • Südamerika – Zwischen Paraná und Río de la Plata
  • Südamerika – Über die Kordilleren
  • Südamerika – Bei den Kopfjägern
  • Mittelamerika – Zwischen zwei Ozeanen

Aufgelegt jeweils im Verlag Volk u. Welt (1954-59). Antiquarisch erhältlich über http://www.eBay.de oder http://www.zvab.com

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