Bilder von DKW-Automobilen und Reklame in chronologischer Reihenfolge
© Originalfotos aus Sammlung Michael Schlenger (sofern nicht anders angegeben), Weiterverwendung nur mit Quellenangabe





















































































Bilder von DKW-Automobilen und Reklame in chronologischer Reihenfolge
© Originalfotos aus Sammlung Michael Schlenger (sofern nicht anders angegeben), Weiterverwendung nur mit Quellenangabe
Lottospielen ist eine tolle Sache – vor allem für den Ausrichter.
Kaum zufällig hat sich von jeher der Staat das Vorrecht dazu reserviert, um anstrengungslos gut berechenbare üppige Einnahmen zu erzielen. Gäbe es dagegen viele private Konkurrenten, würde das bedeuten, dass die Spieler bessere Gewinnchancen hätten.
In meinem Blog sind Sie regelmäßig Gewinner – sofern Ihnen der Sinne nach Vorkriegsautos steht – und das ganz ohne finanziellen Einsatz, sie müssen bloß ertragen, was ich dazu spontan zusammenspinne.
Heute habe ich mir das Thema “6er im Lotto” gewählt und muss nun zusehen, wie ich es in einen Zusammenhang mit zwei Fotos bekommee, die Wagen der Traditionsmarke “Adler” aus Frankfurt am Main zeigen.
Bei “6er” und Adler denken die Kenner jetzt vielleicht an den “Standard 6” der späten 1920er Jahre – doch mit Verlaub – so etwas ist mir heute schlicht zu alltäglich:
“Jetzt ist er verrückt geworden – das ist doch ein großartiges Dokument”, denken jetzt vielleicht die Adler-Freunde.
Aber tatsächlich ist diese Aufnahme eine von unzähligen des Sechszylindermodells, mit dem Adler Ende der 1920er Jahre den “Amerikanerwagen” Paroli bieten wollte. Davon gibt es noch haufenweise unpublizierte Fotos – gelegentlich zeige ich einige.
Weit interessanter, weil viel seltener ist aus meiner Sicht der Vorgänger des “Standard 6”. Denn schon ab 1925 bauten die Adlerwerke ein Sechszylindermodell, das weitgehend vergessen ist – den Typ 10/45 PS (später 10/50 PS).
Wir sind diesem seltenen Typ, der noch keine Kopie amerikanischer Wagen sein sollte, bereits begegnet – unter anderem anhand dieses Fotos aus meiner Sammlung:
Seinerzeit hatte ich diese eindrucksvolle und makellos gezeichnete Limousine als Adler des Typs 10/45 bzw. 10/50 PS angesprochen, ohne dass mir Vergleichsfotos mit eindeutig identifizierten Wagen dieses Modells vorlagen.
Die Dokumentation der Adler-Wagen vor 1930 in Buchform und im Netz wird – man muss es leider immer noch immer sagen – der Bedeutung dieser Marke nicht annähernd gerecht. Ich weiß nicht genau, was mit den deutschen Oldtimer-Enthusiasten los ist, aber Adler ist nur eine von vielen Marken, die immer noch einer umfassenden Würdigung harren.
Ich lasse mich ja gern belehren, aber leider bin ich auf Zusendungen von Sammlerkollegen angewiesen, was Vergleichsmaterial im Fall des Adler 10/45 PS bzw. 10/50 PS angeht.
Einer davon ist Matthias Schmidt aus Dresden – ihm verdanke ich den ersten “6er” im heutigen Adler-Lotto:
Normalerweise wäre eine solche Aufnahme von der Seite nicht mein Favorit, doch hier ist sie mir hochwillkommen. Denn sie bestätigt meine Identifikation des zuvor gezeigten Adler als 6-Zylindertyp 10/45 PS oder 10/50 PS ab 1925.
Der Hauptunterschied sind die unterschiedlichen Räder, wobei die Drahtspeichenräder auf den Typ 10/50 PS zu verweisen scheinen, während der etwas schwächere 10/45 PS über Stahlspeichenräder verfügte – das ist aber nur eine Vermutung.
Die Aufnahme von Matthias Schmidt hat den Vorzug, dass man auf den Nabenkappen den Schriftzug “Adler” erkennen kann. Ohne diesen und ohne das Fabrikschild auf dem Schweller wäre es gar nicht so einfach, diese Limousine überhaupt als Adler zu identifizieren – es hätte auch ein 6-Zylinder-Fiat jener Zeit sein können.
Tatsächlich ist hier die Rückseite des Fotos noch interessanter, denn hier findet der wahre Adler-Liebhaber alles, was sein Herz begehrt:
Wer einen solchen Adler 10/50 PS als erstes Auto überhaupt besaß, muss außerordentlich gut situiert gewesen sein und einen Sinn für’s Besondere besessen haben.
Denn davon wurden nur rund 150 Wagen produziert und man darf für die hier abgebildete Pullman-Limousine einen Preis von rund 15.000 Reichsmark ansetzen – das entsprach Mitte der 1920er Jahre zehn Brutto-Jahresverdiensten eines Angestellten!
Im vorliegenden Fall ist sogar die Fahrgestellnummer überliefert, allerdings bezweifle ich, dass auch nur ein einziger dieser Wagen den 2. Weltkrieg und den “Alles Alte muss weg”-Furor im Nachkriegsdeutschland überlebt hat.
Dafür hat etwas anderes die Zeiten überdauert, was beinahe einem weiteren “6er” im Adler-Lotto entspricht, nämlich die Aufnahme einer offenen Version des gleichen Typs:
Hier haben wir nicht nur das Glück, dass der Wagen aus idealer Perspektive zu sehen ist und man genügend Details erkennt, um ihn als 6-Zylindermodell ab 1925 ansprechen zu können (dazu zählen auch die Trittschutzbleche auf dem Schweller unterhalb der Türen).
Vielmehr ist hier eine wohl markenunabhängige Konstruktion vor dem Kühler zu sehen, die mir so noch nie begegnet ist. Ich vermute, dass das an der Scheinwerferstange angebrachte Gehäuse ein elektrisch beleuchteter Fahrtrichtungsanzeiger war.
Jedenfalls habe ich keine andere Erklärung dafür. Da viele meiner Leser weit mehr Erfahrung mit solchen Dingen habe – ich verstehe mich eher als Archivar und nehme keine besondere Sachkenntnis für mich in Anspruch – weiß bestimmt jemand Näheres dazu.
Als unverbesserlicher Ästhet will ich nicht zuletzt auf den neben dem Adler stehenden Besitzer aufmerksam machen, dessen Outfit mit präzise auf den Leib geschneidertem Mantel ebenso beeindruckt wie seine bewusst eingenommene Haltung.
Solche Dinge waren einmal wichtig, für viele sogar selbstverständlich, und nicht zuletzt die Bedeutung von “fare bella figura”, wie es die Italiener nennen, verrät uns, wie anders diese Welt von gestern war.
Ihr ein wenig näher gekommen zu sein und dabei ausgerechnet dem raren Adler 10/45 bzw. 10/50 PS begegnet zu sein, das dürfte uns dem “6er” im Lotto zumindest näher gebracht haben als das Ausfüllen eines einschlägigen Spielscheins…
Michael Schlenger, 2023. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.