Kürzlich haben wir hier den ersten von BMW selbstkonstruierten Wagen vorgestellt – das Modell 3/20 PS von 1932.
Man mag es kaum glauben, doch nach den Anfängen mit einem Lizennachbau des britischen Kleinwagens Austin Seven leistete der erste “echte” BMW nur 20 PS. Doch dann machte die Automobilentwicklung im Eisenacher Werk der Firma rapide Fortschritte – so waren die ab 1933 vorgestellten 6-Zylinder-Modelle bereits eine Klasse für sich.
Trotz der steilen Karriere der ersten sportlichen BMWs überlebten auch einige der wenig überzeugenden Wagen des 3/20 PS-Modells den 2. Weltkrieg.
So kündet auch folgendes in den 1950er Jahren entstandene Originalfoto eines BMW 3/20 PS Cabriolets trotz des Alters des Wagens von Besitzerstolz:
© BMW Typ 3/20 PS Cabriolet; Originalaufnahme aus Sammlung Michael Schlenger
Nun mag man sich fragen, wie sich der nur ausschnitthaft abgebildete Wagen so genau identifizieren lässt. Schließlich ist außer dem zusammengelegtem Verdeck, dem Innenraum und Teilen der Motorhaube kaum etwas zu sehen.
Wie so oft bei solchen eher zufälligen Aufnahmen, bei denen das Auto nicht im Mittelpunkt steht, sind es kleine Details, die den entscheidenden Hinweis geben. Im vorliegenden Fall ist es die Zierleiste mit dem mittigen Oval auf der Tür.
Dieses Detail findet sich nach den Recherchen des Verfassers nur beim BMW 3/20 PS und dort auch nur beim 2-türigen Cabriolet. Für die Zuschreibung als BMW spricht auch das oben auf dem Kühler montierte, hier nur schwach zu erkennene Markenemblem.
Bei der Datierung hilft der im Hintergrund zu sehende Volkswagen mit Faltschiebedach und seitlich in der B-Säule montiertem Winker:
Das Faltdach war beim VW erstmals ab 1950 als Extra lieferbar, die Winker wurden bis 1960 verbaut. Kenner können das Baujahr des Käfers anhand der Stärke der Karosserieholme und der Chromleisten vielleicht noch weiter einengen.
Der Fahrer des BMW mit weitgeschnittenem Zweireiher-Jackett scheint wohlgenährt zu sein – vermutlich ist die Aufnahme in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre entstanden, als das Wirtschaftswunder auch auf die Statur vieler Bundesbürger durchschlug.
Ein selten zu sehendes Detail ist das elfenbeinfarbene Federspeichenlenkrad des BMW, das möglicherweise ein zeitgenössisches Nachrüstteil ist. Hier sind die Experten für frühe BMW-Modelle gefragt.
Der BMW scheint zum Aufnahmezeitpunkt trotz seines Alters von rund 20 Jahren noch in sehr gepflegtem Zustand gewesen zu sein. Er ist im Krieg offenbar nicht von der Wehrmacht eingezogen worden, obwohl auch leistungsschwache Wagen für frontferne Verwendungen durchaus requiriert wurden.
Heute ist ein solches 3/20 PS-Modell eine Rarität – die zur Geschichte der BMW-Automobile ebenso gehört wie die auch nicht gerade sportliche, aber charakterstarke Isetta.