Beim Stichwort 3er-BMW denken die meisten Auto-Enthusiasten an die sportlichen Münchener Mittelklassewagen, die seit den 1970er Jahren gebaut werden. Bei Klassikerfreunden gelten auch gut motorisierte BMW 02 bereits als Vorläufer des “Dreier”.
Auf diesem Blog wurden jedoch schon einige 3er-BMW der Vorkriegszeit vorgestellt, die das Konzept des sportlichen Familienwagens vorwegnahmen (Bildberichte BMW 303 und 319).
Sie boten Sechszylinder-Laufkultur, gutes Leistungsgewicht und erstmals die nierenförmige Kühlermaske, die bis heute – wenn auch in geschrumpfter Form – das einzigartige “Gesicht” eines BMW ausmacht.
BMWs dieses Typs wurden im 2.Weltkriegs sogar in einer speziellen Kübelwagen-Version für die Wehrmacht gebaut. Der kompakte und leichte Dreier war zwar nicht für den Geländeeinsatz gedacht, scheint sich aber im Vergleich zu den schweren Kübelwagen von Adler, Hanomag, Horch, Mercedes und Wanderer bewährt zu haben.
Nach 1945 wurden die überlebenden BMW 3er noch eine ganze Weile geschätzt, wie das folgende Originalfoto zeigt:
© BMW 315 oder 319; Originalfoto aus Sammlung: Michael Schlenger
Das Bild ist laut umseitiger Beschriftung 1951 entstanden. Der BMW dürfte ein 315 oder 319 sein und zwischen 1934 und 1937 gebaut worden sein.
Genauer lässt sich das nicht sagen, da die junge Dame auf unserem Foto so posiert, dass die Luftschlitze in der Motohaube verdeckt sind, deren Form eine nähere Ansprache ermöglichen würde. Ansonsten unterschieden sich die ersten 3er BMWs äußerlich kaum.
Das Nummernschild ist ein Besatzungskennzeichen, das in der amerikanischen Zone Bayern ausgegeben wurde – daher das Kürzel “AB”. Die Ziffernfolge 35 verweist auf eine Zulassung in Garmisch-Partenkirchen. Unter dem Bindestrich ahnt man eine zweistellige Zahl. Das muss eine 48 sein, da Besatzungskennzeichen nur im Jahr 1948 eine solche Datierung erhielten.
Der BMW war zum Aufnahmezeitpunkt mindestens 14 Jahre alt. Vermutlich ist er im Krieg nicht eingezogen worden, da der Besitzer einen zwingenden Bedarf nachweisen konnte – vielleicht gehörte der Wagen einem Landarzt.
Gegen ein ehemaliges Wehrmachtsfahrzeug spricht auch der hervorragende Zustand der Chromteile, die im Feldeinsatz überlackiert worden wären. Blech und Lack machen ebenfalls einen ausgezeichneten Eindruck; auch Fremdteile wurden nicht verbaut.
Es muss ein warmer, sonniger Tag gewesen sein, als dieses Bild im Jahr 1951 entstand. Unser “Fotomodell” hätte auch vor dem Krieg gute Figur gemacht. Kleidung und Frisuren entsprachen Anfang der 1950er Jahre europaweit den Vorkriegsverhältnissen.
Der Fotograf muss mächtig stolz auf beides gewesen sein: Gefährtin und Gefährt in schweren Zeiten. Ein nachdenklich machende Aufnahme, die nicht verrät, was die beiden in den Jahren zuvor erlebt haben.