Heute haben wir es mit einem geheimnisvollen Originalfoto eines alten Bekannten zu tun – das bei näherer Betrachtung ein wenig unheimlich wirkt.
Ganz vermochte der Verfasser das Rätsel dieser Aufnahme nicht zu lösen und hofft auf zündende Ideen der Leserschaft. Wäre nicht das erste Mal, dass jemand eine Erklärung für ein mysteriöses Detail auf einem historischen Foto eines Vorkriegswagens hat.
Entgegen sonstiger Gepflogenheiten zeigen wir erst einmal eine Prachtaufnahme des rätselhaften Automobils und nehmen damit einen Großteil der Lösung vorweg – ein Rest an Geheimnis verbleibt jedoch.
Treue Leser dieses Oldtimerblogs für Vorkriegsautos auf alten Fotos mögen sich an folgende wunderbare Werksaufnahme eines Hanomag 6/32 PS Cabriolets erinnern:

Hanomag 6/32 PS Cabriolet; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Was soll man sagen? Diese Aufnahme ist schwer zu überbieten – nicht nur wegen des charmanten Fotomodells, auf das der Fotograf scharfgestellt hat, während die Kühlerpartie des Wagens im Unschärfebereich liegt.
Ob dieses Foto damals die Gnade der Herren gefunden hat, die das Sagen in der Zentrale des hannoveranischen Maschinenbaukonzerns hatten? Egal, es hat auch so die Zeiten überdauert und macht noch nach über 80 Jahren glücklich.
Denn hier sehen wir eines der raren zweitürigen Cabriolets, die 1933/34 auf Basis des Hanomag 6/32 PS entstanden. Von dem Typ als solchen sind nur wenig mehr als 1.000 Exemplare entstanden – die Cabrioversionen waren noch weit seltener.
Kein Wunder, dass es eine ganze Weile gedauert hat, bis wieder eine Aufnahme dieses Typs in der Ausführung als Zweifenster-Cabriolet auftauchte. Das Foto hat aber etwas Unheimliches an sich, aus dem der Verfasser nicht ganz schlau wird:

Wanderer W10/IV und Hanomag 6/32 PS Cabrio; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Nun mag einer sagen, das ist doch ein Wanderer W10/IV im Vordergrund, definitiv kein Hanomag. Volle Punktzahl für die Identifikation des Wanderer-Modells, das wir hier besprochen haben.
Doch was steht da eingeklemmt zwischen dem Wanderer und dem Opel 1,2 Liter (der gelegentlich noch zu würdigen ist)?
Da haben wir besagten unheimlichen Fall, denn dieses Auto erscheint irgendwie unwirklich:
Wir sehen genug von dem Wagen, um ihn als Hanomag 6/32 PS Cabriolet ansprechen zu können.
Da wären der nach unten spitz zulaufende Kühlergrill mit den verchromten Streben und das geflügelte Hanomag-Emblem. Sicher, das gab es auch bei den Modellen 3/18 PS und 4/23 PS der frühen 1930er Jahre.
Doch haben wir es hier mit einer Cabriolet-Version zu tun, bei der häufigeren Cabrio-Limousine war die Oberseite des Frontscheibenrahmens stärker ausgeprägt. Ein Werks-Cabriolet von Hanomag gab es aber nur vom 6/32 Modell (siehe oben).
Auch die nach vorn ausgestellte Frontscheibe unterstützt die Vermutung, dass sich hier eines der raren Werkscabrios des Hanomag 6/32 PS zwischen den Wanderer und den Opel gemogelt hat.
Aber: Betrachtet man das Ausgangsfoto, wirkt der Hanomag, als wäre er auf unheimliche Weise in die Aufnahme hineinprojiziert worden.
Er passt weder von den Größenverhältnissen zwischen den Wanderer und den Opel, noch befindet er sich in einer Ebene mit dem Opel, der deutlich schräger steht.
Haben wir es hier mit einer Mehrfachbelichtung zu tun?
Für diejenigen, die nur Digitalknipsen kennen oder mit ihren “Smartphones” fotografieren: Bei Analogkameras kam es vor, dass nach erfolgter Belichtung der Filmtransport versagte und dieselbe Filmpartie nochmals belichtet wurde.
Dann können solche geisterhaften Aufnahmen entstehen, auf denen nicht zusammengehörige, bei unterschiedlichen Gelegenheiten oder aus unterschiedlichen Perspektiven aufgenommene Objekte gemeinsam auf einem Bild erscheinen.
Die Identifikation des mysteriösen Hanomag als rares Cabriolet des Typ 6/32 PS dürfte eindeutig sein, doch das unheimliche Erscheinen dieses Wagens auf der Aufnahme harrt einer Erklärung…
© Michael Schlenger, 2018. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://www.klassiker-runde-wetterau.com with appropriate and specific direction to the original content.