Vermutlich fällt den meisten Liebhabern historischer Automobile beim Stichwort “Kübelwagen” der legendäre Typ 82 von Volkswagen ein, der im 2. Weltkrieg für seine unübertroffene Zuverlässigkeit und Geländegängigkeit geschätzt wurde.
Doch offene Militär-PKW mit kübelartigen Sitzen gab es seinerzeit von etlichen deutschen Herstellern. Die Modelle von Adler, Horch (Bildbericht) und Mercedes findet man vergleichsweise häufig auf zeitgenössischen Aufnahmen. Rar sind dagegen Bilder des nachfolgend abgebildeten Fahrzeugs:
© Hanomag Kübelwagen, 1940er Jahre; Sammlung Michael Schlenger
Dabei handelt es sich um ein Modell von Hanomag, das die Firma aus Hannover in den 1930er Jahren auf Basis des kompakten Typs 4/23 PS baute. Dieser einfache, aber solide konstruierte PKW wurde auch unter der Bezeichnung “Garant” verkauft (Bildbericht).
Die Stückzahlen des darauf basierenden Kübelwagens scheinen nicht sehr groß gewesen zu sein. Die Identifikation des Fahrzeugs auf unserem Bild ist einem Detail der Kühlermaske zu verdanken, wo man trotz der Überbelichtung der Frontpartie das stilisierte Emblem von Hanomag zumindest teilweise erkennen kann:
Die gesamte Frontpartie des Hanomag-Kübelwagens scheint vom Zivilmodell übernommen worden zu sein. Der hinter der Windschutzscheibe liegende Teil dagegen ist auf den militärischen Einsatz ausgerichtet, bei dem es im Ernstfall um schnelles Ein- oder Aussteigen und dennoch guten Seitenhalt im Gelände ging.
Die recht große Bodenfreiheit der damaligen PKW-Typen, der stabile Rahmen und die stark profilierten Reifen dürften eine gewisse Geländegängigkeit gewährleistet haben. Allradantrieb oder zumindest eine Differentialsperre hatten diese Fahrzeuge aber nicht. Abseits befestigter Straßen war man damit so lange recht beweglich, wie kein Schlamm das Vorwärtskommen erschwerte.
Während des fatalen Russlandfeldzugs sollten diese nicht dafür konstruierten Fahrzeuge in der Tauperiode regelmäßig an ihre Grenzen geraten. Auf unserem Bild ist von derlei Kalamitäten dagegen nichts zu sehen. Möglicherweise ist die Aufnahme im Frühjahr 1941 während des Feldzugs in Jugoslawien und Griechenland entstanden. Die lichtdurchflutete Vegetation spricht für eine entsprechende Aufnahmesituation.
Leider sind auf dem Hanomag keine Markierungen zu erkennen, die auf die Art der Einheit schließen lassen, der die beiden Wehrmachtssoldaten angehören. Ob die Flagge am Stander Näheres verrät, dürften nur Spezialisten klären können.
Der Soldat, der sich im Rückspiegel betrachtet, ist übrigens dabei sich zu rasieren – in seiner linken Hand hält er den Rasierhobel, mit der rechten trägt er Rasierseife auf. Sein auf dem Wagen herumturnender Kamerad genießt dagegen eine morgendliche Zigarette, die er in der linken Hand hält.
Die Uniformen der beiden wirken sehr hell, doch muss es sich nicht um die Tropenvariante der üblichen Wehrmachtsuniform handeln. Das Foto ist im Original sehr stark ausgeblichen und war wohl von Anfang an überbelichtet.
Das Abzeichen über der linken Brusttasche sagt dem Verfasser nichts, jedenfalls scheint es weniger gängig zu sein. Vielleicht kann ein sachkundiger Leser hierzu etwas sagen, was womöglich doch Rückschlüsse auf Ort und Zeitpunkt dieses Dokuments eines friedlichen Moments aus der Zeit des 2. Weltkriegs erlaubt.