Einige frühe PKW-Modelle von BMW wurden auf diesem Blog bereits anhand von Originalfotos präsentiert – der Erstling BMW Dixi, das 6-Zylindermodell BMW 303 und die äußerlich ähnliche 4-Zylinderversion BMW 309.
Heute ist der Nachfolger des 303 an der Reihe – der BMW 315, dessen 6-Zylindermotor auf 1,5 Liter gewachsen war und 34 PS leistete.
Man mag mit einem “Dreier-BMW” andere Leistungen verbinden, doch in den 1930er Jahren erarbeiteten sich die Bayern mit der Autofabrikation in Eisenach erst ihren Ruf. Das taten sie Schritt für Schritt und durchaus überzeugend.
Das folgende, außergewöhnliche Originalfoto unterstreicht dies eindrucksvoll:
© BMW Roadster, BMW 315 und Opel 2 Liter; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Der Abzug ist schon etwas mitgenommen, das Foto an sich ist aber ansprechend komponiert und einwandfrei belichtet. Es zeigt drei Fahrzeuge, die offenbar an einer Rallye teilgenommen haben.
Dafür sprechen nicht nur die seitlich aufgeklebten oder gemalten Starternummern, sondern auch die verdreckten Karosserien. Die Konstellation ist hochinteressant, sieht man doch, welch’ unterschiedliche Fahrzeuge einst gegeneinander antraten.
Beginnen wir mit dem Roadster ganz links:
Der prächtige kleine Sportwagen sieht auf den ersten Blick wie ein Austin Seven Special der späten 1920er Jahre aus. Wahrscheinlich ist es aber eine Sportversion des BMW Dixi, der anfangs ein Lizenznachbau des Austin 7 war.
Kenner werden vielleicht anhand von Details sagen können, um welches Modell genau es sich handelt. Jedenfalls scheint der Wagen keine Standard-Werkskarosserie zu besitzen. Wer sich einen Special auf Basis eines BMW Dixi aufbauen will, findet hier jedenfalls eine stilistisch überzeugende Vorlage.
Kommen wir zum Wagen in der Mitte, einem BMW 315:
Der Wagen entsprach äußerlich weitgehend seinem Vorgänger BMW 303 und auch das Vierzylinder-Modell 309 sah sehr ähnlich aus. Die eigenwillige Anordnung der auf sechs Felder verteilten Luftschlitze in der Motorhaube spricht aber für einen BMW 315 des Baujahrs 1934.
Mit seinem Gewicht von vollgetankt rund 850 kg ließ sich der BMW von einem engagierten Fahrer recht flott bewegen. Dabei fiel die Spitzenleistung erst bei 4.000 U/min an – der Motor war für die damalige Zeit ungewöhnlich drehfreudig.
Eine ganz andere Charakteristik wies der daneben stehende Opel mit 2 Liter messendem 6-Zylindermotor auf. Er leistete trotz um ein Drittel größeren Hubraums gegenüber dem BMW 315 gerade einmal 2 PS mehr, die bei 3.300 U/min. anfielen.
Mit einem Wagengewicht von über 1.000 kg dürfte der Opel dem agilen BMW in sportlicher Hinsicht unterlegen gewesen sein. Dass überhaupt ein Fahrer die behäbig wirkende Rüsselsheimer Limousine als Wettbewerbsfahrzeug einsetzte, spricht für einen gewissen Enthusiasmus, der fehlende PS mitunter ersetzen kann.
Leider wissen wir nichts über den Anlass, bei dem diese Fahrzeuge gegeneinander antraten. Dem Nummernschild zufolge waren es in Niederbayern zugelassene Wagen, die wohl bei einer lokalen Sportveranstaltung eingesetzt wurden.
Starrer Leiterrahmen plus große Bodenfreiheit plus großer Federweg ist das Geheimnis der Geländegängigkeit. Die Kür ist dann der Allradantrieb.
In Amerika sah es in der ersten Hälfte des 20. Jh. genauso aus: ausgewaschene Wege, holprige Pisten, wegelose Prärie. Und denau dafür baute Henry Ford das Model T. Nicht leicht zu fahren, wenn man nur moderne Automatik-Scherbeln gewohnt ist, aber ein Auto, mit dem man überall hinkommt, wenn man es einmal beherrscht.
Zum Thema Reparatur: Es gibt weltweit noch heute so viele Ford Model T und A, dass es alle – wirklich alle – Ersatzteile dafür gibt, innerhalb von 24h. Diese Autos sind sind so “nachhaltig”, wie es die aktuellen Elektronikmonster nie sein können…
Woow, tolles Video! Für mich wäre der Anblick eines fliegenden Autos nicht erstaunlicher als ein Ford T in der Wüste und durch Schlammlächer fahren zu sehen. Man kennt doch sonst höchstens diese 100-Fach gekehrten und asphaltierten Straßen, wo sich diese Oldtimer auch nur ganz vorsichtig bewegen um jedes Risiko zu minimieren. Nur die Bilder vom Crash sind schon ziemlich traurig! Aber mit Ford im Hintergrund als Sponsor sicherlich kein allzugroßes Problem 😉
Woow! Das hätte ich nciht gedacht. Mir war schon klar, dass diese Offroad Märchen aus der werbung kompletter Quatsch ist,aber dass ein Waagen aus den 30er besser mit derartigem Gelände zurechtkommen würde, vermutete ich nun echt nicht. Finde es auch interessant, dass ein starres Konzept bei diesen Unebenheiten besser ist, als ein federndes…hm
Noch etwas zum Thema Haltbarkeit von Veteranenwagen – dieser Holländer hat in seinem 100 Jahre alten Ford Model T einfach mal die Welt umrundet: https://www.youtube.com/watch?v=hhwVjJvEjAs
Die Wagen der Vorkriegszeit waren im Alltag ja ganz anderen Härten ausgesetzt als heute: Hufnägel auf der Gasse (daher oft bis zu 2 Ersatzreifen an Bord), Pferdeküttel allerorten (daher Kotflügel, bis heute so bezeichnet!) und vom Regen ausgewaschene Straßen (daher die große Bodenfreiheit). Mit einem Model T oder Model A von Ford kann man noch heute, nach über 90 Jahren Pisten meistern, auf den die heutigen SUVs mit 10facher Leistung nach ein paar Metern erbärmlich scheitern werden…
Großartig! Sehe die alten Autos von früher eher gebrechlicher als heutzutage. Aber gemessen an der Geschwindigkeit und den Sprüngen in der WTC ist Stabilität und Haltbarkeit sowieso nicht mit damals zu vergleichen. Das mit dem Lack ist gut – Da hat man den kotflügel erst so richtig nötig gehabt
Nun, die Autos hatten damals ja praktisch alle einen starren Leiterrahmen, waren also sehr verwindungssteif. Die meisten Straßen waren ja nicht einmal asphaltiert, sodass die Autos schon bei normalem Einsatz viel härter rangenommen wurden. Daher sehen die Wagen auf alten Fotos auch selten so glänzend aus wie heute im Museum. Dann gab es noch spezielle Geländesportwettbewerbe, bei denen es richtig durch die Botanik ging, ähnlich den Trials in England…
Echt toller Artikel! Nur weiter so. Mich als Rallye-Fan hat es vor allem stark verwundert, dass bereits damals Rallye gefahren wurde. Von der Fahrt ein Bild zu sehen, wäre schon genial. Bei den damals wesentlich instabiler wirkenden Karosserien verwundert es mich, dass man überhaupt abseits der Straßen länger fahren konnte.
Lg Da_Wold