“Wanderermobil”, built in 1906; collector card from the Verkehrswissenschaftliche Sammlung Dresden
Wanderer W3 5/12 h.p. “Puppchen”, built from 1912 until 1914; contemporary advertisement
Wanderer W6 6/18 HP phaeton, built in 1923, picture taken ca. 1930
Wanderer W8 5/15 PS; original photo from the Marcus Bengsch collection
Wanderer W8 5/15 h.p., built from 1924 until 1925
Wanderer W8 5/20 h.p., built in 1925/26
Wanderer 6/30 h.p. (type W 10-I), built in 1926/27, original photo from the Marcus Bengsch collection
Wanderer W 10-II 8/40 h.p., 4-door-sedan, built in 1927/28
Wanderer W10/II 8/40 h.p., built from 1927 until 1928, photo taken in August 1928
Wanderer W10/II 8/40 h.p., 3-seater cabriolet (body by Zschau/Leipzig)
Wanderer W10/II 8/40 h.p., 3-seater cabriolet, body by Zschau/Leipzig
Wanderer W10-III 6/30 h.p., sports 2-seater, built in 1928
Wanderer W10-III “Roadster-Cabriolet” (Body by Zschau/Leipzig), built in 1928, photo taken in 1934
Wanderer W10/IV, built from 1930 until 1932
Wanderer 10/50 h.p. (W11) sedan, built in 1929/30
Wanderer 10/50 h.p. (W11) sedan, built in 1929/30
Wanderer 10/50 h.p. (W11) sedan, built in 1929/30; photo courtesy of Klaas Dierks
Wanderer 10/50 h.p. (W11) 2-door-convertible, built in 1929/30, photo taken in 1932 in Bad Harzburg (Lower Saxony); original photo courtesy of Marcus Bengsch
Wanderer 10/50 h.p. (W11), convertible by Gläser of Dresden, built in 1930/31, postwar photo taken in the 1960s in East Germany
Wanderer W15 or W17, built in 1932/33; original photo from the Marcus Bengsch collection
Wanderer W21 / W22 advertisement from 1934
Wanderer W21 sedan, built from 1933 until 1935
Wanderer W21 4-window sedan, built from 1933 until 1935
Wanderer W22 6-window sedan, built in 1933/34, registration “Hamburg”
Wanderer W22 phaeton, built in 1934, wartime photo taken in Paris under German occupation
Wanderer W246 4-window convertible (body by Gläser), built in 1935, requisitioned by the German Wehrmacht, wartime photo
Wanderer W250, 4-window convertible (body by Gläser), built in 1935/36
Wanderer W40 or 50, built from 1936 until 1938, postwar photo taken in East Germany
Wanderer W25K, built from 1936 until 1938
Wanderer W40 or 45, built from 1936-38, BDM staff car, prewar picture take in Eastern Prussia
Wanderer W 40, 45, or 50 sedan, built from 1936 until 1938, prewar photo
Wanderer W50 phaeton (lwb), German Luftwaffe car, built from 1936 until 1938, prewar photo taken in 1938/39 in Vienna
Wanderer W 40, 45 or 50 convertible, built from 1936 until 1938, wartime photo taken on the Balkans
Wanderer W40 or W45, 2-window convertible, wartime photo taken at the Eastern Front
Wanderer W23 or W24 convertible, built from 1937 until 1940/41, photo taken in 1939
Wanderer W23 or W24 convertible, built from 1937 until 1940/41, possibly postwar photo
Wanderer W24 sedan, built from 1937 until 1940, wartime photo taken in 1939
Wanderer W23 or W24 convertible, built from 1937 until 1940/41, photo taken in 1940
Wanderer W23 or W24 convertible, built from 1937 until 1940/41, with German soldiers and locals, wartime photo taken at the Eastern front
Wanderer W23, built from 1937 until 1940, postwar photo taken in Bavaria
Erst kürzlich hatte ich hier den inzwischen 100-jährigen Lancia Lambda zum idealen Reiseauto erkoren, wie immer etwas augenzwinkernd.
An diesem Urteil hat sich dem Grundsatz nach nichts geändert. Voraussetzung war und ist bloß, dass man sich dieses technische und ästhetische Kabinettstück auch leisten kann.
Wie sähe es nun aus, wenn das Budget vor 100 Jahren “nur” für einen Opel gereicht hätte? Gab es da etwas von ähnlich außergewöhnlichem Rang? Sagen wir: in technischer Hinsicht nicht, so innovativ wie der Lancia ist kein Opel je gewesen.
Immerhin gab es damals diesen optisch ansprechenden Tourenwagen aus Rüsselsheimer Produktion, der dank sehr niedrig gehaltener Karosserie von Kellner (Berlin) zumindest eine Annäherung an die knackige italienische Gestaltung darstellte:
Jedenfalls vermitteln die filigranen Drahtspeichenräder und die lässig montierten Skier eine Sportlichkeit, die den damaligen Opel-Serienwagen ansonsten völlig abging.
Nun haben wir es zwar eilig, endlich wieder auf Reisen zu gehen und dem Frühling entgegenzufahren, aber unterwegs haben wir doch Zeit und so stellen wir uns eher eine entspannte Tour gen Süden vor.
Neben viel Platz legen wir Wert auf ausreichend Leistung, denn dem Reiseglück stehen wie im richtigen Leben bisweilen Berge im Wege. Also lassen wir unseren zwar schicken, aber etwas schwachbrüstigen Zweisitzer daheim – das wäre dieser Opel 4/20 PS:
Opel 4/20 PS; Originalfoto: Sammlung Klaas Dierks
Weil wir nicht zu zweit bzw. zu dritt unterwegs sind, sondern noch Freunde mitnehmen wollen, führt kein Weg an einem erwachsenen Fahrzeug vorbei.
Nun sind wir ohnehin gerade auf der Suche nach einem solchen. Da für uns nur ein Opel in Frage kommt, sehen wir uns um, was man gebraucht auf dem Sektor bekommen kann.
Wir geben eine Anzeige in der einschlägigen Zeitschrift “Motor” auf, beschreiben unseren Bedarf und bitten um Angebote mit Bild. Nach einiger Zeit trudeln die ersten Schreiben ein – wir warten noch ein paar Tage und sichten dann das Angebot.
Schnell wird dabei deutlich, dass für uns als Besitzer eines Opel 4/20 PS nur ein Modell in Betracht kommt: der zwar deutlich durstigere, aber dafür auch doppelt so gut motorisierte Opel 10/40 PS. Der wurde 1925 quasi als großer Bruder des 4 PS-Typs eingeführt und folgt dessen bewährten Konstruktionsprinzipien.
Wir ordnen die zugesandten Fotos und verschaffen uns einen Überblick.
Den Anfang macht dieser Opel 10/40 PS Tourer, der uns hier vom Filius der Besitzer präsentiert wird – eine ansehnliche Tochter war wohl nicht verfügbar:
Opel 10/40 PS Tourenwagen; Originalfoto: Sammlung Klaas Dierks
Geradezu verstörend neu wirkt der Wagen hier. Warum ihn die Eigner wohl wieder loswerden wollen?
Am Ende zeigt das Foto gar nicht den wahren Zustand des Autos, der mit gut 10.000 Kilometern Laufleistung als gut eingefahren angepriesen wird.
Wir bleiben skeptisch und wenden uns der nächsten Aufnahme zu, die einen ganz ähnlichen Wagen zeigt, nur ohne die auffallenden Parkleuchten:
Opel 10/40 PS Tourenwagen; Originalfoto: Sammlung Klaas Dierks
Nicht ganz so perfekt gewienert, doch gut gepflegt wirkt dieses Fahrzeug. Interessanterweise wird es mit weniger Kilometern angeboten. Sollte dies das ehrlichere Auto sein?
Wie dem auch sei, der Funke will noch nicht so recht überspringen, irgendwie erscheint uns der Opel 10/40 PS in dieser Ausführung ein wenig uninspiriert.
Schon besser gefällt uns das folgende Exemplar mit großen vernickelten Radkappen – ein Extra, das dem Auto ein wenig Glamour verleiht.
Für eine gewisse Extravaganz sorgt auch auch der riesige Fahrtrichtungsanzeiger oberhalb des Suchscheinwerfers am Rahmen der Windschutzscheibe:
Opel 10/40 PS Tourenwagen; Originalfoto: Sammlung Matthias Schmidt
Nicht schlecht – so gefällt er uns schon besser der ansonsten arg brav wirkende Opel. Aber bisher ist er auch das teuerste Angebot und wer weiß, wie er in Wirklichkeit aussieht?
Ohnehin sind wir uns noch nicht sicher, ob wir wirklich die Tourenwagenausführung nehmen sollen. Denn bei schlechtem Wetter bietet das ungefütterte Verdeck mit den nicht immer perfekt abdichtenden seitlichen Steckscheiben nur den nötigsten Schutz.
Wenn es einmal richtiges Sauwetter gibt, will man doch gerade auf Reisen behaglich unterwegs sein. Daher schauen wir uns als nächstes Angebot eine Limousinenversion an:
Opel 10/40 PS Limousine; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Er macht schon einiges mehr her mit geschlossenem Aufbau und sechs Seitenfenstern – der Opel 10/40 PS, nicht wahr?
Glänzende Radkappen und den modernen Fahrtrichtungsanzeiger gäbe es auch hier, nur die hohe Laufleistung schreckt uns ab: 25.000 km sind eine Menge Zeug und das Foto verrät nur wenig über den wahren Zustand der Karosserie.
Wie eine solche Limousine in “ehrlichem” Gebrauchzustand aussieht, das ist dann am nächsten Kandidaten zu besichtigen:
Opel 10/40 PS Limousine; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Dieser in Pommern zugelassene Wagen hat erkennbar schon endlose Kilometer an schlechten Straßen gesehen. Zwar ist der Preis günstig, aber man darf davon ausgehen, dass erst einmal etliche verschlissene Lager und Buchsen am Fahrwerk erneuert müssen.
Und ganz ehrlich: Aus dieser Perspektive sieht er noch langweiliger aus, der brave Opel. Ist denn den Rüsselsheimern wirklich nichts Besseres eingefallen, als dieser plump-funktionalistische Kühler?
Erst einmal nicht, aber nach zwei Jahren Bauzeit erbarmte man sich dann doch und verpasste dem schon nicht mehr ganz neuen Opel 10/40 PS eine neue Kühlergestaltung.
Die Werbeleute ergingen sich daraufhin in schönster Lyrik, die auch vor Banalitäten wie den schlechten Straßenverhältnissen angemessenen Reifen nicht Halt machte:
Opel 10/40 PS Reklame ab 1927; Original: Sammlung Michael Schlenger
Aber eines muss man den Opel-Leuten lassen: Mut hatten sie schon.
Schon das “Maßnehmen” am Citroen 5CV bei der Entwicklung ihres Opel 4 PS-Modells hatte ihnen ein Plagiatsverfahren eingebracht, das man nur knapp gewann.
Als ob man sich wirklich nichts Eigenes ausdenken konnte, kopiert man man beim Opel 10/40 PS jetzt auch noch kühn den Kühler des amerikanischen Packard. Der war tatsächlich sehr markant und stand für ein hervorragendes Oberklasseauto, das auch außerhalb der USA höchstes Ansehen genoss.
Vermutlich sah man bei Packard in den USA darüber hinweg, weil Opel längst nicht mehr an der Spitze der Automobilhierarchie stand wie noch vor dem 1. Weltkrieg.
Der Opel 10/40 PS mit seinem harmlosen Vierzylinder würde Packard garantiert kein Geschäft im 6- und 8-Zylindersegment wegnehmen. Aber man muss zugeben: Den Opel-Modellen tat die optische Anleihe beim reichen Onkel aus Amerika ausgesprochen gut.
Schon die einfache Tourenwagenausführung des 10/40 PS, die stets die preisgünstigste war, besaß mit einem Mal ein charakteristisches “Gesicht”:
Opel 10/40 PS Tourenwagen ab 1927; Originalfoto: Sammlung Klaas Dierks
Sollte der mit diesem Foto angebotene Wagen vielleicht doch das Richtige sein? Wir vergessen alle Bedenken, den Wetterschutz betreffend und lassen uns von der Aussicht auf Ausflüge unter freiem Himmel verführen.
Einzig die antquiert wirkenden Trommelscheinwerfer stören uns beim obigen Angebot. Doch zufällig steht ein weiterer Tourer mit dem auffallenden “Packard”-Kühler zum Verkauf, der die von uns bevorzugten schüsselförmigen Scheinwerfer besitzt.
Noch dazu wirkt die gute Laune der Passagiere ansteckend. Für dieses Exemplar spricht außerdem, dass er von einem professionellen Fahrer gesteuert wurde – das lässt auf Sorgfalt in der Pflege und bei der Fahrweise schließen:
Opel 10/40 PS Tourenwagen ab 1927; Originalfoto: Sammlung Klaas Dierks
Nicht zuletzt mit der Zweifarblackierung gefällt uns dieses Fahrzeug ausnehmend gut. Laufleistung und aufgerufener Preis stehen in angemessenem Verhältnis. Das Angebot scheint keinen Pferdefuß aufzuweisen.
Doch dann denken wir wieder an Situationen, wie sie gerade auf ausgedehnten Reisen auftreten können – und genau für solche soll der Wagen ja eingesetzt werden – Regen, Kälte, scharfer Seitenwind über Stunden und vielleicht Tage.
Nein, wir schauen doch noch einmal, was an Limousinen zu bekommen ist auf Basis des überarbeiteten Modells mit dem unverwechselbaren Packard-Kühler. Auch so etwas ist ohne Weiteres zu bekommen – vom Opel 10/40 PS wurden über 13.000 Stück gebaut.
Und welches Gebrauchtwagenangebot könnte ehrlicher sein als dieses?
Opel 10/40 PS Limousine ab 1927; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Klar hat so ein Wagen irgendwann den einen oderen kleinen Blechschaden davongetragen. So etwas wurde übrigens nicht gleich zwanghaft repariert, Alltagswagen waren durchweg mit solchen Einsatzspuren unterwegs, wie unzählige alte Fotos zeigen.
Gut sieht er aus der Opel 10/40 mit dem neuen Kühler, besonders als Limousine wirkt er geradezu repräsentativ. Da hatten die Opelaner schon das richtige Gespür gehabt, was die Wirkung dieser etwas fragwürdigen Modellpflege angeht.
Tatsächlich zog der Opel mit der beinahe luxuriösen Anmutung nun auch eine Klientel an, die wusste, dass die von verbiesterten Denkern geschmähten Äußerlichkeiten doch das Salz in der Suppe des Daseins sind.
Die Freude an der schönen Form und am gelungenen Auftritt gehörte schon immer und überall zu den wenigen Dingen, die das kurze Menschendasein zwischen der ewigen Dunkelheit davor und danach erhellen und erwärmen.
So setzten sich auch die Besitzer dieser Opel 10/40 PS Limousine, von denen längst niemand mehr etwas weiß, hier für einen kurzen Moment in Szene, der über ihre Lebensspanne hinauswirkt und auch nach bald 100 Jahren Neugier und Sympathie weckt:
Opel 10/40 PS Limousine ab 1927; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Wollten wir nicht eigentlich bloß einen gebrauchten Opel 10/40 PS als Reisewagen erwerben? Jetzt haben wir uns die Wahl aber ganz schön schwer gemacht und sind am Ende gar noch an den Gestaden grundsätzlicher Gedanken gestrandet.
Was tun? Nun, es ist auch eine Grunderfahrung des Daseins, dass sich die guten Dinge bisweilen von selbst einstellen, wenn man aufhört, zu angestrengt danach zu suchen.
Also lassen wir die Angebote erst einmal liegen, gehen mit dem Hund vor die Tür, schnuppern die Luft, die auf einmal ganz mild geworden ist, bemerken die ersten Osterglocken im Garten, welche die Schneeglöckchen zu beerben gedenken.
Sogar das Gras ist nach Monaten erstmals wieder gewachsen, sollte der Winter wirklich vorüber sein? Zufrieden geht es wieder heim, morgen ist auch noch ein Tag.
Der Briefträger war wieder da, ein Opel-Angebot ist noch gekommen! Der Absender stammt aus dem Nachbarort, Glück muss man haben! Am nächsten Tag wird der Wagen besichtigt.
Ein ordentliches Auto in gutem Pflegezustand von Leuten, die selbst damit auf Reisen waren.
“Wir kaufen uns jetzt einen Amerikanerwagen mit 6-Zylindern, da muss unser braver Opel weichen. Aber enttäuscht hat er uns nie, er hat uns mehrfach über die Alpen gebracht”.
Dies ist das entscheidende Argument!
Wetterschutz und Packard-Kühler, alles zweitrangig. Der Verkäufer ist der Hausarzt im Nachbarort und hat einen Ruf zu verlieren, der geforderte Preis ist vollkommen in Ordnung und es gibt eine Grundausstattung an Verschleißteilen und Betriebsmitteln dazu.
So kommen wir am Ende doch noch genau zu dem Auto, das zu uns passt. Inzwischen ist der Opel 10/40 PS unser, wurde in der Umgebung erprobt und für gut befunden:
Nun ist der Wagen aufgetankt, alle Schmierstellen sind versorgt, Gepäck ist verstaut.
Morgen geht es in das Land südlich der Berge – und damit ist nicht das Lipper Bergland gemeint, wo dieser Opel 10/40 PS Tourer einst zugelassen war.
Nein, es geht nach Italien, dem Frühling entgegen, es ist höchste Zeit dafür. In einer Woche bin ich wieder da. Bis dahin wünsche ich viel Vergnügen bei automobilen Zeitreisen in die Welt von gestern…
Michael Schlenger, 2023. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.