In der Frühzeit des Automobils war keineswegs vorgezeichnet, welche Antriebstechnik das Rennen machen würde: Verbrennungsmotor, Dampfmaschine oder Elektroantrieb.
Vor allem, was Betriebsgeräusch, Vibrationen und Anfälligkeit anging, war der Benzinmotor im Nachteil. Auch in punkto Spurtstärke und Höchstgeschwindigkeit musste er sich noch einige Zeit geschlagen geben. Er konnte nur den geringeren Platzbedarf und einen Gewichtsvorteil für sich verbuchen.
Kaum überraschend, dass zuverlässige und leistungsfähige Dampfwagen wie die amerikanischen Stanley Steamer vor dem Ersten Weltkrieg einen erheblichen Marktanteil besaßen.
© Stanley Steamer, Classic Days 2014; Bildrechte: Michael Schlenger
Allerdings hatten sie im Alltagsbetrieb zwei Nachteile: Ihre Brenner brauchten eine lange Vorwärmzeit und aufgrund des laufenden Dampfverlusts war die Reichweite sehr begrenzt, sofern man nicht rechtzeitig Wasser “nachtankte”.
Doch damit war das Schicksal des Dampfantriebs im Automobilbau keineswegs besiegelt. Denn der kalifornischen Firma Doble gelang es noch während des Ersten Weltkriegs, alle praktischen Mängel der Dampftechnologie zu beseitigen.
So kam es, dass im Nachrichtenblatt des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) vom 15. März 1922 ein durchaus konstruktiver Artikel zu den Entwicklungen von Doble erschien. Darin wurde ein Bild des – bereits überholten – Vorkriegsmodells B der Firma mit Abner Doble am Steuer abgedruckt.
© Doble Model B in: VDI-Nachrichten Nr. 11a, 15.03.1922; Sammlung Michael Schlenger
Der Artikel hebt als Vorteil des Dampfantriebs die stufenlose Anpassungsfähigkeit an wechselnde Lasten hervor, die Kupplung und Getriebe überflüssig macht. Betont wird zudem die Anspruchslosigkeit hinsichtlich des Kraftstoffs. In der Tat benügten sich Dampfwagen mit einfachen Erdöldestillaten.
Dann wird auf den “Kühler” des Doble Steamcars aufmerksam gemacht. Er bewirkt die Kondensation des Dampfs, sodass dieser im Kreislauf verbleiben kann. Wasser musste daher erst nach vielen hundert Kilometern nachgefüllt werden.
Mit dem Model C hatte Doble den Startvorgang vereinfacht und beschleunigt. Zum einen konnte man den Dampfgenerator vom Armaturenbrett aus elektrisch starten. Zum anderen war die Vorheizzeit auf gut eine Minute reduziert worden.
Nach der Inbetriebnahme stand konzeptbedingt sofort die volle Leistung zur Verfügung. Die avancierten Modelle des Doble Dampfwagens beschleunigten trotz des hohen Gewichts in rund 10 Sekunden auf 100 km/h und erreichten mühelos Geschwindigkeiten von über 150 km/h.
© Originales Pressefoto eines Doble Steamcar von 1917; Sammlung Michael Schlenger
Die Doble Steamcars stellten die Krönung in der Entwicklung des Dampfautomobils dar. Ihre Qualitäten waren bekannt, doch der von rastlosen Ingenieuren geführten Firma gelang keine rationelle Serienfertigung. Daher blieben ihre Produkte bis zur Schließung des Unternehmens teure Luxusgüter für Kenner.
Immerhin haben einige dieser beeindruckenden Fahrzeuge überlebt, nicht zuletzt aufgrund der außergewöhnlich soliden Konstruktion. Nebenbei: Bei den letzten Doble-Modellen war die Verbrennung des Kraftstoffs derartig effizient, dass sie auch nach modernen Normen kaum schädliche Abgase emittieren.
Der Sammler Jay Leno – der nicht leicht zu beeindrucken ist – besitzt einen Doble von 1925, der einst Milliardär Howard Hughes gehörte. Im folgenden Film zeigt sich Leno begeistert von dem Wagen: “When it’s running right, it’s unbelievable!”
© Videoquelle: YouTube; Urheberrecht: Jay Leno’s Garage
Jay Leno bringt einem lässig, aber kompetent die Perfektion dieser Hochtechnologie nahe. Mit der kruden Dampftechnik von einst hat Dobles Meisterwerk nur noch wenig gemeinsam.
Die beinahe lautlose Fortbewegung unterstreicht die majestätische Erscheinung des Wagens mit seiner klassischen Manufaktur-Karosserie.