Nicht ganz “Standard”: Ein Packard Cabriolet von 1929

Wieso sollte ein 1929er Packard in Cabriolet-Ausführung nicht “Standard” sein? Solche Ausführungen waren doch vollkommen gängig – sogar am deutschen Markt, oder?

Liefert nicht dieser Blog gleich mehrere Beweise dafür? Wie sieht es etwa mit diesem Exemplar aus, das einst in Berlin unterwegs war?

Packard “Roadster”, Modelljahr 1927/28; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger

Immer wieder eindrucksvoll, diese Aufnahme. Leider zeigt sie aber nur auf den ersten Blick ein (zweitüriges) Packard-Cabriolet.

Solche offenen Zweisitzer mit leichtem Verdeck firmierten nämlich in den Staaten meist als “Roadster”, auch wenn die Bezeichnung nicht ganz der europäischen Konvention entsprach. Auch “Convertible Coupe” war in den USA eine weitere Bezeichnung – aber Cabriolet?

Hinzu kommt etwas anderes: Dieser Packard sieht zwar dem Modell des Jahres 1929 sehr ähnlich, aber er stammt eindeutig von 1927/28. Das ist an den trommelförmigen Scheinwerfern und Parklichtern zu erkennen.

Erst 1929 wichen sie schüsselförmigen Lampen wie an folgendem Packard, den ich ebenfalls schon einmal präsentiert habe:

Packard “Tourer”, Modelljahr 1929; Originalfoto: Sammlung Marcus Bengsch

Na wunderbar, dann wird wohl das ein 1929 Packard Cabriolet sein, nicht wahr?

Wieder daneben – auch wenn vermutlich die meisten Zeitgenossen heute einen solchen offenen Viertürer als Cabrio ansprechen würden, denn eine Limousine oder ein Kombi ist es ja nicht. Bleibt doch kaum noch etwas übrig.

Nun, das war in der Vorkriegszeit anders. Damals gab es zahlreiche Karosserieausführungen mit speziellen Bezeichnungen, die längst nicht mehr gebaut werden – ein solcher Fall war der Tourenwagen.

Als solchen bezeichnete man offene Automobile mit zwei oder drei Sitzreihen, die nur über ein ungefüttertes Verdeck verfügten und keine festen Seitenscheiben besaßen. Genau so ein Tourer ist auf dem obigen Foto zu sehen.

Richtige (Kurbel)Scheiben an der Seite gab es natürlich bei geschlossenen Ausführungen wie dieser – hier hat man uns sogar freundlich die Tür zum Beweis geöffnet:

Packard “Landaulet”, Modelljahr 1928/29; Originalfoto: Sammlung Matthias Schmidt (Dresden)

Ha, dieser Wagen hat aber noch trommelförmige Parkleuchten ruft jetzt mancher triumphierend aus! Stimmt, die schüsselförmigen Hauptscheinwerfer könnten nachgerüstet sein (oder umgekehrt).

Nebenbei sieht man an dem Beispiel, dass die Realität von einst nicht immer der reinen Lehre folgte, zumal auch die Karosserie kein Standard von Packard war, jedenfalls nicht der Part ab der Windschutzscheibe.

So ist das auch mit dem Packard “Cabriolet” des Modelljahrs 1929 – so etwas wurde werksseitig ebenfalls nicht angeboten, wenn auch sonst (fast) alles “Standard” an diesem Exemplar war:

Packard “Cabriolet”, Modelljahr 1929; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger

Nach dem Studium der zuvor gezeigten Fotos erkennen Sie gewiss auf Anhieb, dass auch dies ein 1929er Packard sein muss, daher will ich die für Marke und Baujahr typischen Merkmale wohl nicht eigens aufzählen.

Wenn dieses Auto ganz anders wirkt als die bisher präsentiertenm Schwestermodelle, dann liegt das schlicht daran, das es mit diesen nur den Vorderwagen gemeinsam hat.

Der übrige Aufbau als viertüriges Cabriolet mit versenbaren Kurbelscheiben und gefüttertem Verdeck mit Sturmstange stammt unverkennbar von einer deutschen Manufaktur.

Amerikanische Vorkriegsenthusiasten erkennen solche “fremden” Aufbauten auf Anhieb – das gilt nicht nur für den wuchtigen teutonischen Stil wie hier, sondern auch für britische Aufbauten.

Aber werfen wir erst noch einen routinemäßigen Blick auf die Vorderpartie:

Alles “Standard”? Nein, auch hier nicht – jedenfalls scheint dieser Wagen mit einer Kühlerfigur versehen worden zu sein, die einen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen zeigt.

Ein Wort noch zur seitlichen Haubenpartie: Hier findet man im Modelljahr 1929 statt der schmalen Luftschlitze bisweilen auch einige breite und verstellbare Entlüftungsklappen.

Diese scheinen jedoch den stärkeren Motorisierungen “Custom Eight” und “DeLuxe Eight” vorbehalten gewesen zu sein, für die über 100 PS Spitzenleistung angegeben wurden.

Dagegen musste sich der kleinere “Standard Eight” mit 90 PS bescheiden – bei Packard war das nach Entfall der Sechszylinder die Basismotorisierung. Damit konnten damals selbst die legendären Horch-Achtyzlinder (1929: 80 PS) nicht ganz mithalten, jedenfalls von der reinen Papierform.

Nun aber zum Aufbau dieses speziellen Exemplars, der nicht gerade “Standard” war:

Wie gesagt, einen solchen Cabriolet-Aufbau bot Packard nicht serienmäßig an. Da die Aufnahme in Deutschland entstand (von Hand datiert auf Sommer 1933), wird es sich um eine Manufakturkarosserie deutscher Provenienz gehandelt haben.

Leider ist keine Karosserieplakette zu erkennen, aber davon unabhängig würde ich eine der Spitzenadressen wie Gläser hier ausschließen. Der Ausführung mangelt es aus meiner Sicht an der Eleganz in der Gestaltung des oberen Türabschlusses, die man von den besten Herstellern erwarten durfte.

Vielleicht erkennt jemand Ähnlichkeiten zu anderen Cabriolet-Ausführungen bekannter deutscher Karosseriefirmen – dann bitte die Kommentarfunktion nutzen.

Kurios mutet hier der verloren auf dem Trittbrett stehende Reservekanister an, dessen Inhalt im Ernstfall die Reichweite des durstigen Wagens nur unwesentlich erhöhte. Vielleicht enthielt er aber auch Kühlerwasser für alle Fälle.

Ob er tatsächlich hier befestigt war oder bloß vorübergehend dort abgestellt worden war, muss ebenso offenbleiben.

Ein letztes Wort zum Verdeck: Hier sieht man zur Abwechslung einmal, wie das auszusehen hatte, wenn es niedergelegt war. Auffallend oft findet man nämlich Abbildungen, auf denen das Verdeck so hoch aufgetürmt ist, dass man sich den Rückspiegel hätte sparen können.

Das war es zu diesem nicht ganz “standard”mäßigen Packard. Weitere Bilder aus deutschen Landen, die Wagen dieses Oberklasseherstellers zeigen, harren der Präsentation, darunter sogar ein Zwölfzylinder!

Langweilig wird es also auch dieses Jahr nicht, selbst wenn man kein spezieller Freund amerikanischer Vorkriegsautos ist – diese waren aber einst so alltäglich in Deutschland, dass man an diesem Standard nicht vorbeikommt…

Michael Schlenger, 2023. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.

Vor 100 Jahren topmodern: Packard “Single Six” Tourer

Wir schreiben das Jahr 2022. In den Raumschiffen Berlin und Brüssel fabulieren planlose Planwirtschaftler von der Zukunft der Mobilität – mit Absurditäten wie Lastenrädern für Handwerker, LKW mit Oberleitungsbetrieb, Diktat der Antriebstechnologie usw.

Der den Insassen gepanzerter Limousinen eher theoretisch bekannte Fuß- und Radverkehr soll mittels “nationaler” (!) Strategien ebenfalls eine staatlich geförderte Renaissance erleben – denn natürlich weiß der tumbe Untertan selbst nicht, für wen künftig “per pedes” und für wen noch “Mercedes” angesagt ist.

Wie in jeder Planwirtschaft muss dieser Aktionismus bildungsferner “Eliten” in reinem Chaos enden – wie etwa der Radweg auf der Frankfurter Straße in meiner Heimatstadt Bad Nauheim. Auf dem sind zwar nur selten Radler zu sehen, dafür aber jede Menge Autos, da die Spur bei Gegenverkehr nicht breit genug ist…

Übrigens bin ich selbst nicht nur “Petrolhead” sondern durchaus auch leidenschaftlicher “Bicyclist”, wenn es die Situation und das Wetter nahelegen – dann aber ganz klassisch mit Stahlrahmen und ohne Hilfsmotor, also quasi per Fettverbrenner mit viel CO2-Emissionen.

Während die Zukunft des Individualverkehrs in Europa derzeit düster erscheint – nach dem Motto: “Soll doch der Pöbel laufen, kann er sich kein Batterieauto kaufen2 – sah die Welt zumindest in dieser Hinsicht vor 100 Jahren verheißungsvoll aus.

In Deutschland war die Automobilindustrie nach dem 1. Weltkrieg zwar noch weitgehend dem Gestern verhaftet, doch zeichnete sich in den USA eine großartige Moderne ab.

Ford und Chevrolet boten einfache, bezahlbare Autos für jedermann und die Oberklasse brillierten mit neuem eleganten Styling, wie man es bis dahin noch nicht gesehen hatte.

Im Deutschland der frühen 1920er Jahre jedenfalls hätte dieser Packard “Rumble-Seat Roadster” wie eine Erscheinung von einem anderen Stern gewirkt:

Packard “Single Six” ab 1922; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Diese Linienführung war auch Ende der 1920er Jahre immer noch zeitgemäß und wurde von den meist einfallslosen deutschen Herstellern bis ins Detail kopiert.

Nur das Fehlen von Vorderradbremsen verrät hier, dass wir es mit ganz einem frühen Modell zu tun haben. So führte Packard bereits Ende 1923 beim Sechszylindermodell die Vierradbremse ein, die der 85 PS starke Achtzylinder schon Mitte des Jahres erhalten hatte.

Der für das Modelljahr 1922 neue eingeführte “Single Six” – anfänglich noch auf kurzem Chassis, ab April mit langem Radstand – begnügte sich mit 54 PS – vergleichbar zeitgleichen Manufakturmodellen von Benz und Daimler, von denen nur wenige gefertigt wurden.

Gut 25.000 Stück produzierte Packard dagegen vom “Single Six” des Modelljahrs 1922. Mit diesem Wagen waren damals 100 km/h erreichbar, wenngleich die eigentliche Stärke des Motors darin liegt, dass er ab 30 km/h im dritten Gang schaltfrei gefahren werden kann.

Wie mühelos sich diese 100 Jahre alte Konstruktion bewegen lässt, das illustriert der folgende kurze Film – dieses Auto war damals so modern, wie es im Serienbau möglich war:

Videoquelle: Youtube.com; hochgeladen von Motoreum

Michael Schlenger, 2022. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.

Perfekt für die Landpartie: 1929er Packard

Heute unternehme ich mit meinen Lesern eine Landpartie zurück ins Jahr 1929 – und dabei begegnen uns gleich mehrere Exemplare eines grandiosen US-Achtzylinderwagens, den man eher in der Großstadt vermuten würde, wo das nötige Kleingeld vornhanden war.

Doch besagte Großstädter schätzten einst wie heute die Möglichkeit zur Flucht aus dem Getriebe der Metropolen hinaus auf’s Land, die ihnen ihr Automobil bot. So ist es kein Zufall, dass alle Fotos des Wagens, der heute im Mittelpunkt steht, irgendwo abseits des Rummels der großen Städte entstanden.

Die Rede ist vom Packard des Modelljahrs 1929, der sich äußerlich dadurch von seinen Vorgängern unterschied, dass statt trommelförmigen Scheinwerfern nun schüsselförmige montiert und alle metallischen Glanzteile verchromt anstatt vernickelt waren.

Zumindest die geänderte Form der Scheinwerfer kann man auf dem folgenden Foto aus der Sammlung von Leser Marcus Bengsch erkennen:

Packard Tourer “Standard Eight”, Modelljahr 1929; Originalfoto aus Sammlung Marcus Bengsch

Für europäische Verhältnisse ist es kaum vorstellbar, dass wir hier die einfachste und günstigste Version des 1929er Packard vor uns haben – den Standard Eight mit kurzem “Radstand” und “nur” 90 PS.

Sechszylinder – seinerzeit am deutschen Markt ein Kennzeichen gehobener Automobile – bot Packard ab 1929 gar nicht mehr an. Ein Reihenachtzylinder war das Mindeste, was der Käufer in dieser Klasse erwartete – trotz Weltwirtschaftskrise.

Zwei Elemente sind an dem Wagen auf diesem Foto noch erwähnenswert: Da wäre zum einen die Form und Proportion der Frontscheibe, die vielleicht einzige gestalterische Schwäche an diesem eindrucksvollen Wagen (ich komme darauf zurück).

Zum anderen verweisen die konventionellen Luftschlitze in der Motorhaube auf die Basisausführung “Standard Eight” (auch darauf gehe ich später nochmals ein).

Dass die nach oben breiter werdende Windschutzscheibe auf dem Wagenkörper meines Erachtens ein wenig fremd und antiquiert wirkt, kann man auf folgendem Foto (aus meiner Sammlung) vielleicht besser nachvollziehen:

Packard Tourer, Modelljahr 1929; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Hier haben wir einen 1929er Packard Tourer mit Zulassung im Raum Berlin vor uns. Er war auf einer ziemlich ausgedehnten Landpartie unterwegs, die ihn bis in 1600 Meter Höhe führte – auf die Katschberghöhe zwischen Kärnten und dem Salzburger Land.

Dank des enormen Drehmoments des 5,2 Liter großen Motors war ein solcher Ausflug ins Gebirge ein Kinderspiel – geschaltet werden musste dabei nur an besonders steilen Partien, während kompakte Wagen damals oft bis in den ersten Gang zurückschalten mussten.

Gern hätte ich dieser Szene etwas Farbe eingehaucht, doch das von mir verwendete Programm war – wie häufig – von der Komplexität der Formen und Reflektionen auf der Karosserie überfordert und lieferte trotz etlicher Versuche kein akzeptables Ergebnis.

In dieser Hinsicht sollte ich diesmal überhaupt kein Glück haben, um die Erwartungen gleich zu dämpfen – wenn auch ganz am Ende doch noch eine Farbaufnahme zu sehen sein wird. Doch hier müssen wir uns mit einer ziemlich mäßigen Schwarzweißversion begnügen:

Nicht ganz sicher bin ich mir, ob dieser Berliner Packard, der einst auf Landpartie in Österreich unterwegs war, ebenfalls über Luftschlitze in der Haube verfügte. Es könnte sein, dass er stattdessen seitliche Klappen besaß, die von innen verstellbar waren.

Diese waren ein Merkmal der großen Achtzylinderversionen “Custom Eight” und “DeLuxe Eight” des 1929er Packard, die längere Radstände und einen 6,3 Liter messenden Motor mit über 100 PS besaßen.

Besagte Luftklappen in der Motorhaube finden sich dagegen eindeutig auf einem dritten Foto, das mir ein befreundeter Oldtimer-Enthusiast vermittelt hat. Es stammt aus dem Familienalbum von Hans Schemion, dessen Vater einst einen 1929er Packard besaß.

Hier sehen wir den mächtigen Tourenwagen anlässlich einer Landpartie ins hessische Residenzstädtchen Laubach umgeben von Mitgliedern der Familie, der man offenbar einen Besuch abstattete:

Packard Tourer “Custom Eight”, Modelljahr 1929; Originalfoto aus Familienbesitz (Hans Schemion)

Wer ist hier nun der Vater von Hans Schemion? War es der entschlossen dreinschauende Herr auf dem Trittbrett, der dem US-Schauspieler Clark Gable auffallend ähnelt? Oder war es der zufrieden dreinschauende Mann mit Hut und Mantel am Heck des Wagens?

Zwar scheint uns der Herr links hinter dem Packard einen Hinweis geben zu wollen “Der war’s!” – doch ganz eindeutig ist seine Geste nicht. Hierzu muss Hans Schemion als großzügiger Spender dieser schönen Momentaufnahme aus längst vergangenen Zeit noch befragt werden (Ergebnis wird nachgetragen).

Vielleicht weiß er auch noch etwas über die Damen im und auf dem Auto:

Gern hätte ich Hans Schemion die Freude gemacht, seine Altvorderen und den prächtigen Packard in Farbe wiederauferstehen zu lassen, doch versagt auch hier die Standard-Software angesichts der Komplexität des ungewöhnlichen Motivs.

Dafür kann ich noch etwas zu dem Wagen sagen: Die Luftklappen weisen ihnen eindeutig als die “große” Achtzylinderversion des 1929er Packard aus. Doch von deren beiden Ausführungen “Custom Eight” und “DeLuxe Eight” kommt wohl nur erstere in Betracht.

Der nochmals etwas längere “DeLuxe Eight” wurde nämlich gern in einer speziellen Tourenwagenversion gekauft, die eine sportlicher anmutende niedrige Frontscheibe und weitere Details besaß, die es beim “Custom Eight” nicht gab.

Diese Ausführung gehört zu den begehrtesten Packard-Modellen der 1920er Jahre überhaupt – ich kann verstehen warum. Bei den “Classic Days” 2017 auf Schloss Dyck am Niederrhein machte ich Bekanntschaft mit genau so einem Exemplar.

Es war der erste Tag der Veranstaltung (Freitag) und laufend trafen teilnehmende Fahrzeuge ein, die sich einer kurzen Sichtprüfung des TÜV unterziehen mussten. Ich war gerade in der Nähe, als über den Kies mit leisem Rauschen dieses spektakuläre Fahrzeug anrollte – darin niemand außer zwei Damen:

Packard DeLuxe Eight Sport Phaeton von 1929; Bildrechte: Michael Schlenger

Hier sehen wir die niedrige Ausführung der Frontscheibe, die den “Sport Phaeton” auf dem Chassis des “DeLuxe Eight” von allen übrigen Tourenwagenversionen des 1929er Packard unterscheidet. Übrigens: Dieser Wagen besitzt noch seinen ersten Lack!

Ich bin sicher, der Vater von Hans Schemion hätte vor über 90 Jahren gern auch diese sportliche Ausführung besessen, doch sie kostete fast 50 % mehr als die Tourenwagenversion des “Custom Eight”, für die er sich letztlich entschied.

Sicher bin ich auch, dass es ihm gefallen hätte, dass sein Auto und speziell die hinreißende Sport Phaeton-Ausführung auf Basis des Packard “DeLuxe Eight” von 1929 noch im 21. Jahrhundert noch die Herzen höher schlagen lassen…

© Michael Schlenger, 2021. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.

Lief einst in Wiesbaden: Ein Packard “Six” Landaulet

In meinem gestrigen Blog-Eintrag erwähnte ich, dass Opel seine Modelle im Lauf des Jahres 1927 mit einer neuen Kühlermaske aufwertete, die derjenigen der US-Marke Packard “nachempfunden” war.

Die Amerikaner scheint dieses Plagiat kaltgelassen zu haben, da Opel keine ernstzunehmende Konkurrenz für die Packard-Wagen darstellte. Das lag jedoch nicht daran, dass Packard am deutschen Markt nicht präsent gewesen wäre.

Ganz im Gegenteil gehörte Packard zu den US-Herstellern, die in den 1920er Jahren den deutschen Markt zu erobern begannen. Einheimische Produzenten waren nicht willens oder imstande, bezahlbare Autos in den benötigten Stückzahlen zu bauen, sodass die geschäftstüchtigen Amerikaner heute unvorstellbare Marktanteile erreichten.

Im Berlin der späten 1920er Jahre gehörten US-Automobile ganz selbstverständlich zum Straßenbild – auf dem Höhepunkt entfiel in Berlin fast die Hälfte des Bestands auf die großzügigen, gut ausgestatteten und leistungsfähigen “Amerikaner-Wagen”.

Auch Packard ließ sich die Gelegenheit nicht entgegen und versorgte die vermögende Schicht der damals noch steinreichen Hauptstadt mit Automobilen wie diesem:

Packard Six, Baujahr: 1927/28; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Diesen sechszylindrigen Packard von 1927/28 – hier vor dem Berliner Dom – habe ich bereits vor längerem besprochen (Porträt).

An der Silhouette seines Kühlers “orientierten” sich die Rüsselsheimer einst mangels eigener Einfälle – bezeichnend für den Niedergang einer Marke, die vor dem 1. Weltkrieg zu den bedeutendsten auf dem europäischen Kontinent gehört hatte.

Packard lieferte jedoch nicht nur in Großserie gefertigte Wagen nach Deutschland, sondern auch Chassis, die erst hierzulande ihren Aufbau erhalten sollten. Diesen Aufwand hätten deutsche Käufer auch mit einheimischen Wagen treiben können – dass sie dennoch oft US-Modelle bevorzugten, spricht Bände.

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die eigentlich auf Großserie spezialisierten US-Hersteller auch im Segment der Manufakturwagen punkten konnten, kann ich heute anhand dieser Aufnahme aus dem Fundus von Matthias Schmidt (Dresden) zeigen:

Packard “Six” von 1927/28 Landaulet; Originalfoto aus Sammlung Matthias Schmidt (Dresden)

Auch wenn der markentypische Kühler hier nur in der Seitenansicht zu sehen ist, lässt die Gestaltung der Scheibenräder keinen Zweifel daran, dass man es mit einem Packard der späten 1920er Jahre zu tun hat.

Die trommelförmigen Positionsleuchten oberhalb der Reserveräder verraten, dass wir einen Wagen von 1927/28 vor uns haben – also zeitgleich zu dem “Roadster” aus Berlin. Diese Leuchten wichen 1929 schüsselförmigen Versionen.

Dass die Hauptscheinwerfer des Packard kein trommelfömiges Gehäuse aufweisen, muss nichts bedeuten – am deutschen Markt wurden oft andere Lampen montiert als in den USA.

Gegen eine spätere Datierung spricht zudem die nur lackierte Doppelstoßstange, die ab 1929 auch bei den Basismodellen von Packard verschwunden zu sein scheint:

Unter der Haube wird sich der 80 PS starke Sechszylinder befunden haben, den Packard 1927/28 zuletzt anbot. Danach “beschränkte” sich die Marke auf 90 bis über 100 PS leistende Achtzylinder.

Interessant finde ich, dass an diesem Packard Reifen des französischen Herstellers “Michelin” montiert sind – ich hätte eher ein einhemisches Fabrikat erwartet.

Doch passt dieser Befund zum Aufnahmeort dieses Fotos – dem einst mondänen Badeort Wiesbaden, an dem es ausgesprochen international zuging – was seinerzeit eine Aufwertung bedeutete.

Übrigens habe ich vor einem Vierteljahrhundert selbst einige glückliche Jahre in Wiesbaden zugebracht, als der einstige Glanz zwar schon verblasst, aber noch wahrnehmbar war. Der Aufnahmeort ist mir daher vertraut – man sieht im Hintergrund die im klassizistischen Stil errichtete Südkolonnade am Kurhaus, die den Zugang zum Staatstheater darstellt.

Trotz der Zerstörungen durch alliierte Bombenangriffe in der Endphase des Zweiten Weltkriegs bietet sich der Ort dieses Fotos heute noch genauso dar. Nur einen Wagen dieser Klasse wird man dort im Alltag nicht mehr antreffen:

Die geöffnete Tür ermöglicht einen außergewöhnlichen Blick ins Interieur dieses hochkarätigen Wagens. Man sieht die einklappbaren “Notsitze”, hinter denen sich eine opulente Sitzbank befindet, über der das Verdeck geöffnet werden konnte.

Dieser luxuriöse Landauletaufbau, der das Prinzip des “Sehen und Gesehenwerden” perfekt verkörperte, gehörte nicht zum Standardrepertoire von Packard. Er wurde sehr wahrscheinlich in Deutschland von einer lokalen Karosseriefirma angefertigt.

In Wiesbaden, wo sich die Schönen und Reichen bis in die 1960er Jahre tummelten, gab es eine Klientel für solche aufwendigen Sonderaufbauten. Nicht zufällig befand sich das Spielcasino in Sichtweite, in dem sich ein gewisser Herr Dostojewski ruinierte…

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1938: Unterwegs auf Probefahrt im Packard “6”

Bei meiner Beschäftigung mit Vorkriegsautos lerne ich immer noch “Neues” hinzu. Das betrifft nicht nur obskure Marken und rare Karosserien, sondern auch das weite Feld der Kennzeichenkunde, das zum Glück von Spezialisten wie Andreas Herzfeld beackert wird.

Welche Bedeutung ein scheinbar schnödes Nummernschild bekommen kann, das soll meine heutige Reise in die Vergangenheit zeigen, als die von uns bewunderten “Oldtimer” noch Neuwagen oder gute Gebrauchte waren.

Eine weitere Einleitung kann ich mir diesmal sparen. Denn das Foto, um das es geht, lässt eigentlich alles in wünschenswerter Klarheit erkennen – oder vielleicht doch nicht?

Packard “Six”, Modelljahr 1936; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Hier scheint der Fall eindeutig: Ein Vorkriegs-Packard in einer Aufnahme der späten 1940er oder frühen 50er Jahre, möchte man meinen.

Auf jeden Fall nach dem 2. Weltkrieg, denn vorher hätte in deutschen Landen (wo dieses Foto im weitesten Sinne einst entstand) eine anständige Maid doch gewiss Tracht oder zumindest ein Kostüm oder Kleid getragen.

So kann man sich täuschen. Die Welt der 1930er Jahre war vielschichtiger – soll ich sagen: bunter? – als sie damals von der Staatspropaganda dargestellt wurde. Vieles davon wirkt in den Köpfen fort – man glaubt hierzulande immer noch treu, was von oben kommt.

Was das Auto angeht, ist die Sache eindeutig: Der markant geformte Spitzkühler – seinerzeit längst von gestern – verweist auf die amerikanische Oberklassemarke Packard.

Details wie die geteilte Frontscheibe verraten, dass wir einen Packard von 1938/39 vor uns haben. Optisch gibt es kaum Unterschiede zwischen den beiden Modelljahren.

Packard deckte damals das gesamte Spektrum vom Sechszylinder über Achtzylinder bis hin zu Zwölfzylindern ab.

Wer hier Vierzylinder vermisst, muss verstehen, dass so etwas in den USA der 1930er kaum verkäuflich war. Eine der wenigen Ausnahmen war die amerikanische Lizenzfertigung des Austin Seven – damals als Zweitauto ähnlich populär wie heute das Elektromobil für die Einkaufstour der Arztgattin – nur ohne Subvention aus den Steuern der Arzthelferin…

Der Packard auf obigem Foto dürfte – der Ausführung der seitlichen Haubenschlitze nach zu urteilen – die Basismotorisierung als 6-Zylinder mit 4 Litern Hubraum besessen haben. Man kann sich vorstellen, dass dieser seine 100 PS anstrengungslos hergab.

Zwar hatten amerikanische Wagen Ende der 1930er Jahre nicht mehr den Marktanteil hierzulande wie 10 Jahre zuvor, doch fanden immer noch Liebhaber des Besonderen Gefallen an US-Automobilen – so national war man gar nicht gesinnt in dieser Hinsicht.

Kommen wir aber nun zur entscheidenden Frage: Wann entstand diese Aufnahme?

Nun, den objektiven Hinweis liefert das Nummernschild mit der Kennung “A” und den arabischen Ziffern “49027” in weiß auf schwarzem Grund – der ab 1930 in Österreich geltenden Konvention entsprechend.

Laut Literatur wurde dieses Kennzeichen über die Angliederung Österreichs ans Deutsche Reich im März 1938 hinaus im Zulassungsbezirk Wien ausgegeben. Erst im Frühjahr 1939 erhielten Autos in der nunmehrigen “Ostmark” neue Kennzeichen nach deutschem Vorbild.

Das spricht stark für einen Packard des Modelljahrs 1938, meine ich. Da Kennzeichen mit Ziffernfolge 49000 bis 49999 im Raum Wien für Probefahrten vorgesehen waren, dürfen wir schließen, dass unser Foto anlässlich einer solchen Fahrt entstand.

Nach dieser nüchternen Analyse werfen wir abschließend noch einen Blick auf die junge Dame neben dem Packard, die einen dazu verleiten könnte … nun, das Foto auf die Nachkriegszeit zu datieren:

Der Kontrast könnte kaum größer sein zwischen ihr mit ziemlich kurzem Hosenrock und geometrisch bedrucktem Oberteil sowie dem traditionell gekleideten Fahrer, der in die Ferne schaut, als würde er überlegen, ob er den Packard nun kaufen soll oder nicht.

Das Einzige, was mich bei dieser Aufnahme nachdenklich stimmt, ist der viele Staub auf dem Wagen. Ein neuer Packard des Modelljahrs 1938 hätte bei einer Probefahrt doch nicht so ausgesehen, oder?

Kann es sein, dass Österreich nach Ende der sowjetischen Besatzung der Wiener Region wieder zu den alten Nummernschildkonventionen der Vorkriegszeit zurückkehrte? Dann wäre diese Aufnahme eventuell doch erst nach 1947 entstanden.

Sicher kann ein Leser diesen Punkt klären – auch wenn dann unter Umständen meine Geschichte in Teilen hinfällig wäre…

© Michael Schlenger, 2020. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.

Glanzvolle Premiere: Ein Packard “Eight” von 1929

Das Jahr 1929 steht in vielerlei Hinsicht für eine bedeutende Zäsur. So sorgte die Weltwirtschaftskrise nicht nur für gravierende ökonomische Verwerfungen, sie wirkte auch als politischer Brandbeschleuniger, was Deutschlands Weg in einen Staat betrifft, der sich die totale Unterwerfung der Bürger auf die Fahnen geschrieben hatte.

Gleichzeitig zeichnete sich auf ganz anderer Ebene eine wahrhaft glanzvolle Entwicklung ab, mit der ich mich heute anhand der US-Luxusmarke Packard beschäftige. Dabei blende ich zunächst einige Jahre zurück, denn so wird deutlicher, was sich damals bei vielen Oberklasseherstellern in ähnlicher Weise vollzog.

Beginnen möchte ich mit einem ungewöhnlichen Foto aus einem früheren Blog-Eintrag, das zwar technisch nicht perfekt ist, aber eine seltene Dynamik besitzt:

Packard_1926_Fiat_späte_1920er_Schweiz_Ausschnitt

Packard von 1925/26; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Was hier irgendwo in der Schweiz gerade kraftvoll vom Bordstein wegbeschleunigt, ist ein Packard in der Ausführung von 1925/26.

Gegen eine frühere Datierung spricht die nicht länger geteilte Frontscheibe, gegen eine spätere die Ausführung der Vorderschutzbleche, der Scheinwerfer und der Stoßstange, die nur teilweise vernickelt und ansonsten lackiert ist.

Auch alle übrigen glänzenden Metallteile an dem Packard waren in Nickel ausgeführt – das poliert einen warmen Ton wie leicht angelaufenes Silber besitzt.

Der Glanz von Nickel hält sich länger als der von Messing, das bis in die frühen 1920er Jahre verbreitet war, er will aber ebenfalls regelmäßig aufgefrischt werden.

Dieselben formalen Details wie an dem Wagen aus der Schweiz finden sich auf folgendem Foto von Leser Klaas Dierks wieder:

Packard_1926_Tourer_Dierks_Galerie

Packard von 1925/26; Originalfoto aus Sammlung Klaas Dierks

Es zeigt einen einst in Berlin zugelassenen Packard – hier in der traditionellen offenen Ausführung mit leichtem Tourenwagenverdeck.

Der schlichte, aber dank Dreifarblackierung nicht langweilige Aufbau könnte von einem lokalen Karosseriebauer stammen. Leider kann ich die Plakette oberhalb des Schwellers am Ende der Motorhaube nicht zuordnen – hat ein Leser eine Idee?

Aus meiner Sicht spricht hier ebenfalls alles für einen Packard der Modelljahre 1925/26 (die nicht ganz mit den Kalenderjahren zusammenfielen).

Festzuhalten ist, dass sich der Einsatz glänzender Metallteile auch hier weitgehend auf Stoßstange, Scheinwerfer und Kühler beschränkt.

Auf der nächsten Aufnahme, die schon einmal Gegenstand einer Besprechung war, hat sich in punkto “brightwork” einiges getan – und sonst auch:

Packard_533_Berlin_04-1935_Galerie

Packard von 1927/28; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Diese von Bildaufbau und technischer Qualität ausgezeichnete Aufnahme entstand einst in Berlin mit dem Dom im opulenten Stil der Neorenaissance im Hintergrund.

Der Packard weist passend dazu deutlich mehr Zierrat auf, als dies bei den beiden zuvor gezeigten Wagen der Fall war. So ist die Stoßstange nunmehr vollverchromt und eleganter gestaltet, das hintere Ende der Motorhaube wird von einer umlaufenden Leiste akzentuiert, an der Positionsleuchten angebracht sind, die die Scheinwerfer imitieren.

Hochglänzend ausgeführt ist nun auch der Frontscheibenrahmen, außerdem befindet sich am Schweller unterhalb der Tür ein Schutzblech, mit dem sich Kratzer am Lack beim Einsteigen vermeiden ließen.

Nun könnte man das alles als Zusatzausstattung ansehen, möglicherweise war davon auch einiges optional erhältlich. Doch eine tatsächliche Weiterentwicklung in formaler Hinsicht ist festzuhalten: die abgerundeten, also nicht länger profilierten und nunmehr wie aus einem Guss wirkenden Vorderschutzbleche.

Dieses Merkmal findet sich laut dem “Standard Catalog of American Cars” von Kimes/Clark erst ab dem Modelljahr 1927. Ich vermute, dass es demgegenüber auch 1928 keine wesentlichen Änderungen gab, sonst wären sie wohl erwähnt worden.

Der nächste große Schritt erfolgte 1929, auch wenn dies auf den ersten Blick nicht so wirkt, legt man folgende Aufnahme zugrunde, die mir Leser Marcus Bengsch zur Verfügung gestellt hat:

Packard_1929_Tourer_Bengsch_Galerie

Packard von 1929; Originalfoto aus Sammlung Marcus Bengsch

Oberflächlich wirkt dieser Tourenwagen lediglich wie eine mehrsitzige Variante des zuvor präsentierten “Rumbleseat Roadsters”, wie solche Zweisitzer mit ausklappbarem Notsitz im Heck in den USA traditionell angesprochen werden.

Speziell die Frontscheibe, die seitlichen, farblich abgesetzten Zierleisten sowie die Details der Haubenpartie wirken identisch.

Doch die jetzt schüsselförmigen Scheinwerfergehäuse, die ihre trommelförmigen Vorgänger abgelöst haben, sind ein starkes Indiz dafür, dass wir es hier mit einem Packard des Modelljahrs 1929 zu tun haben.

Die moderner wirkenden Scheinwerfer könnten theoretisch auch nachgerüstet sein, doch nach dem Grundsatz “die einfachste Erklärung ist die wahrscheinlichste”, weisen sie wohl auf die modellgepflegte Packard-Version von 1929 hin.

Dass es sich beim letzten Packard der 1920er Jahre um eine wahrhaft glanzvolle Premiere handelte, können wir auf dem Foto leider nicht direkt erkennen. Im Modelljahr 1929 nämlich wurden erstmals bei dem Hersteller sämtliche glänzenden Metallteile in Chrom statt Nickel ausgeführt.

Wer die Qualität von Verchromungen jener Zeit kennt, der weiß, dass diese einen Glanz von großer Dauerhaftigkeit besaßen, wenn nicht übereifrige Besitzer die zwar dünne, aber sehr harte Chromschicht bis auf den darunterliegenden Nickel herunterpolierten.

Nebenbei: Den damals üblichen aufwendigen Unterbau von Chromteilen mit einer Kupfer- und einer Nickelschicht kennt man heute praktisch kaum noch.

Packard bot im Modelljahr 1929 aber nicht nur glänzende Neuigkeiten an der Karosserie. Eine Premiere stellte auch der Verzicht auf Sechszylindermodelle dar.

Im Unterschied zu unseren Tagen war damit keine Rückkehr zu frugalen Vier- oder gar noch unkultivierteren und schwachbrüstigen Dreizylindermotoren verbunden. Nein, für das Jahr der sich anbahnenden Weltwirtschaftskrise stellte Packard die Kunden nur noch vor die Qual der Wahl zwischen zwei mächtigen Achtzylindern!

Bereits die Basivariante “Standard Eight” kam mit einem 5,2 Liter messenden Aggregat daher, das 90 PS Spitzenleistung abwarf. Die mit längeren Fahrgestellen ausgestatteten Varianten “Custom Eight” und “DeLuxe Eight” wurden von einem 105 PS starken Motor angetrieben, der seine souveräne Kraft aus 6,3 Litern schöpfte.

Doch damit nicht genug: In Kleinserie wurde eine “frisierte” Variante des großen Achtzylinders in Verbindung mit dem kurzen Chassis angeboten, die auf 130 PS kam. Damit waren theoretisch 150 km/h drin…

Von den Packards des “glänzenden” Modelljahrs 1929 entstanden insgesamt fast 40.000 Stück. Welche Version davon genau auf dem Foto von Marcus Bengsch zu sehen ist, muss ungewiss bleiben.

Doch bestätigen relativ leicht verfügbare Zeugnisse wie die hier gezeigten Originalfotos das, was die Statistik ebenfalls besagt: Im Deutschland der späten 1920er Jahre war der Markt für Automobile gemessen an der Bevölkerung zwar insgesamt deutlich kleiner als in den Vereinigten Staaten (oder auch England und Frankreich).

Es gab aber eine erhebliche Nachfrage nach hochwertigen und leistungsfähigen Sechs- bzw. Achtzylinderwagen, die die einheimischen Hersteller nicht ansatzweise zu stillen vermochten. Dieses Geschäft blieb weitgehend in Hand amerikanischer Marken, die am deutschen Markt mühelos große Stückzahlen absetzen konnten.

Die Überlebensquoten von US-Oberklassewagen in Ostdeutschland kündeten noch nach dem Zweiten Weltkrieg davon, dass Ende der 1920er Jahre in der Spitze rund ein Drittel des Autoabsatzes im Deutschen Reich auf ausländische Modelle entfiel.

Ein solcher Zeitzeuge, der in den späten 1960er Jahren in Ostberlin an einer Veteranenveranstaltung teilnahm, steht stellvertretend für den einstigen Glanz:

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Packard von 1927; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Die Datierung dieser mächtigen Packard-Limousine kann der Leser nach dem Gesagten sicher selbst vornehmen – ich hoffe, er kommt zum selben Ergebnis…

© Michael Schlenger, 2019. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.

 

Exklusive Erscheinung: Packard von 1933 in Ascona

Zum Auftakt des Jahres 2019 habe ich mich zuletzt mit einem Wagen der amerikanischen Luxusmarke Packard befasst – anhand einer Originalaufnahme der späten 1920er Jahre, die einst in der Schweiz entstand (Bildbericht).

Inzwischen haben wir Sommer und diesmal kann ich gleich zwei ausgesprochen interessante Originalfotos zeigen, die einen einige Jahre jüngeren Packard unter südlicher Sonne zeigen – aber ebenfalls noch in der Schweiz.

Der heutige Ausflug führt uns ins Tessin, das kulturell gesehen schon ein Teil Italiens ist. Die beiden Aufnahmen entstanden ausweislich eines handschriftlichen Vermerks auf der Rückseite 1934 in Ascona am oberen Ende des Lago Maggiore.

Wer heute vom Gotthard kommend dort am westlichen Seeufer gen Süden strebt, fährt glatt an dem Ort vorbei – durch einen Straßentunnel, der einen auch Locarno verpassen lässt.

Vor 85 Jahren ging es dort auf ganz andere Welt exklusiv zu – wie dieser offene Zweitürer bezeugt, der 1934 in Ascona Halt machte:

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Packard von 1933; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Anhand des charakteristisch profilierten Kühleroberteils lässt sich der Wagen auf Anhieb als Packard ansprechen. Die seitlich heruntergezogenen Vorderschutzbleche erlauben eine Datierung auf “frühestens 1933”.

Die Scheibenräder waren damals nur auf Wunsch erhältlich – Standard waren Drahtspeichenräder. Da die Literatur für den sehr ähnlichen Packard des Modelljahrs 1934 nur noch Speichenräder erwähnt, dürfte dieser Wagen von 1933 stammen.

Während der Vorderwagen mit den verstellbaren seitlichen Luftklappen in der Motorhaube vollkommen den 17 (!) Werkskarosserien zu entsprechen scheint, scheint mir ab der extrem niedrigen Frontscheibe ein Manufakturaufbau zu folgen.

Die eigenwillige Ausführung als Sedan-Cabriolet – erkennbar an den feststehenden Fenstersäulen – wirkt auf mich europäisch. Leider kann man auf dem Originalabzug nicht erkennen, was auf der Plakette des Karosseriebauers an der Schwellerpartie hinter dem Ersatzrad steht.

Sollte jemand eine Idee zur Herkunft dieses exklusiven Aufbaus haben, freue ich mich über einen Hinweis (Kommentarfunktion). Unterdessen widmen wir uns der zweiten Aufnahme, die zwar keinen weiteren Aufschluss liefert, aber noch reizvoller ist:

Packard_1933_Ascona_1934_2_Galerie

Packard von 1933; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Hier hat sich dem Fahrer von der ersten Aufnahme, der einen schicken Staubmantel trägt, eine elegant gekleidete Dame zugesellt.

Ob sie ein luftiges langes Kleid oder eine Art Hosenanzug trägt, ist schwer zu erkennen. Jedenfalls macht sie perfekte Figur zu dem exklusiven Wagen, der damals in Europa nur wenige Konkurrenten hatte.

Verfügbar war der Packard des Modelljahrs 1933 – übrigens bestätigt die Ausführung der Stoßstange die Datierung – als Basisversion mit 120 PS starkem Achtzylinder. Wahlweise war eine 145 PS leistende Variante erhältlich, außerdem ein 7,5 Liter großer Zwölfzylinder mit 160 PS.

Interessanterweise wurden die luftdruckunterstützten Vierradbremsen mechanisch und nicht hydraulisch betätigt. Da die US-Automobilindustrie Pionier bei Hydraulikbremsen war, muss die selektive Weiterverwendung von mechanischen Bremsen bei einer Luxusmarke wie Packard gute Gründe gehabt haben.

Vielleicht kann auch jemand etwas zu dem Kennzeichen sagen, das weder ein deutsches, schweizerisches oder italienisches ist. Könnte es ein tschechisches sein?

Gern würden wir die beiden Packard-Insassen dazu befragen:

Packard_1933_Ascona_1934_2_Galerie2

Doch wie so oft bei solchen Dokumenten aus der Welt der Vorkriegszeit sind diese Fotos aus Ascona wohl alles, was von der Reise der beiden im Sommer 1934 geblieben ist…

Nachtrag: Laut Leser Robert Rozemann dürfte es sich um ein niederländisches Kennzeichen handeln (HZ für Zuid-Holland).

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Start ins Neue Jahr: Ein Packard Sedan von 1926

Den Start ins Jahr 2019 zelebriere ich in meinem Blog für Vorkriegsautos auf alten Fotos der Einfachheit halber mit einer Aufnahme, die mit zupackender Dynamik daherkommt:

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Packard Sedan von 1926; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Die Sechsfenster-Limousine, die hier kraftvoll vom Bürgersteig wegbeschleunigt, ist an sich leicht zu identifizieren. Doch ein solch gelungener Schnappschuss findet sich nicht alle Tage – ein Grund mehr, ihm etwas Aufmerksamkeit zu widmen.

Zwar ist ein Packard der 1920er Jahre stets zuverlässig am markant geschwungenen Oberteil des Kühlers zu erkennen, das Opel seinerzeit ziemlich dreist kopierte. Doch die genaue Datierung verlangt etwas Spürsinn.

Zum Glück liegt mit dem “Standard Catalog of  American Cars” von Kimes/Clark ein Werk vor, das die meisten US-Vorkriegsmodelle mit wünschenswerter Akribie bespricht. Außerdem enthält die US-Autogalerie meines Blogs ausreichend Vergleichsmaterial.

Nehmen wir als Ausgangspunkt zur Einordnung dieses schöne Exemplar, das im April 1935 vor dem Berliner Dom abgelichtet wurde:

Packard_Roadster_1927_Berlin_04-1935_Galerie

Packard Roadster von 1927/28; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Kühlerform und Trommelscheinwerfer entsprechen auf den ersten Blick denjenigen auf der eingangs gezeigten Aufnahme.

Wichtige Unterschiede stellen jedoch folgende Details dar:

  • die verchromten Enden der Doppelstoßstange,
  • die rundlicher geformten Vorderschutzbleche,
  • die schlichteren Scheibenräder mit kleineren und zahlreicheren Radbolzen sowie
  • die Zierleiste am hinteren Haubenende mit den Positionsleuchten.

Diese Elemente tauchen erst bei den Packard-Modellen von 1927/28 auf. Ab 1929 wurden übrigens schüsselförmige Scheinwerfer verbaut, weshalb sich der Packard aus Berlin genau datieren lässt.

Alle genannten Elemente fehlen an der Packard-Limousine:

Packard_1926_Fiat_späte_1920er_Schweiz_Ausschnitt

In der Frontansicht sind es vor allem die kantigeren Vorderschutzbleche und die unauffälliger gehaltenen Stoßtangen, die den Wagen älter wirken lassen.

Gleichzeitig liefert die aus einem Teil bestehende Frontscheibe einen Hinweis auf die frühestmögliche Entstehung dieses Packard: 1925.

Nicht gleich zu Beginn der Produktion dieses Modells, doch noch vor ihrem Ende im Spätsommer 1926, löste die einteilige Frontscheibe die geteilte ab. Unabhängig von diesem Detail besaßen alle Packards seit 1924 serienmäßig Vierradbremsen. 

Während die Datierung der mächtigen Limousine mit 1925/26 als gesichert angesehen werden kann, muss die Motorisierung offen bleiben.

Verfügbar waren großvolumige Sechs- bzw. Achtzylinderaggregate mit 60 bzw. 85 PS. Doch abgesehen von Radstand und Niveau der Standardausstattung scheinen sich die beiden Motorenvarianten kaum unterschieden zu haben.

Beide Modelle waren mit zwölf (!) verschiedenen Aufbauten ab Werk erhältlich. Auch die besonders geräumige siebensitzige Limousine, die wir hier vor uns sehen, gab es mit sechs und acht Zylindern.

Vom Sechsyzlindertyp entstanden rund fündmal so viele Exemplare wie vom Achtzylinder, doch das erlaubt letztlich keine Aussage über die Motorisierung “unseres” Packard.

Wer sich seinerzeit einen solchen Wagen leisten konnte, für den lag auch die teure Achtzylinderausführung im Rahmen des Erreichbaren. Sie stellte sogar ein besonderes Abgrenzungsmerkmal dar.

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wurden im deutschsprachigen Raum mangels ausreichenden heimischen Angebots in hoher Zahl US-Wagen importiert, die in der Regel bereits in der Basismotorisierung über 6 Zylinder verfügten.

Wo aber entstand eigentlich das Foto der Packard-Limousine? Die Antwort scheint auf auf den ersten Blick leicht – in der Schweiz:

Packard_1926_Fiat_späte_1920er_Schweiz_Ausschnitt2

Das Schweizerkreuz auf dem Nummernschild und die erhaben geprägten Ziffern sprechen zwar für eine eidgenössische Zulassung. Aber: die DAS-Plakette auf dem Kühler verweist auf eine Versicherung bei der erst 1928 in Berlin gegründeten Gesellschaft.

Wieso sollte ein Schweizer seinen Packard von 1925/26 ab 1928 plötzlich bei einem deutschen Anbieter versichert haben? Er wird doch vorher bereits Kunde einer schweizerischen Assekuranz gewesen sein.

Kann es sein, dass es sich bei dem Packard um das Fahrzeug eines deutschen Besitzters handelte, der geschäftlich oder in öffentlicher Funktion länger in der Schweiz zu tun hatte und für die Zeit seines Aufenthalts ein Sonderkennzeichen erhalten hatte?

Das “D” nach der Ziffernfolge könnte auf eine solche Konstellation hinweisen. Sachkundige Hinweise dazu sind wie immer willkommen.

Man sieht: Auch gut dokumentierte Vorkriegsautos wie dieser Packard können durchaus Rätsel aufgeben, die die Altautofraktion gemeinsam lösen kann. Insofern ist das doch ein vielversprechender Auftakt für 2019!

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Der kolossale Reiz des Kapitalismus: Packard von 1927

Wenn Auktionshäuser heutzutage Vorkriegsautos anbieten, dann meist mit Fotos, die die Fahrzeuge in möglichst neuwertigem Zustand in einer Umgebung zeigen, die wenig mit der Welt zu tun hat, in der sie einst unterwegs waren.

Die Autos sollen makellos erscheinen, Bezüge zur Vergangenheit werden vermieden, besonders hierzulande, wo man sich gern fortschrittlich gibt.

Ganz anders ist das Bild, das historische Automobilfotos zeichnen. Dort kommt man an den zeittypischen Gegebenheiten nicht vorbei.

So begegnet man Vorkriegswagen im deutschsprachigen Raum oft im Kontext des aufstrebenden nationalsozialistischen Regimes oder im Inferno des 2. Weltkriegs.

Später trifft man sie wieder als Überlebende in der frühen Bundesrepublik oder als Relikte in der zweiten sozialistischen Diktatur auf deutschem Boden, der DDR.

Dabei ergeben sich erstaunliche Konstellationen wie die auf folgendem Foto, das in den 1960er Jahren in Ostdeutschland entstand:

Packard_Eight_1927_DDR_Galerie

Packard “Eight” von 1927; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Hier haben wir zwei “Genossinnen”, wie sie im sozialistischen Jargon von “der Partei” angesprochen wurden – einige Jahre zuvor hätten sie “der Partei” noch als Volksgenossinnen gegolten…

Jedenfalls sind die beiden in der DDR in den 1960er Jahren neben einem Luxuswagen abgelichtet worden, den Offizielle des braunen wie des roten sozialistischen Regimes ganz klar als amerikanisches Kapitalistenauto gebrandmarkt hätten…

Packard_Eight_1927_DDR_Frontpartie

Dieser dicke Brocken ist tatsächlich ein veritables Kapitalistengefährt – ein Packard von 1927 mit Reihenachtyzlinder und über 100 PS Leistung.

Identifikation und Datierung des Typs sind anhand der Kühlerform (typisch Packard), den seitlichen Luftklappen in der Haube, den trommelförmigen Scheinwerfern, den vorn abgerundeten Kotflügeln und den schüsselförmigen Scheibenrädern mit acht Bolzen möglich.

Somit bewegten sich die beiden jungen DDR-Untertanen auf dem Foto einst ganz klar in den gefährlichen Gefilden des kapitalistischen Klassenfeinds:

Packard_Eight_1927_DDR_Seitenpartie

Eine solche mächtige Sechsfenster-Limousine war so ziemlich das Letzte, was “der Partei” für die Genoss/innen vorschwebte. Für die allwissenden Parteivertreter galten natürlich andere Regeln…

Dass jemand unter den bescheidenen Bedingungen des “real existierenden Sozialismus” offenbar einen dicken Dampfer wie diesen Packard aus dem Jahr 1927 am Laufen hielt, das verdient höchste Anerkennung.

Viel kaputtgehen konnte allerdings an dem Wagen auch nicht viel. Neun Kurbelwellenlager und 6,3 Liter Hubraum sorgten für ein langes Motorenleben.

Die mechanischen Vierradbremsen dürften ebenfalls kaum für Kopfzerbrechen gesorgt haben, so etwas lässt sich auch ohne Originalersatzteile in Betrieb halten.

Vermutlich existiert dieses grandiose Auto heute noch. Statten wir bei der Gelegenheit Dank ab bei unseren ostdeutschen Landsleuten, denen wir das Überleben so vieler eindrucksvoller automobiler Zeugen der Vergangenheit verdanken.

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Immer noch bewegend – Packard Tourer in Deutschland

Betreibt man einen Oldtimerblog speziell für Vorkriegsautos, sind einige Artikel erst einmal ein “Schuss ins Blaue”. Wen man wo erreicht und was man damit bewirkt, ist ungewiss.

Natürlich hat man eine Reihe regelmäßiger Leser – von manchen Zeitgenossen bisweilen als “Follower” bezeichnet – und freut sich über zustimmende, ergänzende und manchmal auch korrigierende Kommentare von ihrer Seite.

Doch am schönsten ist es, wenn man aus ganz unerwarteter Richtung Hinweise, Materialien und Impulse erhält. So war das auch mit folgender, hier jüngst gezeigter Aufnahme:

Packard_Classic_Days_2017_SW

Packard “Eight” Tourenwagen; Bildrechte Michael Schlenger

Dieser unrestaurierte Packard Achtzylinder von 1929 war 2017 bei den Classic Days auf Schloss Dyck zu bestaunen.

Einem solchen Zeitzeugen zu begegnen, ist ein Erlebnis, das Spuren hinterlässt. Das gilt nicht nur für den Verfasser, der das Glück hatte, den Packard just bei seiner Ankunft im Schlosspark fotografieren zu können.

An dieser Stelle kommt Alan Ballard ins Spiel bzw. zu Wort:

“Es freut mich zu sehen, dass dieses Auto nicht dazu bestimmt wurde, in einem Museum einzustauben. Es wurde nach dem 2. Weltkrieg von William Folwell erworben, der es mehr als zehn Jahre als Alltagsfahrzeug nutzte. Es galt damals als einer der besterhaltenen, originalsten und leistungsfähigsten Packards.

Anschließend verbrachte das Auto einige Jahre in einer Scheune in Pennsylvania. Dabei alterten der Lack und die Chromteile, außerdem hinterließ ein herunterfallender Balken eine Delle auf der Motorhaube.

In den 1950er Jahren übernahm Hyde Ballard – der Schwager des bisherigen Besitzers und Experte für Vorkriegs-Packards – den Wagen und fuhr ihn ebenfalls für ein paar Jahre im Alltag. Er hatte übrigens im Sommer 1929 während seiner Zeit im College am Fließband von Packard gearbeitet und kannte diese Autos sehr genau. Nach ihm fuhr der Verfasser (also: Alan Ballard) den Wagen mehrere Jahre lang.  

Es handelt sich um einen der am besten laufenden Packard “Eight” und er beeindruckt seit jeher das Publikum mit seiner ausgezeichneten Leistung. Er wurde nie geschont und stets schnell gefahren. Das Verdeck ist alt, wurde aber wohl in den 1930/40er Jahren erneuert.”

Diesen Bericht eines der früheren Besitzers des herrlichen Packard “Eight” verdanken wir der Präsentation des Wagens auf der Website www.prewarcar.com.

Doch sollte es nicht bei dieser Reaktion bleiben.

Denn in dem Blogeintrag zum Packard Eight war auch folgende historische Originalaufnahme eines etwas älteren Sechszylindermodells der Marke eingebunden, das einst auf Gut Schrevenborn in Norddeutschland entstand:

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Packard “Six”; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Das Foto elektrisierte eine Leserin, denn ihrer Aussage nach ist darauf ihr Urgroßvater zu sehen. Ihre Mutter wurde einst auf Gut Schrevenborn geboren.

Vermutlich stammt das Foto aus dem Nachlass der einstigen Besitzer des abgebildeten Packard, der in Berlin zugelassen war. Sollte sich die Leserin nochmals melden und Interesse signalisieren, würde der Verfasser ihr gern die Originalaufnahme übereignen.

Ganz am Ende sind wir aber immer noch nicht. So hat uns Leser Klaas Dierks – nebenbei ein versierter Sammler hochwertiger Vintage-Fotografien –  die folgende feine Aufnahme eines weiteren Packard “Six” zur Verfügung gestellt:

Packard_Six_Dierks_Galerie

Packard “Six”; Sammlung Klaas Dierks

Dieses Dokument zeigt einen in der deutschen Provinz Westfalen (Kennung: “IX”) zugelassenen Packard “Six”, der zwischen 1925 und 1927 gebaut wurde.

Ungewöhnlich an diesem Foto ist, dass man die seitlichen Steckscheiben sieht, die bei schlechtem Wetter an Tourenwagen montiert werden. Sie wurden meist als optisch wenig vorteilhaft empfunden und sind bei heutigen Wagen nur ganz selten erhalten.

Von den parallel gebauten Achtzylinder-Modellen ist der Packard “Six” nur an wenigen Details zu unterscheiden. In dieser Ansicht verrät vor allem die relativ kurze Haube, dass wir es mit einem “Six” zu tun haben, der zwischen 60 und 80 PS leistete.

Für amerikanische Verhältnisse wurden diese Autos in recht kleinen Stückzahlen gebaut. Das Standardwerk zu US-Vorkriegswagen – “American Cars” von B.R. Kimes – nennt für Zeit von 1925-27 etwas mehr als 60.000 Exemplare.

Dass offenbar einige davon Käufer am deutschen Markt fanden, spricht dafür, dass es schon damals Kenner gab, die die herausragende Qualität dieser US-Oberklassewagen einzuschätzen wussten.

Umso erfreulicher, dass es hierzulande auch heute noch Enthusiasten gibt, die es nicht nötig haben, sich einen Bugatti-Nachbau oder den x-ten Special auf Bentley- oder Alvis-Basis zuzulegen, sondern schlicht Originalität bevorzugen.

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Zauber des Originalen: Ein Packard “Eight” mit Patina

Die elften Classic Days auf Schloss Dyck am Niederrhein liegen hinter uns. Besucher und Teilnehmer aus ganz Europa sind wieder heimgekehrt, hoffentlich wohlbehalten.

Drei Tage lang konnte man Eindrücke sammeln, Gespräche unter Gleichgesinnten führen und glückliche Momente erleben, die noch lange nachhallen.

Hier einige Impressionen für die Daheimgebliebenen:

Bevor wir uns auf diesem Oldtimerblog wieder Vorkriegsautos auf historischen Fotos widmen, soll ein besonderes Fahrzeug gewürdigt werden, das für den Verfasser zu den Höhepunkten der Classic Days 2017 gehörte.

Die Rede ist von einem Packard der späten 1920er Jahre. Die bereits 1899 im US-Bundesstaat Ohio gegründete Firma blieb auch in der Zwischenkriegszeit unabhängig und erarbeitete sich international einen Ruf als Luxushersteller.

Packards waren stets technisch auf der Höhe der Zeit, souverän motorisiert und von erlesener Linienführung. So ist es kein Wunder, dass Packards selbst im krisengeschüttelten Deutschland der Endzwanziger Käufer fanden.

Hier haben wir ein Sechszylindermodell von 1927/28, das einst auf Gut Schrevenborn an der Ostsee abgelichtet wurde:

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Packard “Six”; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Selbst ohne den Markenschriftzug wäre der Wagen anhand des typischen oberen Abschlusses der Kühlermaske und den sich in der Haube fortsetzenden Sicken als Packard erkennbar.

Die Packard-Modelle waren damals mit 6- und 8-Zylindermotoren, unterschiedlichen Radständen und Aufbauten verfügbar. Dennoch ist es nicht leicht, die Fahrzeuge zu datieren, da sich von Jahr zu Jahr nur Details änderten.

Im vorliegenden Fall legen die trommelförmigen Scheinwerfer und die vorn gerundeten Schutzbleche eine Entstehung 1927/28 nahe (ausführlicher Bericht).

Wie wir sehen werden, knüpft der Packard, der auf Schloss Dyck zu bewundern war und um den es heute gehen soll, nahtlos daran an.

Hier haben wir das gute Stück – bewusst in Schwarz-Weiß, da das Auge sonst zu stark vom Hintergrund abgelenkt würde:

Packard_Classic_Days_2017_SW

Packard “Eight”; Bildrechte: Michael Schlenger

Die Situation ist natürlich nicht ideal – das Foto ist ein Schnappschuss, der beim Eintreffen des Wagens am Freitagnachmittag entstand.

Das Auto hatte gerade die Sichtprüfung durch den TÜV Rheinland absolviert, der für als Teilnehmer an den Classic Days gemeldete Fahrzeuge obligatorisch ist. Die Wagen sind das Wochenende über immer wieder zwischen tausenden von Besuchern unterwegs und müssen daher verkehrssicher sein.

Beim Vorbeifahren war dem Verfasser nicht nur der weiche Lauf des Motors aufgefallen, von dem noch zu sprechen sein wird, sondern auch, dass der mächtige Packard von zwei jungen Damen gefahren wurde.

Offenbar haben sich die beiden nicht von den Schauermärchen beeindrucken lassen, die man hierzulande über die angeblich unfahrbaren Vorkriegsautos immer wieder zu hören bekommt.

Natürlich verlangen Wagen dieses Kalibers mehr Aufmerksamkeit und Einsatz, aber gerade darin liegt doch in unserer bequemlichkeitsbesessenen Zeit der Reiz!

Zurück zur Ausgangssituation, nun aber in Farbe:

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Packard “Eight”; Bildrechte: Michael Schlenger

Hier fallen trotz des etwas störenden Hintergrunds mehrere Dinge auf:

Der Wagen verfügt über schüsselförmige Scheinwerfer und Klappen statt Schlitze in der Motorhaube. Damit ist klar: Dies ist ein großer Packard “Eight”, wie er ab 1929 gebaut wurde.

Sechszylinder waren damals bei Packard nicht mehr verfügbar, die Abkehr von Trommelscheinwerfern markiert den Beginn dieser Ära. Gleichzeitig verraten die Luftklappen, dass es kein “Standard Eight” mit 5,2 Liter Hubraum und 90 PS war, der an Luftschlitzen in der Haube erkennbar war.

Nein, bei “unserem” Packard arbeitet ein 6,3 Liter großer Reihenachtzylinder unter der Haube, der beachtliche 105 PS auf die Antriebswelle schickte. Damit ließ sich der je nach Aufbau sehr schwere Wagen souverän und schaltfaul bewegen.

Apropos Aufbau: Wie so oft wirkt die Tourenwagenkarosserie mit montiertem Verdeck hier weit sportlicher als offen. Dabei unterstützt die sehr niedrige Frontscheibe den rassigen Eindruck – in natura kommt das noch besser zur Geltung.

Bei aller formalen Vollendung werden aufmerksame Betrachter sicher einen “Makel” an dem Packard bemerkt haben:

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Speziell hinter der Kühlermaske, aber auch an anderen Stellen weist der Lack Risse und Fehlstellen auf, zudem scheint der ursprüngliche Glanz verlorengegangen zu sein.

Tja, liebe Leser, so sieht ein 90 Jahre altes Auto aus, das das Glück hatte, sein Leben lang wohlbehütet untergebracht zu sein, und nie “restauriert” wurde.

Hier sehen wir nicht nur den originalen Lack, mit dem das Auto das Werk verließ. Auch das empfindliche Verdeck mitsamt Gestänge ist erhalten.

Nur die Technik des bis 2016 in den USA beheimateten Wagens wurde überholt. So hat der Packard ein neues Leben als “Fahr”zeug, nicht als Museumsobjekt vor sich.

Natürlich gibt es Fälle, in denen an einer Aufarbeitung kein Weg vorbeiführt, etwa weil ein historisch bedeutendes Auto seine Karosserie verloren hat, es durch Unfall beschädigt wurde oder aus Teilen mehrerer Fahrzeuge zusammengesetzt ist.

Doch wenn ein Wagen in den wesentlichen Teilen komplett ist und ein stimmiges Gesamtbild abgibt, an dem sich die Spuren eines abwechslungsreichen Daseins verewigt haben, ist eine behutsame Konservierung vorzuziehen.

So haben das offenbar auch die heutigen Besitzer des Packard gesehen, denen an dieser Stelle zu ihrem herrlichen Automobil gratuliert sei.

Ein solcher Wagen ist nicht nur Ausweis hervorragenden Geschmacks, sondern auch ein Statement gegen die Unkultur des Wegwerfens und die “Alles besser als neu”-Mentalität, die hierzulande ausgeprägter ist als etwa in England.

Die Meinungen darüber, was original ist, mögen bisweilen auseinandergehen, doch eines dürfte unbestritten sein:

Originaler (im Sinne von authentisch) geht es kaum als bei solchen natürlichen Spuren des Gebrauchs in einem langen Autoleben.

Packard_Classic_Days_2017_Kühler_SW_Galerie

So etwas kann man nicht einfach nachbauen und auch mit der dicksten Brieftasche nicht herbeikonstruieren – so etwas entsteht nur über Jahrzehnte und erst das macht ein historisches Automobil unverwechselbar – und das ist gut so.

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Startklar für’s Neue Jahr – ein Packard 120

Noch vor ein paar Tagen hörte man allerorten die Frage, wo denn der Winter bliebe. Nun, abgesehen davon, dass er weite Teile der USA und Osteuropas schon länger im Griff hatte, ist er zu Beginn des Jahres 2017 auch in Deutschland eingezogen.

Wie üblich sorgt der erste Schnee bei zeitgenössischen Automobilisten für Verstörung. Es wird geschlichen, als gäbe es keine Winterreifen, Spurkontrolle und ABS. Je besser die Fahreigenschaften der Autos, desto unsicherer wirken viele Fahrer…

Vor rund 80 Jahren – wohl im Winter 1937 – entstand in Siebenbürgen (Rumänien) folgende schöne Aufnahme, die wir einer Leserin dieses Blogs verdanken:

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Packard 120, zweite Hälfte der 1930er Jahre

Man stelle sich den heutigen Durchschnittsfahrer, dessen Konzentration oft durch die Bedienung diverser Mobilgeräte während der Fahrt beansprucht wird, mit einem Vorkriegswagen bei dieser Witterung vor.

Einen Vorteil hätte dies vermutlich – der morgendliche Stau auf dem Weg zur Arbeit würde mangels Teilnehmern ausfallen. “Chef, ich hab’ vergessen, die Batterie über Nacht im Hausflur aufzuladen. Wie das mit der Anlasserkurbel geht, weiß ich nicht; es soll auch gefährlich sein. Ich mach’ diese Woche Homeoffice, okay?”

Ein anderer hat immerhin die Startprozedur absolviert, doch der Motor will nicht warm werden und der Vergaser vereist laufend: “Chef, ich hab’ vergessen, die Kühlermanschette anzubringen und bin liegengeblieben. Wird etwas später werden, aber diese Woche erzählen wir uns ja eh’ nur, wie die Feiertage waren…”.

Ein Dritter hat es immerhin bis auf den Firmenparkplatz geschafft. Doch da die Frontscheibe beschlagen ist, sieht er den neuen Achtzylinder-Horch des Chefs nicht und nimmt ihm die Vorfahrt. “Chef, tut mir leid, ich hab’ vergessen, eine Scheibenheizung nachzurüsten. Toller Schlitten übrigens, ist das ein Ami?”

Scheibenheizungen_Katalog_Otto_Plümecke_1935

Man sieht – diese alten Vehikel boten jede Menge Gelegenheit für peinliche Ausrutscher. Ganz zu schweigen von durchdrehenden Rädern beim Anfahren, heftigem Untersteuern in scharfen Kurven und mäßigen Bremsen hangabwärts.

Dennoch: Wer sich in Europa vor dem 2. Weltkrieg ein Auto leisten konnte, genoss damit auch im Winter eine Mobilität und einen Komfort, wie er für den Großteil der Zeitgenossen undenkbar war.

Das galt erst recht, wenn man über so ein großartiges Fahrzeug wie das auf unserem  Foto verfügte:

packard_120_um_1937_frontpartie

Format und Linienführung sprechen für ein amerikanisches Fabrikat. Zwar ist vom Kühler außer der davor angebrachten Manschette kaum etwas zu erkennen, doch lassen sich Marke und Typ genau identifizieren.

Den entscheidenden Hinweis auf den Hersteller liefert die Sicke im Oberteil der Motorhaube. Sie läuft bis zu Kühlermaske durch, deren Oberseite eine entsprechende Einkerbung aufweist – das muss ein Packard sein! Dazu passen auch die Radkappen.

Mit wenig Aufwand lässt sich anhand weiterer Details der Typ feststellen. Dabei helfen die tropfenförmigen Scheinwerfern mit dem markanten Chromkamm und die eigentümliche Gestaltung der seitlichen Haubenschlitze.

Von der Stoßstange abgesehen – die bei Wagen für den europäischen Markt anders ausgefallen sein mag- spricht alles für einen Packard Typ 120, wie er von 1935-37 gebaut wurde.

Der “One-Twenty” – so die offizielle Bezeichnung – war bei dem traditionsreichen Luxuswagenhersteller aus Detroit das Einstiegsmodell. Doch in Europa gehörte man mit dem Packard 120 zu den “happy few”.

Denn der Wagen bot einen Reihenachtzylindermotor mit 110 bis 120 Pferdestärken, unabhängige Radaufhängung vorne und einen luxuriösen Innenraum mit reichlich Platz, auch auf der durchgehenden Sitzbank vorne.

Die heutige Schnellfahrfraktion mag über die Höchstgeschwindigkeit dieses Wagens von über 130 km/h lächeln. Doch damals zählten nicht Maximaltempo, sondern souveräne Kraftentfaltung und schaltfaules Fahren, speziell am Berg – Tugenden, die in Zeiten kleinvolumiger Motoren in Vergessenheit geraten sind.

Von den Extras hatte der einstige Eigner – übrigens der Großvater der Spenderin des Fotos – zumindest das Reserverad im Kotflügel geordert. Ob er auch Zeituhr, Radio und Heizung bestellt hatte, wissen wir nicht – verfügbar waren sie jedenfalls.

Die winterliche Ausfahrt mit dem Packard 120 scheint auch die beiden Passagiere erfreut zu haben, die unsere Aufnahme zeigt. Es muss kalt gewesen sein, doch Mutter und Sohn wirken in diesem Moment sehr zufrieden:

packard_120_um_1937_passagiere

Dieses Dokument erzählt uns etwas von der Freude, ein Automobil zu besitzen und damit auch unter widrigen Bedingungen nach eigenem Gusto unterwegs zu sein.

Das geht übrigens auch heute noch mit Vorkriegsautos ganz hervorragend. Neben dem intensiven Fahrerlebnis ohne Navigationsgerät und Internetanschluss kommen mit etwas Glück und Gefühl für die Situation solche Ergebnisse heraus:

opel_vintage

Opel Super 6 im Originalzustand, Ende 2016

In diesem Sinne wünscht der Verfasser allen Freunden von Vorkriegsfahrzeugen einen guten Start ins Neue Jahr und viel Freude mit dem alten Blech auf allen Wegen!

1935: Ein Packard Six Roadster vor dem Berliner Dom

Dieser Vorkriegs-Oldtimerblog dokumentiert die einstige Markenvielfalt im deutschsprachigen Raum anhand historischer Originalfotos aus der Sammlung des Verfassers.

Das Bild, das sich dabei zeigt, ist ein ganz anderes als das, was man auf modernen Straßen präsentiert bekommt. Heute stark präsente Hersteller wie Audi, BMW und Mercedes spielten bis zum 2. Weltkrieg kaum eine Rolle. Und Volkswagen war nur als ein gedankliches Konzept bekannt, an dem sich viele vergeblich abarbeiteten.

Beherrscht wurden Deutschlands Straßen vielmehr von Adler, DKW und Opel. Eine gewisse Bedeutung hatten außerdem Wagen von Brennabor, Dürkopp, Hanomag, NAG und NSU. Aus dem europäischen Ausland waren vor allem Citroen und Fiat vertreten.

Die eigentliche Überraschung aus heutiger Sicht ist die Verbreitung amerikanischer Wagen. Selbst wenn man Ford außen vor lässt, stößt man auf alten Aufnahmen ständig auf Marken wie Buick, Chevrolet und Chrysler.

Sogar Exoten wie Auburn, Essex, Overland und DeSoto laufen einem über den Weg. Warum US-Automobile speziell in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren hierzulande so erfolgreich waren, lässt folgendes Foto gut erkennen:

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© Packard “Six” Roadster, Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Dieser Zweisitzer war das kleinste und günstigte Fahrzeug aus dem Hause Packard – doch nach europäischen Maßstäben ein repräsentatives und beeindruckend motorisiertes Gefährt.

Es handelt sich um einen Sechszylinderwagen des Typs 533, der in der hier zu sehenden Ausführung nur 1927/28 gebaut wurde. Mit über 80 PS aus 4,7 Liter Hubraum war der “kleine” Packard so stark wie sonst nur weit teurere Achtzylinder deutscher Hersteller.

Neben der üppigen Leistung zeichnete sich der Packard durch dieselbe hervorragende Qualität wie die großen Luxusmodelle der Marke aus, die sich an Rolls-Royce maßen. Auch formal setzte Packard Maßstäbe:

packard_533_berlin_04-1931_frontpartie

Die Kühlerform mit der markant gestalteten Oberseite, die sich in entsprechenden Kerben in der Motorhaube widerspiegelt, wurde ziemlich dreist von Opel kopiert, wo man in punkto Plagiaten auch sonst wenig Skrupel hatte (siehe Opel Laubfrosch).

Typisch amerikanisch war der massive Chromschmuck, hier blieb man bei den deutschen Herstellern meist zurückhaltender. Ein sportliches Detail ist die nach vorn herunterklappbare obere Hälfte der Frontscheibe.

Für US-Wagen jener Zeit eher untypisch – aber bei diesem Modell original – sind die Scheibenräder. Ansonsten verbaute man in Amerika meist satt verchromte Speichenräder.

Dass der stolze Besitzer ein Deutscher und kein Amerikaner war, belegt die Tatsache, dass dieses Foto einst von ihm als Postkarte nach Bad Hersfeld versandt wurde, wo seine Mutter lebte:

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Offenbar hatte er sie kurz zuvor mit dem Packard besucht und auf der Postkarte schreibt er, dass er das Foto als Beweis seiner gesunden Rückkehr hat machen lassen. Datiert ist die Nachricht auf den 1. April 1935. Das Foto ist also vermutlich an einem recht kalten Märztag jenes Jahres entstanden.

Dank der eindrucksvollen Kirchensilhouette im Hintergrund können wir auch sagen, wo er den Packard hat ablichten lassen: vor dem Dom in Berlin. Das hohe Gebäude, dessen Kante man rechts auf der ersten Aufnahme sieht, ist übrigens das nach dem 2. Weltkrieg aus ideologischen Gründen gesprengte Schloss, das in diesen Tagen wiederaufersteht.

Dieser einst repräsentativste Platz Berlins erhält mit der Rekonstruktion des Schlosses ein Stück seiner Identität wieder – was heutige Architekten nicht zustandebekämen. Aber auch die US-Autohersteller haben ja einen langen Abstieg absolviert…

Der Laubfrosch wird erwachsen: Opel 4/16 und 4/20 PS

Auf diesem Oldtimer-Blog wird die Geschichte von Vorkriegsautos anhand originaler Fotografien aus der Sammlung des Verfassers erzählt. Im Mittelpunkt stehen Marken aus dem deutschsprachigen Raum (einschließlich Lizenzfabrikaten).

Wer sich für die PKW-Produktion von DKW und Hanomag bis 1945 interessiert, fndet hier bereits eine fast vollständige Fotodokumentation der einzelnen Typen. Bei AdlerBMWHorch, Mercedes-Benz, NAG und Wanderer bestehen noch einige Lücken, die aber im Lauf der Zeit ebenfalls geschlossen werden sollen.

Fortschritte macht derzeit die Typenbesprechung bei Opel vom 4PS-Typ “Laubfrosch” bis zu den Modellen der späten 1940er Jahre. Zuletzt hatten wir hier die ab 1925 gebaute frühe Variante des Opel 4/16 PS präsentiert. Heute ist die von Oktober 1927 an erhältliche Ausführung an der Reihe, die sich formal von der ersten Serie unterschied.

Bei der Herausarbeitung der Unterschiede sind uns drei Originalfotos behilflich:

© Opel 4/16 PS und 4/20 PS; Originalfotos aus Sammlung Michael Schlenger

Keine Sorge, wir schauen uns die Wagen noch genauer an, doch soll hier auch die originale Situation festgehalten werden, die den Blick der damaligen Fotografen widerspiegelt.

Wir beginnen dort, wo wir aufgehört haben, beim Opel 4/16 PS in der frühen Variante, und rufen uns seine äußeren Merkmale anhand folgenden Ausschnitts der ersten Fotografie in Erinnerung:

opel_4-16_ps_1926-27_konigsbrunn_galerie

Der ab Oktober

1926 erhältliche Typ 4/16 PS verfügte anfänglich noch über die weit ausladenden Vorderschutzbleche des Vorgängers 4/14 PS. Der Tankeinfüllstutzen lag aber nicht mehr außen vor der Windschutzscheibe und die Reihe Luftschlitze in der Motorhaube war durchgehend statt in der Mitte unterbrochen.

Übrigens sehen wir hier die viersitzige Tourenwagenversion des Opel 4/16 PS vor einem Haus, das wahrscheinlich einem Besitzer aus dem bayrischen Städtchen Königsbrunn gehörte, wie eine Netzrecherche anhand des Firmennamens ergab.

Wenden wir uns nun dem zweiten Foto zu, das die ab Oktober 1927 gebaute Nachfolgeversion des Opel 4/16 PS auf einer Reise im Alpenraum zeigt:

opel_4-16_ps_1927-28_ausschnitt

Gegenüber dem vorigen Foto fällt das abgerundete Vorderschutzblech auf, das das Rad enger umfasst und weniger vom Unterbau des Vorderwagens preisgibt. Auch der hintere Kotflügel verläuft nun nicht mehr so exaltiert.

Ansonsten scheint auf den ersten Blick alles beim alten zu sein. Mit den beschriebenen Änderungen wurde aber auch ein Detail eingeführt, das nur ansatzweise zu erkennen ist.

Dazu schaue man auf der Höhe der rechten Hand des vor dem Opel stehenden Reisenden auf die Gestaltung der Motorhaubenoberseite. Dort zeichnet sich eine nach hinten auslaufende Einkerbung ab, die von einer Stufe in der Kühlermaske ausgeht.

Tatsächlich wurde bei der hier gezeigten späteren Version des Opel 4/16 PS  (ab 1927) der bisherige Rundkühler durch einen markanten Kühler abgelöst, den die Rüsselsheimer bei der US-Luxusmarke Packard abgekupfert hatten.

Nachdem der erste Opel 4/12 PS “Laubfrosch” ein Plagiat des Citroen 5CV war, setzte man mit der bei Packard geklauten Kühlerpartie noch einen oben drauf. Kurioserweise wurde Opel später von einem Packard-Konkurrenten – General Motors – übernommen…

Da man dieses Detail auf dem von der Seite aufgenommenen Foto kaum erkennen kann, schauen wir uns den am Opel ab 1927 verbauten Packard-Kühler auf der dritten Aufnahme genauer an:

opel_4-20_ps_2-sitzer_und_tourenwagen_wagen1_1929

So unscharf der vordere der beiden abgebildeten Opels auch abgebildet ist, so deutlich tritt doch die abgestufte Form des “Packard”-Kühlers hervor.

Ein Detail weist aber daraufhin, dass dieser Wagen – vom identischen Kühler abgesehen – wohl kein Opel 4/16 PS mehr ist, sondern eine frühe Version des Nachfolgers 4/20 PS, der ab 1929 in der hier zu sehenden offenen Zweisitzer-Ausführung verfügbar war.

So tauchen im Jahr 1929 anstelle der bisher oben abgerundeten Trittschutzbleche am Schweller breitere auf, die oben leicht spitz zulaufen. Das sind subtile Details, aber nur sie erlauben eine Einordnung der Versionen des Opel 4 PS “Laubfroschs”.

Mit der letzten Variante 4/20 PS war das Modell erwachsen geworden und hatte den Makel des Plagiats hinter sich gelassen. Über 100.000 Exemplare wurden bis zum Ende der Produktion im Jahr 1931 gefertigt, mehr als von jedem anderen deutschen Auto zuvor.

Und so kam ein Opel Laubfrosch meist nicht allein. Auf dem dritten Bild ist er auch im Doppelpack unterwegs, irgendwo auf dem Lande zu Erntezeit. Daher noch ein Blick auf den zweiten Opel auf dem Foto:

opel_4-20_ps_2-sitzer_und_tourenwagen_wagen2_1930-31Auch dies muss ein Typ 4/20 PS sein, und zwar eine späte Version, wie sie 1930/31 gebaut wurde. Das verrät der Verlauf der von der A-Säule ausgehenden Zierleiste.

Über die Menschen, die auf den drei Aufnahmen zu sehen sind, ist längst das große Rad der Zeit hinweggegangen. Doch die alten Fotos und die überlebenden Fahrzeuge aus vergangener Zeit erinnern an sie.

Das macht einen Teil der Magie der Oldtimerei aus…

Vor 85 Jahren: Ein Packard “Six” bei feinen Leuten…

Wo sind eigentlich all’ die gut motorisierten US-Wagen geblieben, die auf dem deutschen Markt Ende der 1920er Jahre “wie geschnitten Brot” weggingen?

Auf zeitgenössischen Fotos stößt man immer wieder auf Sechszylinder-Modelle von Buick, Chevrolet oder Chrysler mit deutschen Nummernschildern. Dank wirklich industrieller Fertigung, wie sie in vergleichbarer Größenordnung kein europäischer Hersteller zuwegebrachte, waren diese hochwertigen Wagen unschlagbar günstig.

Einige US-Firmen richteten in Deutschland sogar eigene Fertigungsstätten ein, um die hohen Einfuhrzölle zu vermeiden. Doch selbst Wagen amerikanischer Marken ohne lokale Produktion gelangten nach Deutschland.

Ein Beispiel dafür zeigt das folgende Originalfoto, das im Mai 1931 aufgenommen wurde:

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© Packard “Six” der späten 1920er Jahre; Foto aus Sammlung Michael Schlenger

Zur Abwechslung ist die Identifikation des Wagens recht einfach. Dass es ein Modell des unabhängigen Traditionsherstellers Packard ist, wäre auch ohne den Schriftzug auf dem Kühlergitter zu erkennen. Die Form der Kühlermaske ist nämlich typisch genug, wenngleich Opel diese eine Weile ziemlich dreist abkupferte.

Der Form nach handelt es sich um ein Modell der späten 1920er Jahre, sehr wahrscheinlich um einen Vertreter des von 1925-28 gebauten Sechszylindertyps “Six”.

Damals wurde noch nicht jedes Jahr eine neue Karosserie verbaut. Stattdessen wurde die Form behutsam weiterentwickelt und man muss schon genau hinsehen, um ein frühes von einem späten Modell des Packard “Six” zu unterscheiden:

Packard_Six_526_Gut_Schrevenborn_Mai_1931_Ausschnitt_1 Die vorne abgerundeten Schutzbleche mit der schmalen umlaufenden Sicke sprechen für ein Modell der Jahre 1927/28. Dass es kein Wagen der ab 1929 gebauten Achtzylinderserie ist, lässt sich an den hier noch trommelförmigen Scheinwerfern erkennen.

Die späten Exemplare des Packard “Six” leisteten rund 80 PS. Das bot in der Sechszylinder-Klasse kein deutscher Hersteller zu einem vergleichbaren Preis.

Dass der Packard auf unserem Bild intensiv genutzt wurde, ist am Zustand von Stoßstange und Kennzeichen abzulesen. Das war kein Schönwetterauto zum Herzeigen auf dem Boulevard, sondern ein echter Kilometerfresser.

Damit wären wir bei der Aufnahmesituation. Der Packard stammt dem Nummernschild nach zu urteilen aus dem Zulassungsbezirk Berlin (Kürzel “IA”). Das Foto ist laut umseitiger Beschriftung aber auf Gut Schrevenborn an der Ostsee entstanden.

Der im Landkreis Plön in Schleswig-Holstein befindliche Gutshof ist über 400km von Berlin entfernt. Der Packard dürfte gerade eine entsprechende Fahrt über Landstraßen hinter sich haben – Autobahnen gab es 1931 in Deutschland noch nicht.

Eine solche Reise in einem so gehobenen Automobil konnten sich nur “bessere Leute” leisten. Auf diesem Bildausschnitt sehen wir einige davon:

Packard_Six_526_Gut_Schrevenborn_Mai_1931_Ausschnitt_2

Das “Empfangskomitee” hat sich ganz entzückend auf der Treppe zum Eingang platziert. Nebenbei: Eine derartig raffiniert angeordnete Sitzgruppe kann man von modernen Architekten nicht mehr erwarten – ebensowenig die Freundlichkeit der Fassade.

Eine Offenbarung ist auch das Erscheinungsbild der vier Damen: jede individuell frisiert und typgerecht gekleidet – keine Spur von Modediktat und dennoch absolut geschmackssicher. Man kann in Zeiten angeblicher Weltoffenheit und Vielfalt, die oft nur ein Vorwand für jede Form von Vulgarität ist, einiges von solchen alten Fotos lernen…

Schloss Dyck 2015: Rückblende in Analogtechnik

Die Classic Days auf Schloss Dyck am Niederrhein müssen nicht mit vielen Worten angepriesen werden. Wer einmal dort war, ist süchtig nach Deutschlands schönster Klassikerparty. Das Warten auf die nächste Ausgabe des Spektakels lässt sich vielleicht mit einigen Bildern aus dem Jahr 2015 erträglicher gestalten.

Der Verfasser hat von dort Aufnahmen mitgebracht, die nach alter Väter Sitte in Analogtechnik entstanden sind. Auf einer Klassikerveranstaltung, bei der historische Technik gefeiert wird, liegt es nahe, auch eine Kamera einzusetzen, an der ebenfalls alles manuell eingestellt werden muss.

Hier ein erster Vorgeschmack, die Brücke über den Wassergraben von Schloss Dyck:

Schlosspark

© Schloss Dyck Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Ja, aber gibt es für die alten Kameras überhaupt noch Filme? Sicher, so wie es auch noch Kerzen und handgefertigte Schuhe gibt. Bei allem Fortschritt überleben die meisten alten Handwerke und Technologien in einer Nische – zur Freude von Individualisten. Und so entdecken heute selbst Leute, die mit der Digitaltechnik großgeworden sind, den Reiz der klassischen, auf Chemie basierenden Fotografie wieder.

Die Beschränkung auf 36 Aufnahmen pro Film erzieht dazu, über jedes Bild nachzudenken. Mangels Programmen muss der Fotograf den Prozess der Bildentstehung verstehen – und kann ihn daher auch bewusst steuern. Letztlich liefert die auf Chemie basierende klassische Fotografie andere Ergebnisse als die digitale.

Man sieht das den folgenden Bildern an – auch wenn es sich um datenreduzierte Digitalscans handelt; die Negative liefern natürlich weit mehr Details. Beginnen wir mit Cyclecars und kompakten Sportwagen der 1920/30er Jahre:

© Schloss Dyck Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Zu sehen waren hier ein Cyclecar der französischen Marke Amilcar, ein MG-Roadster und ein Bugatti-Rennwagen – alles feingliedrige Sportfahrzeuge, die einst viele Erfolge feierten.

Eine ganz andere Dimension stellen die Bentleys der Zwischenkriegszeit dar. Sie sind groß, schwer und selten elegant. Doch sind sie so opulent motorisiert, dass sich damit heute noch auf der Autobahn mithalten lässt. Von diesem Potential machen die Mitglieder des Londoner Benjafield’s Racing Club Gebrauch, die jährlich zu den Classic Days auf Schloss Dyck auf eigener Achse anreisen. Hier eine Auswahl dieser mächtigen  Vehikel:

© Schloss Dyck Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

In der Bentley-Liga treten stets auch “Specials” auf, also umgebaute Fahrzeuge auf Basis von Werkschassis. Das können im Idealfall zeitgenössische Wagen sein, aber ebenso Kreationen der Nachkriegszeit, bei der jemand aus einem Wrack etwas Eigenes gezaubert hat. Heute noch dienen kaum restaurierungswürdige Limousinen von Marken wie Alvis oder Riley als Basis für solche Sportgeräte. Das Resultat ist oft sehr ansehnlich – und selbst aus einem braven Austin Seven lässt sich ein Sportwagen machen!

Natürlich ist auch die Klasse der Luxuswagen der Vorkriegszeit auf Schloss Dyck stets mit großartigen Exemplaren vertreten. Hier sind majestätische Limousinen, Roadster und Tourer von Marken wie Mercedes, Lagonda und Rolls-Royce in Bewegung unter freiem Himmel zu sehen. Diese Fahrzeuge muss man außerhalb eines Museums erlebt haben, um ihre phänomenale Präsenz zu begreifen. Eine kleine Auswahl davon:

© Schloss Dyck Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Doch auch Klein- und Mittelklassewagen der 1930er Jahre kommen auf Schloss Dyck zu ihrem Recht. Dabei sind neben Werkskarosserien auch Sonderanfertigungen zu sehen, die etwa aus einem kleinen Tatra ein mondänes Gefährt machen. Zu sehen gibt es auch seltene Transporter-Ausführungen wie im Fall des Lancia Aprilia:

© Schloss Dyck Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Zum Schluss noch einige Leckerbissen für die Freunde klassischer Wagen der 1950er und 60er Jahre. Hier gibt es traumhafte GTs von Marken wie Lancia oder Maserati zu sehen, die einen von der verlorengegangenen Schönheit im Automobilbau träumen lassen. Jedes Jahr wird außerdem ein besonderer Marken- oder Typenakzent gesetzt. 2015 wurden beispielsweise herausragende Exemplare der britischen Marke Bristol präsentiert:

© Schloss Dyck Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Last but not least sei erwähnt, dass man bei den Classic Days stets auch ein glückliches Händchen hat, was die Auswahl des begleitenden Showprogramms angeht. Diese jungen Damen etwa begeisterten mit einem perfekten Auftritt im Stil der 1940er Jahre:

© Schloss Dyck Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger

Vorfreude auf die Classic Days 2016 auf Schloss Dyck

2015 wurden auf dem herrlichen Areal von Schloss Dyck unweit von Düsseldorf zum zehnten Mal die fabelhaften Classic Days zelebriert.

Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie glatt erfinden, denn eine zweite Klassikerveranstaltung dieser Größenordnung, in der das Umfeld sowie die Vielfalt und Qualität des Gebotenen zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen, gibt es in Deutschland kein zweites Mal.

© Impressionen von den Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger

Hier kommen nicht nur die Freunde klassischer Fahrzeuge der 1950er bis 60er Jahre auf ihre Kosten – auch die Vorkriegsfraktion ist stets mit einer erlesenen Auswahl an seltenen und eindrucksvollen Gefährten vertreten.

Besonders charmant: Man kann einen Großteil der Autos in Aktion erleben, denn auf einer eigens abgesperrten Rundstrecke treten die ganze Veranstaltung über die unterschiedlichsten Felder an.

Zwar wird überwiegend gemächlich gefahren, doch beim Start der Motoren im Fahrerlager und beim Einnehmen der Startaufstellung kommt durchaus Rennatmosphäre auf. Viele Besucher genießen das Treiben bei einem entspannten Picknick.

© Impressionen von den Classic Days 2015; Bildrechte: Michael Schlenger

Übrigens lohnt es sich, bereits am Freitagnachmittag über das weitläufige Gelände zu flanieren. Ein Großteil der Fahrzeuge steht dann schon an seinem Platz oder trifft nach und nach ein. Gleichzeitig ist die Besucherzahl noch überschaubar und man kann ungestört fotografieren.

Neben den obigen Bildern der Classic Days 2015 soll auch der folgende Film Appetit auf die Neuauflage am 5. bis 7. August 2016 machen. Er nimmt sich viel Zeit für die Veranstaltung und gibt die Atmosphäre in allen ihre Facetten wieder.

© Videoquelle: Vimeo; Urheberrecht: Guido Marx

Mit dem Film lassen sich auch Zeitgenossen für die Classic Days gewinnen, die sich bisher nicht für altes Blech und laute Motoren erwärmen konnten. Der Magie des Ortes und der prachtvollen Vehikel kann man sich jedenfalls kaum entziehen.

Auf ein Wiedersehen im Sommer 2016!