Die meisten Liebhaber deutscher Vorkriegsautos dürften bei DKW an Zweizylinder-Zweitakter mit Frontantrieb denken. Kein Wunder: Rund 265.000 DKW „Front“ baute der Traditionshersteller aus dem sächsischen Zschopau in der Zeit von 1931-42.
Die entsprechenden Typen F2 bis F8 sind auf diesem Blog umfangreich dokumentiert, auch Raritäten wie das Front-Luxus-Cabriolet (DKW-Bildergalerie).
Doch angefangen hatte der PKW-Bau bei DKW im Jahr 1928 mit Hecktrieblern, anfangs mit 2-Zylinder-Motor (Typ P15 PS). Ab 1930 baute man auch hubraum- und leistungsstärkere Wagen mit Vierzylinder, die richtig erwachsen wirkten.
Ein solchen DKW des 4-Zylindertyps V 1000 zeigt folgende Originalaufnahme, die auf den 11. September 1932 datiert ist:

© DKW V1000 von 1931/32; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Der Kühler nach dem Vorbild klassischer Tempelfronten – an Rolls-Royce erinnernd – , die Doppelstoßstangen nach amerikanischer Mode und die imposanten Scheinwerfer signalisieren: das ist kein Kleinwagen! Mit der Leistung von 25 PS bewegte sich DKW mit diesem Modell Anfang der 1930er Jahre in der Mittelklasse und konkurrierte mit Hanomag und Opel.
Am DKW V1000 wurde übrigens erstmals das neu gestaltete Firmenemblem verwendet, das dem Grundsatz nach bis in die 1950er Jahre überlebte. Der schwächere Vorgänger V800, der von 1930-31 gebaut wurde, trug dieses Logo noch nicht.
Der im Raum Leipzig zugelassene Wagen auf unserem Foto besitzt vor dem Kühler ein verchromtes Schutzgitter, wie es zeitweilig schick war. Teilweise verdeckt wird dadurch das kreisförmige Emblem mit der Gleichung „4=8“.
Das war ein Hinweis darauf, dass ein Zweitakter pro Kurbelwellenumdrehung doppelt so viele Arbeitstakte aufwies wie ein Viertakter gleicher Zylinderzahl. DKW sprach seinen Vierzylindern also eine Eigenschaft von 8-Zylinder-Motoren zu. Diese kühne Werbebotschaft verwendete DKW auch nach dem Krieg bei den Dreiyzlinder-Zweitaktern, die als „3=6“-Typen vermarktet wurden.
Das Publikum dürfte beim DKW V1000 weniger den bauartbedingt tatsächlich wenig laufruhigen Motor, sondern vor allem die Größe geschätzt haben. Auf folgendem Foto eines Wagens mit Berliner Zulassung (Kürzel „IA“) kann man die Abmessungen der Cabrio-Limousine dieses Typs gut erkennen:

© DKW V1000 von 1931/32; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger
Neben dieser 4-sitzigen Ausführung gab es auch eine 2-sitzige Cabrio-Limousine sowie eine vollwertige Limousine klassischer Machart.
Wie der Vorgänger V800 wurde der DKW V1000 nur rund ein Jahr lang gebaut. Nach knapp 3.000 Exemplaren endete im Dezember 1932 die Produktion. Damit gehört der V1000 zu den selteneren DKW-Typen, von denen nur wenige überlebt haben.
Abgelöst wurde der V1000 durch die technisch ähnlichen, aber noch luxuriöser daherkommenden Wagen des Typs „Sonderklasse“, der hier ebenfalls anhand eines Originalfotos vorgestellt wird.





Diese großformatige Aufnahme zeigt offenbar eine Siegerehrung Mitte der 1920er Jahre. Das Foto deckt eine ganze Albumseite ab und ist von hervorragender Qualität.








Wer genau hinsieht, erkennt über dem „Schiffchen“ des Soldaten, der die Anlasserkurbel gepackt hat, schemenhaft ein geflügeltes Markenemblem auf der Kühlermaske.






Interessant ist hier vor allem, dass beide Türen vorne angeschlagen sind, also keine „Selbstmördertüren“ sind, wie sie teilweise noch bis in die 1950er Jahre verbaut wurden.







Zwar ist die Aufnahme etwas verwackelt – offenbar ist sie kurz vor Sonnenuntergang entstanden – dennoch gibt die ungewöhnliche Perspektive recht guten Einblick in Details, die die Identifikation eines NAG der 1920er Jahre erleichtern. 
Die Seitenpartie des NAG ist zwar nur schemenhaft zu erkennen – der Fotograf hatte wohl angesichts des schwindenden Lichts eine gr0ße Blendenöffnung gewählt. Doch zwei Elemente sind dennoch gut zu erkennen:














Im vorliegenden Fall haben wir es mit einem Opel-Spitzkühler zu tun, worauf die dem Kühlerausschnitt folgende Sicke hinweist. Die übrigen auf dem Ausschnitt zu sehenden Details sind zwar weniger markant, passen aber allesamt zum Erscheinungsbild eines Opel der frühen 1920er Jahre. 
© Opel 8/25 PS, 1913; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger




