Rennfahrerin der 1920er Jahre: Ernestine Merck

Die Beschäftigung mit historischer Mobilität erschöpft sich keineswegs im Schrauben an alten Fahrzeugen oder dem Bewegen und Pflegen derselben. Intensiv betrieben bringt einen das Hobby immer wieder auf Tuchfühlung mit der Zeitgeschichte.

Ob man nun auf einen Ford Taunus auf Volkswagen-Chassis stößt oder einem seltenen Junkers-Flugzeug der 1930er Jahre auf die Spur kommt – der Nachschub an Überraschungen scheint unerschöpflich.

Vor einiger Zeit erwarb der Verfasser ein Sammelbild der Vorkriegszeit, das ein ihm unbekanntes Modell von Alfa-Romeo zeigt. Die Grand-Prix-Wagen der Marke sind einem dank starker Präsenz auf historischen Motorsportveranstaltungen natürlich geläufig.

Doch wer hat eine Vorstellung davon, wie ein Alfa Romeo RL Super Sport der 1920er Jahre aussah? Hier besagtes Sammelbild, das ein solches Exemplar aus dem Jahr 1925 zeigt:Alfa-Romeo_RL_Super_Sport_1925

© Alfa-Romeo RL Super Sport von 1925; originales Kosmos-Zigarettenbild aus Sammlung Michael Schlenger 

Das Modell RL war Alfa-Romeos Antwort auf die 1921 neu geschaffene Sportwagenklasse mit 3 Liter Hubraum, die den vor dem 1. Weltkrieg üblichen Hubraummonstern den Boden entzog. Der neue Wagen verfügte über einen 6-Zylinder-Reihenmotor mit obenliegender Nockenwelle, der in der Rennversion an die 100 PS leistete.

Beim Straßenrennen Targa Florio auf Sizilien belegte Alfas RL im Jahr 1923 die Plätze 1, 2 und 4. Der Sieger hatte übrigens das später für die Marke charakteristische Kleeblatt auf die Karosserie seines Wagens gemalt. Auch Enzo Ferrari nahm in einem Alfa RL an dem Rennen teil.

Aus der Rennversion abgeleitet wurde eine etwas schwächere Straßenvariante, die je nach Spezifikation zwischen 60 und 80 PS leistete. Von diesem Wagen verkaufte Alfa Romeo zwischen 1922 und 1927 immerhin 2.640 Stück. Obiges Sammelbild zeigt eine solche zivile Version des Alfa Romeo RL, wahrscheinlich die Ausführung Super Sport.

Noch interessanter wird es, wenn man sich mit der Dame am Steuer des Alfa-Romeo beschäftigt. Auf der Rückseite des Sammelbilds steht ihr Name: Ernes Merck aus Darmstadt. Die „passionierte Automobilistin“, so der Text weiter, entstammte preußischem Uradel und kam 1898 als Ernestina Rogalla von Bieberstein in Pommern auf die Welt.

Unter dem Einfluss ihres Ehemanns Wilhelm Merck, Miteigentümer des Darmstädter Pharmaunternehmens, begann Ernes Merck 1922 Rennen zu fahren, sie entpuppte sich rasch als Talent. Im selben Jahr wurde sie Werksfahrerin bei Mercedes-Benz und sorgte in der Folgezeit durch ihr beachtliches Abschneiden für Furore. Ernes Mercks größter Erfolg war der 2. Platz hinter Rudolf Caracciola beim Klausenpass-Rennen 1927.

Kurz danach nahm sich Ernes Merck mit 29 Jahren das Leben. Ihr Sohn – Johannes Peter Mercedes Merck – war zu diesem Zeitpunkt keine 10 Monate alt. Er lernte seine Mutter nie kennen, doch die Leidenschaft für den Rennsport hatte er von ihr geerbt. In den 1950er Jahren trat er als Privatfahrer unter anderem bei der Rallye Monte Carlo an.

Geschichten wie diese erinnern einen daran, dass Technikhistorie immer auch eine menschliche Dimension hat.

V8-Juwel der 1920er Jahre: Lancia Trikappa

Die italienische Marke Lancia stand jahrzehntelang für technische und gestalterische Leckerbissen – heute muss der ehrwürdige Name unter anderem für US-Massenware herhalten. Es scheint, als wolle der Fiat-Konzern der 1969 übernommenen Marke mit Gewalt ein Ende bereiten.

Für in der Wolle gefärbte Lancisti zählen ohnehin nur die Modelle vor der Übernahme durch Fiat, bei denen sich der Ingenieursgeist noch ungestört austoben durfte.  Das war wirtschaftlich nicht immer erfolgreich, doch allemal besser als das, was folgen sollte.

Zu den konstruktiven Meisterstücken von Lancia gehören die V-Motoren mit engem Zylinderwinkel. Charakteristisch war die Unterbringung beider Zylinderbänke in einem Block und der Antrieb der Ventile durch eine gemeinsame obenliegende Nockenwelle.

Die bekannteste Anwendung des Prinzips dürfte der V6-Motor der Lancia Aurelia sein, die auch formal als erster Gran Turismo eine Klasse für sich ist.

© Lancia Aurelia, Classic-Gala Schwetzingen 2014; Bildrechte: Michael Schlenger 

Doch schon die 1937 vorgestellte Lancia Aprilia kam mit einem 4-Zylinder-Motor in V-Anordnung daher. Dank aerodynamisch optimierter Karosserie waren mit weniger als 50 PS bis zu 130km/h Spitzengeschwindigkeit möglich. Die Aprilia war das letzte unter Firmengründer Vincenzo Lancia entwickelte Modell.

Hier ein Exemplar der Aprilia mit Pritschenwagenaufbau aus der frühen Nachkriegszeit, als auch in Italien Transportkapazität knapp war und viele Limousinen zu solchen „Lasteseln“ umgebaut wurden.

© Lancia Aprilia Pritschenwagen, Classic Days Schloss Dyck 2014; Bildrechte: Michael Schlenger 

Die Geschichte der V-Motoren bei Lancia reicht aber noch weiter zurück. Lancia-Kenner werden vermutlich den Lancia Lambda von 1922 als bekannteste Anwendung des Prinzips bei Vorkriegs-Lancia nennen.

In der Tat war der Lambda ein Technologieträger höchsten Ranges: mit der ersten selbsttragenden Karosserie in Serie, Einzelradaufhängung vorne und Mitteltunnel für die Antriebswelle, wodurch erstmals eine tiefe Sitzposition möglich wurde. Kein anderer Wagen der frühen 1920er Jahre wies eine derartig niedrige Linie auf.

Was kaum bekannt ist: Als der Lambda noch im Werden war, stellte Lancia 1922 den Trikappa vor, der über einen V8-Motor mit obenliegender Nockenwelle verfügte und aus 4,6 Liter Hubraum 100 PS schöpfte. Formal entsprach der Trikappa der Konvention der Zeit, wie dieses Originalfoto der Tourenversion mit Torpedo-Karosserie zeigt:

© Originalfoto Lancia Trikappa, 1922; Sammlung: Michael Schlenger 

Das hier gezeigte Exemplar stammt aus der ersten Serie, die vorne noch nicht über Bremsen verfügte. Ab 1923 wurden Vierradbremsen Standard und das Werk bot eine Nachrüstung für ältere Exemplare des Trikappa an. Dass Lancia seinerzeit vielen Konkurrenten voraus war, zeigen auch Details wie die 4-Gang-Schaltung und die 12-Volt-Elektrik von Bosch.

Bis 1925 baute Lancia ganze 847 Exemplare des Trikappa. Das ist aus heutiger Sicht nicht der Rede wert, doch damals galten andere Maßstäbe: Qualität vor Quantität, das war das Motto vieler Hersteller in Europa in der Zwischenkriegszeit.

In einem Lancia Trikappa eröffnete 1924 der italienische König Vittorio Emanuele III. die erste Autobahn der Welt – von Mailand nach Varese.

 

Alfa Romeo P3 Tipo B „Don Lee“ von 1934

Es gibt heutzutage nur wenige Gelegenheiten, originale Grand-Prix-Wagen der 1930er Jahre außerhalb von Museen zu Gesicht zu bekommen.

Zwar werden „Silberpfeile“ von Mercedes und Auto Union aus der Vorkriegszeit bisweilen auf historischen Rennsportveranstaltungen spazierengefahren. Doch oft genug handelt es sich um Nachbauten oder die Fahrzeuge sind äußerlich in einen überperfekten Zustand versetzt worden.

Auch die meisten überlebenden Alfa Romeo-Rennwagen jener Zeit sind irgendwann während ihres langen Lebens mehr oder weniger restauriert worden. So auch das nachfolgende Exemplar, das 2015 beim Goodwood Revival immerhin im scharfen Renneinsatz antrat:

© Alfa Romeo P3 Tipo B, Goodwood Revival 2015; Bildrechte: Michael Schlenger

Zu den raren unrestaurierten Ausnahmen gehört der nachfolgend abgebildete Monoposto des Typs P3 B von 1934. Er war 2015 beim Concours d’Elegance auf Schloss Chantilly bei Paris ausgestellt.

Das Fahrzeug ist prinzipiell identisch mit dem in Goodwood eingesetzten Wagen, es wurde im selben Jahr gebaut. Und doch wirkt es merkwürdig anders, wie ein Botschafter aus einer untergegangenen Welt.

© Alfa Romeo P3 Tipo B, Schloss Chantilly, 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Rückblende: Der ab 1932 gebaute Alfa Romeo P3 Tipo B war der erste einsitzige Grand-Prix-Wagen und der erfolgreichste Rennwagen der Mailänder Marke vor dem 2. Weltkrieg. Damit errangen Rennlegenden wie Rudolf Caracciola und Tazio Nuvolari reihenweise Siege.

Konstrukteur Vittorio Jano zeigt hier sein ganzes Können: Der Reihen-8-Zylinder wurde durch zwei Kompressoren aufgeladen und leistete je nach Spezifikation bis zu 265 PS. Das Differential war direkt hinter dem Getriebe angebracht, sodass die beiden Antriebswellen seitlich am Fahrer vorbei nach hinten geführt werden konnten. Dies ermöglichte eine tiefere Sitzposition und eine verbesserte Straßenlage.

Der in Chantilly gezeigte Wagen mit der Serien-Nr. 50002 wurde 1934 gebaut und von der Scuderia Ferrari eingesetzt. Später wurde er in die USA verkauft, wo er 1939/1940 und 1946/47 am 500-Meilen-Rennen in Indianapolis teilnahm.

© Alfa Romeo P3 Tipo B, Schloss Chantilly, 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

In den 1950er Jahren war der Alfa nicht mehr einsatzfähig. Nach einem Aufenthalt in Australien kehrte er in die USA zurück. Heute (2015) befindet er sich in der Obhut des britischen Sammlers Hugh Taylor.

Das Fahrzeug verfügt zwar nicht mehr über den Originalmotor, doch das wird wettgemacht durch den äußerlich unberührten Zustand. Die Karosserie präsentiert sich genau so wie zum Zeitpunkt der Renneinsätze in den USA in den späten 1930er und 1940er Jahren. Die Aufschrift „Don Lee“ verweist auf den Vater des damaligen Besitzers Tommy Lee aus Kalifornien.

© Alfa Romeo P3 Tipo B, Schloss Chantilly, 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Der verwitterte Lack, die Korrossionsspuren an den Alublechen der Karosserie und der brüchige Firnis des ledernen Fahrersitzes verleihen dem Wagen eine einzigartige Aura. Näher heran an die Zeit, in der das Fahrzeug eingesetzt wurde, und näher heran an die Menschen, die es einst bauten, fuhren und reparierten, kann man nicht gelangen.

Neben einer solchen Rarität verblassen zwangsläufig alle auf Hochglanz gebrachten Concours-Fahrzeuge. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Automobil in den Händen sachkundiger Besitzer bleibt, die sich als Bewahrer eines einzigartigen Zeitzeugen verstehen.

 

Avions Voisin C14 – restauriert oder mit Patina?

Die Automobile des französischen Luftfahrtpioniers Gabriel Voisin (1880-1973) zählen zu den faszinierendsten ihrer Art aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Nach 1918 trug die Firma den Hinweis auf ihre Herkunft aus dem Flugzeugbau nur noch im Namen: „Avions Voisin“ konzentrierte sich fortan auf die Entwicklung hochwertiger Automobile.

Gabriel Voisin war einer der letzten Erfinder-Unternehmer jener Zeit, der mit extravaganten Konstruktionen erstaunlich erfolgreich war. Zu seinen Leidenschaften zählten Leichtbau und Sicherheit, Gewichtsverteilung und Fahrkomfort. Dabei verstand sich der Lebemann Voisin nie bloß als Ingenieur, sondern als Schöpfer von Kunstwerken, die auch gestalterisch eine Klasse für sich waren. Die Produzenten industrieller Massenware verachtete er.

Eines der Fahrzeuge, die Voisins Anspruch verkörpern, war das nachstehend abgebildete Modell C14 (1928-32). Es war der meistgebaute Wagen der Firma mit 1.795 Exemplaren. Nur wenige davon haben überlebt. Dieser hier war 2015 beim Concours d’Elegance in Chantilly zu sehen.

© Voisin C14 Coupé, Schloss Chantilly, 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Technisch entsprach das Modell weitgehend seinem Vorgänger C11. So verfügte es über einen 2,3 Liter großen 6-Zylinder-Motor mit Schieber-Steuerung (Knight-Patent). Der Wegfall der herkömmlichen Ventilsteuerung über Stoßstangen und Kipphebel sorgte für besonders ruhigen Motorlauf, bedeutete aber konzeptbedingt erhöhten Ölverbrauch.

Das Getriebe wurde durch eine elektrisch zuschaltbare Übersetzung (Cotal-Patent) ergänzt, mit der in jedem der 3-Gänge ein zusätzliches Übersetzungsverhältnis gewählt werden konnte – ähnlich dem später bei britischen Fahrzeugen üblichen Overdrive, der im 3. und 4. Gang zwei unterschiedliche Übersetzungen bot. Angeboten wurde außerdem eine der frühesten Servo-Unterstützungen für die Lenkung überhaupt.

Der Verbesserung der Gewichtsverteilung dienten die auf den Trittbrettern montierten Gepäckkisten. Beim Modell C12 waren dort die Benzintanks angebracht. Das Fahrzeuggewicht profitierte von der Verwendung von Aluminium für den Aufbau.

Die nachfolgend abgebildete viertürige Ausführung des Voisin C14 ist äußerlich unberührt geblieben und lässt Rostansatz nur am Chassis erkennen. Kontaktkorrosion zwischen dem stählernen Rahmen und dem Aluminiumaufbau sorgte dennoch dafür, dass nicht viele der Karosserien so außergewöhnlich intakt die Zeiten überdauern konnten.

© Voisin C14 Limousine von 1930, Schloss Chantilly, 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Auch dieses außergewöhnliche Exemplar war 2015 beim Concour d’Elegance auf Schloss Chantilly bei Paris zu bewundern. Gerade die Gegenüberstellung mit dem restaurierten Modell war für den Besucher besonders eindrucksvoll und lehrreich.

Denn so majestätisch das aufgearbeitete Fahrzeug wirkt – so hat es nur für einen kurzen Moment in seiner Geschichte ausgesehen:  unmittelbar nach der Fertigstellung. Das unberührte Exemplar dagegen zeigt die Spuren von 80 Jahren Nutzung und Aufbewahrung wie in einer Zeitkapsel eingeschlossen.

Wenn ein Fahrzeug die Zeiten in einem solchen außergewöhnlichen, kompletten und funktionsfähigen Zustand überdauert hat, sollte es so bleiben dürfen. Eine herkömmliche Restaurierung, die bei einem Wrack oder unvollständigen Exemplar vollkommen legitim ist, käme hier einer Zerstörung gleich.

Ein derartig authentischer Zustand lässt sich nie wieder erreichen und macht das Fahrzeug nicht nur historisch bedeutend, sondern mittlerweile auch für Sammler zunehmend wertvoll. Denn während ein Mercedes-Flügeltürer heute in jeder Farbe geliefert werden kann und die meisten Bugatti-Rennwagen schlicht Nachbauten sind, lassen sich Automobile in dieser Qualität nicht vermehren.

Einen weiteren Bericht über einen einzigartigen französischen Patina-Wagen der Vorkriegszeit – einen Turcat-Méry PJ6 Grand Sport von 1919 – gibt es übrigens hier.

© Turcat-Méry PJ6 Grand Sport von 1919, Schloss Chantilly, 2015; Bildrechte: Michael Schlenger 

Ein Ford Buckeltaunus mit Heckmotor

Zu den schönen Seiten der Oldtimerei gehört, dass man immer wieder neue Entdeckungen macht. Das klingt merkwürdig bei einem historischen Gegenstand, der sich nicht mehr vermehren kann – doch die heute unvorstellbare Marken- und Typenvielfalt der Vergangenheit macht es möglich.

Dieser Tage stieß der Verfasser auf ein altes Foto, das auf den ersten Blick einen frühen Ford Taunus aus den 1930er bis 50er Jahren zeigt.

© Originalfoto Ford Buckeltaunus; Sammlung: Michael Schlenger

Der Karosserie nach ein Buckeltaunus der ersten Serie, der nach dem Krieg äußerlich unverändert weitergebaut wurde. Doch dann fällt der Blick auf die Scheinwerfer – so haben die beim Ford Taunus nie ausgesehen.

Die Chromumrandung ist viel zu stark und dürfte nicht rund sein, sondern sollte – wie auch das Scheinwerferglas – nach unten spitz zulaufen. Merkwürdig mutet die Stoßstange mit der weit außen liegenden Schloßschraube an, außerdem fehlen die Stoßstangenhörner.

Nächste Auffälligkeit: Die vordere Felge und die Nabenkappe sehen genauso aus wie die des Volkswagens. Die beim Ford Taunus serienmäßigen Radkappen fehlen.

Ein Blick auf die hinteren Kotflügel liefert ebenfalls Überraschendes. Sie sind stärker ausgeformt, als bei der Werkskarosserie. Auch hier ist die vom Volkswagen bekannte Felge zu sehen. Markant außerdem der grobstollige Reifen, der auf Geländeeinsatz ausgelegt zu sein scheint.

Endgültigen Aufschluss gibt die Betrachtung der Heckpartie. Zwar entsprechen Seitenfenster, Gürtellinie und Platzierung des Winkers den Verhältnissen beim Buckeltaunus. Doch da ist noch eine aufgesetzte Hutze – hier wurde Luft für einen Heckmotor angesaugt!

Es bleibt nur eine Erklärung: Jemand hat eine Buckeltaunus-Karosserie auf ein Volkswagen-Fahrgestell montiert.

Von den Abmessungen her war das machbar: Der Radstand von Buckeltaunus und Volkswagen liegt nur 1 cm auseinander. Länge und Breite der beiden Karosserien entsprechen sich ebenfalls weitgehend. Beide Autos verfügten über separate Chassis.

Nur die Spurweite des Volkswagen war deutlich größer als die des Ford. Das erklärt den breiteren Kotflügel hinten und lässt vermuten, dass auch die Vorderkotflügel angepasst wurden. Dieser Umbau kann erst nach dem 2. Weltkrieg entstanden sein, vorher wurde der Volkswagen nicht in Zivilversion verkauft.

Während des Krieges wurden über 50.000 Kübelwagen und Allradversionen auf dem VW-Fahrgestell gebaut, die letzten im April 1945. Nach der Kapitulation wurden die überlebenden Fahrzeuge einfach stehengelassen – spätestens, wenn das Benzin alle war.

In ländlichen Gegenden sicherten sich Bauern und Forstleute zurückgebliebene Exemplare des geländegängigen Wagens. Dennoch war es riskant, mit einem Ex-Militärfahrzeug unterwegs zu sein, zumal da kein legaler Erwerb möglich war.

Lösung: Wehrmachtsaufbau entsorgen und auf das Fahrgestell eine zivile Karosserie setzen. Das lag nahe, wenn Chassis und Technik eines Vorkriegswagens nicht mehr zu retten waren. Genau das scheint sich der Besitzer des abgebildeten Ford gedacht zu haben.

Man wüsste gern, welche Änderungen noch notwendig waren, um dieses Fahrzeug seinerzeit zugelassen zu bekommen. Das Nummernschild deutet auf Österreich hin – vermutlich hat man es dort in der frühen Nachkriegszeit nicht so genau genommen.

Heute wäre ein solcher Zwitter ein Wagen von großem historischen Wert – sehr original, obwohl nicht werkskonform. Dass eine solche Notlösung irgendwo überlebt hat, ist sehr unwahrscheinlich. Eher finden sich Käfer-Aufbauten auf ehemaligen VW-Kübel-Fahrgestellen (Beispiel).

Ein rarer Jowett Jupiter beim Goodwood Revival

Man kann es nicht oft genug sagen: Das jährliche Goodwood Revival Meeting in Südengland ist eine Fundgrube für Freunde echter automobiler Raritäten.

Während gerne Mondpreise für Massenfabrikate aus Zuffenhausen oder für unrettbaren Schrott aus „Scheunenfunden“ aufgerufen und bezahlt werden, sind in England abseits des Mainstreams immer noch unglaubliche Entdeckungen zu machen.

Gemeint sind Autos, die nur in geringer Stückzahl gebaut wurden, funktionsfähig sind, aber nie „richtig restauriert“ worden sind und sich so eine einzigartige Alterswürde bewahrt haben.

Ein schönes Beispiel eines solchen raren Patina-Fahrzeugs war 2015 – neben einem Humber Super Snipe – an der Rennstrecke unweit von Chichester zu bewundern – ein Jowett Jupiter.

© Jowett Jupiter, Goodwood Revival 2015; Bildrechte: Michael Schlenger

Jowett gehörte zu den vielen Herstellern aus England, die entgegen aller Wahrscheinlichkeit über Jahrzehnte ein Auskommen mit eigenwilligen Konstruktionen fanden.

Vor dem 1. Weltkrieg baute die Marke aus Bradford (Yorkshire) das erste Leichtbauauto auf der Insel. Es verfügte über einen wassergekühlten 2-Zylinder-Boxermotor, der dank drehmomentstarker Charakteristik bis 1936 in Produktion blieb.

Abgelöst wurde die Konstruktion durch einen 4-Zylinder-Boxer mit 1,5 Liter Hubraum, der in der Nachkriegszeit weitergebaut wurde. Er trieb auch den hier gezeigten Jowett Jupiter an, der damit knapp 140 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichte.

Von diesem Modell wurden von 1950 bis zum Ende der Marke 1954 nur 900 Exemplare gebaut. Interessant ist der Wagen nicht zuletzt deshalb, weil der zuvor bei Auto-Union und Porsche tätige Ingenieur Robert Eberan-Eberhorst das Chassis entwickelte.

Bei solchen Fahrzeugen schlägt das Herz des Kenners höher, denn hier war noch kein „Restaurator“ oder Spekulant am Werk. Alles neu machen, das kann jeder mit entsprechender Brieftasche. Aber eine solche Rarität einfach am Laufen zu halten und die Spuren des Alters nicht zu verbergen, das verdient Anerkennung.

Freunde rarer Vorkriegswagen finden ein Beispiel für ein außergewöhnliches Patina-Fahrzeug hier.

Ford Buckeltaunus: einst populär, heute selten

Wenn man in der Wetterau wohnt, gibt es kaum einen Ort, von dem aus man den Taunus nicht sehen kann. Eindrucksvoll grenzt das Mittelgebirge unsere Region nach Westen ab und beschert uns nebenbei ein angenehmes Mikroklima.

Weit schwerer ist es, heute noch einen Ford Taunus zu Gesicht zu bekommen. Speziell die frühen Modelle mit der markanten Hecklinie („Buckeltaunus“) scheinen fast ausgestorben zu sein.

Kürzlich ist der Verfasser auf dieses zeitgenössische Foto eines besonders raren Exemplars gestoßen:

© Ford Taunus von 1950; Sammlung: Michael Schlenger

Erst noch etwas Lokalhistorie: Woher kommt eigentlich der Name des Taunusgebirges? Wer auf eine römische Bezeichnung tippt, liegt nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Bis ins 18. Jh. hieß der Taunus bloß „die Höhe“. In Ortsnamen wie „Homburg vor der Höhe“ hat sich der alte Name erhalten.

Die Umbenennung in Taunus ist einem alten Gelehrtenirrtum geschuldet. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus erwähnt im Zusammenhang mit Feldzügen in unserer Region ein „castellum in monte tauno“. Dieses hielt man für das auf dem Kamm des Gebirges befindliche Saalburgkastell. Also müsse „mons taunus“ die antike Bezeichnung für den Taunus gewesen sein.

Damals wusste man noch nicht, dass die Saalburg erst deutlich nach dem von Tacitus beschriebenen Feldzügen errichtet wurde. Möglicherweise bezeichnete der „mons taunus“ den Friedberger Burgberg , auf dem es bereits früh ein römisches Militärlager gab.

Zurück zum Ford Taunus: 1939 wurde der erste Wagen mit dieser Bezeichnung vorgestellt – eine eigene Entwicklung der deutschen Ford-Werke in Köln. Dieses Modell hatte eine von der Stromlinie beeinflusste gerundete Heckpartie, die nach dem Krieg auch andere Wagen wie der Buckelvolvo aufwiesen.

Der Ford Taunus war der Nachfolger des Ford Eifel, dessen Motorisierung er übernahm. Formal war er aber moderner, wie ein Blick auf den Vorgänger zeigt:

© Originalfoto Ford Eifel bei der Wehrmacht, um 1940; Sammlung: Michael Schlenger

Nach dem Krieg wurde der Buckeltaunus zunächst unverändert weitergebaut. Nach wie vor wurde er von einem 4-Zylinder-Motor angetrieben, der aus 1,2 Liter Hubraum 34 PS schöpfte. Aufgrund der zerklüfteten Frontpartie waren damit nur 105 km/h Höchstgeschwindigkeit drin.

Mit Starrachsen und Blattfedern war der Taunus auch fahrwerksseitig nach dem Krieg „von gestern“. Damals zeichnete sich Fords Tendenz zu technisch unerheblichen Brot-und-Butter-Autos ab. In den USA gelangen der Firma nach dem letzten großen Wurf der Vorkriegszeit – dem großartigen „V8“ – ebenfalls keine vergleichbaren Innovationen mehr.

Dennoch verkaufte sich der Buckeltaunus recht gut. Dies lag neben der bewährten Konstruktion auch an der amerikanischen Optik, die die Frontpartie nach der Überarbeitung im Jahr 1950 auszeichnete. Das neue Modell erhielt die Bezeichnung „Spezial“ und bot unter anderem eine bessere Innenausstattung.

Genau ein solches Modell ist auf dem oben abgebildeten Originalfoto zu sehen. Hier ein Ausschnitt, der eine Detailbetrachtung erlaubt.

Das Nummernschild spricht für eine Entstehung des Fotos nicht vor 1956. Denn erst ab dann wurde das Kürzel „IS“ für Iserlohn vergeben. Der Ford war da schon gut gebraucht, wie die Delle in der Motorhaube zeigt.

Aufschlussreicher ist ein anderes Detail: Der Wagen hat noch keine Blinker. Diese wurden zur Jahresmitte 1950 eingeführt und unterhalb der Scheinwerfer montiert. Da das „Spezial“-Modell erst ab Mai 1950 gebaut wurde, lässt sich das Produktionsdatum auf Frühsommer 1950 einengen.

Der Verfasser ist noch nie einem Ford Taunus Spezial begegnet, erst obiges Foto hat ihn auf seiner Spur gebracht. Verglichen mit den üblichen Verdächtigen aus der Klassiker-Szene scheint der Wagen wirklich rar zu sein.

Wäre schön, einen davon im Taunus zu Gesicht zu bekommen…

„The Race of Gentlemen“: Klassische Hotrods in Aktion

Mit Hotrods tun sich manche Klassikerfreunde schwer. Zu extrem finden sie viele Umbauten, zu „rattig“ den Zustand der Fahrzeuge, zu „schräg“ oft auch die Besitzer.

Dabei gibt in der Hotrod-Szene ganz unterschiedliche Kulturen, die einen jeweils eigenen Stil pflegen. Da gibt es die klassischen Umbauten auf Basis des Ford T und A, am besten mit einem V8-Motor und „gestrippter“ Karosserie – gern in Schrottplatz-Optik. Nachfolgend ein Extrembeispiel auf Model-T-Basis:

© Hotrod in Darmstadt 2014; Bildrechte: Michael Schlenger

Dann gibt es die Perfektionisten, die aus Straßenkreuzern der 1940er und 50er Jahre beeindruckende Designstücke zaubern – mit sauberen („gecleanten“) Linien und gesenkter („gechoppter“) Dachlinie. Das sind oft stilvolle Varianten des Originals in handwerklich exzellenter Qualität. Die Technik bleibt hier dezent im Hintergrund wie bei folgendem Beispiel:

© Hotrod in Darmstadt 2014; Bildrechte: Michael Schlenger

Einen dritten Weg stellen die Rat-Rods dar. Hier wird ein heruntergekommener originaler Klassiker lediglich technisch auf Vordermann gebracht. Das Äußere wird bewusst vernachlässigt oder es wird mit rustikalen Mitteln nachgeholfen  – wie etwa hier:

© Chrysler Coupé von 1948, Goodwood Revival Meeting 2015; Bildrechte: Michael Schlenger

Die Übergänge zwischen diesen Strömungen sind fließend, außerdem gibt es noch regionale Varianten. Zum Beispiel wird in England, Deutschland und Skandinavien ein meist dezenterer Stil gepflegt als in den USA.

Doch auch in den Vereinigten Staaten, wo es dank liberaler Zulassungsvorschriften die wohl radikalsten Umbauten gibt, ist eine Szene am Werk, die recht nah am Original bleibt. Das sind keine reinen Schaustücke, sondern mehr oder weniger einsatzbereite Fahrzeuge, meist auf Vorkriegsbasis.

Eine schöne Auswahl solcher klassischen Hotrods gibt es jährlich am Strand von Wildwood in New Jersey zu besichtigen. Dort wird eine augenzwinkernd als Race of Gentlemen bezeichnete Beschleunigungsorgie zelebriert, bei denen umgebaute Veteranenvehikel auf einer kurzen Geraden gegeneinander antreten.

© Race of Gentlemen 2015; Videoquelle: Vimeo; Urheberrechte: Awol.TV & Worthless.CO

Hier steht ganz klar der Spaß am Unvernünftigen im Vordergrund. Die teilnehmenden Gefährte zeugen von viel Kreativität und Stilbewusstsein, ein Gegenentwurf zu den gleichförmigen Massenprodukten des Alltags. Einigen der „Gentlemen“ nimmt man gern ab, dass sie auch sonst einen unkonventionellen Lebensstil pflegen…

Die Hotrodder besetzen eine auch für „normale“ Oldtimerfreunde durchaus reizvolle Nische in der Klassikerszene. Denn was letzlich alle Veteranenfreunde eint, ist die Freude an urwüchsiger, anschaulicher Technik, ein mehr oder minder ausgeprägter Hang zur Individualität und ein Bewusstsein für den Wert des Historischen.

Damenteam beim 24 Std.- Rennen mit Vorkriegs-Bentley

Fahrer von Vorkriegs-Bentleys sind bekannt dafür, dass sie weder ihre Wagen noch sich selbst schonen – speziell, wenn sie aus England kommen. Immerhin geht es darum geht, die Tradition der Bentley-Boys aufrechtzuerhalten, die auch abseits der Rennstrecke einen rasanten Lebensstil pflegten.

Für Besucher der Classic Days auf Schloss Dyck  gehört es zu den schon traditionellen Höhepunkten der Veranstaltung, wenn jährlich die Bentleys des Londoner Benjafield’s Racing Club einfallen. Ehrensache, dass die Herrschaften mit ihren kolossalen Gefährten auf eigener Achse von der Insel anreisen.

© Vorkriegs-Bentleys bei den Classic-Days und beim Goodwood Revival Meeting; Bildrechte: Michael Schlenger

Was die Bentley Boys & Girls von heute sonst noch anstellen, bleibt hierzulande leider unbeachtet. Die einschlägige Presse ist vielleicht zu sehr mit „Youngtimern“ beschäftigt.

Da gab es doch 2014 tatsächlich ein 24-Stunden-Rennen mit Vorkriegs-Bentleys und einigen Wagen anderer Marken auf dem Autodromo Circuit Portimao in Portugal.

Anlass war das 90-jährige Jubiläum des ersten Le-Mans-Siegs von Bentley. In einem sonst von französischen Marken beherrschten Feld setzten sich 1924 John Duff und Frank Clement auf ihrem 3 Litre Sports Bentley eindrucksvoll durch.

Beim Revival 2014 startete man zwar mit massiver Bentley-Übermacht, aber ansonsten blieb das Ganze ähnlich herausfordernd wie einst. Am Anfang stand der klassische Le-Mans-Start, dann folgten 24 Stunden Dauerbetrieb mit zweistündigem Fahrerwechsel. Für die vierköpfigen Teams war da nicht mehr als ein zwischenzeitliches Nickerchen drin.

Der Clou: Eines der Teams bestand nur aus Fahrerinnen, den „Bentley Belles“. Ursprung des Ganzen war eine Idee von Katarina Kyvalova aus Hamburg. Mit Hilfe des britischen Vintage Sports Car Clubs (VSCC) gelang es ihr, drei weitere Rennsport-Enthusiastinnen für die Aktion zu gewinnen.

Die vier Ladies begegneten sich am Vorabend des 24h-Rennens zum ersten Mal und vertrugen sich offenbar bestens. Trotz heftiger Bremsenprobleme ihres Bentley landeten sie am Ende auf einem respektablen Platz im Mittelfeld.

Der folgende Film ist ausschließlich dem Damen-Team gewidmet und verdient zweifellos das Prädikat: well done!

© Videoquelle: Vimeo; Urheberrecht: Racing Eye

Die Arbeit an den Boxen scheinen zwar nur Jungs gemacht zu haben. Aber das zeigt bloß: Auch die Vorkriegsszene kann definitiv noch mehr „Diversity“ vertragen.

Maybach-Motoren für die Zeppelin-Luftschiffe

Unter den in den 1930er Jahren in Deutschland gefertigten Automobilen war der rund 200mal gebaute Maybach Zeppelin eine Klasse für sich. Kein anderer Hersteller im Deutschen Reich bot einen solchen Luxuswagen mit 12-Zylinder-Motor an, der den Gegenwert eines Einfamilienhauses kostete.

Der Wagen war so kolossal geraten, dass der zunächst verbaute 7-Liter-Motor (150 PS) überfordert war. Nach einem Jahr Bauzeit wurde er daher durch ein 8-Liter-Aggregat mit 200 PS ersetzt.

© Sammelbilder der 1930er Jahre; Sammlung Michael Schlenger

Bisweilen heißt es, der Maybach Zeppelin sei „um den Motor eines Zeppelin-Luftschiffs herumgebaut“ worden. So gewaltig die Maschine auch erscheint – mit den Motoren der zeitgenössischen Zeppeline hatte sie außer der Zylinderzahl nichts gemeinsam.

Die von Maybach damals für das Luftschiff „Graf Zeppelin produzierten Motoren hatten einen Hubraum von fast 28 Liter und leisteten 550 PS. Auch konstruktiv waren sie eigenständig, da Luftschiffmotoren spezielle Anforderungen erfüllen mussten.

Die Geschichte der Zeppelin-Motoren beginnt bereits 1908. Die seinerzeit vom Grafen Zeppelin in seinen Luftschiffen verbauten Daimler-Motoren hatten sich nicht bewährt.

© Graf Zeppelin, Postkarte von 1914; Sammlung Michael Schlenger

Maybach konstruierte daraufhin ein 6-Zylinder-Aggregat mit günstigerem Leistungs-Gewichts-Verhältnis, das weniger Kraftstoff verbrauchte und der Dauerbeanspruchung in dünner Luft gewachsen war. Damit war das Antriebsproblem gelöst

Die 1909 gegründete Maybach-Motorenbau GmbH sollte bis zum Ende des 1. Weltkriegs hunderte Zeppelinmotoren fertigen. Die meisten davon trieben Militärluftschiffe an, hier eine zeitgenössische Abbildung:

© Militärluftschiff, Postkarte von 1915; Sammlung Michael Schlenger

Nach 1918 musste Maybach aufgrund der Auflagen des Versailler Vertrags umsatteln und baute fortan Automobile.

Luftschiffmotoren von Maybach waren erst wieder gefragt, als Deutschland als Reparationsleistung ein Luftschiff für das US-Militär zu liefern hatte. Das 1924 fertiggestellte LZ126 wurde von fünf 12-Zylinder-Motoren mit je 410 PS angetrieben.

Die Amerikaner waren mit der Motorisierung so zufrieden, dass sie für zwei weitere Luftschiffe ebenfalls Maybach-Motoren orderten. Dabei handelte es sich um den noch stärkeren Typ VL 2, der auch im Luftschiff Graf Zeppelin verbaut war.

Hier ein Originalfoto des Maybach-Aggregats, das nach Außerdienststellung der Graf Zeppelin auf dem Luftschiffhafen Frankfurt in der seitlich aufgeschnittenen Gondel zu besichtigen war.

© Motor von LZ127 „Graf Zeppelin“ in Frankfurt/Main, Ausschnitt aus einer Fotokarte der 1930er Jahre; Sammlung Michael Schlenger

Außen montierte Motorgondeln waren übrigens bei den US-Luftschiffen nicht üblich, dort waren die Motoren im Rumpf untergebracht. Der Grund: Die Amerikaner verwendeten Helium als Trägergas, das nicht explosionsgefährdet war wie der in Deutschland gebräuchliche Wasserstoff.

Das Edelgas Helium war seinerzeit nur in den USA verfügbar. Versuche in den 1930er Jahren, ausreichende Mengen für die deutschen Zeppeline zu erhalten, scheiterten. Andernfalls hätte sich die Katastrophe von Lakehurst im Jahr 1937, bei LZ129 „Hindenburg“ verbrannte, vermeiden lassen.

Luftschiff Graf Zeppelin über der Wetterau

Es gibt nur wenige Gebilde von Menschenhand, die schiere Größe, technische Raffinesse und Eleganz vereinen. Neben den Ozeandampfern von einst gehören die majestätischen Zeppelin-Luftschiffe der 1920er und 30er Jahre dazu.

Besondere Popularität genoss die zum Großteil aus Spenden der deutschen Bevölkerung 1928 fertiggestellte Graf Zeppelin (LZ-127). Gleichwohl stellte eine Fahrt in dem 237 Meter langen Luftschiff einen für die allermeisten unerreichbaren Luxus dar.

Der Komfort der 25 Passagiere an Bord sucht auf Flugreisen bis heute seinesgleichen. Auch das zahlenmäßige Verhältnis von Besatzung (45 Mann) zu Mitreisenden dürfte rekordverdächtig sein. Für zuverlässigen Vortrieb sorgten fünf 12-Zylinder-Motoren von Maybach mit je 550 PS.

Die Geschwindigkeit von rund 120 km/h ermöglichte eine Atlantiküberquerung in wenigen Tagen. Dank der Reichweite von 12.000 km konnten Schlechtwettergebiete umflogen werden.

Zur weltweiten Bekanntheit von LZ-127 trug die Weltumrundung 1929 bei. Die Ankunft in New York war ein ungeheures Ereignis. Kapitän Hugo Eckener wurde dabei als einzigem deutschen Luftfahrtpionier die Ehre einer Konfettiparade zuteil.

Folgender zeitgenössischer Film lässt die begeisterte Stimmung in den USA spüren und bietet grandiose Aufnahmen des Luftschiffs.

© Videoquelle YouTube; Urheberrecht: Michael Rogge

Auf einer seiner Fahrten tauchte das Luftschiff Graf Zeppelin im Jahr 1933 über der Wetterau auf. Dies belegt das folgende Bild, das LZ-127 über dem Butzbacher Ortsteil Nieder-Weisel zeigt.

Die im Untertitel erwähnte romanische Komturkirche des Johanniterordens gehört zu den architektonischen Schätzen unserer Region, von denen selbst Einheimische oft nichts wissen.

© Luftschiff Graf Zeppelin 1933; Bildquelle: „Geschichte der Johanniterkomturei Nieder-Weisel“ von Friedrich Klar, Butzbach 1953; Sammlung Michael Schlenger

In den Folgejahren unternahm die Graf Zeppelin etliche Fahrten als Imageträger des Deutschen Reichs. Nach der Katastrophe von Lakehurst 1937, bei der die noch größere „Hindenburg“ zerstört wurde, stellte man den Passagierbetrieb ein.

LZ-127 verbrachte dann einige Jahre als Ausstellungsstück in Frankfurt/Main, bis es 1940 abgewrackt wurde.

Wer einmal die Enge in einem Überschallflugzeug des Typs Concorde erlebt hat (z.B. im Museum Sinsheim) mag sich fragen, ob Geschwindigkeit wirklich jeden Preis wert ist. Aus den Zeiten der Zeppelin-Luftschiffe sind jedenfalls keine Beschwerden über mangelnden Komfort oder zu lange Reisezeit überliefert.

Eine kleine, aber feine Ausstellung mit Originalstücken aus der Zeppelin-Ära gibt es übrigens vor unserer Haustür, nämlich in Zeppelinheim bei Frankfurt.

Buchtipp: Die Taube von Igo Etrich

Die Geschichte des Automobils ist mit der des Flugzeugs eng verknüpft. Ob leistungsfähige Motoren, Leichtbau oder Aerodynamik – die Fliegerei hat die erdgebundene Mobilität immer wieder befruchtet. Die britische Autofirma Bristol verdankt sogar ihre Existenz dem Flugzeugbau.

Da wundert es kaum, dass viele Konstrukteure Wanderer zwischen Himmel und Erde waren – man denke nur an Gabriel Voisin in Frankreich, John Tjaarda in den USA und Malcolm Sayer in England.

Wenig bekannt ist, dass auch der Tausendsassa Ferdinand Porsche in den Kindertagen der Fliegerei dazu beitrug, dass sich Apparate schwerer als Luft vom Boden erheben. Man begegnet dem ehrgeizigen Mitdreißiger um 1910 als Konstrukteur bei Austro-Daimler, wo er einen 6-Zylinder-Flugmotor entwickelte, der im 1. Weltkrieg vielen deutschen Kampfflugzeugen als leistungsstarker und zuverlässiger Antrieb diente.

Eine der ersten Verwendungen für Porsches Flugmotor war die von Igo Etrich entwickelte „Taube“, die später in Lizenz von etlichen Herstellern (u.a. Rumpler) gefertigt wurde. Hier ein originales Bild einer Taube mit besagtem Reihenmotor kurz vor Kriegsbeginn. Vielleicht kennt jemand den Aufnahmeort?

© Originalfoto „Taube“ mit Austro-Daimler-Motor; Sammlung Michael Schlenger

Die Etrich-Taube und ihr bis dahin unerreichter Verkaufserfolg ist ein spannendes, doch oft übergangenes Kapitel deutscher Luftfahrtgeschichte (Zusammenfassung). Viel Fachliteratur dazu gibt es nicht, aber immerhin ein Standardwerk, das an Umfang und Detallierungsgrad wohl keine Wünsche offen lässt:

„Igo Etrich. Die Etrich Taube – der erste Flugzeug-Bestseller der Welt“, von Hanus Salz, hrsg. 2000 von der Flugzeug Publikations GmbH, ISBN 9783765472336.

Das 150 Seiten starke, mit vielen Fotos, Entwurfszeichnungen und Originaldokumenten ausgestattete Werk scheint derzeit vergriffen zu sein. Man erhält es aber über das größte Online-Antiquariat für deutschsprachige Titel (www.zvab.com).

Bugattis & Co. auf Malta: Valetta Grand Prix

Auf der Insel Malta südlich von Sizilien sind die Zeugen von 6000 Jahren europäischen Geschichte in einer Weise verdichtet wie sonst kaum irgendwo auf so engem Raum.

Von den Zeugen früher Hochkultur in der Jungsteinzeit über die Befestigungen aus der spanischen Epoche und der Blütezeit des Malteserordens bis hin zum englischen Flottenstützpunkt im 2. Weltkrieg – hier ist die Historie allgegenwärtig.

Vor dieser grandiosen Kulisse hat sich in den letzten Jahren eine fabelhafte Veranstaltung für klassische Sportwagen etabliert, der Valletta Grand Prix oder auch Mdina Grand Prix. Historisch hat es zwar nie einen Grand Prix auf Malta gegeben, aber der Name steht für den Anspruch der örtlichen Enthusiasten, etwas wahrhaft Großartiges zu schaffen – und das ist ihnen gelungen.

Nach dem Auftakt im Jahr 2007 auf einem Kurs rund um La Valletta drohten die Ambitionen der Veranstalter in den Folgejahren an allerlei Hürden zu scheitern. Doch mit der Verlegung der Strecke nach Mdina, der alten Haupstadt der Insel setzte ab 2012 der internationale Erfolg ein. Seither gelingt es, auch hochklassige Fahrzeuge aus England und Frankreich anzuziehen, darunter etliche Bugattis.

Die Strecke führt durch Teile der Altstadt und über kurvige Landstraßen – ideal für leichte und handliche Sportwagen. Und so wird im Rahmen des Erlaubten durchaus beherzt gefahren, wie der folgende Film der Veranstaltung von 2013 zeigt:

© Videoquelle: Vimeo; Urheberrecht: Pineapple Media

Besonders reizvoll sind die „Jagdszenen“ mit Bugatti-Rennwagen des Typ 35, die zeigen, wie agil diese filigranen, doch leistungsstarken Fahrzeuge immer noch sind. Größere Wagen hatten dagegen Schwierigkeiten, auf der Strecke mit ihren oft engen Kurvenradien mitzuhalten.

© Bugatti Typ 35, Classic Days Schloss Dyck 2013; Bildrechte: Michael Schlenger

Attraktiv für das Publikum ist die Veranstaltung nicht nur deshalb, weil hier zahlreiche Vor- und Nachkriegswagen zum ersten mal überhaupt auf Malta im sportlichen Einsatz zu erleben sind. Auch das übrige Programm, das unter anderem einen Concours d’Elegance umfasst und unterschiedliche Teile der Insel einbezieht, kann sich sehen lassen.

Wer auf den Geschmack gekommen ist und der Mittelmeerperle Malta schon immer einen Besuch abstatten wollte, sollte sich den 8./9. Oktober 2016 notieren – dann findet der nächste Valletta Grand Prix statt.

Zur Einstimmung eignet sich der folgende Film, in dem Eindrücke von den Reizen Maltas mit Szenen aus der sehenswerten historischen Rennsportveranstaltung miteinander verwoben sind:

https://www.youtube.com/watch?v=3VPT2TKsqus

© Videoquelle: YouTube; Urheberrecht: Corinthia Palace Hotel Malta / Valletta Grand Prix Foundation

Archivaufnahmen vom Grand Prix in Livorno 1937

Von den meisten Rennen der Grand Prix-Saison 1937 sind hochwertige Filmaufnahmen erhalten. Dies gilt für die Rennen in Tripolis, auf der Berliner AVUS, am Nürburgring und in Donington Park in England. Zum letzten Mal kamen damals die über 500 PS starken Rennwagen der 750kg-Formel zum Einsatz.

Die Kämpfe zwischen Mercedes-Benz, Auto Union und Alfa Romeo und zugleich zwischen den deutschen, englischen und italienischen Fahrern sorgten beim Publikum für ungeheure Begeisterung. Zu den spannenden Rennen der 1937er Saison gehörte der Gran Premio d’Italia, der auf dem Stadtkurs im toskanischen Livorno abgehalten wurde.

Leider gibt es vom Grand Prix in Livorno 1937 nur wenige Filmszenen – in mäßiger Qualität. Doch selbst diese vermitteln einen Eindruck vom Tempo, das auf dem Stadtkurs (7,2 km) erreicht wurde. Sehenswert sind die folgenden Sequenzen auch wegen der Schwenks ins Publikum.

© Videoquelle: YouTube; Urheberrecht: L’Istituto Luce

Zum Start gemeldet waren fünf Mercedes-Benz W125 mit 8-Zylinder-Reihenmotor, vier Auto Union Typ C mit 16-V-Maschine und fünf Alfa-Romeo 12-Zylinder der Scuderia Ferrari. Alfa selbst trat nur mit einem Fahrzeug an.

Das Training hatte für die italienischen Fahrer Tazio Nuvolari (Alfa-Romeo) und Achille Varzi (Auto-Union) vielversprechend begonnen. Am Ende belegten jedoch die deutschen Fahrer Caracciola, Lang und Rosemeyer auf Mercedes-Benz und Auto Union die ersten drei Plätze.

Hier ein Originalfoto von Bernd Rosemeyer im Auto Union Typ C auf dem Stadtkurs von Livorno beim GP 1937.

© Bernd Rosemeyer, Livorno 1937; Sammlung Michael Schlenger

1937 sollte die letzte Rennsaison von Bernd Rosemeyer sein – im Januar 1938 kam er beim Rekordversuch auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt ums Leben.

Tatra 77: Wegbereiter der Stromlinie im Serienbau

Anfang der 1930er Jahre lag die Senkung des Luftwiderstands durch Stromlinienkarosserien im Automobilbau in der Luft.

Einen wenig bekannten Versuch hatte bereits 1928 die britische Firma Streamlined Cars Ltd. mit dem Burney Streamline unternommen. Mit aerodynamischer Form und Heckmotor nahm er das später von Tatra und Volkswagen umgesetzte Konzept vorweg. Es kam allerdings zu keiner Serienfertigung. Ähnliches gilt für den Entwurf von John Tjaarda von 1931.

Erst der tschechischen Firma Tatra gelang ab 1934 der Bau eines Stromlinienwagens in größerer Stückzahl. Dabei griff Tatra auf die Patente von Paul Jarays Stromlinien-Karosserie-Gesellschaft zurück.

Neben der markanten Form war der Antrieb durch einen luftgekühlten 8-Zylinder-Motor im Heck charakteristisch für das Modell von Tatra, wenngleich das Konzept nicht neu war.

Die als Tatra 87 bekannte Ausführung wurde bis 1950 mehr als 3.000mal gebaut, etliche Exemplare existieren noch. Der folgende Film präsentiert das Fahrzeug eines niederländischen Sammlers, wobei „Die Moldau“ des tschechischen Komponisten Smetana als passende Untermalung dient.

© Videoquelle: YouTube; Urheberrecht: Peter van de Waard

Weit seltener zu sehen bekommt man dagegen die von 1934 bis 1938 nur rund 250mal gebaute Vorgängerversion Tatra 77. Diese ursprüngliche Ausführung verfügte noch nicht über eine selbsttragende Karosserie, wog erheblich mehr und war schwieriger zu fahren als das spätere Erfolgsmodell.

Formal wies der Tatra 77 einige Besonderheiten auf, etwa bei der Gestaltung der Frontpartie. Die längere Karosserie lässt den Wagen noch eindrucksvoller erscheinen. Mit seiner fließenden Form löste der Tatra größere Begeisterung aus als der zeitgleich vorgestellte, doch plumpere Chrysler Airflow.

Ein rarer unrestaurierter Tatra 77 war 2015 in der Düsseldorfer Classic Remise zu bestaunen. Die folgende Fotostrecke erlaubt einen Rundgang um das Fahrzeug, das hoffentlich eines Tages wieder in seiner vollen Pracht zu bewundern sein wird.

Tatra 77 Restaurierungsobjekt; Bildrechte: Michael Schlenger

Ein Konkurrent für Tatra 77 und 87 hätte übrigens der 1935 vorgestellte Skoda 935 werden können. Doch trotz überzeugender Konstruktion kam er über das Prototypenstadium nicht hinaus.

Prescott Hill Climb – Bergrennen einst und jetzt

In England ist die Tradition des Bergrennens stets lebendig geblieben. Zwar gibt es in Deutschland ebenfalls Prüfungen auf anspruchsvollen Bergstrecken, wo einzelne Fahrer durchaus rasant unterwegs sind, ein Beispiel ist das Ransel-Classics-Bergrennen im Rheingau. Doch hierzulande wird bei solchen Aktionen offiziell meist das „gleichmäßige“ Fahren gegenüber dem „Rasen“ betont – merkwürdig bei einer Nation, die einen Gutteil ihres Stolzes aus der Produktion von Sportwagen bezieht.

Ganz anders bis heute die britische Philosophie. Wenn ein Bergrennen ansteht, wird das mit vollem Einsatz angegangen. Interessant ist dennoch der Vergleich heutiger „Hill Climbs“ in England mit historischen Filmdokumenten.

Hauptunterschied: Selbst auf einer bloß 1km langen Strecke wie beim Prescott Hill Climb wird heute mit Integralhelm gefahren. Dabei gibt es weder konkurrierende Fahrer noch Gegenverkehr…

Es mag Vorschriften geben, die diese Vorkehrungen erfordern. Doch wer sich folgenden Film vom Prescott Hill Climb von 1947 anschaut, stellt fest: Damals sah das Ganze ohne Helm und feuerfesten Anzug deutlich eleganter und unangestrengter aus.

Ob auf Austin Seven, Bugatti oder Riley: Man fuhr mit Schiebermütze, Fliegerhaube und Tweedjackett – nicht gerade gemächlich, aber lässiger.

© Videoquelle: YouTube; Urheberrecht: John Roscoe

Automuseum Melle: Eine Sammlung in Bewegung

Eine der reizvollsten Sammlungen historischer Fahrzeuge hierzulande ist sicherlich das Automuseum in Melle in der Nähe von Osnabrück. Ursprünglich in Ibbenbüren angesiedelt befindet sich die Sammlung heute in einem Fabrikgebäude aus der Gründerzeit in der Nähe des Bahnhofs Melle.

Faktisch sind die über 200 gezeigten Automobile Leihgaben von Enthusiasten aus der Umgebung. Das hat den Charme, dass viele Fahrzeuge auch benutzt werden und so ständig Bewegung in der Ausstellung ist.

Die auf der Museums-Website erwähnte Sonderausstellung zum Thema luftgekühlte Autos ist leider bereits beendet (Stand: 15.11.2015). Dennoch lohnt sich das Museum unbedingt – der Verfasser hatte vor einigen Jahren bei einer Überführungsfahrt aus Norddeutschland die Gelegenheit zu einem Zwischenstopp in Melle genutzt.

Wer meint, mit der Frankfurter Klassikstadt hätte man praktisch dasselbe vor der Tür, wird vor Ort eines Besseren belehrt. In Melle geht es deutlich bodenständiger zu. Hier steht ganz klar die Leidenschaft für’s alte Blech im Vordergrund, alle Mitarbeiter sind Ehrenamtliche.

Das Automuseum Melle ist auch Veranstalter etablierter Rallys wie „Dampf in Melle“ und hat generell ein großes Herz für die Veteranen der Pionierzeit.

© Stanley-Dampfwagen; Bildrechte: Michael Schlenger

Museums-Tipp: PS-Speicher in Einbeck

Oldtimer-Museen gibt es mehr als genug hierzulande, möchte man meinen. Die großen Autohersteller haben sich die Präsentation ihrer Geschichte jedenfalls einiges kosten lassen. Leider wurde dabei oft viel Geld für austauschbare moderne Architektur ausgegeben, während ein den historischen Fahrzeugen angemessenes Ambiente zu kurz kam.

Dass es anders geht, zeigt der PS-Speicher im Fachwerkstädtchen Einbeck bei Kassel. Seit 2014 ist dort in perfekt passender Umgebung die Sammlung des Unternehmers Karl-Heinz Rehkopf zu bestaunen. Auf Michael Helds Website gibt es einen ausführlichen Bild- und Erlebnisbericht dazu.

© DKW F91 im PS-Speicher Einbeck; Bildrechte: Michael Schlenger

Jüngst ist die Sammlung in Einbeck erheblich erweitert worden. Über 100 Nutzfahrzeuge des verstorbenen Enthusiasten Emil Bölling sind dazugekommen. Dazu wiederum ein interessanter Artikel mit Hintergrundinformationen. Aufsehenerregend war die Überführung der Fahrzeuge auf eigener Achse über eine Strecke von mehr als 200km (Bildbericht).

Adler-Werbung aus Frankfurt 1935-1937

Dass Frankfurt am Main einmal ein wichtiger Industriestandort war, an dem sogar Automobile (Adler, Detra nach Tatra-Lizenz) und Karosserien (Dörr & Schreck, Kruck) gebaut wurden, ahnt der heutige Besucher der Stadt kaum. Auch die großartige Museumsmeile entlang des Sachsenhäuser Ufers übergeht diesen Aspekt der Stadtgeschichte völlig.

Dabei war das Renommee von Goethes Geburtsstadt einst auch eng mit Firmen von Rang wie dem Automobilhersteller Adler verbunden. So ist es kein Zufall, dass in den 1930er Jahren die Programmhefte zu den Römerberg-Theaterfestspielen Reklame des am Hauptbahnhof angesiedelten Unternehmens zeigten.

Kunst und Kommerz gingen einst zusammen, ohne dass dies geschmacklos erschien. Das mag auch an der grafischen Qualität der handwerklich hergestellten Anzeigen gelegen haben.

Hier die ganzseitigen Adler-Werbeanzeigen aus originalen Festspielheften der Jahre 1935, 1936 und 1937:

© Adler Original-Reklame aus Sammlung Michael Schlenger

Auflösung der Sammlung Frederiksen

Am 26. September 2015 versteigert das Auktionshaus Bonhams die gesamte Fahrzeugsammlung des dänischen Enthusiasten Henrik Frederiksen.

Unter den Hammer kommen 48 Wagen vorwiegend der 1920er/30er Jahre, darunter zwölf Rolls-Royce der Typen Silver Ghost und Phantom, diverse Hispano-Suiza, Isotta-Fraschini, Mercedes-Benz und ein Maybach V-12 „Zeppelin„.

Stark vertreten sind daneben einstige US-Luxusmarken wie Cadillac, Duesenberg, Lincoln, Packard, Pierce-Arrow und Stutz. Ein Überblick über alle Fahrzeuge findet sich im aufwendigen Katalog von Bonhams (Download dauert länger):

Bonhams-Katalog Frederiksen-Auktion

Eine besondere Rarität ist der wohl einzige noch existierende Queen Victoria Brougham Electric von 1905. Hochauflösende Bilder dieses frühen Elektrofahrzeugs der amerikanischen Woods Motor Vehicle Company gibt es hier.

Frederiksen hat seine über Jahrzehnte aufgebaute Sammlung auf dem einstigen Adelssitz Lyngsbækgaard aufbewahrt. Auf dem herrlichen Anwesen findet auch die Auktion statt.

Der folgende, stimmungsvolle Film vermittelt einen Eindruck von der Anlage, den Autos und ihrem bodenständig gebliebenen Besitzer.

© Videoquelle YouTube; Urheberrecht: Bonhams

Sehenswert ist auch eine Bilderstrecke, die die Autos noch in ihrem alten, gediegenen Umfeld zeigt.