Verrückte Maßstäbe? Lincoln „Convertible Coupe“ von 1934

Hinweis: Heute geht es hier mehr als sonst politisch zu. Das als Warnung für die in dieser Hinsicht etwas ängstlicheren Leser.

Zu den Konstanten der letzten 100 Jahre gehört, dass man in Europa stets die eigenen Maßstäbe an die USA legt.

Für viele Briten sind die Amis Barbaren in einer abtrünnigen Kolonie, denen man die Ohrfeige der Unabhängigkeitserklärung nie verziehen hat. Sich von denen in zwei Weltkriegen retten lassen zu müssen, das hat schwer am Selbstbild genagt.

Auf dem Kontinent – speziell in Deutschland – herrscht seit Generationen eine bloß aus längerer Geschichte gespeiste Überheblichkeit, wobei man seit etwa 1930 nur noch von den Beständen lebt und nichts Neues mehr beizutragen vermag.

Oft herrscht die Auffassung, dass die USA nur eine neuere Variante europäischer Traditionen repräsentieren sollte, zumal man da ja Englisch spricht. Doch so wie das Amerikanische eine eigene Sprache darstellt, ist auch die Mentalität eine eigene.

In den Vereinigten Staaten haben sich Einwanderer aus aller Welt als Volk gefunden und neu „erfunden“. Das erklärt, warum die Millionen von Amerikanern, deren Vorfahren aus Skandinavien, Deutschland oder Italien stammten, schon in der zweiten Generation die Muttersprache nicht mehr sprachen.

Man war froh, den Verhältnissen in der Alten Welt entronnen zu sein. Die Gemeinsamkeit der Neuankömmmlinge war, bei Null anfangen und mit jedem klarkommen zu müssen.

Wir reden hier nicht von den Problemen der als Sklaven „importierten“ Schwarzafrikaner – das ist die bedrückende Geschichte einer kleinen Minderheit, sondern von der weit überwiegenden Mehrheit der frei in den USA Geborenen.

Besuchern der USA fällt die Unbekümmertheit und Direktheit der Amerikaner im persönlichen Umgang auf, das allfällige Selbstbewusstsein, die Redegewandheit und das Fehlen von Respekt vor albernen Insignien wie etwa Doktor- und Adelstiteln.

Was dagegen zählt, sind hart erarbeitete Meriten in beruflicher Hinsicht. Offensiv ausgestellter Wohlstand gilt als erstrebenswert und der große Auftritt – am besten mit der ganzen Familie – gehört ebenso zum guten Ton wie das Bekenntnis zu Religiosität.

Wer nicht imstande ist, diese Rhetorik und Selbstinszenierung lässig zu nehmen, etwa weil er die Perspektive meist in materiell prekären Verhältnissen lebender deutscher Journalisten übernimmt, der gelangt zu falschen Einschätzungen.

Schon als Jugendlicher fand ich es verstörend, wie einst ein honoriger – wenn auch wenig erfolgreicher – US-Präsident wie Jimmy Carter von den studierten Meinungsbildnern hierzulande als minderbemittelter Erdnussfarmer verspottet wurde.

Später war es Ronald Reagan, den man hierzulande als Cowboy und gefährlichen Zündler darstellte. Ich hatte es mir schon ab den 80er Jahren zur Gewohnheit gemacht, mir mein Bild möglichst aus US-Quellen zu bilden und das heißt: sprachlich im Original.

Einfach war das nicht, aber ein von meiner in Genf bei den Vereinten Nationen arbeitenden Tante finanziertes Abonnement des legendären „National Geographic Magazine“ erlaubte es mir, die Mentalität der Mehrheit in den USA zu verstehen.

Umgekehrt war es ein Leichtes, die Heiligsprechung eines Schönredners wie Obama seitens deutscher Medien zu durchschauen. Der Durchschnittsamerikaner verbindet mit ihm nach meinem Eindruck nichts, was seine Lebensverhältnisse verbessert hätte.

Sie können sich jetzt vermutlich denken, was ich von den Stereotypen halte, die hierzulande immer noch unters Volk gebracht werden, was den nach guter deutscher Tradition aktuellen „Verrückten“ im Weißen Haus betrifft.

Das kommt davon, wenn man sich sein Urteil nicht direkt anhand des amerikanischen Originals bilden will oder kann.

Man muss hier die Befindlichkeit einer Verlierernation als mildernden Umstand in Betracht ziehen. Ich jedenfalls bin froh, dass der seit 1945 in den Staaten entstandene Augias-Stall mit parlamentarisch unkontrolliertem Treiben Dutzender Staatsagenturen jetzt zumindest ansatzweise durchgespült wird.

Kritik an der CIA und den US-Pharmakonzernen war einmal eine aufgeklärte Position. Jetzt passt es aber nicht, wenn diese von Leuten vertreten wird, für die es nur zwei Geschlechter gibt und die auch anderem ideologischen Schwachsinn den Kampf angesagt haben.

Das soll zu diesem Thema genügen. Jaja: Bombenterror, Vietnamkrieg, Rassentrennung… das weiß ich alles. Ist aber Geschichte. Den aktuellen Präsidenten messe ich an dem, was er leistet, ganz gleich wie sehr er hiesige Hohepriester in Funk und Fernsehen verstört.

So, da ist er endlich – der nach einem von Amerikas größtem Präsidenten benannte Lincoln:

Lincoln „Convertible Coupe“, Modelljahr 1934; originales Werksfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Dieser Wagen setzte anno 1934 eigene Maßstäbe – amerikanische Maßstäbe:

Unter der Motorhaube arbeitete ein 150 PS starker 12-Zylindermotor – aber ein klassischer Seitenventiler, der seine Leistung vor allem aus dem Hubraum (6,6 Liter) bezog.

Das Getriebe wiederum war auch nach europäischen Maßstäben modern, es besaß eine Synchronisierung, die Schalten ohne Doppelkuppeln und Zwischengas erlaubte.

Verrückt für Europäer waren die Maßstäbe, was die Bremsen betrifft – sie waren zwar servounterstützt, aber nicht hydraulisch. Rückständig oder einfach pragmatisch? Man darf annehmen, dass die Amis bei diesem Gerät schon wussten, wie man es wirksam verzögert.

Aber was ist mit der Bezeichnung als „Convertible Coupe“. Waren die bei Lincoln verrückt? „Convertible“ bedeutet, dass man das Dach niederlegen kann. Ein Coupé aber hat ein festes Dach.

Und dann schreiben sie „Coupe“ auch noch ohne „accent aigu“ und sprechen es falsch aus „Kuup“. Verdammte Bande von Idioten! – hört man jetzt Klaus Kinski aus Europa donnern.

Tja, in den Staaten bestimmt man die Maßstäbe eben selbst. Ein „Convertible Coupe“ ist keine Verbeugung vor den Franzosen, denen man einst noch vor den Briten in Amerika den Strom abgestellt hatte. Es ist einfach die US-Bezeichnung für „Zweifenster-Cabriolet“.

Das muss man bei aller Traditionsverbundenheit, für die ich regelmäßig eintrete, einfach akzeptieren. Die Amis machen seit ihrer Unabhängigkeitserklärung ihr eigenes Ding, und das in jeder Hinsicht. Europa interessiert sie nur als Absatzmarkt und Reiseziel.

Ihre Maßstäbe sind nach europäischer Auffassung „verrückt“. Aber ist das nicht bizarr?

Im Alten Europa wird oberflächlich seit den 70er Jahren für Vielfalt und Toleranz getrommelt, doch wenn jenseits des Atlantiks die Uhren ganz anders gehen, die Maßstäbe „verrückt“ werden, dann ist es auch nicht recht.

So belächelte man anno 1934 vermutlich hierzulande wieder einmal dieses Massenfabrikat aus dem Hause Lincoln gegenüber der singulären „deutschen Werkmannskunst“:

Moment mal, der 12-Zylinder-Lincoln von 1934 wurde in den beiden offenen Versionen „Convertible Coupe“ und „Dietrich Convertible Roadster“ ja nur in 25 Exemplaren gebaut.

Sollten die irren Cowboys jenseits des Atlantiks neben den Massenmobilen, die sich jeder US-Arbeiter leisten konnte, während in Deutschland nur Privilegierte die Autobahnen nutzen konnten, auch solche Manufakturautos zustandebekommen haben?

Klar konnten sie das – ebenso wie sie einige Jahre später die mal wieder völlig verrückten Krauts mit brillianter Logistik (und erheblichem Blutzoll) erneut in die Schranken wiesen.

Bitte verstehen Sie diesen Beitrag als subjektive und zugespitzte Darstellung, die nicht als Beitrag zur Automobilhistorie gedacht ist. Ich gebe im Blog-Format bisweilen Sichtweisen Raum, die man so nicht im Ersten oder Zweiten Deutschen Fernsehen findet.

Ab morgen geht es dann wieder nur um Vorkriegsautos auf alten Fotos, versprochen!

Nachtrag: Beim nochmaligen Durchsehen fällt mir auf, dass ich die perfekten Proportionen des 1934er Lincoln überhaupt nicht gewürdigt hatte. In gestalterischer Hinsicht war das ein Meisterwerk seiner Zeit, mit kaum einer geraden Linie, wie ich das mag…

Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.

Vor 90 Jahren: Start ins Neue Jahr im Luxus-„Ford“

Zum Start ins Jahr 2018 bedankt sich der Verfasser bei allen, die diesen Blog als Leser schätzen oder auch mit Fotos, Ergänzungen und Korrekturen dazu beitragen, dass wir die facettenreiche Welt der Vorkriegsautos virtuell fortleben lassen können.

Außerdem sei allen Besuchern und befreundeten Enthusiasten gewünscht, dass 2018 ein gutes Jahr werde – mit viel Freude am historischen Automobil, ob beim Fahren, Schrauben oder auch bei einschlägigen Ausflügen im Netz.

Der Verfasser freut sich darauf, wiederum ein Jahr lang Sehenswertes, Seltenes und Spannendes aus seinem Fundus an Originalfotos zeigen zu können. Darunter werden auch wieder etliche Raritäten wie beim letzten Fund des Monats sein.

Leisten wir uns zum Jahresauftakt einen luxuriösen Einstieg wie diesen:

Lincoln von 1927; Originalfoto aus Sammlung Michael Schlenger

Auf der Postkarte, die dieses mächtige Fahrzeug zeigt, schickte dessen Berliner Besitzer vor 90 Jahren Neujahrsgrüße aus dem Urlaub im schlesischen Riesengebirge (heute Polen) ins thüringische Neustadt (im Harz gelegen).

Moment mal, war im Titel des heutigen Blogeintrags nicht die Rede von einem „Ford“? Sicher, aber in Verbindung mit „Luxus“ war das erkennbar augenzwinkernd gemeint.

Ein Ford im eigentlichen Sinn ist das natürlich nicht, aber immerhin ein Steckenpferd von Henry Ford und seinem ebenfalls schwer „autistischen“ Sohn Edsel.

Bei Kennern von US-Marken dürfte sogleich der Groschen fallen – für alle anderen leiten wir die Identität dieses Prachtexemplars aus der Frontpartie ab:

Die brachiale Optik der Stoßstange – an eine mittelalterliche Schmiedearbeit erinnernd – lässt einen gleich an einen US-Wagen denken.

Keine Frage, die amerikanische Autoindustrie war in der Zwischenkriegszeit der europäischen Konkurrenz um Längen voraus – nur sie war imstande, echte Volkswagen zu bauen, sie war stilistisch und eine ganze Weile auch technisch führend.

Doch Ende der 1920er Jahre kündigte sich an, dass man jenseits des Atlantiks geschmacklich nicht so sattelfest wie in Europa war, wo man aus über 2.000 Jahren gestalterischer Tradition schöpfte. Nach 90 Jahren funktionsbesessener Bauhaus-Monokultur ist das freilich inzwischen auch passé…

Sieht man von der Stoßstange ab, die dem „Kuhfänger“ einer Dampflok im Mittleren Westen Ehre gemacht hätte, erinnert die Kühlerpartie an einen Ford A:

Diese Ähnlichkeit ist wohl kein Zufall – denn der dicke Brummer auf der Neujahrskarte stammt von einer Marke, die 1922 von Ford gekauft wurde: Lincoln! Auf der Originalaufnahme kann man den Markennamen im ovalen Kühleremblem lesen.

Der bis dato wenig erfolgreiche Hersteller von Luxuswagen hatte erst 1920 mit der Produktion begonnen – Gründer Henry Martyn Leland hatte allerdings zuvor bereits Bedeutendes für die US-Autoindustrie geleistet.

Er war es, der 1902 den Finanziers der glücklosen Henry Ford Company empfahl, eine neue Automarke ins Leben zu rufen – Cadillac. Das erste Modell unter diesem Namen war bis auf den Motor noch ein Ford-Entwurf. Henry Ford, der bei der Gelegenheit die Firma verließ, sollte diese Schmach nicht vergessen.

Nachdem Henry Martyn Leland 1917 bei Cadillac den Abschied gab, versuchte er sein Glück mit einer nach US-Präsident Lincoln benannten eigenen Firma. Zunächst baute diese Flugmotoren für die US-Luftwaffe, doch schon bald endete der Erste Weltkrieg.

Zur Auslastung der Fabrik verlegte sich Leland auf den Bau eines Luxuswagens mit V8-Motor. Diese ab 1920 gebauten Lincolns waren von bester Qualität und Leistung (80 PS), doch das belanglose Äußere stand dem Erfolg entgegen.

Erst die Übernahme der Edelmarke ausgerechnet durch den mittlerweile etablierten Volksautofabrikanten Henry Ford, für diesen sicher eine große Genugtuung, sorgte für einen Aufschwung. Bis Mitte der 1920er Jahre stieg die Produktion des nunmehr 90 PS leistenden Lincoln auf rund 7.000 Stück pro Jahr.

Genau aus dieser Zeit stammt „unser“ Lincoln. Das verraten zwei Details: Ab 1925 wurden alle Lincolns serienmäßig mit einem Windhund als Kühlerfigur ausgestattet. Gleichzeitig verschwanden die Positionsleuchten am Windlauf:

Die trommelförmigen Scheinwerfer finden sich nur an Modellen der Jahre 1924-26, sodass wir eigentlich das Baujahr dieses Wagens hinreichend eingeengt hätten.

Doch obiger Bildausschnitt zeigt auch ein Detail, das nicht dazu passt: die vorderen Bremstrommeln. Sie wurden laut Literatur erst ab 1927 verbaut, die Lincolns dieses Baujahrs besaßen aber stets kegelförmige Scheinwerfer.

Das ist aber nicht die einzige Merkwürdigkeit an diesem Wagen. Ebenfalls aus dem Rahmen fällt die vertikal geteilte Frontscheibe, die dem Verfasser bislang auf keinem anderen Foto eines Lincoln jener Zeit begegnet ist.

Natürlich liegt es nahe, aus der deutschen Zulassung des Wagens auf eine hierzulande gefertige Spezialkarosserie zu schließen. Dann hätten wir es aber mit einer veritablen Rarität zu tun.

Vom Lincoln des Jahres 1927 mit vorderen Bremstrommeln wurden laut Literatur nur 83 Exemplare als nacktes Chassis ausgeliefert. 1925/26 sah es mit 121 bzw. 154 Wagen nicht viel besser aus.

Auch der Aufbau als solcher wirkt außergewöhnlich:

Formal betrachtet haben wir es hier mit einem Sedan-Cabriolet zu tun – einer sechsfenstrigen Limousine mit komplett niederlegbarem Verdeck. Im Unterschied zum Tourenwagen sind hier feste Fenster mit Rahmen verbaut.

Irritierend ist die große Kiste, die die volle Länge des Trittbretts ausfüllt. Wie sollte man da ohne zusätzliche Hilfe einsteigen können?

Überhaupt wirkt die gesamte Partie ab der Frontscheibe wenig gefällig, sie erinnert ein wenig an zeitgenössische Mannschaftswagen von Polizei und Feuerwehr.

Rätselhaft ist nicht zuletzt das Emblem, das der die Tür offenhaltende junge Mann an Ärmel und Schirmmütze trägt. Säße nicht bereits jemand am Lenkrad, würde man ihn für den Chauffeur des Lincoln halten.

Wer kann etwas zu diesen eigentümlichen Details sagen? Wann genau wurde der Lincoln gebaut: 1925/26 oder doch erst 1927? Woher stammt der merkwürdige Aufbau und welchem speziellen Zweck diente er? War der Lincoln vielleicht ein Jagdwagen?

Wagen wie dieser und Fragen wie diese sind es, die die Beschäftigung mit Vorkriegsautos so spannend machen – es ist längst nicht alles dokumentiert, was einst auf unseren Straßen unterwegs war.

Auch insofern: Möge das Jahr 2018 noch viele Überraschungen wie diese bereithalten!

Literatur: Standard Catalog of American Cars 1805-1942, B. R. Kimes/H.A. Clark

© Michael Schlenger, 2018. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://www.klassiker-runde-wetterau.com with appropriate and specific direction to the original content.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stromlinie & Heckantrieb: Briggs-Prototyp von 1933

Seit den 1920er Jahren lag das Konzept des Heckmotorautos mit Stromlinienkarosserie in der Luft. Entwürfe gab es etliche, doch der Weg zur Serienproduktion war lang. Vom 1928 in England vorgestellten Burney Streamline wurden nur wenige Exemplare gefertigt. Und der 1931 von GM-Gestalter John Tjaarda in den USA entworfene Wagen nahm zwar den späteren Tatra 77/87 formal vorweg, existierte aber nur in Zeichnungen.

John Tjaardas Ideen sollten aber bald auch praktische Ergebnisse zeitigen. 1932 wechselte er zum Karosseriebauer Briggs in Detroit, der von den US-Großserienherstellern als Partner geschätzt wurde. Dort entwickelte Tjaarda seinen ersten Entwurf weiter, sodass dieser patentiert werden konnte. Hier eine Abbildung aus der Patentanmeldung von Januar 1933.

© Bildquelle: http://theoldmotor.com; Urheberrecht: John Tjaarda

Der Entwurf weist weiterhin Ähnlichkeiten mit dem späteren Tatra-Modell auf, vor allem in der Seitenansicht. Jedoch ist nun vor allem die Front plastischer durchgeformt.

Als Ford bei Briggs einen Karosserientwurf für die Konzernmarke Lincoln in Auftrag gab, wurde obige Zeichnung als Grundlage für einen Prototypen mit luftgekühltem Ford-V8-Heckmotor verwendet, der 1933 als „Briggs Dream Car“ vorgestellt wurde. Hier eine Aufnahme des Wagens (Ausschnitt des Originalfotos):

© Pressefoto Briggs Prototyp 1933; Bildquelle: Sammlung Michael Schlenger

Auf dieser Basis entwickelte Briggs den bestellten Lincoln-Prototypen. Dieser musste zwar auf Wunsch von Ford auf Frontmotor umgerüstet werden, was Abweichungen von Tjaardas ursprünglichen Entwürfen erforderte.

Teile des selbsttragenden Karosseriegerüsts und die Proportion der Fahrgastzelle wurden aber beim ab 1936 gebauten Lincoln Zephyr beibehalten. Selbst Details wie der Übergang der Scheinwerfer zu den Kotflügeln tragen hier noch Tjaardas Handschrift.

© Pressefoto Lincoln Zephyr, 1936; Bildquelle: Sammlung Michael Schlenger

Übrigens sollte die bei Ford noch stärker herausgearbeitete spitz zulaufende Kühlerfront selbst wieder stilprägend werden. Viele Autos der späten 1930er Jahre übernahmen dieses markante Detail, sogar der brave Fiat 1100, der ab 1939 bis in die späten 1940er Jahre in der unten abgebildeten Form gebaut wurde.

© Originalfoto Fiat 1100 in Rom (Stazione Termini) 1957; Sammlung Michael Schlenger