„Rally“-Cyclecar: Der Bugatti des kleinen Mannes

Die Tradition der „Cyclecars“ – kleiner, leichter Sportwagen der 1920er und frühen 1930er Jahre – wird auch hierzulande von Enthusiasten gepflegt. Bei den Classic Days 2014 auf Schloss Dyck waren einige im Einsatz zu sehen.

© Cyclecars, Classic Days 2014; Bildrechte: Michael Schlenger

Im Cyclecar-Segment dominieren französische Marken wie Amilcar, Mathis und Salmson. Deutsche Fabrikate sind kaum anzutreffen, obwohl hierzulande einst zahllose Produzenten kleinvolumige Wagen fertigten.

Vermutlich war seinerzeit in Frankreich der Markt für Privatfahrer größer, die sich solche Schätzchen leisten konnten. Die Dominanz französischer Hersteller in dieser Klasse wird auch beim alle zwei Jahre stattfindenden Vintage Revival Monthléry deutlich, wo an die 50 Cyclecars über den einzigen noch befahrbaren Steilkurvenkurs der Welt toben.

© Videoquelle: YouTube; Urheberrecht: Michael Buller

Zu den hierzulande kaum bekannten Herstellern solcher Kleinsportwagen gehörte von 1921 bis 1933 die Firma Rally, die in einem Vorort von Paris ansässig war.

Der Verfasser erstand vor einiger Zeit beim Goodwood Revival Meeting folgendes Foto der 1930er Jahre, das einen Rally ABC zeigt.

Rally_Pressefoto

© Rally ABC, Bj. 1930; Sammlung: Michael Schlenger

Auf der Rückseite sind die technischen Daten des Wagens vermerkt:  4-Zylinder-Motor mit 1100 ccm, hängende Ventile, 3-Gang-Getriebe, Baujahr 1930.

Der Zufall wollte es, dass 2013 auf dem Teilemarkt im elsässischen Lipsheim ein Rally zum Verkauf angeboten wurde – allerdings ohne Angabe des Kaufpreises. Hier ein Foto des Fahrzeugs:

© Rally, Teilemarkt Lipsheim; Bildrechte: Michael Schlenger

Amilcar-Freunde mögen es verzeihen – aber Rally baute die optisch attraktiveren Wagen. Man ist geneigt, angesichts der hufeisenförmigen Kühlermaske vom „Bugatti des kleinen Mannes“ zu sprechen.

Rally fertigte übrigens zeitweise eigene Motoren, für die auch ein Roots-Kompressor verfügbar war. Ab 1931 trat Rally dann mit Motoren von Salmson an, die über zwei Nockenwellen verfügten.

Rally ging 1933 in Konkurs, die Rennaktivitäten hatten offenbar zuviel Kapital verschlungen. Schön zu sehen, dass dennoch etliche Wagen dieser feinen Marke überlebt haben. Hier ein spätes Modell:

© Rally, Classic Days 2014; Bildrechte: Michael Schlenger