Ford Buckeltaunus: einst populär, heute selten

Wenn man in der Wetterau wohnt, gibt es kaum einen Ort, von dem aus man den Taunus nicht sehen kann. Eindrucksvoll grenzt das Mittelgebirge unsere Region nach Westen ab und beschert uns nebenbei ein angenehmes Mikroklima.

Weit schwerer ist es, heute noch einen Ford Taunus zu Gesicht zu bekommen. Speziell die frühen Modelle mit der markanten Hecklinie („Buckeltaunus“) scheinen fast ausgestorben zu sein.

Kürzlich ist der Verfasser auf dieses zeitgenössische Foto eines besonders raren Exemplars gestoßen:

Ford_Buckeltaunus_1950

© Ford Taunus von 1950; Sammlung: Michael Schlenger

Erst noch etwas Lokalhistorie: Woher kommt eigentlich der Name des Taunusgebirges? Wer auf eine römische Bezeichnung tippt, liegt nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Bis ins 18. Jh. hieß der Taunus bloß „die Höhe“. In Ortsnamen wie „Homburg vor der Höhe“ hat sich der alte Name erhalten.

Die Umbenennung in Taunus ist einem alten Gelehrtenirrtum geschuldet. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus erwähnt im Zusammenhang mit Feldzügen in unserer Region ein „castellum in monte tauno“. Dieses hielt man für das auf dem Kamm des Gebirges befindliche Saalburgkastell. Also müsse „mons taunus“ die antike Bezeichnung für den Taunus gewesen sein.

Damals wusste man noch nicht, dass die Saalburg erst deutlich nach dem von Tacitus beschriebenen Feldzügen errichtet wurde. Möglicherweise bezeichnete der „mons taunus“ den Friedberger Burgberg , auf dem es bereits früh ein römisches Militärlager gab.

Zurück zum Ford Taunus: 1939 wurde der erste Wagen mit dieser Bezeichnung vorgestellt – eine eigene Entwicklung der deutschen Ford-Werke in Köln. Dieses Modell hatte eine von der Stromlinie beeinflusste gerundete Heckpartie, die nach dem Krieg auch andere Wagen wie der Buckelvolvo aufwiesen.

Der Ford Taunus war der Nachfolger des Ford Eifel, dessen Motorisierung er übernahm. Formal war er aber moderner, wie ein Blick auf den Vorgänger zeigt:

© Originalfoto Ford Eifel bei der Wehrmacht, um 1940; Sammlung: Michael Schlenger

Nach dem Krieg wurde der Buckeltaunus zunächst unverändert weitergebaut. Nach wie vor wurde er von einem 4-Zylinder-Motor angetrieben, der aus 1,2 Liter Hubraum 34 PS schöpfte. Aufgrund der zerklüfteten Frontpartie waren damit nur 105 km/h Höchstgeschwindigkeit drin.

Mit Starrachsen und Blattfedern war der Taunus auch fahrwerksseitig nach dem Krieg „von gestern“. Damals zeichnete sich Fords Tendenz zu technisch unerheblichen Brot-und-Butter-Autos ab. In den USA gelangen der Firma nach dem letzten großen Wurf der Vorkriegszeit – dem großartigen „V8“ – ebenfalls keine vergleichbaren Innovationen mehr.

Dennoch verkaufte sich der Buckeltaunus recht gut. Dies lag neben der bewährten Konstruktion auch an der amerikanischen Optik, die die Frontpartie nach der Überarbeitung im Jahr 1950 auszeichnete. Das neue Modell erhielt die Bezeichnung „Spezial“ und bot unter anderem eine bessere Innenausstattung.

Genau ein solches Modell ist auf dem oben abgebildeten Originalfoto zu sehen. Hier ein Ausschnitt, der eine Detailbetrachtung erlaubt.

Das Nummernschild spricht für eine Entstehung des Fotos nicht vor 1956. Denn erst ab dann wurde das Kürzel „IS“ für Iserlohn vergeben. Der Ford war da schon gut gebraucht, wie die Delle in der Motorhaube zeigt.

Aufschlussreicher ist ein anderes Detail: Der Wagen hat noch keine Blinker. Diese wurden zur Jahresmitte 1950 eingeführt und unterhalb der Scheinwerfer montiert. Da das „Spezial“-Modell erst ab Mai 1950 gebaut wurde, lässt sich das Produktionsdatum auf Frühsommer 1950 einengen.

Der Verfasser ist noch nie einem Ford Taunus Spezial begegnet, erst obiges Foto hat ihn auf seiner Spur gebracht. Verglichen mit den üblichen Verdächtigen aus der Klassiker-Szene scheint der Wagen wirklich rar zu sein.

Wäre schön, einen davon im Taunus zu Gesicht zu bekommen…

Vorkriegs-Renaults in der Sammlung Fritz Schweier

Hand auf’s Herz: Wer hat zuletzt einen R4 von Renault gesehen, der einst bei uns so verbreitet war wie die Ente von Citroen? Wann ist einem gar ein Renault Fuego aus den 1980er Jahren begegnet? Genau: Zuletzt in den 1980er Jahren.

Nun war nicht jeder Typ von Renault ein so großer Wurf wie das Cremeschnittchen (4CV) oder das Heckklappen-Modell R16. Doch wenn man sich mit der Marke beschäftigt, erinnert man sich gern wieder an eigenwillige Fahrzeuge wie Dauphine oder Caravelle, die einst in Billancourt von den Fließbändern rollten. Nicht zu vergessen: der legendäre Renault Alpine.

© Renault Alpine in Mulhouse 2013; Bildrechte: Michael Schlenger

Ein idealer Ort, um Erinnerungen aufzufrischen und sich mit der abwechslungsreichen Geschichte der Marke zu befassen, ist die Renault-Sammlung von Fritz Schweier in Fellbach bei Stuttgart. Mit 30 fahrtüchtigen historischen Renaults und einer riesigen Sammlung zeitgenössischer Accessoires ist dies vermutlich die sehenswerteste Ausstellung ihrer Art hierzulande.

Dort besteht auch die Gelegenheit, in die Vorkriegsgeschichte von Renault einzutauchen, die für die meisten vermutlich ein Buch mit sieben Siegeln ist. Oder wer kann die folgenden Modelle der 1930er Jahre auseinanderhalten: Celtaquatre, Juvaquatre, Monaquatre, Novaquatre, Primaquatre, Vivaquatre?

Die Renault-Vorkriegsmodelle sind kaum nach Deutschland gelangt. Die Erfahrungen mit den unspektakulären, aber soliden Wagen beschränkten sich auf den Einsatz beim Militär.

Da die deutsche Wehrmacht chronisch unterversorgt mit Fahrzeugen war, wurden ab 1939 auch in den besetzten Gebieten PKW beschlagnahmt, die einsatztauglich erschienen. Zeitgenössische Fotos zeigen oft französische Beutefahrzeuge.

Hier ein Originalfoto eines von der Wehrmacht requirierten Renault Celtaquatre. Das war ein Wagen der unteren Mittelklasse mit 4-Zylinder-Motor, der aus 1,5 Liter Hubraum gut 30 PS schöpfte – genug für 100 km/h Spitze. 44.000 Stück davon wurden zwischen 1934 und 1938 gebaut.

© Originalfoto Renault Celtaquatre, Russland 1941/42; Bildquelle: Sammlung Michael Schlenger

Das Fahrzeug auf dem Bild muss Baujahr 1937 sein, denn es verfügt bereits über den in diesem Jahr eingeführten Spitzkühler, trägt aber noch die geschwungene Vorderstoßstange, die ab Oktober 1937 durch eine gerade ersetzt wurde.

Das taktische Zeichen und das Divisionskennzeichen auf dem linken Kotflügel verraten: Der Renault gehörte zur Panzerjäger-Abteilung 49, die Teil der 4. Panzerdivision war. Diese nahm ab Sommer 1941 am Russland-Feldzug teil.

Da das Divisionskennzeichen ab 1943 ein anderes war, muss das Bild 1941 oder 1942 in Russland enstanden sein – dem Wuchs des Getreides und dem Schattenwurf nach an einem Frühsommertag um die Mittagszeit.

Die 4. Panzerdivision wurde 1943/44 fast völlig aufgerieben. Dabei dürfte auch der kleine Renault verlorengegangen sein. Man sieht: Die Beschäftigung mit historischen Fahrzeugen kann mehr sein als nur Technikgeschichte.