Nur so am Rande: Wussten Sie schon, dass 2025 die bei vielen Vorkriegsfreunden so beliebten „Classic Days“ bei Düsseldorf endlich wieder in einem angemessenen Ambiente stattfinden?
Mit dem Standort Schloss Dyck am Niederrhein hatte sich diese Klassikerveranstaltung über viele Jahre den Ruf als Deutschlands schönstes Oldtimer-Event erarbeitet. Für mich waren die Classic Days stets einer der Höhepunkte des Jahres.
Bilder davon durchziehen meinen Blog seit seiner Entstehung vor bald zehn Jahren. Leider wurde 2022 aus Gründen, die hier nicht zu erörtern sind, die Entscheidung getroffen, den Standort auf den Messeparkplatz Düsseldorf zu verlegen – in der Einflugschneise des Flughafens, aber das nur so am Rande.
Nicht nur für mich war dieser Unort ein absolutes „No go“ und die Classic Days waren für mich gestorben, so dachte ich. Doch wie es scheint, erkannte der Veranstalter, dass der einzigartige Charakter der Veranstaltung, die früher auch bei Besuchern aus dem Ausland großen Anklang fand, wieder ein würdigeres Umfeld verdient.
Dieses wurde nun mit dem Rittergut Birkhof unweit des ursprünglichen Veranstaltungsorts gefunden und damit sollte wieder ein Umfeld gegeben sein, in dem speziell Vorkriegsschätze in Würde glänzen können.
Die Kombination aus herrschaftlichem Ambiente und Karossen der Vorkriegszeit ist unschlagbar. Das ist in ganz Europa so und zu den großartigsten Beispielen in der Hinsicht gehört der Concours d’Elegance auf Schloss Chantilly nördlich von Paris.
Von meinem dortigen Besuch anno 2015 habe ich hier wiederholt Bilder gezeigt. Folgende Aufnahme dient heute dazu, ein Fahrzeug zu identifizieren, dem wir heute „nur so am Rande“ begegnen – ein Wagen der französischen Marke „Avions Voisin“:

Um die spannende Geschichte dieses faszinierenden Herstellers zu erzählen, fehlt mir die Zeit – es muss genügen zu erwähnen, dass er von einem der bedeutendsten französischen Flugpioniere gegründet wurde: Gabriel Voisin.
Er hatte sich nach dem 1. Weltkrieg auf den Automobilbau verlegt, doch die spektakuläre „Art Deco“-Kühlerfigur sollte wie das geflügelte Markenemblem weiter an die Herkunft aus der Luftfahrt erinnern.
Voisin gehört zu den vielen Autoherstellern aus Frankeich, die in den 1920er Jahren einen anderen Kurs einschlugen als deutsche Firmen und auch angesichts der Dominanz von US-Fabrikaten ihre stilistische wie technische Eigenständigkeit wahrten.
Die Ästhetik eines Voisin der 20er sucht ihresgleichen – oft waren diese Wagen nach quasi architektonischen Prinzipien gestaltet und auf den ersten Blick beinahe nachlässig aus einzelnen Elementen zusammengesetzt.
Hier zur Veranschaulichung eine weitere Aufnahme aus Chantilly, die einen unrestauriert erhaltenen Voisin C14 zeigt:
Trotz der betonten Schlichtheit und des Fehlens jedweden Zierrats – vom prächtigen Kühler abgesehen – weist dieser C14 eine geradezu skulpturenhafte Spannung und Präsenz auf.
Das ist kein einfallsloser Kasten, wie er von vielen deutschen Herstellern um die Mitte der 1920er Jahre in einem Anfall von Funktionalismus produziert wurde, bevor die modernen Gestaltungstendenzen aus den USA dieser Verirrung ein Ende machten.
Überhaupt fällt auf, wie anders die Auffassungen von gelungener Formgebung in Frankreich bis in die 1970er Jahre sein sollten. Wem in der oberen Mittelklasse das Angebot von Mercedes und BMW einfach zu langweilig war, fuhr Citroen.
Nachhaltig beeindruckt hat mich schon als Jugendlichen der metallicbraune CX eines Nachbarn. Später entdeckte ich die DS und sogar den 2CV als gestalterische Meisterwerke, wie sie nur in Frankreich entstehen konnten und deren Qualitäten von den Spaltmaß- und Dämmfetischisten hierzulande nicht verstanden wurden.
Aber das nur am Rande…
Nun wollen wir endlich sehen, was das für ein Wagen war, der mich zu den heutigen Betrachtungen inspiriert hat. Er findet sich zusammen mit einem sportlichen Tourenwagen der ebenfalls französischen Marke Berliet hier als Randerscheinung:
Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo und bei welcher Gelegenheit diese beiden so unterschiedlichen Wagen aufgenommen wurden.
Das Foto könnte anlässlich eines Rennens oder einer Parade entstanden sein, wobei mir die unterschiedlichen Kennzeichen Rätsel aufgeben. Nach Frankreich sehen sie jedenfalls nicht aus.
Könnte Belgien die Lösung sein?
So oder so fällt es schwer, auch die beiden Wagen genau zeitlich einzuordnen. Irgendwann um die Mitte der 1920er Jahre sind sie wahrscheinlich entstanden.
Wenn Sie jetzt sagen, dass doch die Vorderradbremsen des Wagens links am Rand einen Datierungshinweis geben müssten, dann muss ich Sie enttäuschen.
Wie unter anderem Delage bot auch Voisin früher als die meisten deutschen Hersteller Vierradbremsen serienmäßig an – erstmals beim 4-Liter-Typ C3 anno 1922.
Vom Aufbau ist hier zu wenig zu sehen, um eine zeitliche Eingrenzung zu wagen, außerdem fehlt es mir an Literatur zu den Modellen von Voisin, die bis 1939 entstanden. Für diesbezüglich Hinweise wäre ich dankbar.
Eine Sache noch am Rande: Ich habe bereits Karten für die „Classic Days 2025“ geordert und plane, das ganze Wochenende (1.-3. August 2025) dort zu sein.
Sie auch? Wenn ja, vielleicht sehen wir uns dort ja…
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.