Der Fund des Monats Juni ist ein besonders entspannender, jedenfalls für mich.
Zur gelösten Stimmung mag das Inhalieren der Dämpfe des „Bondex“-Holzöls im Farbton Palisander beigetragen haben, welches ich bei allen Hölzern im Außenbereich unseres Anwesens zu applizieren pflege. Das Zeug verarbeitet sich hervorragend, kriecht in jeden Winkel und deckt nach zwei Gängen gut für einige Jahre.
Vor allem gefällt mir der lebendige tiefbraune Farbton mit einem Schuss Rot darin. Denn für mich zählen rund ums Haus alle drei Aspekte gleichermaßen – Dauerhaftigkeit, Funktionalität und Schönheit – welche schon der römische Baumeister Vitruvius im 1 Jh. v. Chr. in seiner Arbeit „De architectura“ betonte.
Noch beschwingt von den ätherischen Ölen, mit denen ich am nachmittag im Hof hantierte, ging es abends nach Anbruch der Dunkelheit barfuß durch denselben. Die Steine strahlten noch die Wärme von satten 16 Sonnenstunden ab und am Himmel glänzte die schmale, aber stetig wachsende Sichel von Frau Luna, wie wir den Mond zu nennen pflegen.
Abgesehen von ein paar Grillen, die fleißig ihrer Arbeit nachgehen, ist es draußen ruhig geworden. Die Wärme bremst die Aktivität und scheint nach einer Weile der Gewöhnung bei den meisten eine entspannende Wirkung zu haben.
Zeit ganz tief einzutauchen ins Dunkel der Vergangenheit, diesmal geht es zurück bis in die Zeit kurz vor dem 1. Weltkrieg. Damals wurde im Fotogeschäft Haase im thüringischen Bad Berka unweit von Weimar dieser Abzug angefertigt:
Mors Landaulet von ca. 1910; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Düster-unheimlich wirkt dieser archaisch daherkommende Wagen mit typischem Aufbau als „Landaulet“ – also mit zu öffnender Dachpartie nur über der hinteren Sitzbank.
Zur Anmutung zu passen scheint vordergründig der Name des Herstellers, den ich aus dem Studium der Kühlerform ableiten konnte – der Wagen war ein französischer „Mors“.
Der Lateiner denkt bei diesem Namen an den Tod – nicht verkehrt, sich desselben als ständigen Begleiter gewärtig zu sein, um jeden Tag das Beste aus dem Dasein zu machen.
Doch im vorliegenden Fall war der Name schlicht der des Gründers der Marke – Emile Mors – der wohl nicht über die lateinische Bedeutung des Namens und mögliche Assoziationen nachgedacht hatte.
Die Rennwagen von Mors waren tatsächlich „tödliche“ Waffen im frühen Autorennsport und die Erfolge der Marke fanden international Widerhall.
Unter Führung eines gewissen André Citroen gewann die Marke ab 1908 weiter an Profil und „Mors“-Wagen fanden mordsmäßigen Absatz in Europa und sogar in den USA, wo es wahrlich nicht an Autoherstellern mangelte.
So verwundert es am Ende dann doch nicht, dass dieses Exemplar, das ich auf ca. 1910 datieren würde, in deutschen Landen einen (sehr) vermögenden Käufer fand.
Das architektonische Umfeld scheint mir zu Mitteldeutschland zu passen, doch wo genau dieses Exemplar abgelichtet wurde, das konnte ich nicht ermitteln.
Aber darin sind ja einige meiner Leser versierter als ich und so verlasse ich mich ganz entspannt auf Ihre Kompetenz, liebe Vorkriegsautofreunde, während sich allmählich kühle Luft aus der nahen Au im Haus breitmacht…
So lässt sich das Dasein genießen, solange es währt.
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.
Wem die aktuelle herrlich trockene Wärme, deretwegen man sich sonst als Germane gewohnheitsmäßig in den Süden aufmacht, schon wieder zuviel ist – vielleicht Symptom einer körperlich immer weniger belastbaren autochthonen Population – für diejenigen also gibt es hier eine Erfrischung.
Frei nach dem Großmeister des neuzeitlichen Dada-Humors Helge Schneider (nebenbei ein formidabler Jazz-Musiker, aber das sagt vielen nichts) heißt es wie immer das Thema trefflich verfehlend: „Es gibt Eis, Baby“.
Auf die Idee kam ich heute am frühen Nachmittag nach getaner Gartenarbeit – unter anderem auf des japanischen Nachbars Grundstück, der mich stets freundlich lächelnd dort das wuchernde Unkraut wegmachen lässt, das auf unsere Seite herüberwächst.
Nach dieser Arbeit setzte ich mich ins Auto und besorgte im Supermarkt ein Zitronensorbet-Eis und kehrte zurück mit dem Schlachtruf „Es gibt Eis, Baby!„
Selbiges genossen wir dann unter dem prächtigen alten Maronenbaum, der mit seinem weit auskragenden Blätterdach ein perfektes Mikroklima für solche Situationen schafft.
Jetzt am Abend sind alle Fenster geöffnet, angenehm kühle Luft weht aus der Au durchs Haus und gegen unerwünschten Besuch ist die französische „Berger“-Lampe angezündet, die einen zuverlässig gegen alle Bestechungsversuche immunisiert.
Doch mag mancher Großstadtbewohner auf dergleichen verzichten müssen und schmort deweil zwischen vom Sonnenschein erhitzten Mauern ohne Aussicht auf Abkühlung.
Wirklich helfen kann ich diesen urbanen Zeitgenossen nicht, aber zumindest visuell habe ich heute jede Menge Abkühlung und erfrischende Perspektiven im Angebot:
Aero Typ 662; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Mag sein, dass sich die Vertreter der „Mir ist so heiß„-Fraktion gerade einen Schneehaufen wie hier im Hintergrund herbeiwünschen, doch nach dem ersten Kontakt wär’s dann vermutlich auch nicht recht: „Puuh, ist das kalt!„
Das ist mir aber egal, denn mir gefällt hier vor allem die Situation, die auf einem Foto festgehalten ist, welches einst vom Fotohaus Görner am Bismarckplatz in Dresden entwickelt wurde – mehr wissen wir leider nicht dazu.
Der abgebildete Wagen ist trotz des Kühlerüberzugs, der bei kaltem Wetter den Kühlluftduchsatz regulierte und so den Motor schneller warmwerden ließ, als „Aero“ aus tschechischer Produktion erkennbar.
Ich vermutete bereits etwas in der Richtung, bevor ich den nicht gut lesbaren Markenschriftzug am unteren Ende des Kühlers entdeckte.
Ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich meine, dass es sich um den Zweizylinder-Zweitakt-Typ 662 handelt, der von 1931-34 gebaut wurde. Die Typbezeichnung bezog sich auf den Hubraum in Kubikzentimeter – der Motor leistete 18 PS.
Man fühlt sich ein wenig an die DKWs jener Zeit erinert, doch dieser Aero besaß Heckantrieb und war auch nicht so elegant gestaltet. Dafür hatte der Roadster eine gewisse britische Anmutung und mit Spitze 80km/h ließ sich die nur 500 kg „schwere“ offene Version auf der Landstraße durchaus flott bewegen.
Aero bot daneben die 1 Liter-Version „1000“ an, die mit 26 PS dann ein echtes Sportwagen-Erlebnis bot. Diese seltenere Variante besaß aber eine etwas andere Kühlergestaltung.
Viel mehr vermag ich dem kleinen Aero für heute nicht abzugewinnen, außer dass er der bislang früheste Vertreter seiner Art in meinem Blog ist. Wie immer sind sachkundige Kommentare zu diesen interessanten, aber heute hierzulande wenig bekannten tschechischen Roadstern willkommen.
Ansonsten empfehle ich für weitere erfrischende Momente einen Blick ins Kühlfach. Vielleicht findet sich da ja was, denn für jedes Problem gibt es eine Lösung (wenn man will…) und es heißt dann auch bei Ihnen wie auf diesem Foto: „Es gibt Eis, Baby!“
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Heute verstoße ich gleich zweimal gegen das Grundgesetz – doch keine Sorge, die Sache ist (noch) nicht verfassungsschutzrelevant…
Ich meine natürlich die von mir selbst erlassene Verfassung meines Blogs – die im klassisch liberalen Sinne fast alles erlaubt und nur wenige Verbote kennt, denen ich mich unterwerfe.
Zu letztgenannten gehört, dass ich in zwei aufeinanderfolgenden Blog-Einträgen nicht dieselbe Marke abhandele und dass ich keine Nachkriegsautos bespreche.
Nachdem ich zuletzt zwei Exemplare des Buick „Eight“ von 1934/35 vorgestellt hatte (hier), werden Sie anhand des Titels vermuten, dass die US-Marke nicht schon wieder an der Reihe ist. Darin mag Sie auf den ersten Blick die folgende Aufnahme bestätigen:
Volvo PV 444 in Dänemark; Originalfoto: Klaas Dierks
„Alter Schwede!„, mag jetzt mancher angesichts dieser beiden „Buckelvolvos“ des 1947 eingeführten Typs PV 444 denken, „jetzt fängt er auch mit diesen Youngtimern an.„
Seien Sie unbesorgt, das wird nicht passieren und schon gar nicht anhand dieses aus meiner Sicht gestalterisch wenig erbaulichen Volvo-Modells.
Der einzige alte Schwede, der mir in Sachen Auto zusagt, ist die „Amazone“. Bevor ich mich für den Kauf eines MGB GT als günstigen Großserienklassiker mit simpler Technik und perfekter Teileverfügbarkeit entschied, hatte ich neben dem Triumph Spitfire GT6 und dem BMW 02 auch den Volvo „Amazon“ der 60er Jahre in Erwägung gezogen.
Der Volvo flog wie zuvor schon der BMW aus der Wertung, weil sein Armaturenbrett völlig lieblos gestaltet war. Ich erwarte klassische chromeingefasste Rundinstrumente und idealerweise serienmäßig einen analogen Öldruckanzeiger.
Nachdem wir dies geklärt haben, sei Ihnen versichert, dass es heute nicht bei den Nachkriegsvolvos bleibt. Ein Vorkriegsexemplar der Marke werde ich gelegentlich vorstellen, aber diese Geschichte will ausführlich erzählt sein.
Tatsächlich erkennt man am rechten Rand des eingangs gezeigten Fotos die „Ausläufer“ eines anderen alten Schweden – eines „Nordberg“!
„Das hat er sich jetzt aber ausgedacht, so eine Automarke hat es doch nie gegeben.“ – Nun ja, in gewisser Weise schon, wenn man es sehr weit fasst. Nachdem ich schon fast gegen Grundsatz 1 verstoßen habe, kann ich ja nicht gleich auch Grundsatz 2 missachten und einfach wieder mit einem „Buick“ ankommen wie erst im letzten Blog-Eintrag.
Daher bezeichne ich diesen unweit der beiden Volvos (und des Landrovers) um 1960 abgelichteten Vorkriegswagen einfach als „Nordberg“-Cabriolet und das trifft tatsächlich zu:
Zu verdanken haben wir den heutigen Fotofund einmal mehr Leser Klaas Dierks – er hatte inspiriert von meiner Story zum Buick von anno 1934/35 in seiner Sammlung nachgesehen und dieses ungewöhnliche Exemplar hervorgekramt.
Auch dieser Wagen ist ein Buick des Modelljahrs 1934/35, doch zwei Dinge machen hier stutzig: Ab Werk gab es nur ein Cabriolet mit zwei Seitenfenstern – nach US-Brauch als „Convertible Coupe“ bezeichnet – dieser Wagen hat aber vier Seitenfenster.
Auch die auffallend schräggestellte Frontscheibe lässt einen an eine Spezialversion denken.
Zwar bauten deutsche Karosseriehersteller wie Gläser aus Dresden auf Basis des Buick des Modelljahrs 1934/35 ebenfalls zweitürige Cabrios mit vier Fenstern, aber im vorliegenden Fall haben wir es mit einem (weniger eleganten) „Nordberg“ zu tun.
Das erfuhr ich von einem skandinavischen Mitglied meiner Facebook-Gruppe zu Vorkriegsautos in Europa. Dort sind vor allem Kenner aus Ländern außerhalb Deutschlands versammelt, was sich speziell bei ausländischen Fabrikaten oft binnen kürzester Zeit in fundierten Kommentaren niederschlägt.
Bei der Gelegenheit: Wem die Datensammelei gewisser Anbieter im Netz Sorge bereitet, dem sei gesagt: Es gibt immer erlaubte Mittel und Wege, sich dem zu entziehen, das gilt auch für Tracking-Versuche anderer Provenienz. Der Markt macht auch auf diesem Sektor vieles möglich, man muss dafür freilich etwas tun – wie im richtigen Leben.
Zurück zum alten Schweden mit US-Genen in Dänemark: Nach bisherigem Kenntnisstand wurde dieses Vierfenster-Cabrio auf Buick-Basis von der schwedischen Manufaktur Nordberg gebaut.
Überhaupt ist Skandinavien ein unerschöpfliches Jagdgebiet, was US-Vorkriegsautos angeht. Viele davon haben überlebt, werden bei den zahlreichen einschlägigen Veranstaltungen immer noch gefahren.
Mein Gewährsmann in Sachen „Nordberg“-Buick konnte sogar mit dem passenden Vergleichsfoto aus jüngerer Zeit aufwarten:
Buick, Modelljahr 1934/35, Aufbau Nordberg (Schweden); Originalfoto via Bjarne Mosland
„Alter Schwede – das ist genau derselbe Aufbau!“ – Sehen Sie das auch so, oder weiß einer von Ihnen es besser?
Wie immer sind alle Anmerkungen willkommen und wie Sie wissen, schätze ich wie beim Autofahren auch reizvolle Abschweifungen durchaus…
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Ob einem der Auftritt gelungen ist oder ein peinlicher Eindruck zurückbleibt, das kann mitunter von Kleinigkeiten abhängen.
Wer sich im Italienischen als „traditore“ (Verräter) anstatt als „tradutore“ (Übersetzer) vorstellt, hat immerhin noch die Lacher auf seine Seite. Alten Lateinern wird dieser Lapsus übrigens nicht widerfahren, so wie sie auch wissen, dass „der Schlüssel“ südlich der Alpen weiblich ist, weil das schon bei den alten Römern so war (clavis, f).
Nichts zu lachen hatte ich kürzlich bei einem Fehltritt anderer Art. So lief ich wie jeden Morgen durch den Hof, um die schöne alte Lampe an der Autohalle auszuschalten, die ich vor Jahren als eine der ersten Verschönerungen anstelle der schnöden Neonröhre der Vorbesitzer installiert hatte.
Dummerweise kreuzte ich den Weg einer Wespe, die ebensowie ich schön früh zu tun hatte. Ein Stich in den blanken Fuß, noch dazu an der Sohle, gehört in der Tat zu den peinlichen Momenten, die ich niemandem wünsche.
Das winzige Geschöpf überlebte die Konfrontation sogar und ich war ihm nicht böse. Wer läuft auch am frühen Morgen noch vor dem Kaffee barfuß durch die Gegend?
Immerhin hatte ich dank einer hübschen Schwellung einige Tage das fragwürdige Vergnügen, auf großem Fuß zu leben. Nicht dass ich meinte, ein Überfluss an Geld könne irgendwie unglücklich machen, man hört eher die gegenteilige Klage. Aber wenn einem der schicke Slipper aus Italien nicht mehr passt, ist das für mich schon ein echtes Unglück.
Sie sehen, auch heute beziehe ich meine Inspiration aus den Erlebnissen des Alltags, diesmal ganz bodenständigen. Das scheint mir die perfekte Überleitung zu dem folgenden Foto zu sein, dass treue Leser unter Ihnen sicher noch kennen:
Buick „Eight“, Modeljahr 1934/35; Originalfoto: Sammung Michael Schlenger
Dieses Paar aus dem kolumbianischen Bogota steht hier zwar mit beiden Beinen im Leben und ist ganz auf dem Boden geblieben, wie man zu sagen pflegt.
Aber man merkt den beiden schon an, dass es davon abgesehen, nicht ganz so bodenständig zuging.
Das verrät auf jeden Fall der Buick des Modelljahrs 1934/35, der sich zwischen die beiden gedrängt hat, denn natürlich gehörte er zu einem gelungenen Auftritt für die Verwandten im fernen Deutschland, an die einst diese schöne Aufnahme versandt wurde.
Den Buick gab es „nur“ mit Achtyzlindermotor, davon aber gleich drei Varianten zur Auswahl – 90, 100 und 110 PS. Das Aggregat war übrigens keiner der in den Staaten üblichen Seitenventiler, sondern besaß im Zylinderkopf hängende Ventile.
Auch das synchronisierte Getriebe mit Schrägverzahnung unterstrich den Anspruch dieses Wagens, der in den USA in der Mittelklasse angesiedelt war. In Kolumbien war er dagegen ein für die Masse der Bevölkerung unerreichbares Luxusfahrzeug.
Das gilt auch für den deutschen Markt, der in den 1930er Jahre selbst im Vergleich zu England oder Frankreich immer noch stark unterentwickelt war, was den Besitz von Automobilen in der Breite angeht.
Hätte man den deutschen Bürgern die gigantischen Abgaben erspart, die vom damaligen Regime in Autobahnen ohne Autos und einer Kriegsflotte ohne jeden strategischen Wert versenkt wurden, hätte das vielleicht anders ausgesehen…
Doch immerhin einen Buick „Eight“ des Modelljahrs 1934/35 konnte ich auch in deutschen Landen dingfest machen – auch wenn sein Auftritt vielleicht in fototechnischer Hinsicht als nicht ganz gelungen bezeichnet werden darf:
Buick „Eight“, Modeljahr 1934/35; Originalfoto: Sammung Michael Schlenger
Für unsere Zwecke genügt dieses Dokument jedoch vollauf – denn es erlaubt das Studium einiger für den Buick von 1934/35 typischer Elemente: die exaltierte Kühlerfigur, die drei Chromleisten entlang der Luftschlitze in der Motorhaube und die gelochten Stahlfelgen mit großer Radkappe.
Diese drei Elemente begegnen uns gleich wieder in wünschenswerter Genauigkeit, auch wenn der mächtige Buick „Eight“ hier nur eine Statistenrolle spielt.
Er macht seine Sache aber ganz ausgezeichnet und wer auch immer dieses Foto gemacht hatte, wusste genau, wie man ein repräsentatives Auto in eine solche Szene einbezog:
Buick „Eight“, Modeljahr 1934/35; Originalfoto: Sammung Michael Schlenger
Was meinen Sie? Diesen Auftritt darf man doch als gelungen bezeichnen, oder?
Mir ist nicht ganz klar, ob hier ein nicht mehr ganz junges Paar anlässlich der Hochzeit zu sehen ist – nach meiner Beobachtung ist die zweite Ehe oft die bessere – oder ob wir es mit bekannten Vertretern der „Gesellschaft“ oder aus der Kulturszene zu tun haben.
Die Interpretation liegt bei Ihnen in guten Händen, liebe Leser, und ich bin gespannt, was Ihnen dazu einfällt. Vielleicht ergibt sich sogar ein Bezug zu dem zuvor gezeigten Buick mit dem auffallenden Kennzeichen aus dem Raum Wuppertal…
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Na, wie war Ihr Tag heute? Fanden Sie die 15 Stunden strahlenden Sonnenschein zuviel für die Jahreszeit? Waren Ihnen die herrlich warmen Temperaturen zu „heiß“? Fanden Sie den Aufenthalt im Freien unter stahlblauem Himmel irgendwie „gefährlich“?
Dann sollten Sie Ihren Medienkonsum drosseln und sich vom eigenen Gefühl und der eigenen Erfahrung leiten anstatt sich einreden zu lassen, dass man sich über einen prächtigen Sommertag wie diesen in unseren Breiten nicht freuen darf.
Zu meiner Schulzeit hätte es geheißen „Hurra, Hitzefrei“ und dann wäre es bis abends raus zum Badesee oder ins Schwimmbad gegangen. Mancher hätte es sich auch im Garten gemütlich gemacht – auf jeden Fall mit reichlich Vorräten zur Erfrischung.
Man wusste im Sommer schon selbst, was man verträgt, ob man in der Sonne arbeiten oder Sport machen kann oder eher nicht, und dass man viel von dem trinkt, was man mag.
Für die Erfrischung nach einigen Stunden Arbeit im Garten bzw. beim Basteln an Zweirädern im Hof sorgte heute eine Ausfahrt mit der Fiat 500 Cabriolimousine.
Das Dach bis zum Anschlag geöffnet, eine Scheibe der „Castellows“ in den nachgerüsteten CD-Player eingelegt und zur US-Car Show „Rumbling Engines“ im Nachbarort gefahren.
Dort gab es dann erfrischend andere Eindrücke in Form von „Hotrods“ auf Basis von Vorkriegs-Fords, Buicks der 50er, Chevelles der 60er, Camaros und Corvettes der 70er und Limousinen der 80er – nicht zuletzt Pickup-Trucks, deren Reiz ich erst heute verstehe.
So, jetzt haben Sie’s überstanden, sich eine Erfrischung verdient. Für die sorgt diesmal Leser Klaas Dierks, dessen Fundus immer für eine Überraschung gut ist.
Diesmal hat er ein Feuerwehrauto für uns ausgesucht – und wer könnte schon besser für Erfrischung im Sommer sorgen, als die Jungs von der „Fire Brigade“?
Stoewer „Marschall“ der Feuerwehr im Raum Leipzig; Originafoto: Sammlung Klaas Dierks
Entstanden ist diese erfrischend andere Aufnahme in den frühen 1950er Jahren. Damals wurde in jeder Hinsicht aufgebraucht, was an Material den 2. Weltkrieg überstanden hatte.
Die Helme der Männer waren allerdings keine Wehrmachts-Modelle, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag. Die Grundform ging auf den Stahlhelm des 1. Weltkriegs zurück und findet sich ähnlich auch in der frühen Bundesrepublik.
Um das Zugfahrzeug identifizieren können, blenden wir in einen prächtigen Sommer der Vorkriegszeit zurück – auch dafür hatte Klaas Dierks schon hier das perfekte Foto in petto:
Das ist ein Stoewer des Achtzylinder-Typs „Marschall“ mit 60 PS Leistung aus 3 Litern Hubraum.
Nur 280 Exemplare davon entstanden in Manufaktur von 1930 bis 1934. Die geringe Stückzahl dieser Stoewer-Wagen mag erklären, weshalb man sie kaum als für das Militär requirierte Autos im 2. Weltkrieg findet – auch wenn die chronisch unterausgestattete Wehrmacht in der Hinsicht sonst nicht wählerisch war.
Jedenfalls muss zumindest einer dieser einst so exklusiven Wagen den Krieg unbeschadet überstanden haben. Irgendwie und irgendwann gelangte er zu Feuerwehr im Raum Leipzig, wobei er hier interessanterweise noch den während des Kriegs vorgeschriebenen Tarnscheinwerfer auf dem linken Vorderkotflügel trägt:
Dass wir es erneut mit einem Stoewer des Typs „Marschall“ zu tun haben, können wir an zwei Details ablesen, welche die vorherigen Achtzylinderwagen von Stoewer nicht besaßen:
Das eine ist die geschwungene Stange zwischen den Scheinwerfern, sie war zuvor stets waagerecht ausgeführt, das legen jedenfalls die mir vorliegenden Bilder nahe.
Das zweite Detail sind die Scheibenräder mit den großen Radkappen – sie lösten die bis dato üblichen Speichenräder mit kleinen Nabenkappen ab.
Viel mehr, liebe Leser fällt mir heute zu dieser erfrischend anderen Aufnahme nicht ein. Doch Leser Klaas Dierks, dem wir diese schöne Abwechslung verdanken, hat noch eine drängende Frage, die vielleicht jemand von Ihnen beantworten kann.
Existiert dieser Stoewer eigentlich noch?
An sich standen die Chancen doch gut für ihn, er hatte den Krieg intakt überstanden, die Feuerwehr pflegt ihre Fahrzeuge sehr sorgfältig und im Osten unseres Landes formierte sich die „Oldtimer“-Fraktion bereits sehr früh und vermochte weit mehr Vorkriegsautos in die Gegenwart zu retten als die meist erst spät aufwachenden Kollegen im Westen.
Das wäre doch einer dieser erfrischenden Momente im Dasein, wenn sich ein Zeuge der Vorkriegszeit in die Gegenwart gerettet hätte – mit tüchtiger Hilfe von Menschen, die den überzeitlichen Wert dieser Dinge aus der Welt unserer Vorfahren zu schätzen wissen…
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Sprache ist mein Handwerkszeug. Mit ihrer Analyse und Anwendung verdiene ich das Geld, das ich nach Abzug des Tributs an eine Bürokratie fragwürdiger Befähigung, Ausgaben für Kraftstoff, Katzenfutter und anderes Lebensnotwendiges in der Beschäftigung mit allerlei Antiquitäten versenke.
Als Sprachhandwerker konservativer Prägung beobachte ich viele Veränderungen kritisch, etwa die Folgen der Rechtschreib“reform“, betrachte aber auch manches wohlwollend, da Sprache sich naturgemäß mit der Welt verändert, in der sie gesprochen wird.
In einem Italien, in dem noch Latein gesprochen wird, würde ich nach einer Weile zwar zurechtkommen (obwohl wir in der Schule nur aus dem Lateinischen übersetzt haben), aber das Melodische, Sinnliche, Opernhafte der von Dante, Bocaccio und Petrarca im 14. Jh. geadelten Volkssprache würde mir fehlen.
Und auch im modernen Italienischen kommt keiner an Lehnwörtern wie „Podcast“ und Co. vorbei, es gibt schlicht keine praktikable Alternative und die Amis sind nun einmal Meister im Prägen von eingängigen Begriffen, speziell wenn sich damit Geld verdienen lässt.
In den Sprachen, die solche Fremdwörter in ihren Wortschatz aufnehmen, kommt es dabei mitunter zu interessanten Bedeutungsverschiebungen.
Bezeichnet „Mail“ im Englischen jede Postsendung, meint der Begriff bei der Verwendung im Deutschen nur die elektronische Nachricht – die „E-Mail“. „Schick‘ mir ’ne Mail„, meint immer die digitale Variante, es ist sogar das Verb „zumailen“ entstanden.
Im Deutschen funktioniert diese Form der Integration in die Grammatik besonders gut, im Italienischen dagegen nicht. Dort spricht man Fremdwörter dafür so aus, als ob sie schon immer zum eigenen Bestand gehörten. So wird aus „vintage“ dort „vintadsche“.
Nach dieser wie immer für Sie völlig überflüssigen, aber für mich notwendigen Einleitung, komme ich nun zur Sache.
Heute bringe ich einen „Special“ und noch dazu einen, der schon vor fast 100 Jahren per „Mail“ (damals noch als Post zu verstehen) versandt wurde.
Eine nicht der Serie entsprechende Sonderausführung eines Automobils, die per Postversand zugestellt wurde, das klingt auch für das Berlin der Vorkriegszeit mit seiner legendären Logistikkompetenz eine Nummer zu gewagt.
Und doch verhielt es sich genau so, zumindest in einem Fall. Regelmäßige Blog-Konsumenten erinnern sich bestimmt an diese Aufnahme eines Dixi-Cyklon 9/40 PS:
Dixi-Cyklon 9/40 PS; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Die spannende Geschichte dieses 6-Zylinderwagens, der in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre sowohl als Cyklon 9/40 PS als auch als Dixi 9/40 PS verkauft wurde, wird hier (vor allem in den Kommentaren) beleuchtet.
Ich spreche diesen bislang nur schlecht dokumentierten Wagentyp bewusst als Dixi-Cyklon an, da eine wirklich eigenständige Cyklon-Variante unwahrscheinlich ist. Nach den bisherigen Recherchen gab es nur Versionen mit Dixi- bzw. Cyklon-Kühleremblem.
Ansonsten unterschieden sich die wohl durchweg in den Eisenacher Dixi-Werken gebauten Autos nicht. Die Limousine erhielt einen Ganzstahlaufbau von Ambi-Budd (Berlin), welcher auch von Adler für seine Modelle „Favorit“ und „Standard 6“ verwendet wurde.
Man erkennt diese vor allem an dem großen Abstand zwischen der seitlichen Zierleiste und der Fensterlinie. Das findet sich so auf allen mir bisher vorliegenden Aufnahmen, die einen Dixi-Cyklon 9/40 PS als Limousine zeigen – nur die Kühlerembleme variieren.
Doch das Bild änderte sich kürzlich, denn ein gewisser P. Wilke (wohnhaft in der Willibald-Alexis-Str. 9 in Berlin-Kreuzberg) schrieb einst auf einer Ansichtskarte „Hier schicke ich Ihnen Ihr Auto“ und gab auf der Rückseite das Konterfei desselben wieder.
Dixi-Cyklon 9/40 PS; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Für mich besteht kein Zweifel daran, dass auch dieser per „Mail“ versandte Wagen ein Dixi-Cyklon 9/40 PS war, nun mit „Dixi“-Emblem (siehe hier).
Der Limousinenaufbau weicht deutlich von dem ab, der üblicherweise von Ambi-Budd für dieses Fahrzeug geliefert wurde. Die oben erwähnte seitliche Zierleiste ist verschwunden und jetzt ist auch die Hintertür vorne „angeschlagen“.
Genügt das bereits, um hier von einem serienfernen „Special“ zu sprechen? Ich vermute, dass der Besitzer dieses Dixi-Cyklon 9/40 PS schlicht eine andere Karosseriebaufirma mit dem Aufbau dieses wohl nur selten gebauten Wagens beauftragte.
Aber welche? Dieses Geheimnis hat der einstige Besitzer aus Berlin-Reinickendorf wohl mit ins Grab genommen, dem einst P. Wilke sein Auto „zumailte“ – aber lesen Sie die Story einfach selbst…
Original-Ansichtskarte: Sammlung Michael Schlenger
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Befasst man sich mit den Meisterwerken der Vergangenheit in den Bereichen Malerie, Musik oder auch Technologie, bemerkt man immer wieder, wie früh ihre Schöpfer einst ein Niveau erreichten, das ihre Vorgänger in den Schatten stellte.
Wer als Lehrling begann, hatte indessen nichts zu lachen und nichts zu melden, es galt zunächst, sich das Handwerkszeug anzueignen, das die Altvorderen über Generationen entwickelt hatten. Da wurde kein Kompromiss gemacht und diskutiert wurde schon gar nicht.
Dem lag die Erfahrung zugrunde, dass das über unzählige Generationen gereifte Können und Wissen sehr wahrscheinlich weit über das hinausgeht, was ein zufälliger Einzelner der nachwachsenden Generationen zuwegebringt.
Wer nicht mindestens das etablierte Niveau erreichte, konnte als gescheitert oder zumindest ungeeignet angesehen werden.
Die strikte Hierarchie und Disziplin mochten für das sich besonders begabt wähnende Individuum ihre Schattenseiten haben, aber sie brachten in der Breite eine Qualität hervor, die praktisch nichts Minderwertiges kennt. Man vergleiche nur einmal die Schulen oder Bahnhöfe der Gründerzeit mit den Baracken der Moderne.
Der wirklich geniale Neuerer – der echten Fortschritt und nicht lediglich Anarchie verkörpert – wird sich auch in einem zunächst Unterordnung und Anpassung fordernden Umfeld durchsetzen, selbst wenn das ein schmerzhafter Prozess sein kann.
Der vollausgebildete und am Vorbild des Meisters geschulte, wahrhaft begabte Lehrling wird diesen überflügeln, wenn er sich am Ende von den Fesseln der Tradition freimacht. Vor allem in der Kunstgeschichte gibt es unzählige faszinierende Beispiele dafür.
Was die Technikgeschichte angeht, gibt es zwar jede Menge Autodidakten, aber ich meine, dass auch von diesen jeder in irgendeiner Form eine Ausbildung durchlaufen hatte, deren inhaltlichen Anspruch und rigorose Härte man heute außer in Asien kaum mehr findet.
Die Freunde der antiautoritären Erziehung (also: keiner Erziehung) mögen es schlimm finden, wie Jugendliche andernorts auf Leistung gedrillt werden. Dann müssen sie aber die gesamte abendländische Kunst und Kultur, Wissenschaft und Technik verwerfen.
Vor allem aber dürfen sie sich auf keinen Fall an so etwas wie dem folgenden Automobil erbauen, das Ergebnis höchster Meisterschaft war, auch wenn uns hier bloß der Lehrling vermeintlich die Tür zu „seinem“ Wagen öffnet:
unbekanntes Cabriolet der 1930er Jahre; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Wir dürfen davon ausgehen, dass der Bub in Arbeitsmontur noch weit davon entfernt war, mehr als nur ein kleines Bauteil dieses atemberaubend gestalteten Wagens anzufertigen.
Aber: Der junge Mann wusste schon ganz genau, was höchste Qualität ist, und wird den Ehrgeiz besessen haben, dereinst eines der vielen Handwerke vollkommen zu beherrschen, die an der Schöpfung eines derartigen Manufakturwagens beteiligt waren.
Was aber war das für ein Wagen mit der expressiven Kühlerfront, den Luftklappen in der Motorhaube und der niedrig gehaltenen Frontscheibe, die zwar unpraktisch war, aber zur Optik eines sportlich wirkenden Cabriolets der 30er Jahre gehörte?
Mit diesem aufregenden Gefährt, das wir anhand der seitlichen Kotflügel“schürzen“ auf frühestens 1933 datieren können, habe ich mich wiederholt beschäftigt.
Den Kühlergrill findet man ähnlich beim Wanderer der Typen W21/22 – vielleicht das großartigste Design dieser eher konservativen Marke überhaupt:
Wanderer W21 Limousine (4-Fenster), Baujahr: 1933; Originalfoto: Sammlung Marcus Bengsch
Die Gestaltung des Kühlergrills ist beim „Meisterstück“ unseres Lehrlings aber nochmals progressiver und ansonsten weisen die beiden Wagen keinerlei Gemeinsamkeiten auf.
Mein Verdacht ist, dass wir es auch nicht mit einem deutschen Fabrikat zu tun haben. Den Schlüssel sollten die Kühlerfigur und der Markenschriftzug auf dem Grill liefern.
Leider bin ich daran gescheitert, hier etwas Konkretes zu erkennen, was mich der Lösung weiterbringt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir es mit einem tschechischen Manufakturwagen zu tun haben.
Tatsächlich hoben sich tschechische Autohersteller und Karosseriebauer in den 1930er Jahren durch eine hochexpressive Formensprache vom mitteleuropäischen Mainstream ab, die oft in meisterhaften Aufbauten mündete, welche als skulpturengleiche Schöpfungen angesprochen zu werden verdienen.
Dieser Stil war ein ganz eigener wie auch der italienische jener Zeit, doch basierte er auf derselben Grundlage, wie sie damals universell war: vollkommener Beherrschung der formalen wie handwerklichen Voraussetzungen zum Bau eines individuellen, einen bestimmten Stil perfekt verkörpernden Automobils.
Das meisterhafte Ergebnis, das uns hier vom Lehrling einer Autowerkstatt oder Karosseriebaufirma präsentiert wird, werden hoffentlich Sie, liebe Leser, auf Anhieb einem bestimmten Hersteller zuordnen.
Ich kann mir nur vorstellen, dass ich diesmal schlicht „auf dem Schlauch stehe“, wie man so schön sagt, wenn die naheliegende Erkenntnis einfach nicht den Weg aus dem Hinterstübchen des Hirns ins Vorzimmer des Bewusstsein finden will.
In der Hinsicht werde ich wohl ewig Lehrling bleiben, wenn ich mir die schiere Masse der Fotos betrachte, die mir Rätsel aufgeben. Aber eines möchte ich selbstbewusst feststellen: Ich erkenne herausragende Qualität, wenn sie sich darbietet.
Dafür bin ich durch eine lange Phase der Selbstschulung gegangen. Denn in Sachen Ästhetik oder gar Technikhistorie habe ich in 13 Jahren Schule exakt nichts beigebracht bekommen, was über die banale Unterscheidung romanischer und gotischer Bögen oder die Funktionsweise eines 0815-Verbrennungsmotors hinausgeht.
A bisserl wenig für den großspurigen Anspruch, den man hierzulande pflegt.
Aber herrje, warum nicht noch einmal in die Lehre gehen, wenn’s denn sein muss? Gerne dazuzulernen, echte Autorität anzuerkennen und sich immer weiterzuentwickeln, das gehört zu den wunderbar abwechslungsreichen Konstanten des Daseins.
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Mitte Juni, endlich sommerliche Wärme und Sonnenschein satt bis weit in den Abend – genau meine Kragenweite, doch trotz der idealen Verhältnisse bekomme ich in vielerlei Hinsicht die Kurve nicht. Im Garten sprießt nach reichlich Regen alles wie verrückt – von der Strauchrose am Haus könnte ich ganze Sträuße abschneiden, die Blüte will nicht aufhören.
Das Unkraut hält natürlich mit und der schöne alte Garten der Schwiegereltern will mitbetreut werden. Ich mache das alles gerne und scheue die Arbeit nicht, nur die Zeit kann ich beim besten Willen nicht vermehren.
Jetzt steht noch der Flohmarkt im Ort an, bei dem sich alle zwei Jahre die Höfe in Basare verwandeln und Schnäppchenjäger aus allen Richtungen einfallen. Da will einiges herausgekramt, gereinigt und taxiert werden, Preisschilder werden gemalt und langsam füllt sich der Hof mit dem, was man als Sammler nicht mehr braucht, aber irgendwann mal unbedingt haben musste.
Diesmal stehen bei mir Oldtimer-Fahrräder der 30er bis 50er Jahre nebst Zubehör und allerlei Teile für Kleinkrafträder und Roller der Klassen 50 bis 98ccm im Mittelpunkt. Das holt man nicht mal eben aus dem Karton und stellt es auf den Tisch. Das Zeug will gesichtet, geprüft und ggf. noch gerichtet werden – mal will ja, dass ein anderer sich an den Sachen freut, die man selbst nicht benötigt oder die nicht mehr ins Konzept passen.
Für den Blog bleibt daher nur wenig Muße, doch wie fast immer, wenn’s mal schnell gehen muss, ist man mit einem stark motorisierten Ami-Wagen auf der sicheren Seite.
Ich bin nicht sicher, aber vielleicht habe ich diesen 1929er Tourer aus dem Hause Packard mit Berliner Zulassung schon einmal vorgestellt:
Packard „Big Eight“ Tourer von 1929; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Eventuell hatte ich den Wagen auch nur in die US-Autogalerie eingestellt – jedenfalls kann ich heute das perfekt passende Pendant dazu anbieten, vielleicht zeigt die Aufnahme sogar denselben Wagen, ohne dass es sich verifizieren lässt.
Jedenfalls weisen beide Autos folgende Gemeinsankeiten auf: Packard-typisches Kühlergehäuse, große Scheinwerfer in Schüsselform (ab 1929), noch keine Parkleuchten auf den Kotflügeln (erst ab 1930) und Luftklappen in der Motorhaube:
Packard „Big Eight“ Tourer von 1929; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Alles passt perfekt zu dem Modelljahr und die Luftklappen deuten auf den großen Achtzylinder hin, der im Unterschied zum „Standard Eight“ mit Luftschlitzen in der Haube knapp über 100 PS statt „nur „90 PS“ leistete.
Mit dem bärenstarken 6,3 Liter-Aggregat war man auf der sicheren Seite, wenn’s mal schneller gehen musste. Für die ganz Eiligen gab es eine 130 PS-Ausführung mit Spitze 150 km/h, von der aber nur 70 Stück gebaut wurden.
Der „Big Eight“ war beim 1929er Packard den Ausführungen „Custom“ und „DeLuxe“ vorbehalten – und weil ich es etwas eilig habe, diskutiere ich heute nicht lange und bin mit beiden Angeboten völlig einverstanden…
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Ob in unserer Welt der Zufall eine Rolle spielt oder ob alles determiniert ist, weil alles naturgesetzlicher Kausalität folgt und der „freie Wille“ eine menschliche Illusion ist – dieser alten Frage gehen wir heute nicht wirklich auf den Grund, streifen sie aber.
Als Skeptiker stehe ich auf dem Standpunkt, dass wir wahrscheinlich nicht imstande sind, das zu verstehen, was über die Erfordernisse unseres Daseins hinausgeht – das zu erwägen, hätte uns in der Evolution unserer Gattung nämlich keinen Vorteil gebracht.
Gibt man dem Zufall jedoch Raum als Möglichkeit, ist nicht auszuschließen, dass wir zufälligerweise mehr zu erkennen vermögen, als wir müssen.
Die Katzen können ja auch mit uns Menschen kommunizieren, obwohl es sie schon viel länger gibt als uns. Sie brauchen uns nicht, suchen aber unsere Gesellschaft, wenn es ihnen gefällt und teilen ohne Not ihr ganzes Leben mit uns. Ein zauberhafter Zufall.
Also könnte es doch zumindest theoretisch sein, dass wir die Grundfragen des Daseins dereinst zufällig lösen können. Heute wollen wir uns mit der Arbeitshypothese begnügen, dass nicht alles determiniert ist, sondern der Zufall mitunter eine reizvolle Rolle spielt.
Um diese zu illustrieren, kehren wir zu einem auf den ersten Blick wenig aufregenden Auto der 1930er Jahre zurück, das ich schon öfters anhand geeigneter Bilder vorgestellt habe.
Wie unscheinbar der Wagen sein kann, von dem die Rede ist, sieht man auf der folgenden Aufnahme, die in den 1950er Jahren vermutlich in Frankreich (wo?) entstanden ist:
Fiat 508A; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Da steht er unscheinbar ganz links – der 1934 eingeführte Fiat 508A, in Italien auch als „Nuova Balilla“ oder 508.4m beworben.
Der Zusatz „4m“ bedeutete „quattro marce“ und verwies auf das nunmehr verfügbare Vierganggetriebe bei dem seit 1932 gebauten Typ 508 – damals ungewöhnlich bei einem 1-Liter-Wagen.
In Verbindung mit einer Leistung von 24 PS war der kleine Fiat auf der Straße für europäische Verhältnisse durchaus erwachsen – und das sah man ihm auch an:
Fiat 508A; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Der leistungsmäßig annähernd vergleichbare Opel 1,2 Liter wirkte nicht annähernd so ansprechend, war aber auch merklich billiger, was im autobezogen rückständigen Deutschland der 1930er Jahre das Hauptargument war.
Fiat baute vom 508A weit über 70.000 Exemplare, darunter zahlreiche auch im einstigen NSU-Autowerk in Heilbronn. Diese Fahrzeuge wurden als NSU-Fiat 1000 verkauft und fanden bei einer anspruchsvolleren Kleinwagen-Klientel einigen Anklang.
Der internationale Erfolg von Fiat in der 1-Liter-Klasse war kein Zufall, die Turiner hatten bereits ab 1925 mit dem Typ 509 gezeigt, dass ihnen auf dem Sektor weltweit kaum einer das Wasser reichen konnte.
Besonders aufregend war die ab 1935 verfügbare leistungsgesteigerte Version des Fiat 508, die bei gleichem Hubraum (aber mit nun im Zylinderkopf hängenden Ventilen) mit 34 PS aufwartete. Diese heiße Version war auch mit den Standardaufbauten verfügbar.
Streng genommen kann man daher nicht sicher sein, was sich für ein Aggregat unter der Haube eines ansonsten konventionell daherkommenden Fiat 508 A verbarg:
Fiat 508A am Wolfgangsee; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Diese nette Familienaufnahme entstand einst am Wolfgangsee in Österreich.
Es mag sein, dass das Nationalitätskennzeichen auf dem Wimpel der Vorschrift bei Auslandsfahrten in Deutschland zugelassener Wagen geschuldet war. Ob dabei auch Sympathie für die nationalsozialistische Ideologie eine Rolle spielte, wissen wir nicht.
Bekanntlich genügt eine Minderheit gut organisierter, entschlossener und hinreichend militanter Kräfte, um ein ganzes Land in Geiselhaft zu nehmen. Allerdings müssen die absolut gesehen sehr vielen Täter jener Zeit ja auch irgendwo gewesen sein.
Die immer wieder sprachlos machenden Verbrechen der NS-Zeit bleiben Teil der deutschen Geschichte und verpflichten zu besonderer Wachsamkeit, was Übergriffe eines sich über die Bürger- und Menschenrechte erhebenden Staatsapparats im Verein mit Militarismus und eifrigen Erfüllungsgehilfen angeht.
Verlassen wir dieses Gebiet, welches wir bei der Beschäftigung mit Vorkriegsautos immer wieder streifen und wenden uns noch einmal jenseits der ideologischen Sphäre der Frage zu, ob sich bestimmte Dinge nur zufällig an bestimmten Orten ereignen.
Hatten wir nicht erst kürzlich mit einem anderen Gefährt ebenfalls einen Ort am Wolfgangsee angesteuert? Ja, das war im Zusammenhang mit der Bildergeschichte zum einem Steyr des Typs XII, der einer Familie aus Niederösterreich gehörte.
Bei einem Ausflug mit diesem Wagen ergab sich anno 1935 auch die Gelegenheit zu einer Motorbootfahrt auf dem Wolfgangsee – hier bei der Annäherung an St. Gilgen:
Natürlich ist es nur ein Zufall, dass wir in so kurzer Folge zwei Aufnahmen vom Wolfgangsee von Mitte der 1930er Jahre finden, oder?
Ja und nein. Die Aufnahme des Fiat 508A vom Wolfgangsee habe ich erst dieser Tage erworben, ohne dass ich gleich wusste, was der Aufnahmeort war. Den Rest habe ich so eingerichtet, dass die Sache nicht nach Zufall aussieht. Denn es gibt einen kuriosen Zusammenhang zwischen den beiden Dokumenten vom Wolfgangsee.
Auch die 1935 dort mit einem Steyr reisende Familie hatte nämlich einen Bezug zum Fiat 508A. Der ergab sich aber erst 1937, als man statt des Steyr einen Tatra 57A fuhr. Den haben wir uns hier ausführlich zu Gemüte geführt.
Der Tatra findet sich zur Erinnerung auf der folgenden Aufnahme am linken Bildrand. Im Mittelpunkt steht ein Fiat 508A – nun in der Ausführung als 4-türige Limousine – doch wieder begegnen uns einige alte Bekannte aus den jüngsten Steyr- und Tatra-Stories:
Tatra 57A (links) und Fiat 508A, aufgenommen 1937; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Erkennen Sie das Mädchen wieder, das uns schon auf den Fotos mit dem Tatra und dem Steyr der Familie soviel Freude gemacht hat?
Hier ist sie inzwischen sieben Jahre alt und turnt selbstbewusst auf der Motorhaube des Fiat herum. Ich muss zugeben, dass ich selbst überrascht war, ihr noch einmal zu begegnen, hatte ich doch die einst zusammengehörigen Fotos ihrer Familie nach Fahrzeugtypen getrennt abgespeichert und den ursprünglichen Zusammenhang vergessen.
Nun hat sich alles wieder zusammengefügt, wie es einst war. Zufall oder Vorsehung? Intuition oder Ergebnis des Wirkens höherer Mächte? Sitzt die Kleine aus nunmehr drei Blogeinträgen irgendwo auf Wolke Nr. 7 und lacht sich einen?
Ganz gleich, was Sie glauben – nichts geschieht zufällig oder doch? – wir alle können uns glücklich schätzen, uns am Spiel mit solchen Relikten vergangenen Lebens so erfreuen zu dürfen, so als ob das Vergehen der Zeit nur eine weitere Einbildung wäre…
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.
Erst kürzlich warf ich hierdie Frage auf, ob wir denn einen sorgenfreien Sommer vor uns haben, da hat es uns schon kalt erwischt und das Wetter gibt sich untypisch herbstlich für den Monat Juni.
Was ist davon zu halten? Nun, ich bin zwar alles andere als begeistert, würde das aber einfach unter „Wetterkapriolen“ verbuchen.
Auch in meinem Blog ist all‘ das möglich, nicht nur ein Sprung in den Herbst, sondern auch einer zurück in der Zeit. Es klingt paradox, doch der heutige Sprung führt uns nur ein Jahr retour und zugleich vom Sommer in den Herbst.
Wie so alles in unserem Dasein ist das nur eine Frage der Perspektive und des Ausgangspunkts. Nehmen wir einfach den vorletzten Blogeintrag als Basis, der uns in den Sommer 1936 transportierte.
Abgesehen von dem dabei präsentierten Tatra 57A finden sich alle wesentlichen Darsteller dieser Episode auch heute wieder:
Familie aus Niederösterreich, Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Kommen Ihnen diese Herrschaften (m/w/d…) bekannt vor? Nun, auch heute werden Sie uns wieder in automobiler Gesellschaft begegnen, allerdings nicht im Sommer 1936, sondern im Herbst 1935.
Dieser merkwürdige Zeitsprung ergab sich, da ich ganz vergessen hatte, dass ich aus demselben Album, aus dem die Tatra-Bilder stammten, eine zweite Fotoreihe erworben hatte – diese fand sich gestern abend bei der Durchsicht des Stapels an Originalabzügen auf meinem Schreibtisch, der sich teils aus Neuzugängen, teils aus vorausgewählten älteren Blogkandidaten speist.
Meist weiß ich ich nicht mehr, was sich zuunterst in dem Stapel befindet, weshalb ich ihn immer wieder durchsehe, um Material für den nächsten Blogeintrag zu finden.
So kommen Sie heute in den Genuss einer Fortsetzung der kürzlichen Bilderreihe mit der reizvollen Begleiterscheinung, dass wir ein weiteres Jahr zurück in die Vergangenheit zurückreisen bzw. rund fünf bis zehn Jahre, wenn man die Bauzeit des abgebildeten Automobils als Basis der Betrachtung wählt:
Steyr Typ XII, aufgenommen im Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Während die Grundform dieses Tourenwagens völlig beliebig ist und sich so bei unzähligen Herstellern im deutschsprachigen Raum ab Mitte der 1920er Jahre findet, geben uns zwei Details einen klare Hinweis auf Hersteller und Typ.
Die Scheibenräder mit dem großem Lochkreis und ebenfalls großzügig dimensionierter Nabenkappe sind typisch für die österreichische Marke Steyr in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre. In Verbindung mit den in zwei Reihen angeordneten Luftschlitzen hat man es in den allermeisten Fällen mit dem Mittelklassetyp XII zu tun.
Dieser mit einem 6-Zylindermotor (ohc) ausgestattete Wagen der 1,6 Liter-Klasse erfreute sich sich einst auch in Deutschland einiger Beliebtheit, spielt aber in der hiesigen „Oldtimer“szene leider keine Rolle.
Auch deshalb zeige die die ausgezeichneten Wagen aus Österreich so gern in meinem Blog, vor allem wenn sie sich in Verbindung mit soviel Zeugnissen einstigen Lebens präsentieren lassen wie in diesem Fall:
Familie aus Niederösterreich, Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Man sieht hier wie auch bei den noch folgenden Bildern, dass der Steyr zu ausgiebigen Ausflügen im Alpenraum genutzt wurde.
Der Motor war zwar für einen „Bergsteiger“ recht klein dimensioniert, aber er ließ sich dank der obenliegenden Nockenwelle und der entsprechend präzisen Ventilsteuerung höher drehen als die damals gängigen und weniger effizienten Seitenventiler.
Noch im Herbst 1935 – also 10 Jahre nach Einführung des Typs XII – wurde dieser Steyr von seinen Besitzern und Passagieren geschätzt und das gewiss nicht nur, da er noch über ein hinreichend dimensioniertes Trittbrett für vier Personen verfügte:
Steyr Typ XII, aufgenommen im Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Mir gefallen hier neben dem Typ XII aus dem Hause Steyr besonders die so unterschiedlichen Typen der Gattung Homo Sapiens.
Sie begegnen uns dank wohlgewählter und auf die Figur zugeschnittener Kleidung alle vollkommen individuell. So abwechslungsreich kann Konvention sein, wenn sie Uniformität vermeidet.
Getreu der alten Weisheit, dass Abwechslung die Sinne erfreut, wechseln wir auf der folgenden Aufnahme das Thema und das Fortbewegungsmittel – was uns wiederum neue reizvolle Perspektiven auf die Welt eröffnet:
St Gilgen am Wolfgangsee in Österreich, Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Dieser Ausschnitt hat sich mit etwas Glück nicht geändert, sicher findet ein Leser heraus, auf welchen Ort am Seeufer wir hier schauen. Nachtrag: Hab’s inzwischen selbst ermittelt – wir schauen hier auf St. Gilgen am Wolfgangsee!
Sollte jemand sachkundig sein, was das hier mit abgebildete Motorboot angeht, sind daran anknüpfende Informationen ebenfalls willkommen.
So leicht, wie ich zu Abschweifungen aller Art neige, genießen auch Ihre Assoziationen, Erinnerungen und Überlegungen meine unbedingte Sympathie. Scheuen Sie sich nicht, in den Kommentaren festzuhalten, was Ihnen dazu einfällt.
Selbst fachkundige Anmerkungen zu den Güterwagen im Hintergrund der folgenden Aufnahmen sind erlaubt – denn ich kann nicht wissen, was sich auf diesen alten Fotos sonst noch alles Spannendes verbirgt:
Steyr Typ XII, aufgenommen im Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Mich reizt hier neben dem fesch sitzenden Barett unserer schon wohlbekannten Dame auch die Frage nach dem Inhalt der Kameratasche, die sie trägt.
Im Bücherregal hinter mir befindet sich genauso ein Teil aus Leder mit vernickeltem Verschluss. Darin befindet sich eine schön erhaltene Balgenkamera von Zeiss Ikon der 1930er Jahre mit dem enormen Negativformat 6×9 cm.
Bei diesen Kameras wurden die Abzüge meist ohne Vergrößerung direkt im Negativformat angefertigt, was ihre häufig phänomenale Qualität erklärt. Die hier wiedergegebenen Fotos dürften auf dieselbe Weise entstanden sein, kommen aber natürlich aufgrund der stark reduzierten Auflösung zwecks Online-Publikation nicht an das Original heran.
Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie hier die Schärfe im Detail vermissen. Vielleicht vermissen Sie aber auch etwas anderes – das junge Mädchen, das auf den Fotos der ersten Bilderreihe von Sommer 1936 so bezaubernde Figur gemacht hatte.
Nun, hier haben wir sie wieder, bloß ein Jahr früher noch als Fünfjährige, dafür mit den mutmaßlichen Großeltern:
Steyr Typ XII, aufgenommen im Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Der Steyr ist nun mit aufgespannntem Verdeck und seitlichen Steckscheiben zu sehen – hier sieht es noch mehr nach Herbst aus als auf den bisherigen Aufnahmen.
Doch ein Idyll ist diese Szene allemal, zwei friedlich grasende Kühe vor einem Bauernhaus runden es ab. Die selbstbewusste Würde der älteren Leute tut ein übriges.
Die Ruine im Hintergrund wirkt ein wenig düster, aber sie ist bewusst einbezogener Teil der Inszenierung wie der schräg ins Bild hineinragende, doch nur als Staffage dienende Steyr. Gerne wüsste man, wer die besten Fotos dieser Serie gemacht hat.
Eine Aufnahme fällt indessen aus dem Rahmen, denn sie zeigt tatsächlich nur den Steyr, und hier lässt sich der Wagen endlich einmal im selten zu findenden Gewand mit vollem Tourenwagen-Outfit studieren:
Steyr Typ XII, aufgenommen im Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
A bisserl langweilig ist das aber schon nach all dem Leben in den zuvor gezeigten Fotos, nicht wahr? Stimmt und das ist alleine meine Schuld, denn diese Aufnahme habe ich selbst „gemacht“.
Es handelt sich um einen Ausschnitt aus dem folgenden Original und ich meine, dass dieses Beispiel meine oft geäußerte These illustriert, dass ein gelungenes Autofoto von der Anwesenheit des Menschen „lebt“.
Steyr Typ XII, aufgenommen im Herbst 1935; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Sehen Sie, was ich meine? Das Automobil ist hier kein Selbstzweck mehr, es ist Diener des Menschen, der mit ihm seinem Dasein Räume und Perspektiven öffnet, die ihm sonst kaum zugänglich wären.
Hier haben wir auch noch einmal unser kleines Fräulein, das sich gar nicht kamerascheu uns zuwendet. Fünf Jahre war das Mädchen damals alt und es hatte noch sein ganzes Leben vor sich.
Dass sie in der Gesellschaft von Automobilen ihre Kindheit verbringen konnte, war gewiss ein Privileg und diese Fotos erzählen davon. Doch wie sich ihr weiterer Lebensweg gestaltete, davon wissen wir nichts. Frühling, Sommer, Herbst und Winter folgen ihrem eigenen Gesetz, auch bei uns Menschen.
Dennoch werden wir unserer kleinen Freundin noch einmal begegnen, aber dann wirklich zum letzten Mal…
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Getreu dem Motto eines deutschen Pressemoguls, dass man Ironie besser lassen solle, da sie meist doch nicht bemerkt werde, habe ich mich dazu entschieden, die Überschrift wenigstens in Klammern grammatikalisch korrekt zu fassen.
Tippfehler mache ich zwar zuhauf, weshalb ich über die Ausgangsfassung später immer noch einmal drüberbügele, aber in der Überschrift hätten Sie mir das nicht durchgehen lassen – also konnte ich „Keine Gnade der Gerade“ so nicht stehen lassen.
Inhaltlich meine ich es aber wie immer ernst. Dass die Gerade aus Sicht des Autoliebhabers keine Gnade verdient, das bezieht sich nicht nur auf die Kurve als ideale Verbindung zwischen zwei Punkten.
Auch sonst ist das Geradlinige, so praktisch es mitunter erscheint, nicht unbedingt erstrebenswert, wenn man zum Ziel gelangen will. Ein Beispiel war eine Videokonferenz mit einer Kundin heute morgen. Ich dachte, wer weiß was da ansteht, doch die Dame hatte bloß eine simple Frage, war aber bereits an ihrem Urlaubsort und obwohl sie dort noch etwas Arbeit zu erledigen hatte, war sie in Plauderlaune.
Ich hatte ebenfalls etwas Zeit und so verbrachten wir rund 20 Minuten damit, an der eigentlichen Sache vorbeizureden.
Unter anderem ergab es sich, dass wir erörterten, warum in Deutschland alle Kinder in dem Augenblick, wo sie mit einem Laufrad oder Dreirad unterwegs sind (mit identischer Fallhöhe und ähnlichem Tempo wie beim Laufen) reflexartig von den Eltern mit Helmen ausstaffiert werden, die eine künftige Karriere als Motocrosser oder Downhill-Mountainbiker vorausahnen lassen.
Tatsächlich macht das in der Heimat ihrer Eltern (der Türkei) und der ihres Mannes (Montenegro) kein Mensch, und die eigenen Kinder können zumindest dort so frei herumtollen wie ich das aus meiner Kinderzeit kenne (und ich bin oft mit dem Rad gestürzt).
Aus dem mäandernden Gespräch ergaben sich weitere Perspektiven, die jemand einnimmt, der aus der Türkei stammt, in Deutschland großwurde, in London arbeitet und nun die Ferien bei der Familie des Ehemanns in Montenegro verbringt.
Wir einigten uns darauf, dass das Erleben des Andersartigen, die Infragestellung der eigenen Verhaltensweisen und Überzeugungen gerade den Reiz Europas ausmachen, nicht eine imaginierte Völkergemeinschaft, die nicht einmal eine einheitliche Sprache kennt.
Nach diesen Umwegen klärten wir am Ende kurz, worum es eigentlich ging, was wir zuvor instinktiv vermieden hatten, weil ein zwangloses Gespräch über dies und das den größeren Reiz hat, als geradewegs mit der Tür ins Haus zu fallen.
Die südländische Erzählfreude hat sich über die Jahre auch in meinem Blog breitgemacht, was nicht jedermanns Sache ist. Aber ich liefere hier auch keine bestellte Konfektionsware direkt ins Haus, sondern komme lieber auf kurvenreichen Umwegen ans Ziel.
Der Gegenstand der heutigen automobilen Betrachtung verkörpert dies auf ideale Weise. Das beginnt damit, dass wir uns erst einmal zurückbewegen anstatt nach vorn und uns nochmals an einer Aufnahme erbauen, die ich hier vorgestellt habe:
Studebaker „Big Six“ von 1927 mit Victoria-Aufbau; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Diesen wunderbar in Szene gesetzten und mit einem bärenstarken 75 PS-Sechszylinder für Reisen auf kurvigen Routen bestens motorisierten Wagen hatte ich seinerzeit als 1927 Studebaker mit ungewöhnlichem „Victoria“-Aufbau identifiziert.
Keine andere Werkskarosserie dieses Modelljahrs gab der Gerade(n) sowenig Gnade. Während Limousine und Tourer mit den von US-Fabrikaten gewohnten repräsentativen, doch klaren Linien daherkamen, erlaubte man sich beim „Victoria“ ein spannendes Spiel mit allerlei Kurven, die vom vorderen Dachabschluss bis an die Heckpartie reichten.
Was auf dieser schwer zu übertreffenden Aufnahme bereits seine ungewöhnliche Wirkung entfaltet, findet seine Ergänzung in Form des folgenden Fotos, das einen nahezu identischen Studebaker zeigt, doch nun aus ungewohnter Perspektive:
Studebaker „Big Six“ von 1927 mit Victoria-Aufbau; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Neben dem raketengleich gestalteten Reservekanister auf dem Trittbrett sind es hier die zusätzlichen Radabdeckungen, welche das Bild des Wagens anders erscheinen lassen. Dennoch haben wir es ebenfalls mit einem „Big Six“ mit Victoria-Aufbau zu tun.
Was hier noch schöner zu studieren ist, ist die vielfältige Kurvatur an der Heckpartie, welche die verspielte Anmutung des Wagens erzeugt – nur selten erfährt das Auge am Hinterteil eines Vorkriegsautos soviel Anregung, dem individuellen Kurs der Profile, Kanten und Zierleisten genüsslich zu folgen.
Ein solches Automobil war erkennbar nichts für strikt sachorientierte, geradlinige Typen und das neben dem Studebaker posierende Paar scheint das zu verkörpern.
Besonders begeistert mich hier die Beweglichkeit des Herrn auf dem Trittbrett, der auf den ersten Blick der Konvention genügt, doch sich letzlich als hochflexibler Zeitgenosse erweist, der mit der Weigerung, sich ganz der Geraden zu fügen, mit dem Studebaker wetteifert.
An der Oberfläche dem Zeitgeist zu folgen, sich nicht provokant und uncharmant zu geben, doch zugleich auf seine Eigenheiten zu beharren, ein eigenes Formgefühl und eine individuelle Linie zu entwickeln, das ist ein Ausdruck von Lebenskunst, meine ich.
Eine Sache noch: Der heutige Blog-Eintrag ist spontan aus der eingangs beschriebenen Plauderei und dem Griff zum erstbesten Foto auf dem Stapel der Neuzugänge auf meinem Schreibtisch entstanden.
Wenn sich alles so zusammenfügt, ist Direktheit doch der beste Weg zum Ziel. Ansonsten halte ich mich strikt an das Motto: Keine Gnade der Gerade!
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Sollten wir uns Sorgen wegen des Sommers machen? Immerhin wurde am heutigen 4. Juni 2025 von besorgten Funktionären diverser selbstloser deutscher Organisationen der sogenannte „Hitzeaktionstag“ veranstaltet.
Allzu sorglose Untertanen werden dabei über die im Sommer drohenden Gefahren aufgeklärt, der wohl erstmals mit intensivem Sonnenschein und unerhörten Temperaturen jenseits der kritischen 30 Grad-Marke aufwarten soll.
Wie man sich außerdem bei sportlicher Aktivität sorgfältig auf das Extremzenario „Hitze“ vorzubereiten hat, dafür sensiblisieren einen selbstlose Volkspädagogen mittels des „Musterhitzeschutzplans“ des Bundesgesundheitsministeriums.
Soviel Sorge um das Wohl der ahnungs- wie sorglos dem Sommer entgegentaumelnden Menschen in diesem Land (Älteren noch als „Staatsbürger“ bekannt) ist beinahe rührend.
Mich sorgt unterdessen etwas ganz anderes: Dass nämlich dieser Sommer wie schon der letzte so gar nicht den Visionen der steueralimentierten Apokalyptiker entsprechen will.
Strömender Regen bei maximal 18 Grad erfreuen aktuell zwar den Gärtner in mir, doch der in derselben Brust beheimatete Sonnenanbeter macht sich Sorgen, ob der in den prächtigen Wochen des Mai sorgsam herangezüchtete Teint bald wieder flöten geht.
Doch weder die eine noch die andere Sorge ist von Bedeutung gemessen an dem, was unsere Altvorderen vor rund 90 Jahren bewegt haben mag. Die dazu passende Bilderserie habe ich an den letzten beiden Abenden vorbereitet, weshalb Sie länger als gewohnt auf Neues aus der Welt von gestern warten mussten.
So schön und ausdrucksstark alle diese zusammengehörigen Aufnahmen auch sind, liegt doch beinahe durchgängig ein Schatten der Sorge darüber – verkörpert durch einen einzelnen Protagonisten, wie schon auf dem ersten Foto zu sehen:
Tatra 57A; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Bevor wir uns an die Identifikation des Wagens mit der ein wenig an DKW erinnernden Frontpartie machen, sei darauf hingewiesen, dass wir es mit einem Fahrzeug zu tun haben, welches eine österreichische Zulassung der frühen bis mittleren 1930er Jahre aufwies.
Die bis 1930 übliche Kombination aus Buchstabe und römischen Ziffern wich einer neuen Systematik. Ab 1931 stand zwar weiterhin vorne ein Buchstabe bzw. eine Buchstabenkombination zur Identifikation der Region – „B“ im vorliegenden Fall verweist auf Niederösterreich (ohne Wien). Doch folgte danach eine neue Zahlenkennung, in der Regel eine fortlaufende Nummer.
Im Fall von Niederösterreich war der laufenden Nummer nach meinem Verständnis eine meist ein- oder zweistellige Zahl zur Identifikation des Landkreises vorangestellt. Die „21“ stand für „Wiener Neustadt“ 50 Kilometer südlich von Wien.
Datiert ist diese Aufnahme wie die folgenden auf Sommer 1936.
Im selben Jahr wurde eine optisch überarbeitete Version des Tatra 57 eingeführt, der seit 1931 in Produktion war. An der Technik dieses Fahrzeugs mit luftgekühltem V4-Motor (ohc) an der Front wurde nichts Wesentliches geändert. Das 1,2-Liter-Aggregat leistete weiterhin gut 20 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von an die 85 km/h.
Die Bauart des Wagens brachte es mit sich, dass der Kühlergrill nur eine Attrappe war, aber damit erfüllte Tatra die Erwartungen vieler Käufer an ein klassisches Erscheinungsbild. Das war auch aus der Seitenansicht gegeben, wenngleich der Tatra 57 nicht ganz die Eleganz des stärkeren Schwestermodells Tatra 75 erreichte:
Tatra 57A; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Der Bedenkenträger von der ersten Aufnahme begegnet uns hier ebenso wie sein Gegenbild in Gestalt des heiteren Mädchens, das diese Bilderfolge ebenfalls prägt.
Nicht nur der Wagen, auch die Kleidung der abgebildeten Personen verrät, dass wir es mit Zeitgenossen zu tun haben, die zumindest keine materiellen Sorgen kannten.
Wohle bei einem Besuch von Verwandten auf dem Lande entstand die folgende Aufnahme, die von einer heilen Welt und unbeschwerten Kindheit erzählt.
Vielleicht hatte der Cousin Geburtstag und wurde gebührend gefeiert und beschenkt:
Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Der Bub freut sich offenbar diebisch, zumal man ihm sein erstes eigenes Auto geschenkt hatte – da konnte man auch den Haarschnitt verkraften, den man ihm zu seinem Ehrentag verpasst hatte. Auch sein kleiner Freund in Form eines Hundes scheint mit sich und der Welt ganz im Reinen zu sein.
Das uns schon bekannte Mädchen schaut hier mit einem eigentümlichen Blick in die Kamera – ein wenig scheu, ein wenig melancholisch, mit dem Anflug eines Lächelns, ganz wunderbar eingefangen wie überhaupt die ganze Szene.
Ganz anders, beinahe besorgt erscheint sie uns auf dem nächsten Foto:
Tatra 57A; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Jedenfalls bekommt man auf diesen Fotos eine Vorstellung davon, dass in dieser Familie gerne und gut fotografiert wurde, alle sind die Anwesenheit der Kamera gewohnt und setzen sich jeweils auf ihre Weise in Szene.
Übrigens wurden diese Aufnahmen alle im derselben Format gemacht, ich habe lediglich Ausschnitt und Proportionen so angepasst, wie mir das aus meiner Erfahrung als Fotoamateur optimal erschien.
Die Hauptarbeit bestand im Beseitigen der vielen Flecken auf den Originalabzügen, die ursprünglich in einem Album einklebt waren, aber zuletzt mitsamt Teilen der Beschriftung ausgeschnitten und nachlässig behandelt wurden.
Davon sehen Sie auf den hier wiedergegebenen Bildern nichts mehr. Das ist ein Beispiel dafür, dass der Blog-Eintrag weit weniger Zeit kostet als seine Vorbereitung:
Tatra 57A; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Ich hoffe, Sie sind ebenfalls der Ansicht, dass sich dieser Aufwand lohnt.
Für mich ist das allemal der Fall, denn bei der Bearbeitung der alten Originale im Detail kommt man den darauf abgebildeten Menschen ganz nahe und entwickelt bei einer Serie wie dieser ein beinahe persönliches Verhältnis zu ihnen.
Vergessen wir nicht: Diese Aufnahmen waren einst nur für einen selbst oder enge Verwandte gedacht – wir genießen das Privileg, nach bald 90 Jahren noch einmal Zeuge längst vergangener persönlicher Momente und Erlebnisse zu sein.
Dazu zählt im Fall auch dieser bezaubernde Schnappschuss vom „1. Schultag“ unseres – gemessen am Tatra 57A – kleineren Fotomodells:
Wer gegenüber der Magie solcher Momentaufnahmen kalt bleibt oder hier die Farbe unserer bunten Fotowelt vermisst, ist ein armer Tropf.
Und noch etwas: Alle heute gezeigten Dokumente sind reine Amateurprodukte, erstellt mit einer der damals gängigen Sucherkameras ohne jede Hilfe, was Belichtungszeit und Schärfeeinstellung angeht.
Mit Übung waren solche Ergebnisse von jedermann zu erreichen, wenn man denn wollte. Übung und Erfahrung, Disziplin und Kalkül waren freilich Voraussetzung. Vielleicht mangelt es manchem heute daran bzw. die Leute werden dumm gehalten, sodass sie sich ohne externe Hilfe und Automatiken nicht mehr zurechtfinden im Leben.
Die Herausforderungen in unserem Lebensalltag sind jedenfalls ein Witz gegen das, was unseren Vorfahren bevorstand. Was davon mag sich im Sommer 1936 bereits abgezeichnet und Anlass zur Sorge ggegeben haben?
Tatra 57A; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Wenn Sie hier unser kleines Fräulein vermissen, das uns bereits ans Herz gewachsen ist, dann keine Sorge. Sie begegnet uns noch einmal.
Ich wollte Ihnen aber nicht diese Aufnahme vorenthalten, so wenig hier von dem hübschen kleinen Tatra zu sehen ist, der seinen einstigen Besitzer den Alltag versüßte.
Jede der hier abgebildeten Personen verdiente eine eigene Betrachtung, könnte Anlass zu einer Kurzgeschichte oder zumindest dem Versuch eines Psychogramms geben. Aber das erledigt das Kopfkino schon von alleine, wenn man sich darauf einlässt.
Sagen wir nun dem Sommer adieu – doch nur dem des Jahres 1936. Im Dezember jenes Jahres entstand eine letzte Aufnahme, die den Tatra 57A aus Wiener Neustadt zeigt, nun wieder mit seiner stolzen kleinen „Besitzerin“:
Tatra 57A; Originalfoto: Sammlung Michael Schlenger
Von hier an nahm die Fahrt des Daseins einen ungewissen Verlauf, doch ich bin zuversichtlich, dass unsere hier inzwischen selbstbewusste kleine Dame ihren Weg gut durch die Zeit gefunden hat.
Es dürfte ihr bis ans Lebensende gehegtes Fotoalbum gewesen sein, aus dem ich diese Zeugnisse vor einigen Jahren erwerben konnte.
So, und nachdem wir all‘ das Revue haben passieren lassen, lassen wir uns keine albernen Sorgen einreden vor Dingen, die das Dasein selbstverständlich mit sich bringt.
Ja, es gibt auch in unseren Tagen Anlass, über die eine oder andere Entwicklung besorgt zu sein. Die Aussichten auf „Hitze“ und Schwitzen im Sommer – oder auch das genaue Gegenteil davon – gehören aber nicht dazu.
Zumindest in der Hinsicht dürfen wir sorglos durch den Sommer gehen (oder mit einem Fahrzeug unserer Wahl fahren). Die schlecht gelaunten Panikprofessoren und prekär entlohnten Angstverbreiter dürfen gern bei Verdunkelung zuhausebleiben…
Michael Schlenger, 2025. All entries in this blog (including embedded photos) are copyrighted by the author, unless otherwise indicated. Excerpts and links may be used, provided that credit is given to Michael Schlenger and https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog with appropriate and specific direction to the original content.